Hi muh,
hier ist dir ein schöner Spagat gelungen zwischen Experiment und Inhalt - ohne dabei eine platte, konstruierte Kulisse aufzubauen. Im Gegenteil. Die Worte, so gefügt, begleiten die melancholisch-verklärte Stimmung in die Tiefe, ohne dabei überladen zu wirken. Auch interessant, wie du es schaffst die Strophen dazu noch zwischendurch durch den Reim im Gefüge zu halten. Vielleicht wolltest du sogar durchgängig reimen, aber da hättest du wohl von der konsequenten Linie des Stilmittels abweichen müssen. Ob der etwas störende Reimwechsel in S2 nun Absicht war oder den Umständen Folge leisten musste, erschliesst sich mir allerdings erstmal nicht. Die Auftakte der Strophen sind fein gewählt, fügen sich zu den verwendeten Wortendungen bzw. Anfängen und/oder den folgenden Vokalen. Die Strophen stehen dabei jeweils für sich, mit einer eigenen Konklusion am Ende und reihen sich letztlich wieder ins Gefüge - auch aufgrund des inhaltlichen Aufbaus (abgesendet - angenommen – verschwunden). Auf Artikel musstest du dann eben verzichten, um so mehr braucht es dann Adjektive und grammatische Verkürzungen, aber wie ich finde, zu Gunsten athmosphärischer Dichte und ohne plakativ zu sein.
Jedenfalls sprachlich fein, Wortwahl und Bilder getragen durch das Stilmittel, unterstützen die assoziative Wirkung, können mich mitnehmen und lassen Raum für Interpretation. Die durchgehenden Alliterationen, der so verpackte Inhalt plus dem alternierenden Rhythmus, das wirkt und gefällt - ich mag das hier jedenfalls.
Oder um es mit den Worten eines Bekannten auszudrücken,
wenn etwas besonders gut schmeckt: ’Das fickt die Zunge…’
Gruß,
Velazquez
P.S.: Lediglich für das in S1/S2 wiederkehrende ’arglos’ gibt’s einen Punktabzug in der B-Note, aber Angesichts des Schwierigkeitsgrades….d.h. …Moment…’arglos abgesendet – arglos angenommen’…hmmmm.?....dieser Gegensatz könnte natürlich auch in S2 das invertierte Reimschema rechtfertigen….doch überzeugen würde es mich allerdings nicht unbedingt…