#1

Kritiken ab Mai bis September - eure Vorschläge

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 01.05.2009 21:17
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Er ist nach Iupiter Maius benannt, dem römischen Gott des Frühlings und des Wachstums.


e-Gut
zuletzt bearbeitet 01.09.2009 17:34 | nach oben
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#2

Kritik des Monats Mai bis September 2009 - eure Vorschläge

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 06.05.2009 11:22
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

Brotnic2um unter Kreatur

http://www.e-literatum.de/t79573206f6-Kreatur.html


Edit: Textanhang....

In Antwort auf:
Hallo Oli.
Wer spricht? Der Titel lautet Kreatur. Was ist eine Kreatur? Ein erschaffenes Wesen. Typen wie Prometheus oder Gott basteln sich Geschöpfe und schimpfen sie dann Kreaturen. Aber auch – wenn es böswillig zu geht – werden manche Eltern oder Fritzlmonster in ihren Kindern nur willenlose, formbare Kreaturen erblicken. Wer spricht? Ein liebender Gott? Ein Gott der Barmherzigkeit? Nein, wohl eher nicht.

In der Strophe eins ist es ein Sadist, Misanthrop mit Allmachtsphantasien. Er möchte grausame Dinge tun: verletzen und hassenswert sein. Aber es heißt nicht ich werde oder ich habe., sondern ich möchte. Es ist sein Wunsch. Ob der in Erfüllung geht ist fraglich. Aber das Thema Gott-Kreatur kommt wieder durch:

In Antwort auf:deinen Glauben / so sehr erschüttern / […] / mir wieder zu vertrauen.



Der Wunschcharakter, der in diesen Zeilen steckt, betont für mich, dass hier ein ohnmächtiger wie zorniger Erschaffer in der Wüste ruft, so als hätte er schon längst die Macht über seine Kreatur(en) verloren. Interessant ist vor allem, dass sein Zorn sich paradoxerweise aus dem Gottvertrauen seiner Kreatur(en) speist. Die vertrauen ihm anscheinend blind und verlieren nicht den Mut, an ihren Schöpfer zu glauben – obwohl der das gar nicht will. Einem Zauberlehrling gleich, will er sich von diesen treuen Geistern lösen? Aber warum?

Strophe Zwei gibt mir darauf die Antwort. Sie kulminiert darin, dass sich die Kreatur wie ein Lamm im Wolfsrudel fühlen solle. Das ist der Wunsch des Schöpfers. Das klingt zwar nicht sehr freundlich und immer noch sadistisch, aber der Sadismus dient hier als Weg zur Erkenntnis der Welt und als Weg den blinden Gehorsam, das Gottvertrauen des dummen Schafs, aufzubrechen: Sei nicht blöd und blöke, sondern heule lieber mit den Wölfen, bevor sie dich als Schaf erkennen. Oder anders gesagt: Die Kreatur erkennt nicht den wahren Charakter der Schöpfung. Der Sadist wird plötzlich Wohltäter.

Wenn ich jetzt wieder an eine Eltern-Kind Beziehung denke, dann erscheint mir das LI als Vater oder Mutter, dass in der Zwickmühle steckt, seinem Kind den Kinderglauben, die Naivität und vielleicht sogar die Liebe (zum Menschen) austreiben zu müssen, damit es unter Wölfen überleben kann. Liebesentzug, als notwendige Erziehungsmaßnahme.

Konsequenz? Wenn alle wie die Wölfe heulen oder so tun, als seien sie welche, dann ist es verdammt einsam auf der Welt und auch kein Wunder, dass sich die Wölfe untereinander z. B. auch kein Geld mehr leihen. Das vielleicht in der vorletzten Zeile drückt sowohl die Hybris des LIs, als auch seine Unfähigkeit aus, Nähe zuzulassen. Der sadistische Schöpfer hat konsequenterweise autistische Züge.

Also lieber doch mit Gottvertrauen und Liebe voran in die Zukunft? Oder wie erklärt man, vermittelt man – als Gott - einem Kind, einer Kreatur den Mittelweg zwischen schwarz und weiß? Oder welche Mittel zur Erreichung eines Zieles adäquat und welche inadäquat sind?

