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Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 03.03.2009 21:00von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Anonymus
In Gedanken längst vergessen, auf Liniertem noch so nah,
fand ich dich in einer Truhe - schon vom Alter angefressen -
staubbeladen deine Ruhe, weil das Licht dich übersah.
Und mit zittrig, klammen Fingern lös ich Bänder in das Einst,
schmecke Äpfel auf dem Feuer, seh die Jahre sich verringern,
es erwacht das Ungeheuer, und ich höre wie du weinst.
Zeiten werden blass und dunstig - Filme spulen sich zurück.
Knisternd spinnen dunkle Fäden ihre Netze, fein und listig,
kitten alle alten Schäden - lügen mir von einem Glück.
© Margot S. Baumann
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 14.03.2009 10:27von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 14.03.2009 11:38von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Lieber Knud
Herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren und schön, wenns dir gefällt. Das Gedich ist schon ziemlich alt, 2004 oder 2005, weiss es grad nicht mehr und fungierte eigentlich nur als Test für Willy. Aber ich häng auch ein wenig an dem alten Teil. Von daher freut es mich natürlich, dass es noch Zustimmung findet.
Die Stelle mit dem Ungeheuer wurde übrigens damals am häufisten kritisiert. Man fand den Ausdruck ausgelutscht.
Gruss zurück ... und schön, dass du noch eine Weile mit der Titanic (mit )segelst, auch wenn sie ja eigentlich keine Segel hat.
Margot
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 15.03.2009 13:54von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Zitat von Margot
Die Stelle mit dem Ungeheuer wurde übrigens damals am häufisten kritisiert. Man fand den Ausdruck ausgelutscht.
Gruss zurück ... und schön, dass du noch eine Weile mit der Titanic (mit )segelst, auch wenn sie ja eigentlich keine Segel hat.
Margot
....das mit dem Ungeheuer ist doch das Besondere, da kommt die schwarze,weibliche Seele, so gut durch....
....klar bleibe ich der Titanic treu, schon aus Sentimentalität....
lG
Knud
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 20.03.2009 13:14von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Mag sein, dass ich ein Bier zu viel habe und es seinen Weg durch meinen Tränenkanal sucht.
Gerade die Szenerie mit dem Ungeheuer finde ich als tragendes Element und ich denke, dass du dich nie dermaßen aus dem Fenster lehnst um so eiindeutige Kontraste und Statements abzugeben.
Ein neues frisches Gesicht von dir Marge.
Lieben Gruß
Gem
Ps.: Das ist ein altes Gedicht habe ich gerade gelesen. Ich bin wie üblich ein riesen Trottel.
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 20.03.2009 18:58von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Zitat von GeminiWer bin ich, um dir da zu widersprechen!
Ich bin wie üblich ein riesen Trottel.
Hi Gem
Man hat ja so seine kleinen Lieblinge, und 'Anonymus' ist einer davon. Und ich freue mich natürlich sehr, wenn er dir gefällt. Ob jetzt alt oder neu, das spielt ja keine Rolle. Ich könnte bzw. möchte einfach nichts daran ändern. Obwohl man natürlich immer noch perfektionieren kann. Vielleicht hätte ich daher einfach 'Test' darüber schreiben sollen.
Danke fürs Lesen und Schönfinden.
Gruss
Margot
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 21.03.2009 07:30von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Hallo Margot,
ganz egal, von wann, es handelt sich um ein feines Stück Lyrik. Ich verstehe deine Zuneigung und ich denke, man kann Hunderte von Gedichten zusammenreimen und die dürfen alle Murks sein (ich meine nicht die deinen!), wenn man ein solches zusammenbekommt, dann hat es sich gelohnt. Wo liegt der Unterschied, wenn doch viele rhythmisch richtig und mit wohlgesetzten Worten und manche sogar von vorne nach hinten dichten können? Ich kann es nicht sagen, das ist letztendlich ein Bauchgefühl. Es passt halt. Ich will nicht ausflippen, weil ich auch eine Stelle finde, an der es mich zwickt, aber es wäre nahezu unanständig, hier kritteln zu wollen. Insofern ist es eben doch nicht vom Himmel gefallen, weil etwa kein Wort fehlen oder keines zuviel, sondern ausnahmslos alle an der einzig möglichen Stelle ständen. Aber von Meisterhand geschrieben erscheint es mir eben doch, weil ich ja nur die Meister zum Vergleich heranziehen kann.
Liebe Grüße
Oliver
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 21.03.2009 11:51von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Zu viel der Ehre, Mad Eye, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dein Urteil freute mich nicht. So sind wohl unsere Liebsten, auch immer mit einem kleinen Makel behaftet, sonst wären es ja Götter.
syk
Margot
RE: Anonymus
in Düsteres und Trübsinniges 21.03.2009 12:19von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Und mit zittrig, klammen Fingern lös ich Bänder in das Einst,
schmecke Äpfel auf dem Feuer, seh die Jahre sich verringern,
es erwacht das Ungeheuer, und ich höre wie du weinst.
Trotzdem unterscheidet sich dieses Werk von deiner glatten Linie. Ich habe vorher nicht das Beste beschrieben, deswegen verzeih meine dumme Kritik.
Hier in dieser Strophe gibt es einen entscheidenden Umbruch. Es wird der Spiegel gewendet. Das Ungeheuer ist deine lyrische Figur. Es ist eine Schuldzuweisung. Eine tiefe Trauer. Ein Fehler, der nicht wieder gut zu machen ist. Das Weinen ist der Punkt. Die Figur beweint den Verlust. Es ist hier eine absolute Umkehr zu erkennen. Die tiefste Trauer. Der höchste Preis wurde bezahlt.
Lieben Gruß
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
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