Hi muh-q wahn,
ich habe Dein Gedicht jetzt mehrmals gelesen, mir auch noch mal das Gedicht aus Wilhelm Meister zu Gemüte geführt und muss sagen, dass mir diese Zeilen immer mehr gefallen. Zuerst dachte ich ja, jetzt hat der Wahn doch zugeschlagen, reimlos, schmucklos wirkten Deine Zeilen auf den ersten Blick. Aber dann sah ich, dass Du für Leute wie mich diesen umschließenden Reim eingebaut hast und begann von Neuem zu lesen...
Ich sehe Deine Zeilen als Antwort oder als andere Sicht gegenüber Goethes Ausführungen. Und mir gefällt Dein Gedankengang außerordentlich gut, denn es ist in meinen Augen eine Liebeserklärung an dieses Sehnsuchtsgefühl, dass in seiner eigenen Erfüllung an sich selbst nicht heranreichen kann. Man könnte dem lyrischen Ich in der 2. Strophe mangelndes Selbstwertgefühl vorwerfen, aber eine Sache kann niemals mit der Idee von ihr konkurrieren, man selbst bleibt somit ebenfalls zwangsläufig hinter den liebevollen Gedanken des anderen an sich zurück... und doch denke ich, dass gerade die Fehler das sein können, was die echte Liebe charakterisiert, denn das Ideal wird den Durst wohl nie ganz stillen können. Noch mal auf das Selbstwertgefühl zurückkommend: ist das der Grund für die Kleinschreibung?
Den Wunsch des lyrischen Ichs in der ersten Strophe finde ich sehr feinsinnig, so habe ich das noch nie gesehen. Sprachlich finde ich das doppelte
und in den letzten beiden Zeilenanfängen etwas störend, aber das ist eigentlich das Einzige das ich bemängeln möchte. Zwar überwiegend reimlos, doch keineswegs schmucklos! Und von (räusper) zarter Tiefe... ich sollte mich zügeln
!