#1

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 18.01.2005 21:00
von kein Name angegeben • ( Gast )
Das Blatt
auf dem es
geschrieben stehen sollte
ist noch weiß

Ein kahler Fleck
in der Bücherwand
erwartet Mut
zur Lücke

Vorsichtig setze ich
die Feder an
und schreibe die ersten
nicht vorgesagten Worte

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#2

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 18.01.2005 23:51
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
hm. Dir ist wohl nichts eingefallen, und dann hast du darüber geschrieben ?^^
Leider ist keine Verdichtung feststellbar, da die Zeilen, zusammengenommen Sätze ergeben. Da hat mir dein vorheriges Gedicht aber besser gefallen.

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#3

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 19.01.2005 01:06
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
pssst, willi, hier gehts darum, daß das lyr. ich seine ersten autorenworte formt.. da kannst du doch nicht stören..

str2: will sich nicht bei mir passend gestalten.. ein kahler fleck.. -> negativierung des wortes "fleck"..

in der bücherwand.. --> also keine bücher, kein vorwissen vorhanden..

erwartet mut zur lücke --> diesen abschnitt meine ich.. ich kann ihn nicht in diese strophe integrieren.. für mich sagen diese 2 verse aus, daß man auch nicht alles aufschreiben sollte, sondern vielmehr vom leser erwarten, daß dieser erkennt, was nicht geschrieben worden ist. aber in der bücherwand ist schon der fleck..

man könnte "Mut zur Lücke" auch so auslegen, endlich mal sich zu trauen, die lücke auszufüllen,.. also im sinne von "ran an die lücke! - und füll sie aus!"

weiteres morgen, jetzt ruft sehr bald schon das bettele.

grüße.
arno.

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#4

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 19.01.2005 01:45
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
??? Mundtot und Sprechverbot, ich komme . Ich sagte ja ich wäre gerne der erste bei dem nicht mehr keine Strafen steht.
Back on topic:

Das Blatt
auf dem es
geschrieben stehen sollte
ist noch weiß.

Das lyrische Ich weiss über was es schreiben will oder besser soll. Auch das Medium ist sozusagen vorgegeben. Das "weisse Blatt" als Metapher kann ich nur im Zusammenhang mit der Unerfahrenheit des lyrischen Ichs akzeptieren.

Ein kahler Fleck
in der Bücherwand
erwartet Mut
zur Lücke

Das Nichtvorhandensein eigenen Schaffens in der Bücherwand veranlasst zum Beginn des Schreibens. Dieses Nichtvorhandensein wird als schmerzlich empfunden: "kahler Fleck". Ein Drang, gar eine Erwartung an sich selbst ensteht.
Zur Lücke hier doppeldeutig: 1. Bezug auf den Kahlen Fleck 2. Mut zur Lücke, Startschuss, aufrappeln zum Beginnen.
"sollte" und "erwartet" stehen im zeichen eines gewissen Zwanges.

Vorsichtig setze ich
die Feder an
und schreibe die ersten
nicht vorgesagten Worte

Es geht also los. Eigentlich selbsterklärend. Das lyrische Ich ist sicherlich Kind oder jugendlich (und damit auch mit Schulaufsätzen vertraut bei welchen die Worte auch nicht vorgesagt wurden^^ Wobei hier wohl eher die freiheit vor vom Einfluss des Umfeldes wie auch vielleicht von dem der nicht erwähnten Bücher im Regal gemeint ist.

Auch die nicht vorhandene kann ich nur mit der Unerfahrenhet des lyrischen Ichs und seinem Streben als Kernaussage akzeptieren.

Es geht wohl um die Anfänge der Schreiberei, tut mir Leid wenn ich sagen mus das mir hier etwas fehlt. Bitte meine Meinung negieren.

