|
|
Schwarzes Gold benetzte klebrig das Gestade.
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände.
Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich.
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände.
Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich.
MrsMerian, ich hatte dies schon erblickt, aber ich brauchte ein wenig Zeit zum Grübeln...
Dann will ich Mal...
Wie ich es von Dir erwartete, ist es metrisch rein, bis auf die letzte Zeile. Warum diese letzte Zeile? Auch inhaltlich fällt sie en wenig heraus. Deshalb muß ich jetzt mal schauen warum:
Schwarzes Gold benetzte klebrig das Gestade.
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
Schwarzes Gold = Öl, Gestade = Küste, Traumkaskade = kleiner, erträumter Wasserfall, Die Tränen küssen = Sie berühren?
So das brauchte ich zur Klärung. Wir befinden uns an einer Küste, die verseucht ist mit Öl. Das lyr. Ich liegt am Strand, umgeben von dem vom Öl verursachten Tod, vielleicht selbst fast tot und erträumt sich um dem zu entfliehen die Kaskade und empfindet die Berührung des Zornes des noch nicht vorgestellten lyr. Du als engelgleich, viellleicht als errettend?
"Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände. "
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
Die Sanftmut des lyr. Dus, die seiner Wut nun nachfolgt tröstet und heilt das Gefieder des lyr. Ichs, hilft ihm vielleicht?
Das lyr. Du trägt Plastikhandschuhe und errettet das fast schon sterbende lyr. Ich. Die Brüder des lyr. Ichs, wahrscheinlich Andere der gleichen Art liegen immer noch an der Küste und mahnen mit ihren toten Körpern.
"Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich. "
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx
Nun ist das lyr. Ich geheilt und erforscht wieder fliegend die Luft. Den Teppich kann ich nicht einordnen: Reste des Öls, das am Meeresgrund verklumpt? Das Lachen ist das Lachen der nächsten Generation, vielleicht auch der wieder geheilten Überlebenden- Das Leben kann wieder weitergehen.
Die Amme? Der Retter oder generell einer, der helfen soll bei einer Geburt einer gesunden Natur?
"Tanker rosten wie gewöhnlich" Das bedeutet wohl, das resigniert wird. Das zwar einmal geholfen werden konnte, doch das ganze Ausmaß der Zerstörung immer noch nicht behoben ist.
Fazit:
Es handelt sich wohl um eine Art Vogel, der gerade noch eine Öl-Katastrophe überlebt hat und von Naturschützern gefunden und wieder gesund gepflegt wurde.
Das ganze Gedicht eine Anklage, das es mit einmal helfen und nur die Wirkung bannen nicht getan ist, sondern das die Ursachen bekämpft werden müssen.
Ist dir wirklch gut gelungen, nur der Aspekt der Amme ist mir nicht ganz klar und da fehlt mir etwas entscheidenes, denn der Titel heißt "Amme" und deshalb muß der Begriff eine zentrale Bedeutung haben.
Die metrische Andersartigkeit der letzten Zeile ist mir deshalb auch noch nicht klar!
Mit der Bitte um Aufklärung Beste Grüße R.
Dann will ich Mal...
Wie ich es von Dir erwartete, ist es metrisch rein, bis auf die letzte Zeile. Warum diese letzte Zeile? Auch inhaltlich fällt sie en wenig heraus. Deshalb muß ich jetzt mal schauen warum:
Schwarzes Gold benetzte klebrig das Gestade.
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
Schwarzes Gold = Öl, Gestade = Küste, Traumkaskade = kleiner, erträumter Wasserfall, Die Tränen küssen = Sie berühren?
So das brauchte ich zur Klärung. Wir befinden uns an einer Küste, die verseucht ist mit Öl. Das lyr. Ich liegt am Strand, umgeben von dem vom Öl verursachten Tod, vielleicht selbst fast tot und erträumt sich um dem zu entfliehen die Kaskade und empfindet die Berührung des Zornes des noch nicht vorgestellten lyr. Du als engelgleich, viellleicht als errettend?
"Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände. "
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
Die Sanftmut des lyr. Dus, die seiner Wut nun nachfolgt tröstet und heilt das Gefieder des lyr. Ichs, hilft ihm vielleicht?
Das lyr. Du trägt Plastikhandschuhe und errettet das fast schon sterbende lyr. Ich. Die Brüder des lyr. Ichs, wahrscheinlich Andere der gleichen Art liegen immer noch an der Küste und mahnen mit ihren toten Körpern.
"Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich. "
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx
Nun ist das lyr. Ich geheilt und erforscht wieder fliegend die Luft. Den Teppich kann ich nicht einordnen: Reste des Öls, das am Meeresgrund verklumpt? Das Lachen ist das Lachen der nächsten Generation, vielleicht auch der wieder geheilten Überlebenden- Das Leben kann wieder weitergehen.
Die Amme? Der Retter oder generell einer, der helfen soll bei einer Geburt einer gesunden Natur?
"Tanker rosten wie gewöhnlich" Das bedeutet wohl, das resigniert wird. Das zwar einmal geholfen werden konnte, doch das ganze Ausmaß der Zerstörung immer noch nicht behoben ist.
Fazit:
Es handelt sich wohl um eine Art Vogel, der gerade noch eine Öl-Katastrophe überlebt hat und von Naturschützern gefunden und wieder gesund gepflegt wurde.
Das ganze Gedicht eine Anklage, das es mit einmal helfen und nur die Wirkung bannen nicht getan ist, sondern das die Ursachen bekämpft werden müssen.
Ist dir wirklch gut gelungen, nur der Aspekt der Amme ist mir nicht ganz klar und da fehlt mir etwas entscheidenes, denn der Titel heißt "Amme" und deshalb muß der Begriff eine zentrale Bedeutung haben.
Die metrische Andersartigkeit der letzten Zeile ist mir deshalb auch noch nicht klar!
Mit der Bitte um Aufklärung Beste Grüße R.
#3
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ach, Amme...
in Natur 14.02.2005 15:38von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo MrsMerian,
inhaltlich wurde ja bereits alles von Wilhelm Busch gesagt, da kann ich auch nichts weiter hinzufügen.
Mich stört vorrangig die letzte Zeile der letzten Strophe (möchte damit aber nicht ausdrücken, dass sie das Letzte ist ). Dieser Spondäus missfällt mir ebenfalls, im deutschen erscheint mir dieser Versfuß stets ein wenig gezwungen - und hier stellte er mir gar ein Bein.
Mit der Amme habe ich zudem meine Schwierigkeiten. Klar ist sie nicht nur die Person, die ein Kind stillt (und somit quasi ihm das Leben gibt), sondern auch noch eine außerordentlich wichtige Bezugs - und Vertrauensperson. All das lässt sich ja wunderbar auf die Beziehung zwischen Helfer und Vogel transferieren, und trotzdem wirkt dieser Vergleich so bemüht. Vielleicht weil Du ein Bild benutzt, dass keinerlei Vorlauf hatte, es wirkt irgendwie fremd.
Und ein drittes möchte ich in dieser Zeile bemäkeln: ich finde es schade, dass Du den Tanker ansprichst, damit werden Deine Zeilen zu eindeutig, es bleibt nicht einmal ein kleiner Grund zum Grübeln. Sicherlich wird die Tanker - Havarie auch schon zuvor mehr als deutlich (schwarzes Gold, Schmiertod, (Öl-)Teppich etc.), gerade deshalb stört mich diese KLarstellung um so mehr. Man hat bereits eine Menge Fahrt aufgenommen, da öffnest Du plötzlich die Tür und man rauscht einfach durch und wieder raus... irgendwie unbefriedigend.
Ich hoffe, ich konnte meine Schwirigkeiten einigermaßen deutlich machen - es ist halt nichts wirklich greifbares, was mir aufstößt. Leider leiden Deine Zeilen bei mir durch das Ende etwas...
Nichts für ungut,
inhaltlich wurde ja bereits alles von Wilhelm Busch gesagt, da kann ich auch nichts weiter hinzufügen.
Mich stört vorrangig die letzte Zeile der letzten Strophe (möchte damit aber nicht ausdrücken, dass sie das Letzte ist ). Dieser Spondäus missfällt mir ebenfalls, im deutschen erscheint mir dieser Versfuß stets ein wenig gezwungen - und hier stellte er mir gar ein Bein.
Mit der Amme habe ich zudem meine Schwierigkeiten. Klar ist sie nicht nur die Person, die ein Kind stillt (und somit quasi ihm das Leben gibt), sondern auch noch eine außerordentlich wichtige Bezugs - und Vertrauensperson. All das lässt sich ja wunderbar auf die Beziehung zwischen Helfer und Vogel transferieren, und trotzdem wirkt dieser Vergleich so bemüht. Vielleicht weil Du ein Bild benutzt, dass keinerlei Vorlauf hatte, es wirkt irgendwie fremd.
