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Ach ja, da war doch was. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Da bin ich ohnehin falsch, da für mich immer gilt: Form follows function und mit 5-7-5 Silben kann man vielleicht noch etwas Sinnvolles schreiben, besonders lyrisch wird es aber in den seltensten Fällen. Meiner unbedeutenden Meinung nach ist es vollkommen sinnlos, japanische Laute mit deutschen Silben gleichzusetzen und überhaupt zu versuchen, eine so eigenwillige Kunstform wie die japanische Lyrik in ein völlig anderes System zu transportieren.
Jedem das Seine. Wenn du das tun möchtest, dann gebe ich dir einen Rat: Zähle nicht die Silben, das ist albern. Danach müsstest du eher noch weniger als 17 Silben verwenden, da z.B. jedes "N" schon ein eigener Laut im Japanischen wäre.
Sich an Haikus zu probieren empfinde ich aber als gute Methode, sich in der Verdichtung zu üben. Allerdings sollte man streng mit sich sein und tatsächlich auch eine witzige und/oder lehrreiche Aussage hinbekommen. Das Internet ist überflutet mit öden Naturschilderungen ohne Esprit und Charme, die, nur weil sie 5-7-5 Silben haben, begeistert als Haikus herumgereicht werden. Wie öde.
Ich glaube, kein Japaner käme auf die Idee, gereimt dichten zu wollen.
Jedem das Seine. Wenn du das tun möchtest, dann gebe ich dir einen Rat: Zähle nicht die Silben, das ist albern. Danach müsstest du eher noch weniger als 17 Silben verwenden, da z.B. jedes "N" schon ein eigener Laut im Japanischen wäre.
Sich an Haikus zu probieren empfinde ich aber als gute Methode, sich in der Verdichtung zu üben. Allerdings sollte man streng mit sich sein und tatsächlich auch eine witzige und/oder lehrreiche Aussage hinbekommen. Das Internet ist überflutet mit öden Naturschilderungen ohne Esprit und Charme, die, nur weil sie 5-7-5 Silben haben, begeistert als Haikus herumgereicht werden. Wie öde.
Ich glaube, kein Japaner käme auf die Idee, gereimt dichten zu wollen.
Beispiel aus dem Internet (wo du übrigens alles und nichts darüber findest):
Nur ein Tropfen scheint
mir der Teich vor dem Fenster;
seit ich das Meer sah.
Imma von Bodmershof
Insofern klassisch, als 5-7-5 eingehalten wurde, Natur das Thema und eine Pointe vorhanden ist, auf die dann auch noch stringent mit den Wasserbildern Tropfen-Teich-Meer von Zeile zu Zeile hingesteigert wird.
Ansonsten gilt meiner Meinung nach: Auf Silbenzahl nicht achten, einfach so wenig Silben wie möglich benutzen (aber nicht verstümmeln !) und mit drei Zeilen arbeiten, wobei in den ersten beiden ein Bild aufgebaut wird, welches in der dritten in irgendeiner Form überdreht, veralbert, generalisiert oder-oder-oder wird. Da muss man drauf können, ich kann es nicht.
Es gibt dann noch eine Menge Gedöns mit irgendwelchen Synonymen für irgendwelche Fabelwesen, die dann auch noch irgendwelche Bedeutungen haben. Das ist eine Welt für sich. Frag die Esoteriker unter uns, ich glaube - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - Littleshine und/oder Linespur kennen sich da gut aus. Ich bin bei dem Thema eher Agnostiker.
Nur ein Tropfen scheint
mir der Teich vor dem Fenster;
seit ich das Meer sah.
Imma von Bodmershof
Insofern klassisch, als 5-7-5 eingehalten wurde, Natur das Thema und eine Pointe vorhanden ist, auf die dann auch noch stringent mit den Wasserbildern Tropfen-Teich-Meer von Zeile zu Zeile hingesteigert wird.
Ansonsten gilt meiner Meinung nach: Auf Silbenzahl nicht achten, einfach so wenig Silben wie möglich benutzen (aber nicht verstümmeln !) und mit drei Zeilen arbeiten, wobei in den ersten beiden ein Bild aufgebaut wird, welches in der dritten in irgendeiner Form überdreht, veralbert, generalisiert oder-oder-oder wird. Da muss man drauf können, ich kann es nicht.
Es gibt dann noch eine Menge Gedöns mit irgendwelchen Synonymen für irgendwelche Fabelwesen, die dann auch noch irgendwelche Bedeutungen haben. Das ist eine Welt für sich. Frag die Esoteriker unter uns, ich glaube - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - Littleshine und/oder Linespur kennen sich da gut aus. Ich bin bei dem Thema eher Agnostiker.