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#5

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 19.01.2005 01:57
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
aber: mut zur lücke heißt ja nicht, laßt uns anfangen oder aufrappeln. oder? sondern vielmehr etwas ungesagt lassen - finde ich.

ich denke aber vielmehr folgendes: mut haben, was eigenes zu schreiben. kein vorwissen, keine anderen schreibstile, inhalte kopieren, sondern allein was auf die bein bringen.

--> dort würde ich dann auch die leere bücherwand einordnnen...also: keine vorbilder zwecks kopieren haben.

das alles würde sich dann auch mit str3 decken.. in der der beginn angegangen wird.

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#6

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 19.01.2005 02:33
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
mut zur lücke, naja. Eben im Sinne von Augen zu und durch^^

Ohne etwas Vorwissen geht es nicht, ein Midestmaß an beeinflussung ist möglich, aber ohne sie geht es nicht.
Das mit der bücherwand dachte ich auch so. N8^^

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#7

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 19.01.2005 03:03
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
ja, es ist selbstverständlich, daß jeder vorgeprägt wird/ist. deshalb bezog ich mich auch speziell auf das beispiel, einen fremden stil (bewußt) gerade nicht zu benutzen oder meinetwegen auch intertextuell nicht wirksam zu werden. hier gehts m.E. darum, was das lyr. ich von sich aus ausschließen kann, was es auf seinen blättern stehen haben möchte, und was nicht. die vorprägung ist natürlich gegeben, für mich allerdings bei meiner interpretation außen vor.

ich finds sehr interessant, was du zu "sollte" und v.a. "erwartet" meintest: das lenkt meinen fokus wieder auf den kahlen fleck, der etwas erwartet.. hm.. die bücherwand ist ja nicht leer, sie hat nur einen fleck, einen kahlen fleck. d.h., daß meine vorherigen gedanken schon wieder auf arg wackeligen beinen laufen..oder humpeln. begründung: es ist nicht gesagt, daß kein buch in der bücherwand ist.. damit ist auch (hier noch) nicht gesagt, daß das lyr. ich keine vorprägung haben möchte.. das kommt erst in str. 3. die meinung bzgl. fremden stil und intertextualität..(s.o.) ist daher für str2 nicht belegbar, da jedenfalls hier kein vers dahingehend ausgelegt werden kann. der ausspruch von str3/z3+4 ist da schon eher für diese beispiele interessant. darauf können wir ja noch mal eingehen, wenn wir dort sind.

zusammengefaßt: der kahle fleck bedeutet m.E. nach eine leere, die vom lyr. ich ausgefüllt werden sollte. das läßt mich in richtung öffentlichkeit und ansehen, also: das ansehen, ruhm, ehre - denken. es ist anzunehmen, daß in der bücherwand viele bücher sind.. --> stichwort: autoren und ihre autorität, aufgrund des bekanntheitsgrades.

hier möchte das lyr. ich dazugehören. sich "einreihen" in die bücher der großen, größeren - vielleicht auch kleinen und kleineren. das wirft für mich die frage auf, was noch auf das lyr. ich wartet?.. also: beziehung, job u.v.a.m. ist es glücklich mit seiner jetzigen situation? oder möchte es einfach teil eines gesellschaftsteils sein, der anerkannt ist?

man kann ich labern.. ich bitte das zu entschuldigen..war gerade in denklaune..

liebe grüße.
arno.


ps. eine gesamtinterpretation hat willi schon gegeben .. ich werd aber auch noch mal drüber nachdenken.. und sei es nur, damit ich meinen frieden mit dem gedicht finden kann. guts nächtle.

