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Am Morgen zeichnete ich deine Brauen,
am Abend auch die Linie deiner Lippen.
Ich sah, was deine Augen heute schauen:
Ich fühlte Schmerz schon hinter meinen Rippen.
Doch kostete ich weiterhin den Nektar
und sollte er mein Herz auch vergiften.
Ich bin gelaufen wohl tausende Hektar,
obwohl die Boote den Hafen umschifften
und endlich, alt und elend, erreichte ich
die Länder deiner immergrünen Auen,
doch sollt ich unter deiner Hand ergrauen,
denn nicht mal meine Opfer erretteten dich.
am Abend auch die Linie deiner Lippen.
Ich sah, was deine Augen heute schauen:
Ich fühlte Schmerz schon hinter meinen Rippen.
Doch kostete ich weiterhin den Nektar
und sollte er mein Herz auch vergiften.
Ich bin gelaufen wohl tausende Hektar,
obwohl die Boote den Hafen umschifften
und endlich, alt und elend, erreichte ich
die Länder deiner immergrünen Auen,
doch sollt ich unter deiner Hand ergrauen,
denn nicht mal meine Opfer erretteten dich.
Seid gegrüsst, eure Dickfischigkeit !
Was mir an ’Persephones Einsicht’ noch so gut gefiel, sprachlich wie inhaltlich stark, und zu Recht vorgeschlagen zum Gedicht des Monats, das enttäuscht mich bei diesem Gedicht ein wenig. Besonders bei der zweiten Strophe und die letzte Zeile. Liest sich für mich rhythmisch nicht sehr harmonisch
Und dass ’Augen schauen’ und man Flächen (Hektar) läuft …hmmm…na ja.
Hier verbiegen sie sich, mit Verlaub ihro Majestät, etwas die Zacken ihrer werten Krone. Doch das gute Stück lässt sich sicher wieder richten…
Das Fussvolk trägt ja schliesslich auch schon geflickte Hüte…
LG, Velazquez
Was mir an ’Persephones Einsicht’ noch so gut gefiel, sprachlich wie inhaltlich stark, und zu Recht vorgeschlagen zum Gedicht des Monats, das enttäuscht mich bei diesem Gedicht ein wenig. Besonders bei der zweiten Strophe und die letzte Zeile. Liest sich für mich rhythmisch nicht sehr harmonisch
Und dass ’Augen schauen’ und man Flächen (Hektar) läuft …hmmm…na ja.
Hier verbiegen sie sich, mit Verlaub ihro Majestät, etwas die Zacken ihrer werten Krone. Doch das gute Stück lässt sich sicher wieder richten…
Das Fussvolk trägt ja schliesslich auch schon geflickte Hüte…
LG, Velazquez
Hallo Richard,
dein Text ist metrisch nicht "sauber". Dreizeitige Einschübe durchziehen die Zweizeitigkeit. Das ist an sich kein Problem, weil dennoch eine generelle 5-Hebigkeit zugrunde liegt, auf die man sich schnell einstimmen kann. Doch in S2V2 kommt man dann wirklich ins Stolpern, weil plötzlich nur vier Hebungen da sind, wo sonst 5 stehen. Der Inhalt rechtfertigt diese Aufmerksamkeitsheische nicht.
Ungeschickter als die Metrik erscheint aber dennoch der rhetorisch-topische Aufbau des Textes. Du beginnst mit einem romantischen Bild zweier Liebender. Der eher plakative Hinweis auf den "Schmerz" trübt diese Idylle und stellt eine Konfliktsituation in Aussicht.
S2 nimmt diese, wenn auch in einem antiquierteren Bild (Nektar) auf. Wir erfahren, daß das lyr. Ich sich trotz seiner Zweifel weiterhin zum lyr. Du steht. Doch wird die Liebe der zwei Subjekte hier schon als "giftig" für das Ich attributiert.
Eigentlich ist dies ein günstiger Ausgangspunkt für eine zu einem dramatischen Höhepunkt sich verdichtende "Handlung", doch hier kommt es nun durch das Einbringen assoziationsfremder Topoi zum Bruch der Stringenz. Wir erfahren, daß das lyr. Ich weit läuft und daß Schiffe vor dem Hafen fahren. Der konzessive Zusammenhang beider Aspekte, der durch das "obwohl" suggeriert wird, bleibt unklar und wird auch im Verlaufe der Handlung nicht mehr erklärt. Ebenso unklar bleibt ihre Rolle als Teil der Handlung. Welche Rolle spielt es für die Liebesproblematik, daß das Ich läuft, daß Schiffe im Hafen liegen? Dies kann nicht geklärt werden.
S3 macht zunächst den Anschein, den anfänglichen Handlungsstrang wieder aufzunehmen. Mit dem Erreichen der "immergrünen Auen" im Alter scheint die Idylle wieder hergestellt. Dieser Eindruck wird jedoch sofort wieder durch das konzessive "doch" zunichte gemacht, obwohl er eigentlich überflüssig ist. Denn daß das Ich unter "deiner Hand ergrau[t]" ist, wissen wir bereits durch S2V1 - es kostet weiterhin Nektar, bleibt also unter der Hand des Dus - und S3V1 - es ist gelaufen bis es alt und elend war. Das 2elend" könnte hier in seiner ursprünglichen Bedeutung von "fremd/fremdländisch" gedeutet werden, was uns zu der Interpretation brächte, daß das dauerhafte Ringen um die Gunst des lyr. Dus das lyr. Ich sich selbst entfremdet hat. Dies würde auch im Zusammenhang mit seinen "Opfer"-gaben Sinn machen.
