Hallo, Veni!
Die wenigen metrischen Unebenheiten vergibt Dir der Vortrag des Gedichtes sofort.
Bis auf eine einzige.
Zitat: |
Auch in mir bricht so mancher dürre Zweig
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Unter Auslassung des Wortes "so" wäre das ganze deutlich glatter geworden. Allerdings mag es sein, dass das von Dir beabsichtigt war, denn es geht ja mit dem Brechen der Zweige einher, mit dem persönlichen Stolpern über die Dinge, die man verloren hat.
Überdenke nochmal die inhaltliche Bedeutung des Wortes sehnsuchtsheischend. So, wie ich es verstünde, träfe es hier nicht wirklich den Sinn dessen, was Du sagen möchtest.
Gut gefallen hat mir der spärliche Umgang mit Reimen und Assonanzen. Im Schlussvers war der Reim deutlich zu spüren, ohne dass man sofort gewusst hätte, woher er denn nun kommt. Sowas finde ich schon ganz angenehm und doch interessant.
Von den Metaphern her ist die einleitende Zeile wohl die ungewöhnlichste und stärkste. Synästethisch arbeitend entfremdest Du den Leser direkt von den Bildern und er wird gezwungen zu erfassen, worum es Dir geht.
Die anderen Bilder verlieren daneben leider ein bisschen, obwohl deutlich zu spüren ist, dass Du Dich auch hier um Originalität jenseits des Gebräuchlichen bemühst.
Das wirkt zum Teil aber ein wenig erzwungen. So zum Beispiel bei
Zitat: |
Kein leichter Atem kitzelt meinen Mut
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Alles in allem sehr gefällig und doch dazu anregend über das bloße Lesen hinaus ein wenig tiefer einzudringen und sich weitere Schichten zu erschließen. Schön.
liebe Grüße,
Flam