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#8

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 20.01.2005 00:16
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Vielleicht interpretierst du etwas viel hinein ^^ ansonsten eine erstaunlich erkleckliche gedankenflut^^

Ich bin gespannt was der Autor dazu meint

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#9

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 21.01.2005 16:30
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Wilhelm und Hallo Arno,

vielen Dank, dass ihr euch so ausführlich mit meinem Gedicht beschäftigt habt. Ich bin erstaunt, wieviel man darüber schreiben kann ^^

Ich hätte gar nicht erwartet, dass "Mut zur Lücke" ein Problem darstellen könnte. Es steht häufiger in Zeitschriften etc. à la "Hier könnte ihr Beitrag/ihre Werbung stehen"

Und die Bücherwand sollte eigentlich nicht komplett leer sein, sondern nur eine Lücke haben, die das lyrische Ich ausfüllen will. Eine bestimmte Denkweise, die es vorher noch nicht gab, in schriftlicher Form darlegen um andere Menschen davon zu überzeugen. An die Einreihung in die Bücher der Großen habe ich dabei gar nicht gedacht, aber das steht da wohl witzigerweise wirklich so.

Wilhelm, du hast geschrieben:
"Leider ist keine Verdichtung feststellbar, da die Zeilen, zusammengenommen Sätze ergeben"
Könntest du das vllt genauer erläutern? WEIL die Zeilen Sätze ergeben, ist keine Verdichtung vorhanden? Ergeben die Zeilen in gereimten/metrischen Gedichten nicht auch Sätze?
Was genau meinst du damit, dass keine Verdichtung feststellbar ist?

Ich bedanke mich für eure vielen Anmerkungen, ich werde noch mal genauer nachdenken über meine Verse ^^

Viele liebe Grüße
Butterfly


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#10

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 22.01.2005 00:07
von Stephan Santfort (gelöscht)
avatar
Das lyr. ich denkt erst nach, greift dann zum Notzibuch, überwindet sich zum schreiben und wirkt selbstständig und aus eigenem Willen.
Gute Idee und die Umsetzung wirkt in seiner Umsetzung echt.
Vielleicht ein bischen mehr Mühe.
Gefällt mir.

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#11

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 23.01.2005 14:13
von kein Name angegeben • ( Gast )
Danke für die positive Rückmeldung, Stephan.

LG
Butterfly

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#12

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 23.01.2005 23:41
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Hm also, könnte auch der Anfang einer Kurzgeschichte sein.

"Das Blatt auf dem es geschrieben stehen sollte ist noch weiß. Ein kahler Fleck in der Bücherwand erwartet Mut zur Lücke. Vorsichtig setze ich die Feder an und schreibe die ersten nicht vorgesagten Worte."
Dies klingt meiner Meinung nicht sonderlich verdichtet, verdichtet bedeutet, dass die Sprache mehr Inhalt mit weniger Worten transportiert, aber ich möchte auch nicht darauf rumhacken sonder dir lediglich meine objektive Meinung übermitteln. Verdichtung, Reime und metrische Strukturen sind die wesentlichen Merkmale von Gedichten, was aber rein formell zu sehen ist und mit dem Inhalt absolut nichts zu tun hat; wobei, sofern schlüssig eingesetzt, formelle Aspekte bei der Interpretation eine gewaltige Tragweite annehmen können, das kommt allerdings immer auf die Tiefe zu übertragenden Inhalts an.

In meiner obigen Interpretation bin ich ja auch begründend auf den Inhalt eingegangen, haltlos sind meine Vorwürfe also nicht. Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel ?
Hoffentlich kommt jetzt nicht

Danke für die negative Rückmeldung, Wilhelm.

LG
Butterfly

Ich bin offen für einen Disput

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#13

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 24.01.2005 17:19
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hey, Wilhelm, ich nehme dir das ganz bestimmt nicht übel!
Ich bin auf jeden Fall auch froh über negative Rückmeldungen.

Es scheint, du erwartest jetzt von mir, dass ich mein Gedicht verteidige, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das vielleicht gar nicht machen möchte, weil ich mich in freien Versen selbst noch nicht so gut auskenne.
Aber gut:
Reime und Metrik sind Merkmale, an denen man ein Gedicht erkennen kann, aber ein Gedicht muss dennoch nicht unbedingt Reime und eine metrische Struktur aufweisen.
Man sollte ein Gedicht dahingehend prüfen, ob Form und Inhalt einen Bezug zueinander haben, und in diesem Beispiel hier habe auch ich in freien Versen ohne formale Vorgabe geschrieben, da ich denke, dass diese Form inhaltlich passend ist.

