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Forensisch
in Humor und Fröhliches 27.04.2009 15:07von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Ja, macht man nur, Ihr Heinis könnt Gedichte schreiben,
bis Euch der Sack platzt, bis die Zunge wund
vom Speicheln und vom Ärsche lecken ist.
Und doch wird nichts von Euch einst übrig bleiben,
als ein, zwei Bits auf irgend einem Server und
ein Link, den man, kaum dass man ihn gehört, vergisst.
Das alles, was Ihr wort- und gestenreich so von Euch gebt,
ist nichts als aufgewärmte Pubertät,
als zwar hormonbedingte Reflexion,
doch nicht der Außenwelt, in der Ihr lebt,
vielmehr der inneren Affinität
zum Selbstbetrug, zur Konvulsion
der aufgestauten Triebe, Ängste und Neurosen,
der Eigenliebe, Selbstverklärung, Gier
nach Anerkennung, Ruhm und dessen Glanz.
So um Euch kreisend, züchtet Ihr Psychosen,
entfernt Euch immer weiter von dem Hier
und Jetzt in Eurem aussichtslosen Tanz.
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
RE: Forensisch
in Humor und Fröhliches 28.04.2009 09:39von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hallo Oliver
Beim Lesen deines Gedichtes fühle ich mich auf der einen Seite wunderbar unterhalten und gleichzeitig angesprochen. Das Lächeln wirkt also leicht bemüht und eingefroren.
Natürlich kann ich den Inhalt sowohl auf andere Interndetdichter projizieren, als auch auf mich, weil ich nämlich genau dasselbe tue. Ich hoffe aber für mein Seelenheil, dass ich mich nicht allzu wahnsinnig weit weg bewegt habe bzw. bewege. Und wenn doch, lese ich am besten ab und zu diesen Text.
Formal gibts nichts zu meckern. Durchgängig abcabc / ab und zu ein originelles Reim-Paar (wie man es bei dir gewohnt ist) wechseln mit alltäglichen Reimen ab... das mag ich, weil dadurch Ausgewogenheit und diese gewisse Leichtigkeit entsteht.
Eine Frage bleibt jedoch. Wieso benutzt der Sprecher die Höflichkeitsform? Ich könnte mir zwar irgendwas zusammenspinnen, aber ich denke, ich mache es mir einfach und frage lieber.
Gruss
Margot
RE: Forensisch
in Humor und Fröhliches 28.04.2009 10:17von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Hallo Margot,
Zitat von Margot
... unterhalten und gleichzeitig angesprochen.
kann ich mehr wollen? Nein.
Vielen Dank! Wenn du mir dann auch noch ein wenig Originalität, Alltäglichkeit, Ausgewogenheit und Leichtigkeit attestierst, dann ist mein Tag gewonnen.
Zitat von Margot
Wieso benutzt der Sprecher die Höflichkeitsform?
Zitat von Margot
...kann ich den Inhalt sowohl auf andere Interndetdichter projizieren, als auch auf mich
Das kann der Autor auch. Zwar ist er als selbstgerechter Patron bemüht, diese Ansage weit von sich zu weisen, was besser als mit einem etwa eingemeindenden Plural eben mit direkter Ansprache möglich ist, doch wird ihm das kaum gelingen. Letztlich weist dieser ausgestreckte Zeigefinger auf ihn zurück und macht es auch für die Allgemeinheit leichter, sich nicht angesprochen fühlen zu müssen. Der Plural wäre eine pauschale Beleidigung gewesen, die gewählte Form erlaubt aber auch die Interpretation der satirischen Anrede einer einzelnen Person im pluralis majestatis. Aber natürlich kann auch eine Anrede aller hier versammelten Dichterlein gemeint sein. Mit Ausnahme des Autors, selbstverständlich.
Beste Grüße
Oliver
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
RE: Forensisch
in Humor und Fröhliches 29.04.2009 20:18von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
RE: Forensisch
in Humor und Fröhliches 29.04.2009 20:31von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Forensisch
in Humor und Fröhliches 05.05.2009 09:37von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Oliver,
ich möchte dem Gedicht bzw. Dir ein Kompliment machen, nämlich, dass mir beim ersten Lesen überhaupt nicht auffiel, dass sich der Text reimt und einem festen Versmaß folgt. Das liest sich so locker weck und zudem interessant, dass die Form in den Hintergrund tritt, aber natürlich ob des behandelten Themas unabdinglich ist. Ich dachte nämlich schon zunächst, schade, dass das Ding nicht gereimt ist, und dann - Schwups...
Der Text entlarvt das Forendichten halbwegs als Sackgasse für Dichterkarrieren (und Persönlichkeitsentwicklung?). Und so ist dieses Gedicht dennoch ein lupenreines Forengedicht, obwohl es doch abgesehen von der Form, recht prosaisch ist, da es kaum verdichtet.
Möglicherweise könnte man diesen Vortrag in weiten Teilen aber auch diversen und nicht gerade unbekannten Künstlern halten.
Gefällt mir jedenfalls.
Grüße,
GW
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