|
|
Muh,
ein sehr schönes Gedicht. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist, was die Furcht vor dem Tod mit den fehlenden Tränen und der Ernüchterung zu tun hat. Hat das lyr. Ich Angst, weil es sehnt, diese Sehnsucht nicht erfüllt wird und es Angst hat zu sterben, bevor sie erfüllt wird?
Das ist vielleicht auch irrelevant, denn der Wunsch des lyr. Ich erfüllt sich: In der Poesie findet es alles, was es nicht sein eigen nennen darf.
Wunderbar dargestellt und sehr mitreißend.
Auch ein sehr schönes Reim- und Metrikschema:
A xXxXxXxX
B xXxXxXxXx
C xXxXxXxXx
A xXxXxXxX
B xXxXxXxXx
C xXxXxXxXx
D xXxXxXxXx
E xXxXxXxX
F xXxXxXxXx
G xXxXxXxX
D xXxXxXxXx
E xXxXxXxX
F xXxXxXxXx
G xXxXxXxX
Kuss
Richard
ein sehr schönes Gedicht. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist, was die Furcht vor dem Tod mit den fehlenden Tränen und der Ernüchterung zu tun hat. Hat das lyr. Ich Angst, weil es sehnt, diese Sehnsucht nicht erfüllt wird und es Angst hat zu sterben, bevor sie erfüllt wird?
Das ist vielleicht auch irrelevant, denn der Wunsch des lyr. Ich erfüllt sich: In der Poesie findet es alles, was es nicht sein eigen nennen darf.
Wunderbar dargestellt und sehr mitreißend.
Auch ein sehr schönes Reim- und Metrikschema:
A xXxXxXxX
B xXxXxXxXx
C xXxXxXxXx
A xXxXxXxX
B xXxXxXxXx
C xXxXxXxXx
D xXxXxXxXx
E xXxXxXxX
F xXxXxXxXx
G xXxXxXxX
D xXxXxXxXx
E xXxXxXxX
F xXxXxXxXx
G xXxXxXxX
Kuss
Richard
Hi q,
eine grandiose Idee ist das, das Sonett einfach "umzudrehen". Das gefällt mir wirklich außerordentlich gut, so gut sogar, das merk ich mir. Und da sage noch einer, im Sonett stecken keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. *tsts
Formell zieht es natürlich durch die Blöcke nach den Terzinen gewaltig nach unten, ganz im Gegensatz zu dem, was du inhaltlich ausdrückst, wo ja der dramatische Moment, der Todesangst durch die Erfahrung der Poesie gedämpft werden sollte. Dieser Eindruck der ausgesprochenen Leichtigkeit einer Terzine gegenüber einem wuchtigen Quartett bestärkt sich natürlich für denjenigen, der Verlaines Fêtes Galantes mit ihren putzigen, dreiversigen Rokoko-Ströphchen gelesen hat. An der Stelle empfinde ich daher einen Bruch zwischen Inhalt und Form, der mir nicht angemessen erscheint.
Ähnlich wie Richard, empfinde auch ich den Diskurs nicht ganz nachvollziehbar. Es ist naheliegend, im lyr. Du die Poesie selbst zu sehen. Das sich fürchtende lyr. Ich liest also Poesie, um seine Furch vor dem Tod zu überwinden. So weit so gut. Doch dann berichtet das lyr. Ich, wie es zu dieser Furch erstmals kam, nämlich durch den mit dem Erwachsenwerden in Verbindung gebrachten Verlust von Trauer und Liebe, was aber kein Verlust der Emotion insgesamt ist, denn auch das herzhafte Lachen ist ja Ausdruck einer direkten Emotion.
Aber anstatt nun zu erklären, inwiefern der Verlust von Trauer und Liebe die Furch vorm Tode hervorruft, legst du den Rückwärtsgang ein und erklärst, was schon in der ersten Terzine angedeutet wurde, dass die Poesie dich erretet - durch die dann logischerweise Liebe und Trauer zu fühlen sind, was ja demzufolge vor der Furcht bewahrt. Doch das Ganze wird zu einem Trugschluss, weil die Prämisse, die erklärt, warum der Verlust von Liebe und Trauer Furch vor dem Tode hervorruft, nicht genannt wird. Du setzt etwas als gegeneben voraus (nämlich Liebe + Trauer = keine Angst), das nicht gegeben ist und das m.E. hätte erklärt werden müssen, um die Sache nachvollziehbar zu machen.
Ansonsten gefällt mir aber auch die inhaltliche Idee sehr gut. Denn der Schluss, das die Lektüre von Poesie über die Unfähigkeit zur Emotion oder einfach deren Mangel hinweghilft, kann ich sehr gut nachvollziehen.
eine grandiose Idee ist das, das Sonett einfach "umzudrehen". Das gefällt mir wirklich außerordentlich gut, so gut sogar, das merk ich mir. Und da sage noch einer, im Sonett stecken keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. *tsts
Formell zieht es natürlich durch die Blöcke nach den Terzinen gewaltig nach unten, ganz im Gegensatz zu dem, was du inhaltlich ausdrückst, wo ja der dramatische Moment, der Todesangst durch die Erfahrung der Poesie gedämpft werden sollte. Dieser Eindruck der ausgesprochenen Leichtigkeit einer Terzine gegenüber einem wuchtigen Quartett bestärkt sich natürlich für denjenigen, der Verlaines Fêtes Galantes mit ihren putzigen, dreiversigen Rokoko-Ströphchen gelesen hat. An der Stelle empfinde ich daher einen Bruch zwischen Inhalt und Form, der mir nicht angemessen erscheint.