Wesentlicher Kritikpunkt an diesem Gedicht scheint ja der Aspekt der „Verdichtung“ zu sein, ein wichtiges Charakteristikum eines Gedichtes.
Und das ist eigentlich, was ich an der Kritik nicht ganz verstehe: Verdichtet bedeutet, dass die Sprache viel Inhalt mit wenig Worten transportiert. Wenn ich jetzt die umfangreichen Kommentare, deine und Arnos Interpretation, lese, verstehe ich nicht, inwiefern hier nur so viel Inhalt wie in wortwörtlich gemeinter Prosa transportiert wird.

Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort...




Ach, übrigens....

„Ich gehe mit der Einsamkeit auf Reisen und möchte aus dem Alltagslärm entschwinden“

Auch dies könnte der Beginn einer Kurzgeschichte sein.

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#14

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 24.01.2005 19:51
von muh-q wahn (gelöscht)
avatar
Ich bin wahrlich kein besonderer Freund allzu freier Gedichte aber mir gefällt dein kurzes Stück. Mit der Überschrift "Mut zur Lücke" würde es mir noch besser gefallen, denn in dem Kontext, in dem du es gebrauchst, ist es ja tatsächlich mehrdeutig. Hier liegt für meinen Begriff auch die Verdichtung und die schlichte Schönheit dieser drei Sätze. Gerade das Tastende wird in der Sprache deutlich und durch die Zeilentrennung verstärkt. Die Kürze ergibt sich fast zwingend aus dem Inhalt.

Sprachlich gut gelungen, könnte ich es mir tatsächlich auch eher als eine Eröffnung für ein folgendes Werk vorstellen. Inhaltlich ist es als eigenständiges Werk vielleicht etwas dünn. Man ist doch sehr gespannt darauf, was hinterher auf dem vormals weißen Blatt Papier wohl stehen mag.

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#15

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 25.01.2005 00:22
von kein Name angegeben • ( Gast )
Wurde ja schon eine Menge zu dem Gedicht geschrieben.
Mir geht es so, dass die zweite Strophe erst einmal befremdet, aber es gibt schon eine Menge Erklärungen.

Ein kahler Fleck
in der Bücherwand
erwartet Mut
zur Lücke.

Ich finde, das klingt ziemlich selbstkritisch. Als ob das, was am Ende vom Autoren verfasst den kahlen Fleck verschwinden lassen könnte, nur wieder eine Lücke darstellt (im Vergleich zu der weiteren Literatur in der Bücherwand?) Ist sicherlich nicht so gemeint, aber klingt für mich so. Vermutlich denke ich aber einfach nur zu negativ.

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#16

Selbstständig

in Philosophisches und Grübeleien 27.01.2005 18:49
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo muh-q-wahn,

vielen Dank für dein Statement, besonders natrülich für dein Lob, gerade wo dir freie Gedichte nicht so liegen.
Darf ich mich also geehrt fühlen, weil ich schon zum zweiten Mal eine postive Rückmeldung zu einem freien Gedicht von dir erhalte?
Das mit der Einleitung zu einem anderen Gedicht ist eine gute Idee - Ich denk drüber nach, auch wenn mir im Moment noch kein Gedicht einfällt, zu dem ein solcher Beginn passen würde.

Hallo KatharmaSkute,
danke für deine Gedanken. Eine interessante Sichtweise. Ich bin erstaunt, wie unterschiedlich diese Verse doch wirken können.

Zitat:

Ist sicherlich nicht so gemeint


Richtig!

Liebe Grüße
Butterfly

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