Und ein drittes möchte ich in dieser Zeile bemäkeln: ich finde es schade, dass Du den Tanker ansprichst, damit werden Deine Zeilen zu eindeutig, es bleibt nicht einmal ein kleiner Grund zum Grübeln. Sicherlich wird die Tanker - Havarie auch schon zuvor mehr als deutlich (schwarzes Gold, Schmiertod, (Öl-)Teppich etc.), gerade deshalb stört mich diese KLarstellung um so mehr. Man hat bereits eine Menge Fahrt aufgenommen, da öffnest Du plötzlich die Tür und man rauscht einfach durch und wieder raus... irgendwie unbefriedigend.
Ich hoffe, ich konnte meine Schwirigkeiten einigermaßen deutlich machen - es ist halt nichts wirklich greifbares, was mir aufstößt. Leider leiden Deine Zeilen bei mir durch das Ende etwas...
Nichts für ungut,
Hi Mrs. !
Das königlich erspähte Gleichmaß in der Metrik will sich mir nicht so recht erschließen. Für mich kommt hier kein Fluss auf, ich stocke immer wieder und rätsele, wie die Dichterin das wohl betont haben will und das bekommt dem Gedicht ganz und gar nicht. Aber abgesehen von dem metrischen Subjektivismus gefallen mir einige Formulierungen nicht:
Schwarzes Gold benetzte klebrig das Gestade.
Beides sind poetische Euphemismen, die in diesem Zusammenhang deplaziert sind, immerhin spricht der ölverseuchte Piepmatz !
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
Den Neologismus Schmiertod empfinde ich als etwas gewollt und steif werden die gut geölten Sehnen frühestens nach dem Ableben.
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
Diesen blaugetränkten, stufenförmigen Traum-Wasserfall kann ich nicht unterbringen.
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Zwei Paradoxa hintereinander. Ich verstehe, natürlich, was gemeint ist aber aus der Sicht des Vogels erscheint das merkwürdig.
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
Wo sind denn Wut und Zorn geblieben ? Die Plastikhände gefallen mir wiederum aus Sicht des Vogels nicht. Mir ist auch nicht ganz klar, in welche Richtung diese "wichtige" Kritik gehen soll. Plastik ist aus Öl, o.k. Und ?
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Wieder ein Paradoxon: Klamm, doch einfühlsam ? Gefällt mir nicht.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände.
Das bleibt für mich völlig in der Luft hängen. Wenn tausend Brüder zur Eile mahnen, wie konnten die Hände dann einfühlsam vertreiben, wo sie zudem so klamm waren ? Wenn sie das aber konnten, sollte der blöde Vogel nicht dankbarer sein ? Soll kritisiert werden, was das für ein Unsinn sei, einen Vogel zu retten, wenn tausend Brüder verkommen ? Wenn das so ist, soll das ausgerechnet der gerettete Vogel sagen ?
Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich.
Die mit Abstand stärkste Strophe des Gedichtes. Trotz der schwierigen Metrik gefällt mir insbesondere die verständnisinnige, weise Resignation der Möwe, die sich nicht grämt, wie die Amme, sondern die rostenden Tanker wie ein Naturgesetz hinnimmt und sich quasi nur freut, dieses Mal davon gekommen zu sein.
Zeilen 2 und 3 gefallen mir ob der Auslassungen nicht so recht. Nur weil man weiß, was gemeint ist, ist eine solche Teilsatzaufzählung dennoch unschön. Besser - auch metrisch - gefiele mir z.B.:
der Teppich klumpt am Meeresgrund und keck, versöhnlich,
klingt neugebornes Lachen über Marsch und Weiden ...
Nun ja, alles etwas unsortiert und unausgereift, weiß ich wohl. Die Idee gefällt mir sehr gut, aus der Sicht des Vogels zu erzählen. Dennoch sollte dieser nicht überzeichnet werden. Insgesamt erscheint mir in diesem Werk deine Neigung, möglichst für alles und jedes eine Metapher zu finden, als zu stark ausgeprägt. Nicht zuletzt deswegen ist die letzte Strophe die beste, da sie am unverkrampftesten ihre Bilder zeichnet und diese Leichtfüßigkeit den Inhalt unterstreicht.
War in S1 und 2 etwa beabsichtigt, die Gefangenschaft in zähflüssiger Masse zu verdeutlichen ?
