#1

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 14.04.2005 00:55
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Die Nazionalhymne


Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets nur Siege kriege
und sein Haupt stets oben hält.
Vom Atlantik bis Sibirien,
Preussen bis ins Leichenfeld.
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsches Grauen, deutsche Treue
deutsche Pein und deutscher Drang,
sollen in die Welt verbreiten
ihren kalten Eisenklang.
Uns als stille Tat begleiten
unser ganzes Leben lang.
Deutsches Grausen, deutsche Reue
deutscher Schein und deutscher Zwang.

Emsigkeit, Unrecht, Unfreiheit
führt das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle sterben
widerlich mit Schmerz und Schand'!
Obrigkeit, Unrecht, Unfreiheit
sind des Wahnsinns Unterpfand -
Glüh' im Glanze dieses Wahnsinns,
glühe, deutsches Kraterland.

gewidmet dem Jahre 1945

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#2

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 14.04.2005 10:24
von muh-q wahn (gelöscht)
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Wilhelm Pfusch, König, Kaiser, Gott der kongenialen Umdichtung.

Sehr vieles finde ich sehr getroffen aber die erste Strophe nicht. Auf das NeoNazitum mögen solche Allmachtsphantasien passen, auf das Land nicht (mehr). Kein anderes Land auf der Welt hat (berechtigterweise) so drastisch die eigene Vergangenheit be- und verarbeitet und auf diesem Altar eben auch alle Traditionen geopfert, woher auch viele der Probleme rühren, die in S2 und S3 schlaglichtartig berührt werden. Hier hätte ich mir gewünscht, du hättest dich der ursprünglichen Intention der ersten Strophe gewidmet und nicht der Karikatur, die die Nazis daraus gemacht haben.

Ansonsten aber interessiert und amüsiert gelesen. Guter Denkanstoß und das ist meiner Meinung nach schon viel.

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#3

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 14.04.2005 17:26
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Ich wollte zu bedenken geben, dass dies kein Rückblick ist.
wenn es stets nur Siege kriege.
Viele bekommen erzählt, die ersten beiden Strophen des Liedes seien verboten. Stimmt aber nicht, denn das "wenn", dass dem "über alles in der Welt" folgt, ist ganz entscheidend für den Sinn. "Über alles in der Welt" wird ja im Original an eine Bedingung geknüpft. Ich habe versucht das verdreht zu übernehmen.

wenn es stets nur Siege kriege (Siege bekommen, "kriegen" soll eine gewisse Assoziation hervorrufen...
und sein Haupt stets oben hält. (Stolz sein, Führer ehren)
Vom Atlantik bis Sibirien, (Plan des pangermanischen Reiches)
Preussen bis ins Leichenfeld. (zeitlicher Aspekt, preussischer Militarismus und seine Auswirkungen bis hin zum totalen Krieg, Massengräbern- und Tötungen)

Wegen dieser Intention musste ich die erste Strophe zwanghaft so hinschustern
Ich hatte viel eher ein Problem mit der zweiten Strophe, und zwar mit den letzten 4 Versen. Das Dilemma stellt sich so dar: Nachkriegsaspekte einbauen oder nicht ? Man könnte die 4 Verse problemlos umändern, sodass das Gedicht auch vor 65 Jahren hätte entstanden sein können.

Mit der 3. Strophe bin ich zufrieden, denn hier waren nur sehr wenige Änderungen nötig um den Sinn umzuleiten.

Vielen Dank für deine Kritik, wenn ich mich ne Runde in die Sonne gelegt habe werde ich vielleicht nochmal nen Feinschliff machen (z. B. Emsigkeit streichen, bin da noch nicht entschieden.) Das Wort Einigkeit wollte ich bewusst nicht übernehmen, denn das könnte falsche Assoziationen (DDR) hervorrufen.

