#1

Djawad

in Diverse 19.08.2005 11:57
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Djawad

Ich stieg in dieses Taxi und mein Kopf war schwer.
Sein Haar war grau, sein linkes Augenlid hing schräg.
Im Auto roch es stark nach altem Schweiß und Teer,
doch wollte ich nur heim und fand doch nicht den Weg.

Ich lehnte meinen Kopf an das erhitzte Glas.
Mich trieb es nur nach Haus und ab ins kühle Naß.
Er fuhr jedoch nicht los und blieb dort wo er saß,
begann zu sprechen von der Liebe und dem Hass,

beschwor mir ferner Wüste prächtig Königreich
und goldgeschmückte Frauen tanzten um mich her
und schillernd kämpfte dort das Sarazenenheer,
mit hartem Stahl und Schwert bewährt, für ihren Scheich.

Er sprach von irrer Gier nach Gold und von Verrat
und das Begehr Verderben nur dem Menschen bringt,
doch auch von Einsicht und der Liebe edler Tat
und das vor dieser Gnade jeder niedersinkt.

Ich war von dieser Stimme lange noch betört
und fand mich ganz allein an dieser Straße stehn.
Ich suchte ihn, doch keiner hatte je gehört
von Djawad, niemand hatte jemals ihn gesehn.


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#2

Djawad

in Diverse 19.08.2005 18:02
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Richard,

Deine Zeilen gefallen mir fast ganz ausgezeichnet! Insbesondere die erste Strophe hat es mir angetan, die zieht mich voll in diese Geschichte hinein.

Derlei kleine kuriose Anekdoten über das Nachhausekommen magh ich gern, wobei seltsame Erlebnisse nicht auf Taxis beschränkt sind, sondern auch nächtliches U-Bahn - oder Busfahren starke Momente der zwischenmenschlichen Begegnungen hat. Aber klar: Taxifahrer sind da unschlagbar!

Sprachlich sind Deine Zeilen gelungen, mich stören allerdings in Str. 3 & 4 die zeileneinleitenden "und"s - ein bisschen zuviele für meinen Geschmack. Und das Ende finde ich zwar inhaltlich klasse, da es mich grübeln lässt, ob das lyrische Ich womöglich weggedöst ist und von fernen Wüstenkönigreichen geträumt hat. Aber leider verlietrt sich hier ein wenig die epische Sprache, es wirkt so, als wäre Dir die Luft ausgegangen. Und wird der Name wirklich auf der ersten Silbe betont? Djawad spricht sich seltsam. Womöglich falsch spreche ich ihn endbetont, weshalb ich in der letzten Strophe auch noch ins Schleudern gerate.

Dennoch ein sehr schön erzählendes Gedicht, mag ich gern. Und ich habe zwar nicht Djawad gefunden (dafür ist der wohl zu jung), aber wohl seinen Sohn, Djawad junior.


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#3

Djawad

in Diverse 19.08.2005 18:20
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Hi Don,

freut mich, wenn meine kleine Geschichte ein wenig gefallen konnte.
Djawad wird m. E. tatsächlich auf der ersten Silbe betont. (Wenn ich mich irre, lasse ich mich gerne von jemand arabisch-sprechenden aufklären)
Das die letzte Strophe etwas leidlich ausgefallen ist, liegt vielleicht daran, daß ich Djawad in Wirklichkeit leider nie gesucht habe.

Wer weiß - vielleicht ist der Mann wirklich Djawads Sohn...

Danke für die Kritik - ich werde an der letzten Strophe noch ein wenig basteln.

LG Richard

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#4

Djawad

in Diverse 19.08.2005 18:53
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Richard

Dein Gedicht, obwohl es gereimt ist, gefällt mir sehr gut.
Am Ende, kriegt man Gänsehaut, auch wenn man bedenkt, dass du die Strecke dann latschen musstest, weil der Kerl ja gar nicht existiert hat.

Lg Gemini

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#5

Djawad

in Diverse 19.08.2005 19:42
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Hi Gem,

freut mich auch, wenn es dir gefällt. Aber eigentlich hat er ja doch existiert!

Richard

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#6

Djawad

in Diverse 19.08.2005 20:34
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Nee, wiso.
So wie ich das verstehe, war der doch`n Geist?

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#7

Djawad

in Diverse 19.08.2005 20:37
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Nee, den gab es wirklich. Aber er hätte wohl ein Geist sein können.

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