Mein liebster Marot, ich war irgendwo, wo du nicht warst, mein Herz zerbarst. Jetzt bin ich froh, daß du meiner hier harrst.
Zu deinem Text: Etwas schnell dahergeschrieben wirkt er auf mich auch, was aber nicht heißen soll, daß er weniger Atmosphäre erzeugen würde. Im Gegenteil, die winterliche Gemütlichkeit kommt sehr schön rüber und die roten, rolligen Lippen, glaube mir, sind doch ziemlich eindeutig.
Eine Sache die mich ästhetisch stört, betrifft die alliterierten Verse. Keine Angst, die Alliterationen klingen wunderbar.
Was nicht wunderbar klingt, ist der Fakt, daß es jeweils eine Reihung von einfachen Hauptsätzen ergibt, die geradezu lieblos nebeneinandergestellt, ohne weiter verknüpft zu werden. Für mich erzeugt das eher eine Wirkung von Kargheit und Brüchigkeit, die mir in diesem Zusammenhang nicht passend erscheint. Dadurch wirkt das Ganze ein wenig, na ja, fibelmäßig: Mama am Haus, Clara im Garten, und so fort.
Kein ästhetisches Problem habe ich dagegen mit den Schlußversen. Zwar stockte ich zuerst, doch dann wirkten diese Nominalphrasen (Artikel-Adverb-Substantiv) wie ein sanftes "fade-out ad lib", das mich in die Gemütlichkeit der (wirklich nicht doppeldeutigen) Nipp-Szene entließ. Eigentlich sehr schön das. Erinnert ein wenig an Celan und ist durch ausreichend grammatische Sätze davor durchaus abgesichtert, wie ich finde.
LG
vamp