#8
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Flusstreiben
in Natur 11.04.2005 19:29von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Oj da gibt's im I-net tolle Leitfäden, das Wesentliche aber ist wohl der Natur/Jahreszeitenbezug. Ein echtes Haiku muss zwingend ein Wort in sich haben welches einer Jahreszeit zugeordnet werden kann. Welches Wort welcher Jahreszeit zureicht wurde/wird sogar in einer Wortliste festgehalten; also z. B. Laub für den Herbst etc. Es werden aber auch viel exotischere Wörter, auch Tiere, Pflanzen, Naturerscheinungen usw. bestimmten Jahreszeiten zugeordnet.
Ausserdem muss die zwingende Silbenzahl eingehalten werden. Dann darf man es Haiku nennen. Zumeist soll ein Haiku im Leser ain Bild erzeugen/wachrufen, vorzugsweise enthält es auch einen tieferen Sinn.
Edit: Pfui muh, pfui
Ausserdem muss die zwingende Silbenzahl eingehalten werden. Dann darf man es Haiku nennen. Zumeist soll ein Haiku im Leser ain Bild erzeugen/wachrufen, vorzugsweise enthält es auch einen tieferen Sinn.
Edit: Pfui muh, pfui
#13
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Flusstreiben
in Natur 12.04.2005 08:12von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Den Silbeneinwurf von muh-q wahn kann man nicht ohne weiteres ignorieren (:D), so hab ich auch schon mal in einer Abhandlung eines "Fachmannes" auf diesem Gebiet (Name entfallen, kann ich aber nachschauen und nachreichen) gelesen, dass dieser hinsichtlich der Wichtigkeit formaler Gesichtspunkte es für wichtiger erachtet, dass optisch ein kurzer/ langer/ kurzer Vers vorliegen, als nächstes metrisch diese Reihenfolge vorliegt und nur an dritter Stelle steht die Silbenzahl 5/7/5...
Dennoch wird in meinen Augen es sehr beliebig, wenn man die Silbenzahl ignoriert, weshalb ich deren Einhaltung durchaus weiterhin als Ziel sehen würde. Es muss einem eben nur bewusst werden, dass ein guter Haiku sich eben nicht allein durch seine formalen Aspekte definiert... und es gibt in der Tat viel zu viele und insbesondere viel zu viele schlechte!
Dennoch wird in meinen Augen es sehr beliebig, wenn man die Silbenzahl ignoriert, weshalb ich deren Einhaltung durchaus weiterhin als Ziel sehen würde. Es muss einem eben nur bewusst werden, dass ein guter Haiku sich eben nicht allein durch seine formalen Aspekte definiert... und es gibt in der Tat viel zu viele und insbesondere viel zu viele schlechte!
Zitat: |
Don Carvalho schrieb am 12.04.2005 08:12 Uhr: ... und es gibt in der Tat viel zu viele und insbesondere viel zu viele schlechte! |
Das ist es ! Auf Haikus stürzen sich eben - auch ! - die ganzen Deppen, die noch nicht einmal Liebe-Triebe reimen aber wenigstens Silben zählen können. Es gibt bestimmt hervorragende Könner darunter aber der Berg voll Scheiße ist mir zu hoch, um darin wühlen zu wollen.
Das dein Haiku keines ist. Ich kann es jedenfalls nicht erkennen. Ist es ein Satz oder zwei oder sogar drei ? Findet das Flusstreiben auf glatten Kieselsteinen statt ? Treibt der Fluss Wasser auf glatte Kieselsteine hin ? Was heißt "Handflächen trinken" und in welchem Zusammenhang steht das mit dem Fluss oder den Kieselsteinen ? Wird Flusswasser mit glatten Handflächen geschöpft ? Wenn ja, wie soll das gehen ? Und so weiter und so fort. Scheint mir nur wortspielerisches Gedöns zu sein.
"Tiefes Flusstreiben" :
Ewigkeit die Veränderung mit sich bringt, in der Bewegung.
"Auf glatte Kieselsteine":
Bewegung bzw. die Zeit oder Ewigkeit formt den harten Stein.
"handflächen trinken":
Handflächen sind unbeständiger, flüchtiger in der Formgebung als wie die Ewigkeit. Handflächen möchten spüren, etwas nehmen von der Bewegung, von der Zeit und die Kraft in sich aufnehmen.
Ewigkeit die Veränderung mit sich bringt, in der Bewegung.
"Auf glatte Kieselsteine":
Bewegung bzw. die Zeit oder Ewigkeit formt den harten Stein.