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#4

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 16.04.2005 13:20
von muh-q wahn (gelöscht)
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Ich kann nicht behaupten, dass ich dich verstehe. Die zweite Strophe gefällt mir jedenfalls. Bei der ersten ist es ursprünglich lediglich um die Einigkeit gegangen, um die Nation und nicht um die geografische Ausbreitung um jeden Preis. Es sollte lediglich oberstes Ziel sein, endlich eine Nation zu werden, so wie England und Frankreich und und und. Im 3. Reich wurde das anders interpretiert und die anderen Völker haben das schmerzhaft zu spüren bekommen und daher auch diese Strophe nie anders verstanden. Das ist doch heute aber obsolet. Wir haben doch heute kein Volk ohne Raum, sondern eher Raum ohne Volk (siehe Meck-Pomm) !

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#5

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 16.04.2005 15:41
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Muß mich hier der Kuh anschließen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Du gekonnt umdichten kannst - das ist nicht einfach.

- und nichts gegen Vergangenheitsbewältigung, und schließlich muß auch unseren Nachkommen zumindest das dunkle Kapitel unserer Geschichte immer wieder bewusst gemacht werden -

Aber nach der ersten Strophe war ich doch etwas genervt, denn mittlerweile hätte ich nichts dagegen, einmal offen zu sagen, dass ich mein Land und seine Menschen (naja, sicher nicht alle) mag und dass wir auch interessante, weniger furchtbare Seiten in unserer Geschichte betrachten sollten - waren wir nicht irgendwann einmal das Land der Dichter und Denker?
Immer wieder das "böse" Deutschland vor Augen geführt zu bekommen, will nicht gefallen.
Mittlerweile, möchte ich doch anmerken, sind wir weder besser noch schlechter als andere Länder, die trotz eigener, nicht gerade schmeichelhafter Historie ihren National-Stolz verkünden.
Ich will gar nicht sagen können, ich wäre stolz auf mein Land, denn worauf sollte ich stolz sein? Aber ich möchte auch nicht immer wieder in die unterwürfige Schweigerolle gedrängt werden.

Wenn auch unter dem Aspekt des immer wieder Aufgerolltem, weiß deine Adaption der Hymne dennoch zu gefallen!

Liebe Grüße Richard

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#6

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 16.04.2005 16:52
von muh-q wahn (gelöscht)
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wilhelm das als Spam ansieht, da er ja das Thema losgetreten hat. Wenn aber doch, dann entsorge er uns doch einfach.

Ich denke, Richard, man kann auf einiges stolz sein. Ich bin u.a. besonders stolz darauf, in welch schonungsloser Art dieses Nachkriegsdeutschland seine historische Verantwortung übernommen und sich der Vergangenheitsbewältigung unterzogen hat. Manches mag des Guten zuviel, manches zu wenig gewesen sein, für meine Begriffe ist es beispiellos.

Leider wurde dabei alles Nationale verdächtig gemacht und auf jeden hysterisch reagiert, der meinte, auf Deutschland stolz sein zu wollen. Man hat schlicht verpasst, ein neues Vaterlandsgefühl zu erarbeiten. Wir müssen uns daher nicht wundern, wenn einige, zu viele, Fehlgeleitete in ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit (die sind fast alle schwul, wusstet ihr das ? ) von Nazis instrumentalisiert werden.

Insofern wäre auch ein Ansatz, wieder zum Land der Dichter und Denker zu werden: politisch sind wir ein Zwerg und wirtschaftlich wird auch nicht mehr lange was mit uns los sein. Das kann also nicht ganz verkehrt sein, was wir hier tun.

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#7

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 17.07.2006 11:13
von Fabian Probst (gelöscht)
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Man muss mal dazu sagen, das die Nationalhymne ursprünglich ein Gedicht von Hoffman von Fallersleben war, dass er 1841 schrieb!
Es war nur ein Ausdruck seiner Liebe zu seinem Land, dass rein gar nichts mit den Intentionen des dritten Reiches gemeinsam hatte. Wie auch?