Digitally Yours
mqw
Das königlich erspähte Gleichmaß in der Metrik will sich mir nicht so recht erschließen. Für mich kommt hier kein Fluss auf, ich stocke immer wieder und rätsele, wie die Dichterin das wohl betont haben will und das bekommt dem Gedicht ganz und gar nicht. Aber abgesehen von dem metrischen Subjektivismus gefallen mir einige Formulierungen nicht:
Schwarzes Gold benetzte klebrig das Gestade.
Beides sind poetische Euphemismen, die in diesem Zusammenhang deplaziert sind, immerhin spricht der ölverseuchte Piepmatz !
Eingehüllt in Schmiertod meine steifen Sehnen
Den Neologismus Schmiertod empfinde ich als etwas gewollt und steif werden die gut geölten Sehnen frühestens nach dem Ableben.
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
Diesen blaugetränkten, stufenförmigen Traum-Wasserfall kann ich nicht unterbringen.
engelgleich die Küsse Deiner Zornes-Tränen.
Wutgeborne Sanftmut salbte mein Gefieder,
Zwei Paradoxa hintereinander. Ich verstehe, natürlich, was gemeint ist aber aus der Sicht des Vogels erscheint das merkwürdig.
Klamm und schwach vertrieben Deine Plastik-Hände
Wo sind denn Wut und Zorn geblieben ? Die Plastikhände gefallen mir wiederum aus Sicht des Vogels nicht. Mir ist auch nicht ganz klar, in welche Richtung diese "wichtige" Kritik gehen soll. Plastik ist aus Öl, o.k. Und ?
einfühlsam die mir erklungnen Todeslieder.
Wieder ein Paradoxon: Klamm, doch einfühlsam ? Gefällt mir nicht.
Tausend Brüder mahnten auf dem Pestgelände.
Das bleibt für mich völlig in der Luft hängen. Wenn tausend Brüder zur Eile mahnen, wie konnten die Hände dann einfühlsam vertreiben, wo sie zudem so klamm waren ? Wenn sie das aber konnten, sollte der blöde Vogel nicht dankbarer sein ? Soll kritisiert werden, was das für ein Unsinn sei, einen Vogel zu retten, wenn tausend Brüder verkommen ? Wenn das so ist, soll das ausgerechnet der gerettete Vogel sagen ?
Nun, da meine Schwingen forsch die Seeluft schneiden,
Teppich klumpt am Meeresgrund, klingt keck, versöhnlich
neugebornes Lachen über Marsch und Weiden…
Ach, Amme… Tanker rosten weiter wie gewöhnlich.
Die mit Abstand stärkste Strophe des Gedichtes. Trotz der schwierigen Metrik gefällt mir insbesondere die verständnisinnige, weise Resignation der Möwe, die sich nicht grämt, wie die Amme, sondern die rostenden Tanker wie ein Naturgesetz hinnimmt und sich quasi nur freut, dieses Mal davon gekommen zu sein.
Zeilen 2 und 3 gefallen mir ob der Auslassungen nicht so recht. Nur weil man weiß, was gemeint ist, ist eine solche Teilsatzaufzählung dennoch unschön. Besser - auch metrisch - gefiele mir z.B.:
der Teppich klumpt am Meeresgrund und keck, versöhnlich,
klingt neugebornes Lachen über Marsch und Weiden ...
Nun ja, alles etwas unsortiert und unausgereift, weiß ich wohl. Die Idee gefällt mir sehr gut, aus der Sicht des Vogels zu erzählen. Dennoch sollte dieser nicht überzeichnet werden. Insgesamt erscheint mir in diesem Werk deine Neigung, möglichst für alles und jedes eine Metapher zu finden, als zu stark ausgeprägt. Nicht zuletzt deswegen ist die letzte Strophe die beste, da sie am unverkrampftesten ihre Bilder zeichnet und diese Leichtfüßigkeit den Inhalt unterstreicht.
War in S1 und 2 etwa beabsichtigt, die Gefangenschaft in zähflüssiger Masse zu verdeutlichen ?
Digitally Yours
mqw
Oh, das ist sprachgewaltig, Missus. Doch erschließen sich die Bezüge nach mehrmaligem Lesen und mag mir in seiner Trübheit zu gefallen. Es ist wohl ein schwieriges Thema, das ich mir nicht getraut hätte zu bearbeiten, da man leicht in die Gefahr verfällt in Trivialitäten abzurutschen. Da leuchtest du mit deinen Metaphern und der ungewohnten Sichtweise (Vogel statt ewig nörgelnder Naturschützer) die Sache neu und frisch aus.