Ähnlich wie Richard, empfinde auch ich den Diskurs nicht ganz nachvollziehbar. Es ist naheliegend, im lyr. Du die Poesie selbst zu sehen. Das sich fürchtende lyr. Ich liest also Poesie, um seine Furch vor dem Tod zu überwinden. So weit so gut. Doch dann berichtet das lyr. Ich, wie es zu dieser Furch erstmals kam, nämlich durch den mit dem Erwachsenwerden in Verbindung gebrachten Verlust von Trauer und Liebe, was aber kein Verlust der Emotion insgesamt ist, denn auch das herzhafte Lachen ist ja Ausdruck einer direkten Emotion.
Aber anstatt nun zu erklären, inwiefern der Verlust von Trauer und Liebe die Furch vorm Tode hervorruft, legst du den Rückwärtsgang ein und erklärst, was schon in der ersten Terzine angedeutet wurde, dass die Poesie dich erretet - durch die dann logischerweise Liebe und Trauer zu fühlen sind, was ja demzufolge vor der Furcht bewahrt. Doch das Ganze wird zu einem Trugschluss, weil die Prämisse, die erklärt, warum der Verlust von Liebe und Trauer Furch vor dem Tode hervorruft, nicht genannt wird. Du setzt etwas als gegeneben voraus (nämlich Liebe + Trauer = keine Angst), das nicht gegeben ist und das m.E. hätte erklärt werden müssen, um die Sache nachvollziehbar zu machen.
Ansonsten gefällt mir aber auch die inhaltliche Idee sehr gut. Denn der Schluss, das die Lektüre von Poesie über die Unfähigkeit zur Emotion oder einfach deren Mangel hinweghilft, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Okay, ich war dumm, ich habe jetzt darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass doch nachvollziehbar ist, warum der Verlust von Trauer und Liebe Furcht vor dem Tod hervorruft. Der emotionale Tod wird auf den Tod als Ende des Lebens projiziert. Das Ende der Gefühle bedeutet demzufolge das Ende des Lebens im metaphorischen Sinne. Daher ist die Poesie lebenserhaltend, ein existentielles Bedürfnis und das war mir eigentlich schon immer klar. Auch das lyr. Ich weiß das und daher weckt die Feststellung einer emotionalen Apathie die Angst davor, ganz abzusterben.
Warum ich auf diesen Zusammenhang nicht gleich gekommen bin... *kopfschüttel
Warum ich auf diesen Zusammenhang nicht gleich gekommen bin... *kopfschüttel
Also ich danke euch beiden sehr und ich freue mich natürlich, dass das Gedicht gefallen konnte. Besonders muss ich an dieser Stelle Lev danken, da ich derzeit wahnsinnig ungern meine Gedichte erkläre und sie es im zweiten Anlauf besser erklärte, als ich es hätte tun können. Allerdings habe ich, das gebe ich zu, bei deinem ersten Post auch ein bißchen den Kopf schütteln müssen.
#6
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Gefolge
in Liebe und Leidenschaft 07.09.2005 17:28von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Muh,
mir gefällt die Form und das nicht gerade triviale und doch konsequent durchgehaltene Reimschema sehr gut.
Ich kann gut nachvollziehen, dass das Entrinnen aus der Geborgenheit der Kindheit das Ich mit einer Art Todesangst erfüllt. Und das dieses neu erworbene Bewußtsein der Sterblichkeit mit einer auferlegten Ernsthaftigkeit einhergeht, die ihm fortan die Tränen und Liebe verbot kann ich auch nachvollziehen.
Dass das ich nun in der Poesie ein Ventil findet, in dem es wieder Träumen und Lieben darf ist zwar sehr schön beschrieben auch verständlich, kommt mir aber für eine Lösung der vorher beschriebenen Probleme doch etwas zu simpel vor. An dem Punkt hörte ich auf mitzufühlen. Das ist mir dann doch ein etwas zu romantisches Verhältnis zur Poesie.
Aber vielleicht schlägt ja in mir nur einfach kein wahres Dichterherz.
Bis auf die Auflösung sehr schön und formal super.
Grüße
GerateWohl
mir gefällt die Form und das nicht gerade triviale und doch konsequent durchgehaltene Reimschema sehr gut.
Ich kann gut nachvollziehen, dass das Entrinnen aus der Geborgenheit der Kindheit das Ich mit einer Art Todesangst erfüllt. Und das dieses neu erworbene Bewußtsein der Sterblichkeit mit einer auferlegten Ernsthaftigkeit einhergeht, die ihm fortan die Tränen und Liebe verbot kann ich auch nachvollziehen.
Dass das ich nun in der Poesie ein Ventil findet, in dem es wieder Träumen und Lieben darf ist zwar sehr schön beschrieben auch verständlich, kommt mir aber für eine Lösung der vorher beschriebenen Probleme doch etwas zu simpel vor. An dem Punkt hörte ich auf mitzufühlen. Das ist mir dann doch ein etwas zu romantisches Verhältnis zur Poesie.
Aber vielleicht schlägt ja in mir nur einfach kein wahres Dichterherz.
Bis auf die Auflösung sehr schön und formal super.
Grüße
GerateWohl
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |