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#1
von Feaníl (gelöscht)
Im Bahnhof
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 14.01.2005 18:32von Feaníl (gelöscht)
Also fragte ich wie spät es ist. Die Züge verbreiteten einen unausweichlichen Lärm in der Bahnhofshalle, die Vibrationen erfüllten meinen Körper.
Der Mann schaute mich verwirrt an und seine wachen Augen musterten mich auf eine Weise, die meine Seele bloß zu legen schien. Kopflos stand er plötzlich da, als ich seinen Blick erwiderte. Nur ein Paar Augen las jede Regung meines Gesichts, es wurde mir schwindlich und dann brach er die Stille: "Es ist noch nicht Zeit für dich, aber ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns wieder."
Die Gedanken in meinem Kopf schienen zu rasen, alles verschwamm und ein beißender Geruch stieg in meine Nase. "Geht es ihnen gut? Sind sie in Ordnung? Wann kommt denn ihr Zug?"
Wann kommt denn ihr Zug? Woher kam das? Und warum... liege ich am Boden?
Wollte sich nicht jemand um mich kümmern, warum schickt man mich gleich wieder weg? Meine Gedanken folgten längst keiner logischen Ordnung mehr. Stille, Lärm, Stille, Lärm. War das mein Herz? Und es fand sich eine Zufriedenheit in meinem Geist ein, das Gefühl von Mutterwärme, eine Hand unter meinem Kopf in der ich als Kind oft einschlief. Schlafe ich jetzt? Wache ich, jetzt vielleicht?
Sie halfen mir behutsam auf, lauter Fremde, keiner glich dem Mann mit dem ich zuvor gesprochen hatte. Hatte ich wirklich mit ihm gesprochen? Alle lächelten mich an, schienen voller Trost und Verständnis. Die Menschen verloren sich wieder und die vertrauten Fremden schwiegen sich an wie eh und je. Meine Füße trugen mich mit einem Selbstverständnis, das mich überraschte. Die Bahnhofshalle war die selbe, es fehlte jedoch der Lärm, der das Mark erweichen kann. Ich vernahm kein Geräusch, ein akustischer Stillstand, Menschen redeten und doch bewegten sich ihre Münder nicht. Sie wirkten zufrieden, von Sorglosigkeit erfüllt. Wenn ich sonst anderen Menschen in die Gesichter schaue, erkenne ich einen Hauch Nervosität, Enttäuschung, Traumlosigkeit. Der Blick in den Spiegel verriet das gleiche. Doch dies war anders. Nichts von all dem war da, reine Glückseligkeit, Erfüllung, Erkenntnis. Sicherheit im Puzzle als Kernstück.
Ganz, wie ich, habe ich mich nie so wach gefühlt.
Der Mann schaute mich verwirrt an und seine wachen Augen musterten mich auf eine Weise, die meine Seele bloß zu legen schien. Kopflos stand er plötzlich da, als ich seinen Blick erwiderte. Nur ein Paar Augen las jede Regung meines Gesichts, es wurde mir schwindlich und dann brach er die Stille: "Es ist noch nicht Zeit für dich, aber ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns wieder."
Die Gedanken in meinem Kopf schienen zu rasen, alles verschwamm und ein beißender Geruch stieg in meine Nase. "Geht es ihnen gut? Sind sie in Ordnung? Wann kommt denn ihr Zug?"
Wann kommt denn ihr Zug? Woher kam das? Und warum... liege ich am Boden?
Wollte sich nicht jemand um mich kümmern, warum schickt man mich gleich wieder weg? Meine Gedanken folgten längst keiner logischen Ordnung mehr. Stille, Lärm, Stille, Lärm. War das mein Herz? Und es fand sich eine Zufriedenheit in meinem Geist ein, das Gefühl von Mutterwärme, eine Hand unter meinem Kopf in der ich als Kind oft einschlief. Schlafe ich jetzt? Wache ich, jetzt vielleicht?
