#1

Unabhängigkeit

in Philosophisches und Grübeleien 30.08.2005 16:47
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Unabhängigkeit

Wenn zwei nur neben'ander gehen,
müssen sie sich stets verdrehen,
um einander anzusehen.

Drum bleib doch bitte einmal stehen,
und lass mich Dich von vorne sehen.
Berühren sich dann uns're Zehen,
könn' wir uns im Tanze drehen.

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#2

Unabhängigkeit

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2005 10:28
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Geratewohl,

ein kleines, eher als Sinnspruch daherkommendes Gedicht. Sagt nicht Udo Lattek immer, er möchte nicht, dass jemand hinter ihm steht, weil der ihm dann in den Rücken fallen könnte, sondern zieht es vor, dass die Leute auf gleicher Höhe neben ihm stehen... er hat wohl nicht daran gedacht, dass man sich auch gegenüber stehen kann - auch wenn ihn die Aussicht, dann womöglich tanzen zu müssen, wohl nicht unbedingt behagt. Genug von Lattek!

Die Idee ist gut und die gleichlautenden Reime hats Du inhaltlich gut zusammengebracht, allerdings hat Dein Gedicht in meinen Ohren keine Rhythmik. Dabei ist bei der hier vorliegenden Form ja kein durchgehendes, konsequentes Metrum erforderlich, ein bisschen mehr Klang wäre aber wünschenswert.

"Wenn zwei stets nebeneinander gehen,
müssen sie sich jedesmal verdrehen,
um sich einander anzusehen.
"
xXxXxxXxXx
XxXxXxXxXx
xXxXxXxXx
Der Übergang von Zeile 2 zur 3 klingt nicht so gut, weil zwei Senkungen aufeinander folgen. Auch inhaltlich fände ich es passender, wenn Z.2&3 gleich aufgebaut wären: in Z.1 wird de Ausgangslage beschrieben, danach die Folgen. Auseinander erscheint mit "sich einander" sprachlich unschön.
Und in Z.1 wird das angenehme Wechselspiel der Hebungen und Senkungen durchbrochen, falls Du meinen nachfolgenden Vorschlag nicht für bedenkswert hältst, vielleicht machst du schlicht "neben'ander" daraus oder irgendetwas anderes... Aber zu meinem Vorschlag:
"Wenn zwei nur Seit an Seite gehen
müssen sie sich stets verdrehen
um einander anzusehen."
xXxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx

"Drum bleib doch bitte einmal stehen,
und lass mich Dich von vorne sehen.
Berühren sich dann uns're Zehen,
könn' wir uns im Tanze drehen.

xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
XxXxXxXx
Hier nun wird durchgängig das angedeutete Metrum der 1. Zeile aufgegriffen und nur in der letzten Zeile greifst die letzte Zeile der 1. Str. auf. Man wird beim ersten Lesen zwar ein wenig gefoppt, weil man die letzte Zeile mit falscher Betonung zu lesen beginnt (man? Naja, also ich ). Dennoch passt das hier alles ganz gut.

Nun habe ich doch tatsächlich eine kleine metrische Analyse gemacht... mir gefällt einfach die in Form gebrachte Idee Deines Gedichtes.


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#3

Unabhängigkeit

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2005 10:45
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Don,

danke für Deine Analyse, die sehr hilfreich war. Vor allem, weil ich mich beim Schreiben schon fragte, ob man diese Kurzform "neben'ander" wirklich schreiben kann. Sagen tut man das ja so durchaus. Ich wußte nur nicht, ob man das auch so schreiben kann.
Auch der Vorschlag mit "Seit an Seite" ist gut. Nur geht es mir hier schon darum, die Formulierung mit "nebeneinander" zu verwenden, weil mir die in dem Zusammenhang beim Reden über Beziehungsvorstellungen so oft begegnet, dass Leute sagen, ihre Idealvorstellung bestehe darin "eine zeitlang nebeneinander durchs Leben zu gehen" bla bla. Das was mich daran immer störte hab ich hier versucht auf den Punkt zu bringen. Deshalb hänge ich so an der Formulierung.
Aber die Ersetzung des ersten "stets" durch das "nur" und des "jedesmal" durch "stets" übernehme ich gerne. Läßt sich so wirklich besser lesen. Und das "sich" bei "sich einander" ist jetzt weg.

Dank Dir vielmals für die Hilfe.

Grüße
GerateWohl

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