Als zynische Spielerei finde ich den Text hier absolut hochklassig.
Alle weiteren Interpretationen erspare ich mir einfach, weil mich das Thema nervt.
Stolz hin oder her, ich bin froh, hier zu leben, denn es gibt schlechter Orte an denen ich hätte geboren werden können.
Ich konnte weder das beeinflussen noch jenes, was vor ca. 60 Jahren passiert ist. Auch bin ich nicht der Meinung, das man sich das immer wieder vor Augen halten müsste, denn die Zeiten haben sich geändert.

lg,Fabian

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#8

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 17.07.2006 19:30
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Hallo Fabian, danke, dass du das Gedicht aus der Versenkung geholt hast


Zitat:

Man muss mal dazu sagen, das die Nationalhymne ursprünglich ein Gedicht von Hoffman von Fallersleben war, dass er 1841 schrieb!
Es war nur ein Ausdruck seiner Liebe zu seinem Land, dass rein gar nichts mit den Intentionen des dritten Reiches gemeinsam hatte. Wie auch?



Ich wollte dazu anmerken, dass es sich bei diesen drei Strophen um das abgewandelte "Deutschlandlied" von Fallersleben handelt. Offiziell ist lediglich die dritte Strophe dieses Liedes die deutsche Nationalhymne.


Zitat:

Alle weiteren Interpretationen erspare ich mir einfach, weil mich das Thema nervt.



Zurecht. Ich war damals, als ich anfing an diesem Text herumzudoktorn, zerrissen ob ich ihn nun aus heutiger Sicht schreiben sollte oder nicht.
Da ich aber auch phonetisch so eng wie möglich am Original bleiben wollte, und es sich dadurch anbot, schrieb ich das Gedicht eng am Jahr 1945 (Kraterland, Bomben)
Der Sinnergibt sich also aus dem Versuch einer größtmöglichen phonetischen Nähe zum Original.

Hätte ich nur 60 Jahren gelebt dann wäre diese Parodie sicher nicht unbemerkt geblieben

Ich widme das Gedicht dem jahre 1945, vielleicht wird es so klarer. Außerdem wäre eine modernisierte Version nicht schlecht

Grüßle,

Willi

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#9

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 17.07.2006 19:53
von Fabian Probst (gelöscht)
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Zitat:

Wilhelm Pfusch schrieb am 17.07.2006 19:30 Uhr:
Hallo Fabian, danke, dass du das Gedicht aus der Versenkung geholt hast




Bitte sehr!


Zitat:


Ich wollte dazu anmerken, dass es sich bei diesen drei Strophen um das abgewandelte "Deutschlandlied" von Fallersleben handelt. Offiziell ist lediglich die dritte Strophe dieses Liedes die deutsche Nationalhymne.




die Nationalhymne umfasst 1945 ja noch alle drei Strophen, und selbst heute ist, glaube ich, rechtlich nicht ganz geklärt, wie der Zustand ist.

Die einen meinen, man verzichte nur darauf, die ersten beiden zu offiziellen Anlässen zu singen, die anderen sagen, die Hymne umfasse mittlerweile nur noch die dritte Strophe.



Zitat:


Der Sinn ergibt sich also aus dem Versuch einer größtmöglichen phonetischen Nähe zum Original.

Hätte ich nur 60 Jahren gelebt dann wäre diese Parodie sicher nicht unbemerkt geblieben

Willi



Bestimmt!

Ich sagte ja, ich finde es gut.

lg,Fabian

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#10

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 17.07.2006 19:56
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Also Willi spätestens nach der WM musst du den Text anpassen. Vieles verstehe ich auch nicht. Das hat was von dem ewigen Selbstniedermachen welches die Anderen (Nationen) an uns auch nicht mehr verstehen wollen. Etwas unverkrampfter können wir die Sache schon angehen, dürfen aber nicht vergessen welche Verbrechen unter diesem Text auch begangen wurden, aber das soll es auch sein.
Gruss
Knud

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#11

Die Nazionalhymne

in Gesellschaft 18.07.2006 18:37
von Loki (gelöscht)
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Die bearbeitung ist super!

Mir ist egal, ob jemand stolz auf sein land ist oder nicht. hauptsache er respektiert andere kulturen, andere nationen und das leben, das universum und alles.
Aus meiner eigenen sicht kann ich jedoch nicht verstehen, wie man auf etwas stolz sein kann, was min nicht selbst vollbracht hat.

gruß und kuss, Loki ^^

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