Sie halfen mir behutsam auf, lauter Fremde, keiner glich dem Mann mit dem ich zuvor gesprochen hatte. Hatte ich wirklich mit ihm gesprochen? Alle lächelten mich an, schienen voller Trost und Verständnis. Die Menschen verloren sich wieder und die vertrauten Fremden schwiegen sich an wie eh und je. Meine Füße trugen mich mit einem Selbstverständnis, das mich überraschte. Die Bahnhofshalle war die selbe, es fehlte jedoch der Lärm, der das Mark erweichen kann. Ich vernahm kein Geräusch, ein akustischer Stillstand, Menschen redeten und doch bewegten sich ihre Münder nicht. Sie wirkten zufrieden, von Sorglosigkeit erfüllt. Wenn ich sonst anderen Menschen in die Gesichter schaue, erkenne ich einen Hauch Nervosität, Enttäuschung, Traumlosigkeit. Der Blick in den Spiegel verriet das gleiche. Doch dies war anders. Nichts von all dem war da, reine Glückseligkeit, Erfüllung, Erkenntnis. Sicherheit im Puzzle als Kernstück.
Ganz, wie ich, habe ich mich nie so wach gefühlt.
#2
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Im Bahnhof
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 22.01.2005 18:46von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
hm...
der anfang schlägt den leser ins geschehen.. und dies ist kein alibi-satz, oh nein, dies ist ein satz, dem sätze folgen, die so sind wie er.
eine inhaltliche sache:
kein geräusch.. doch woher weiß der erzähler, daß die menschen reden, wenn sie ihre münder nicht bewegen?
im grunde: "das aufrütteln und erleben des lebens" als thema - und sei es nur deshalb, weil man zuvor in die tiefsten abgründe geschaut hat. und auch die sichtveränderung nach ereignissen, die einen persönlich betreffen. -> also veränderung der wahrnehmung.
vorerst soweit.
grüße.
arno.
der anfang schlägt den leser ins geschehen.. und dies ist kein alibi-satz, oh nein, dies ist ein satz, dem sätze folgen, die so sind wie er.
eine inhaltliche sache:
Zitat: |
Ich vernahm kein Geräusch, ein akustischer Stillstand, Menschen redeten und doch bewegten sich ihre Münder nicht. |
kein geräusch.. doch woher weiß der erzähler, daß die menschen reden, wenn sie ihre münder nicht bewegen?
im grunde: "das aufrütteln und erleben des lebens" als thema - und sei es nur deshalb, weil man zuvor in die tiefsten abgründe geschaut hat. und auch die sichtveränderung nach ereignissen, die einen persönlich betreffen. -> also veränderung der wahrnehmung.
vorerst soweit.
grüße.
arno.
#3
von Feaníl (gelöscht)
Im Bahnhof
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 22.01.2005 19:24von Feaníl (gelöscht)
naja, Arno, da sind wir aber noch ein ganzes stückerl weg vom sinn, hehe.
mit deinem ersten kommentar kann ich auch nicht so viel anfagen, vielleicht meinst du dass der stil etwas ruppig ist? das verrätst du mir bestimmt noch
ich helfe dir ein wenig mit dem angebrachten zitat: er ist tot.
so. schön gell?
mit deinem ersten kommentar kann ich auch nicht so viel anfagen, vielleicht meinst du dass der stil etwas ruppig ist? das verrätst du mir bestimmt noch
ich helfe dir ein wenig mit dem angebrachten zitat: er ist tot.
so. schön gell?
#4
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Im Bahnhof
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.01.2005 22:48von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Er stirbt, und seine Gedanken sind wirr. Das Einlullen des Todes spiegelt sich in den ihn umgebenden Menschen wieder. Erst rennt einer hin, fragt ihn was los ist; dann kommen die Sanitäter. Ein langsames Nachlassen der geistigen Kräfte des Sterbenden.
Nichts von all dem war da, reine Glückseligkeit, Erfüllung, Erkenntnis. Sicherheit im Puzzle als Kernstück.
Hier vielleicht nach im Puzzle ein Komma, um die Bedeutung zu unterstreichen, oder die Inversion auflösen und "als Kernstück im Puzzle" vorziehen.
Gefällt, was mich ein wenig stört ist die Vielzahl der Gedanken. Ich glaube nicht das man im Moment des Sterbens auch nur einen Gedanken fassen kann. Und doch wird gerade dadurch aus der Sicht des Sterbenden, nur durch die Veränderung der Umgebung, der Prozess beschrieben.
Und warum... liege ich am Boden?
Diesen Satz würde ich glatt weglassen. Der ist zwar für einen Verwirrten legitim, aber im Hinblick auf das Ganze beinahe zu offensichtlich.
Nichts von all dem war da, reine Glückseligkeit, Erfüllung, Erkenntnis. Sicherheit im Puzzle als Kernstück.