Damit, daß das lyr. Du erretet werden sollte, bringst du aber im Schlußvers (an einer rhetorisch denkbar ungünstigen Stelle) deines Textes noch einmal einen völlig neuen Aspekt in diese Problematik ein, der den Leser wiederum vor den Kopf stößt durch seinen schroffen und ungeklärten Abbruch.
Insgesamt vermißt dieser Text stellenweise die rote Linie (bes. S2). Er schreitet fort, wie ein aufgeschrecktes Reh durch den Wald springt - querfeldein. Damit zeugt dein Text zwar durchaus von künstlerischer Konzeptionalität und grundlegend sprachlicher Begabung. Aber er verpaßt es durch seine Polydirektionalität, sich in Herz und Geist des Lesers einzubrennen.
dein Text ist metrisch nicht "sauber". Dreizeitige Einschübe durchziehen die Zweizeitigkeit. Das ist an sich kein Problem, weil dennoch eine generelle 5-Hebigkeit zugrunde liegt, auf die man sich schnell einstimmen kann. Doch in S2V2 kommt man dann wirklich ins Stolpern, weil plötzlich nur vier Hebungen da sind, wo sonst 5 stehen. Der Inhalt rechtfertigt diese Aufmerksamkeitsheische nicht.
Ungeschickter als die Metrik erscheint aber dennoch der rhetorisch-topische Aufbau des Textes. Du beginnst mit einem romantischen Bild zweier Liebender. Der eher plakative Hinweis auf den "Schmerz" trübt diese Idylle und stellt eine Konfliktsituation in Aussicht.
S2 nimmt diese, wenn auch in einem antiquierteren Bild (Nektar) auf. Wir erfahren, daß das lyr. Ich sich trotz seiner Zweifel weiterhin zum lyr. Du steht. Doch wird die Liebe der zwei Subjekte hier schon als "giftig" für das Ich attributiert.
Eigentlich ist dies ein günstiger Ausgangspunkt für eine zu einem dramatischen Höhepunkt sich verdichtende "Handlung", doch hier kommt es nun durch das Einbringen assoziationsfremder Topoi zum Bruch der Stringenz. Wir erfahren, daß das lyr. Ich weit läuft und daß Schiffe vor dem Hafen fahren. Der konzessive Zusammenhang beider Aspekte, der durch das "obwohl" suggeriert wird, bleibt unklar und wird auch im Verlaufe der Handlung nicht mehr erklärt. Ebenso unklar bleibt ihre Rolle als Teil der Handlung. Welche Rolle spielt es für die Liebesproblematik, daß das Ich läuft, daß Schiffe im Hafen liegen? Dies kann nicht geklärt werden.
S3 macht zunächst den Anschein, den anfänglichen Handlungsstrang wieder aufzunehmen. Mit dem Erreichen der "immergrünen Auen" im Alter scheint die Idylle wieder hergestellt. Dieser Eindruck wird jedoch sofort wieder durch das konzessive "doch" zunichte gemacht, obwohl er eigentlich überflüssig ist. Denn daß das Ich unter "deiner Hand ergrau[t]" ist, wissen wir bereits durch S2V1 - es kostet weiterhin Nektar, bleibt also unter der Hand des Dus - und S3V1 - es ist gelaufen bis es alt und elend war. Das 2elend" könnte hier in seiner ursprünglichen Bedeutung von "fremd/fremdländisch" gedeutet werden, was uns zu der Interpretation brächte, daß das dauerhafte Ringen um die Gunst des lyr. Dus das lyr. Ich sich selbst entfremdet hat. Dies würde auch im Zusammenhang mit seinen "Opfer"-gaben Sinn machen.
Damit, daß das lyr. Du erretet werden sollte, bringst du aber im Schlußvers (an einer rhetorisch denkbar ungünstigen Stelle) deines Textes noch einmal einen völlig neuen Aspekt in diese Problematik ein, der den Leser wiederum vor den Kopf stößt durch seinen schroffen und ungeklärten Abbruch.
Insgesamt vermißt dieser Text stellenweise die rote Linie (bes. S2). Er schreitet fort, wie ein aufgeschrecktes Reh durch den Wald springt - querfeldein. Damit zeugt dein Text zwar durchaus von künstlerischer Konzeptionalität und grundlegend sprachlicher Begabung. Aber er verpaßt es durch seine Polydirektionalität, sich in Herz und Geist des Lesers einzubrennen.
Hi Lev,
ich danke dir natürlich sehr für deine gute Kritik und die Auseinandersetzung mit diesem kleinen Missgeschick.
Ich stimme natürlich in allen Punkten mit dir überein und ich hoffe du bist nicht allzu verstimmt, wenn ich dir schreibe, wie schon weiter oben bemerkt, dass ich selbst in keiner Weise begeistert bin.
Dennoch freut es mich, dass auch kleine Fehltritte Beachtung finden und man lernt ja auch dann nur dazu, gell?
LG Richard
ich danke dir natürlich sehr für deine gute Kritik und die Auseinandersetzung mit diesem kleinen Missgeschick.
Ich stimme natürlich in allen Punkten mit dir überein und ich hoffe du bist nicht allzu verstimmt, wenn ich dir schreibe, wie schon weiter oben bemerkt, dass ich selbst in keiner Weise begeistert bin.
Dennoch freut es mich, dass auch kleine Fehltritte Beachtung finden und man lernt ja auch dann nur dazu, gell?
LG Richard
Ach, das ist nur ein Beweis für meine These, daß jeder poetische Text experimentelle Poesie ist. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Als Dichter kann man viel dafür tun, daß es so klappt, wie man sich das vorstellt - aber immer funktioniert es eben auch nicht. So sammelt man Erfahrung und, ja, man lernt.
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