Doch:
Mir missfällt der Tanker nicht, nicht weil er die Intention zu klar offen legt, sondern weil ich einfach das Wort unästhetisch finde. Tanker klingt hier für mich viel zu wissenschaftlich. Du hättest die Conclusio ein bisschen schöner gestalten können. Vielleicht nicht mit einem Seufzer, sondern einem Kopfschütteln des Vogels, der einfach nicht verstehen kann, was denn passiert ist. Das käme für mich um einiges wirksamer.
Noch einige Wortbemerkungen:
Mir missfällt der Reim Tränen - sehen nicht. Er ist mittlerweile abgegriffen und zudem unrein (der einzige im ganzem Gedicht).
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
Wer harrt aus? Wenn es der Vogel ist, musst du doch aber harre nehmen ( ), wenn es eine Eilision von verharrte ist, stößt mir das Wörtchen ein wenig auf, da diese Eilision unnatürlich wäre. In diesem Vers wollte ich auch noch mein ehrliches Lob für die blaugetränkte Traum - Kaskade aussprechen. Ich sehe diese Metapher für den Himmel wirklich als außerordentlich gelungen und innovativ an. Allein schon diese Metapher ist es wert, dein Gedicht zu mögen (vom doch traurigen Inhalt mal abgesehen).
engelgleich
Muss hier nicht ein Fugen-S hinein? Es müsste doch engelsgleich heißen, oder irre ich mich jetzt?
Noch zu der Anmerkung von Richard im letzten Vers. Ich finde auch, dass ach unbetont sein müsste und der Vers somit zum Jambus wird, was ich irritierend finde. Wie kommt ein solche Inhalt im letzten Vers, der wohl tatsächlich die Resignation des Vogels darstellt (wie Muh so schön sagte) mit einem fröhlich hüpfenden Jambus um die Ecke? Ich würde dies noch mal überdenken. Denn natürlich ist dein Spondeus? (Ist es denn einer? Ich glaub, man nennt dies einfach einen Auftakt, oder?) nicht.
Liebe Grüße
Hojaro
Doch:
Mir missfällt der Tanker nicht, nicht weil er die Intention zu klar offen legt, sondern weil ich einfach das Wort unästhetisch finde. Tanker klingt hier für mich viel zu wissenschaftlich. Du hättest die Conclusio ein bisschen schöner gestalten können. Vielleicht nicht mit einem Seufzer, sondern einem Kopfschütteln des Vogels, der einfach nicht verstehen kann, was denn passiert ist. Das käme für mich um einiges wirksamer.
Noch einige Wortbemerkungen:
Mir missfällt der Reim Tränen - sehen nicht. Er ist mittlerweile abgegriffen und zudem unrein (der einzige im ganzem Gedicht).
harrt ich aus auf blaugetränkter Traum-Kaskade…
Wer harrt aus? Wenn es der Vogel ist, musst du doch aber harre nehmen ( ), wenn es eine Eilision von verharrte ist, stößt mir das Wörtchen ein wenig auf, da diese Eilision unnatürlich wäre. In diesem Vers wollte ich auch noch mein ehrliches Lob für die blaugetränkte Traum - Kaskade aussprechen. Ich sehe diese Metapher für den Himmel wirklich als außerordentlich gelungen und innovativ an. Allein schon diese Metapher ist es wert, dein Gedicht zu mögen (vom doch traurigen Inhalt mal abgesehen).
engelgleich
Muss hier nicht ein Fugen-S hinein? Es müsste doch engelsgleich heißen, oder irre ich mich jetzt?
Noch zu der Anmerkung von Richard im letzten Vers. Ich finde auch, dass ach unbetont sein müsste und der Vers somit zum Jambus wird, was ich irritierend finde. Wie kommt ein solche Inhalt im letzten Vers, der wohl tatsächlich die Resignation des Vogels darstellt (wie Muh so schön sagte) mit einem fröhlich hüpfenden Jambus um die Ecke? Ich würde dies noch mal überdenken. Denn natürlich ist dein Spondeus? (Ist es denn einer? Ich glaub, man nennt dies einfach einen Auftakt, oder?) nicht.
Liebe Grüße
Hojaro
Erst einmal, Vielen Dank MrsMerian, für die Beantwortung meiner Fragen. Dadurch und durch die Kritiken der Anderen hat es sich für mich gelichtet.!