Hier vielleicht nach im Puzzle ein Komma, um die Bedeutung zu unterstreichen, oder die Inversion auflösen und "als Kernstück im Puzzle" vorziehen.
Gefällt, was mich ein wenig stört ist die Vielzahl der Gedanken. Ich glaube nicht das man im Moment des Sterbens auch nur einen Gedanken fassen kann. Und doch wird gerade dadurch aus der Sicht des Sterbenden, nur durch die Veränderung der Umgebung, der Prozess beschrieben.
Und warum... liege ich am Boden?
Diesen Satz würde ich glatt weglassen. Der ist zwar für einen Verwirrten legitim, aber im Hinblick auf das Ganze beinahe zu offensichtlich.
#5
von Feaníl (gelöscht)
Im Bahnhof
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 24.01.2005 03:12von Feaníl (gelöscht)
vorneweg ein dankeschön.
ich glaube ich erkläre doch einmal kurz was ich hiermit zeigen, beschreiben wollte.
heinz kommt in den bhf, und da gehts schon los. der auslöser wird nicht näher erklärt, aber: er liegt im sterben. dafür die frage nach der uhrzeit (hierbei noch näher zu betrachten ist die tatsache, dass der tod ihn 'anlügt'), welche vom gefatter höchstpersönlich beantwortet wird. heinz ist, wie gesagt, im sterben.
der beißende gerüch könnte evtl riechsalz sein, etwas mehr oder minder vertrautes, um ihn nicht gleich so sehr zu schokieren. der versuch, in gleich wieder in die 'vertraute umgebung' einzubeziehen soll einen hinweis für die ähnlichkeit des diesseits mit dem jenseits darstellen, so wie sich das der autor vorstellt
ein begrüßungskommité in form derer, die man auch kurz vor dem tod noch gesehen, vielleicht aber nie richtig wahrgenommen hat. die aufgabe derer, die ihm aufhelfen, besteht also im langsamen vertrautmachen mit der neuen umgebung.. die frage nach dem abfahrenden zug dient der untermauerung dieser these.
es besteht noch ein bezug, eine verbundenheit zur 'normalen' welt, stille-lärm; stille-lärm. die geräuschlosigkeit im folgenden teil soll den eintritt des todes verdeutlichen. langsam wird er in die neue welt eingebunden, macht seine 'ersten schritte' und ist nun einem kollektiven bewusstein anheim, welches ihm die fähigkeit zum gedankenlesen gibt (das ist nun für dich, Arno).
ich hoffe, ihr seht das jetzt ein wenig klarer!
zu den sprachlichen sachen komme ich morgen, jetzt erst mal schnell ab in die heia.
alles gute
ich glaube ich erkläre doch einmal kurz was ich hiermit zeigen, beschreiben wollte.
heinz kommt in den bhf, und da gehts schon los. der auslöser wird nicht näher erklärt, aber: er liegt im sterben. dafür die frage nach der uhrzeit (hierbei noch näher zu betrachten ist die tatsache, dass der tod ihn 'anlügt'), welche vom gefatter höchstpersönlich beantwortet wird. heinz ist, wie gesagt, im sterben.
der beißende gerüch könnte evtl riechsalz sein, etwas mehr oder minder vertrautes, um ihn nicht gleich so sehr zu schokieren. der versuch, in gleich wieder in die 'vertraute umgebung' einzubeziehen soll einen hinweis für die ähnlichkeit des diesseits mit dem jenseits darstellen, so wie sich das der autor vorstellt
ein begrüßungskommité in form derer, die man auch kurz vor dem tod noch gesehen, vielleicht aber nie richtig wahrgenommen hat. die aufgabe derer, die ihm aufhelfen, besteht also im langsamen vertrautmachen mit der neuen umgebung.. die frage nach dem abfahrenden zug dient der untermauerung dieser these.
es besteht noch ein bezug, eine verbundenheit zur 'normalen' welt, stille-lärm; stille-lärm. die geräuschlosigkeit im folgenden teil soll den eintritt des todes verdeutlichen. langsam wird er in die neue welt eingebunden, macht seine 'ersten schritte' und ist nun einem kollektiven bewusstein anheim, welches ihm die fähigkeit zum gedankenlesen gibt (das ist nun für dich, Arno).
ich hoffe, ihr seht das jetzt ein wenig klarer!
zu den sprachlichen sachen komme ich morgen, jetzt erst mal schnell ab in die heia.
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