"handflächen trinken":
Handflächen sind unbeständiger, flüchtiger in der Formgebung als wie die Ewigkeit. Handflächen möchten spüren, etwas nehmen von der Bewegung, von der Zeit und die Kraft in sich aufnehmen.
O.k., verstanden. Und dann sind wir jetzt beim Kern des Haiku. Offenbar geht es dir um die Symbole Fluss, Stein und Hand. Dann solltest du es auch reduzieren, damit der Leser darauf zurückgeworfen ist und überlegen kann, was du meinst. Das tiefe Flusstreiben auf glatte Kieselsteine und die trinkenden Handflächen verwirren mehr, als sie Klarheit bringen.
Du hättest kaum geringere Aussage, wenn du schriebest
Fluss
Stein
Hand
Bitte nur beispielhaft verstehen. Den Japsen geht es darum, alles Überflüssige wegzuschnipseln, um die schnörkellose und unmittelbare Botschaft zu erhalten. So ist sie dir vermutlich zu knapp aber nun solltest du in Zeile 1 eben nicht tiefes Treiben unterbringen, sondern, das, worum es dir geht: Ewigkeit. In Zeile 2 geht es dir nicht um glatte Kiesel, sondern um die Auswirkung der Ewigkeit, des ewigen Fließens auf den harten Stein. Angesichts des Wassers ist sogar der Stein vergänglich, wenn auch nicht vollkommen. Und in Zeile 3 geht es um etwas vollkommen und sehr viel schneller vergängliches, welches aber - im Gegensatz zum Stein - die Ewigkeit spüren kann. Dann solltest du das auch schreiben. Beispiele:
Ewiges Fließen
formt die härtesten Felsen,
die Hände fassen.
Fließendes Wasser,
tief warten Steine auf Form.
Hände begreifen.
Da gibt es sicher sehr viele Möglichkeiten. Je kryptischer du aber bist, desto weniger werden deine Leser begreifen. Ich würde darauf achten, dass du wenigstens in sich verständliche Aussagen hast und man so eine Chance hat, deine Assoziation nachvollziehen zu können. Leider ist sehr beliebt, beliebig zu schreiben: Irgendjemand wird schon irgendeinen Käse hineindeuten. Diesen Verdacht hatte ich bei deinen Zeilen auch. Daher gilt: KISS - Keep it simple & stupid. (Das war ein Witz !)
So, das war es von meiner Seite endgültig. Falls du etwas daraus ziehen konntest, sollte es mich freuen. Dann gib dem Tümpel (nicht zwingend mir) etwas zurück. Wenn nicht, vergiss es einfach. Mir hat es in jedem Fall geholfen.
Du hättest kaum geringere Aussage, wenn du schriebest
Fluss
Stein
Hand
Bitte nur beispielhaft verstehen. Den Japsen geht es darum, alles Überflüssige wegzuschnipseln, um die schnörkellose und unmittelbare Botschaft zu erhalten. So ist sie dir vermutlich zu knapp aber nun solltest du in Zeile 1 eben nicht tiefes Treiben unterbringen, sondern, das, worum es dir geht: Ewigkeit. In Zeile 2 geht es dir nicht um glatte Kiesel, sondern um die Auswirkung der Ewigkeit, des ewigen Fließens auf den harten Stein. Angesichts des Wassers ist sogar der Stein vergänglich, wenn auch nicht vollkommen. Und in Zeile 3 geht es um etwas vollkommen und sehr viel schneller vergängliches, welches aber - im Gegensatz zum Stein - die Ewigkeit spüren kann. Dann solltest du das auch schreiben. Beispiele:
Ewiges Fließen
formt die härtesten Felsen,
die Hände fassen.
Fließendes Wasser,
tief warten Steine auf Form.
Hände begreifen.
Da gibt es sicher sehr viele Möglichkeiten. Je kryptischer du aber bist, desto weniger werden deine Leser begreifen. Ich würde darauf achten, dass du wenigstens in sich verständliche Aussagen hast und man so eine Chance hat, deine Assoziation nachvollziehen zu können. Leider ist sehr beliebt, beliebig zu schreiben: Irgendjemand wird schon irgendeinen Käse hineindeuten. Diesen Verdacht hatte ich bei deinen Zeilen auch. Daher gilt: KISS - Keep it simple & stupid. (Das war ein Witz !)
So, das war es von meiner Seite endgültig. Falls du etwas daraus ziehen konntest, sollte es mich freuen. Dann gib dem Tümpel (nicht zwingend mir) etwas zurück. Wenn nicht, vergiss es einfach. Mir hat es in jedem Fall geholfen.
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