Es quellen bei mir gleich noch mehr – mephistophelische - Fragen auf, wie die Frage ob Böses Gutes gebären kann oder ob für Christen ohne den Verrat des Judas eine Heilsgeschichte möglich wäre, ob LI und LD vielleicht eins sind und hier ein Selbsthass zelebriert wird, weil Selbst- und Fremdwahrnehmung absolut konträr sind, bis hin zur abgehobenen Ebene des Künstlers und eines ihn verehrenden Publikums, dass nicht mehr in der Lage ist, die Spreu vom Weizen oder Kunst von Mist, zu trennen.

Das Weltbild des LIs ist zwar misanthropisch und pessimistisch, aber es ist wiederum so negativ, dass ich positive Gedanken habe ;)
Zur Form kann ich leider nichts sagen, außer, dass diese Kreatur recht unförmig auf mich wirkt.

Gruß

Brot




_________________________________________________________
>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
zuletzt bearbeitet 01.09.2009 17:35 | nach oben
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#3

RE: Kritik des Monats Mai bis September 2009 - eure Vorschläge

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 09.06.2009 05:39
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Wir haben Intern beschlossen weiter Vorschläge zu sammeln bis genügend Nominierungen vorhanden sind um eine vernüftige Abstimmung zu starten. Das könnte zum Beispiel bis Ende des Sommers dauern.

Nominiert werden können weiterhin alle Kritiken und Kommentare zu den Texten im Forum ab 1. Mai 2009 und alles was bis zur nächsten Abstimmung anläuft.

Möglicherweise wird die Auslese zur Kritik des Monats danach ganz eingestellt /ausgesetzt.

Gruß
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 01.09.2009 17:36 | nach oben
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#4

RE: Kritik des Monats Mai bis September 2009 - eure Vorschläge

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 09.06.2009 19:56
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Kritik vom 7.06.2009 von Schnurzelpurzel in diesem Faden: http://www.e-literatum.de/t79573308f16-irgendein-Titel.html

Zitat von Schnurzelpurzel
Hallo Simone,
wundert mich doch, dass sich hier keiner meldet, was ist los mit den e-Literaten? (Kein Wunder, dass Joame ein Unterganslied anstimmt...) So überwinde ich denn meine Scheu, mich zu Wort zu melden, in der Hoffnung, mich nicht gleich der Lobhudelei schuldig zu machen, wenn ich sage, dass ich Dein Gedicht sehr mag.

Auf den ersten Blick scheint es sich um die Beschreibung einer recht alltäglichen Situation zu handeln: Da liegt ein LI wach, offensichtlich nicht zum ersten Mal, während der Wecker unerbittlich tickt und Stunde für Stunde schlaflos verstreicht.

In Antwort auf:
Und wenn mein Herzschlag sich am Abend legt,
sich bettet, umdreht und sich nicht mehr regt,
weiß ich, dass gleich die Stille klopft,
an meine Tür.
Doch noch ist es nicht still in mir.


Für meinen Geschmack ganz stark V1, d.h. eigentlich die komplette erste Strophe. Einzig das „nicht mehr regt“ würde ich in ein „kaum mehr regt“ ändern, weil es in einem LI, dessen Herzschlag sich nicht mehr regt, vollkommen still ist. (Stelle ich mir zumindest so vor... ) Das Komma hinter „klopft“ erscheint mir überflüssig.

In Antwort auf:
Im Garten balgen Katzen.
Ein anorganischer Radau
vorm Fenster
und ein Rumpeln.
Mein Nachbar glotzt TV,
wie jede Nacht.
Es ist gleich vier.
Die Wünsche gehen baden.
- Ich bin hier.



Auch die Mittelstrophe gefällt mir gut. Etwas länger blieb ich am „anorganischen Radau“ hängen, zum einen, weil Anorganisches für mich bisher zwingend der Chemie zuzuordnen war. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, ein solches Attribut mit Radau in Verbindung zu bringen. Ja länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt es mir aber. Zum anderen kommt hier natürlich die Frage nach der Quelle des Radaus auf. Dies könnte das TV des Nachbarn sein – dann wäre ein Doppelpunkt nach dem „Rumpeln“ sinnvoll. (Das Komma nach TV müsste übrigens nicht sein, es sei denn, es geht Dir hier ausdrücklich um die Redepause.) Es könnten auch die Katzen damit in Verbindung gebracht werden, die so außerirdisch jaulen können, dass es „anorganisch“ klingt. Dann empfähle sich ein Doppelpunkt nach den „Katzen“. Natürlich kann der Radau auch zum Katzenkampf und Nachbars-TV hinzukommen und unerklärt bleiben, womit sich ein zum Aufstehen zu bequemes LI sicher gut zufrieden geben kann.

Da, am Ende dieser Strophe blitzt plötzlich eine Ahnung von Gründen für die Schlaflosigkeit auf: Sehnsucht, zunehmend von Hoffnungslosigkeit (Wünsche gehen Baden) durchsetzt. Toll das „ich bin hier“, das der vorausgegangenen Redewendung einen bitteren Zug verleiht: Die Wünsche gehen (und vergnügen sich beim Planschen, waschen sich aber auch rein, vom Dreck falscher Hoffnung?) und ich bleib trotzdem hier (und die alte). Mein Gefühl würde den Gedankenstrich in die Vorzeile vorziehen.

In Antwort auf:
Mein Wecker zeigt mir jede Stunde an
und was sie schlägt.
Was ist so falsch daran zu hoffen.
Ich schließ das Buch und öffne meine Tür.
Und dann wird es auch still in mir.


Die sprachlichen Parallelen zur ersten Strophe passen sehr schön zu dem beständigen Teil des LI, der bleibt: der Reim auf –egt, die „Tür“ und die „Stille in mir“, die nun endlich einkehrt, vielleicht weil das LI mit sich in’s Reine gekommen ist, nachdem die Wünsche baden gingen? Hoffnung scheint ihm geblieben zu sein, und es fasst offensichtlich den Entschluss, nicht mehr mit ihr zu hadern. Es öffnet die Tür (um für Neues empfänglich zu sein?) und findet endlich Ruhe.

Spätestens hier – frühestens jedoch am Ende der Mittelsstrophe – eröffnet sich dem Leser eine zweite Ebene des Textes. Nicht nur eine akut schlaflos verbrachte Nacht lässt sich hier herauslesen, sondern auch das persönliche Drama eines in die Depression abrutschenden, dessen Lebenswille noch nicht ganz erloschen ist (S1). Die Welt um ihn herum kriegt davon nichts mit, sie geht weiter ihren Trott. Das LI lässt seine letzten Hoffnungen ziehen. (S2) Doch genau darin liegt seine Rettung. Indem es aufhört sich an unrealistische Wünsche und/oder Erwartungen zu klammern, erkennt es, dass es sich etwas vorgemacht hat und ihm die Zeit davonrennt („was die Stunde schlägt“), lässt neue Wünsche zu findet so den Frieden mit sich (S3).
Wenn dies nun überhaupt von Dir so gedacht war, so hast Du ein dramatisches Geschehen in nett harmlose Verse verpackt, in dem es sich gerade so gut versteckt, wie es im realen Leben verborgen bleibt. Aber egal, was Du Dir gedacht hast, mir ist dieses Bild wertvoll und wird es auch bleiben, wenn ich völlig neben Deiner Intention liegen sollte.

Als adäquat zum gegen den Anschein wenig friedlichen Inhalt empfinde ich die Form, die Du gewählt hast, mit den unterschiedlichen Verslängen, den eingestreuten Waisenzeilen und solchen Harmoniebrechern wie „anorganisch“ oder „glotzt“. Das recht gleichmäßige Metrum und der einheitliche Reim der jeweils letzten beiden Verse jeder Strophe scheinen mir so etwas wie die „Ordnung hinter dem Chaos“ andeuten zu wollen, ein Schicksal vielleicht (an das ich persönlich nicht glauben kann... ), das die Dinge – gleich wie sie en detail laufen mögen – auf ein immer gleiches Ende zulaufen lässt. Naja, hier interpretiere ich wohl zu viel... Bevor das schlimmer wird, höre ich denn auch schnell auf.

Einen herzlichen Gruß

Purzel

P.S.: Ach ja: Ist der Titel als Aufruf nach Anregungen zu verstehen oder soll der so bleiben?



e-Gut
zuletzt bearbeitet 01.09.2009 17:35 | nach oben
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#5

RE: Kritik des Monats Mai bis September 2009 - eure Vorschläge

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 20.09.2009 22:00
von Maya (gelöscht)
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Zur Erinnerung: Bis Ende September könnt Ihr noch Kritiken nominieren, die Euch besonders gut gefallen haben.

Grüße, Maya

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