Einige Bemerkungen zur Kritik:
Zu Muh-Q:
Es steht dort doch nichts von "Eile", sondern nur vom "mahnen" und so finde ich es voll auf einsichtig. Ihr Tod ermahnt,
Zu Hojaro:
Meines Erachtens ist "harrte" Vergangenheitsform von "harre" oder irre ich mich?
"engelsgleich" ist besser, aber ich glaube "engelgleich" ist auch nicht falsch.
zu Don:
Auch wenn Wilhelm Busch sicher ein toller Kritiker ist, muß ich jetzt mal ein wenig pingelig sein: Immerhin hab ich kritisiert.
Beste Grüße R.
Einige Bemerkungen zur Kritik:
Zu Muh-Q:
Zitat: |
Das bleibt für mich völlig in der Luft hängen. Wenn tausend Brüder zur Eile mahnen, wie konnten die Hände dann einfühlsam vertreiben, wo sie zudem so klamm waren ? |
Es steht dort doch nichts von "Eile", sondern nur vom "mahnen" und so finde ich es voll auf einsichtig. Ihr Tod ermahnt,
Zu Hojaro:
Zitat: |
Wer harrt aus? Wenn es der Vogel ist, musst du doch aber harre nehmen |
Zitat: |
engelgleich Muss hier nicht ein Fugen-S hinein? Es müsste doch engelsgleich heißen, oder irre ich mich jetzt? |
Meines Erachtens ist "harrte" Vergangenheitsform von "harre" oder irre ich mich?
"engelsgleich" ist besser, aber ich glaube "engelgleich" ist auch nicht falsch.
zu Don:
Zitat: |
inhaltlich wurde ja bereits alles von Wilhelm Busch gesagt, da kann ich auch nichts weiter hinzufügen. |
Auch wenn Wilhelm Busch sicher ein toller Kritiker ist, muß ich jetzt mal ein wenig pingelig sein: Immerhin hab ich kritisiert.
Beste Grüße R.
#7
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Ach, Amme...
in Natur 14.02.2005 18:46von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
#8
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ach, Amme...
in Natur 14.02.2005 21:19von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Zitat: |
Auch wenn Wilhelm Busch sicher ein toller Kritiker ist, muß ich jetzt mal ein wenig pingelig sein: Immerhin hab ich kritisiert. |
Zitat: |
Schäm dich Don |
Ich schäme mich.
Sehr.
Zur Strafe schreibe ich 100 Mal Richard III.:
Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III. Richard III.
Wieder gut ?
Zitat: |
Richard III schrieb am 14.02.2005 21:44 Uhr: Oh mein Gott... selbst mit Copy and Paste ist das heftig. |
Tatsächlich, ein echter Fall von Sprechdurchfall !
@Don: Ich schäme mich auch. Du weißt schon, wieso.
#11
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Ach, Amme...
in Natur 15.02.2005 00:48von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Don, deine Sehnenscheidenentzündung ist Strafe genug für diese Schandtat
Muh ich ernenne dich hiermit zum "offiziellen Sprechdurchfall-Analysten".
Wer zuviel Schlamm in Tümpel leitet
dem wird von Muh ein Bad bereitet
dem wird von ihm der Kopf gewaschen
Den Pudding dürfen wir vernaschen
Ich glaube ich habe heute zu oft
Achja, Logorrhoe von Moderatoren ist wichtig für den natürlichen Schlacke-Haushalt in Tümpeln, auf Anfrage kann ich eine Genehmigung von Rezzo Schlauch, der mir beim Verlegen des Rohres in den Tümpel geholfen hat, welches zur Einleitung frischer unverbrauchter Frischwörter als Nahrung für die dort vorherrschenden Wortverarbeitungsfermentkulturen dient, vorlegen.
Muh ich ernenne dich hiermit zum "offiziellen Sprechdurchfall-Analysten".
Wer zuviel Schlamm in Tümpel leitet
dem wird von Muh ein Bad bereitet
dem wird von ihm der Kopf gewaschen
Den Pudding dürfen wir vernaschen
Ich glaube ich habe heute zu oft
Achja, Logorrhoe von Moderatoren ist wichtig für den natürlichen Schlacke-Haushalt in Tümpeln, auf Anfrage kann ich eine Genehmigung von Rezzo Schlauch, der mir beim Verlegen des Rohres in den Tümpel geholfen hat, welches zur Einleitung frischer unverbrauchter Frischwörter als Nahrung für die dort vorherrschenden Wortverarbeitungsfermentkulturen dient, vorlegen.
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |