#1

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 23.10.2005 00:16
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Meine Generation?

Ich kenne mich ja mit Generationen und deren Betitelungen nicht so recht aus. Ich habe aber schon viel davon gehört. Ich weiß zum Beispiel, dass einst eine existierte, die Generation X genannt wurde, und es gibt, glaube ich, eine Generation Golf, oder zumindest ein Buch, das so heißt. Wer das ist und was die alle so machen, weiß ich nicht so genau. Golfspielen und Ankreuzen wahrscheinlich.
Früher, als die spezifizierende Namenszusätze noch vor dem Wort "Generation" standen und nicht dahinter, da gab es z.B. die Nachkriegsgeneration, das sind meine Eltern, und es gab die 68er-Generation, das waren die cooleren Altersgenossen meiner Eltern. Aber welcher Generation gehöre ich denn selbst an, fragte ich mich oft.
In den letzten Wochen geriet ich immer wieder in Gespräche mit anderen Leuten meiner Altersgruppe, den Mittdreißigern, die sich allesamt mehr oder weniger um das gleiche Thema drehten (und zwar im Kreis) nämlich um folgendes: Männer sind soundso und Frauen sind soundso, und dafür haben wir allesamt aufgeklärtermaßen viel Verständnis. Aber auch hier gilt wie allezeit bereits: Wehe den Ausnahmen. Aber diesen Zusatz will ich hier gar nicht diskutieren.
Jedenfalls kam mir da die erleuchtende Antwort auf meine Generationenfrage: Ich bin Mitglied einer Generation, die den Namen "Generation Frauen-können-nicht-einparken-und-Männer-hören-nicht-richtig-zu" tragen könnte. Jedes Mitglied dieser Gruppe hat midestens ein Buch zu dem Thema mal angelesen oder einpaar Artikel in Magazinen konsumiert, und wenn nicht, dann doch zumindest endlose Gespräche auf Parties darüber geführt, dass Frauen ja viel kommunikativer seien als Männer und so viele Dinge gleichzeitig betrachten, weil die beiden Gehirnhälften einfach stärker verschaltet seien im weiblichen Gehirn. Und dass Männer ja viel zielorientierter seien als Frauen und besser abstrakt Logisch denken könnten. Männer sind triebgesteuerter als Frauen, Frauen neigen allein unter ihresgleichen verstärkt zu Intriganz und zum Zickentum, Männer sind gewalttätiger aber meßbar nicht aggressiver als Frauen. Was hab ich nicht schon alles gehört.
Ich will den Wahrheitsgehalt dieser Informationen gar nicht in Abrede stellen, auch wenn ich mich innerlich stets gegen derartige Schablonierungen meines eigenen Geschlechts auflehne und in entsprechenden Diskussionen zwar nicht in öffentlichen Medien verlegte, aber aus dem Schatz meiner persönlichen Erfahrungen geschöpfte Gegenbeispiele ins Feld führe. Ebenso werden meine männlichen Beschützerinstinkte geweckt, wenn ich Zeuge werde von entsprechenden verbalen Selbstverstümmelungen von Frauen, die behaupten, sie seien ja technisch so unbegabt, weil sie halt Frauen seien. Auch denen Widerspreche ich wehement. Wie gesagt, nicht weil ich diese Dinge nicht glauben würde, sondern weil ich diesen statistischen Erkenntnissen nicht andeutungsweise die praktische Relevanz zuspreche, die ihr in meiner Generation an allen Ecken und Enden entgegengebracht wird. Zumindest nicht mehr als der guten alten Astrologie. Ich halte beides von der Aussagekraft bzgl. der Eigenschaften eines einzelnen Menschen, der direkt vor mir steht für gleichwertig.
Der einzige Autor, den ich kenne, der wissenschaftliche Betrachtungen über geschlechtliche Unterschiede aus meiner Sicht auf konstruktive Weise anstellte, um zum allgemeinen Verständnis zwischen den Geschlechtern beizutragen und nicht diesen unerträglichen Klischees Vorschub zu leisten, war John Gray in seinem Buch "Men are from Mars and Women are from Venus". Vielleicht denke ich das auch nur, weil es das erste Buch aus der Richtung war, in das ich einen Blick warf.
Jedenfalls hoffe ich, dass ich noch alt genug werde, um die sicherlich folgende "Generation Diese-klischeehafte-Hausmannspsychologie-über-die-Geschlechter-hat-uns-auch-nicht-weiter-gebracht-und-darum-pfeifen-wir-auf-sie" kennenzulernen und mit ihnen angenehmere Gespräche über Lebenserfahrung und die Wurzeln des Glückes führen zu können.





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#2

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 25.10.2005 17:14
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ja, diese stereotypen Gespräche mit ihrer nur scheinbaren Toleranz, aber tatsächlichen Schubladenetikettierung (? gibts sowas?) kenne ich auch. Reicht das, um daraus einen Generationstypus zu machen? Vielleicht, wenn man davon ausgeht, dass all die vorangegangenen Generationen vermutlich in Wirklichkeit ebenso wenig dadurch beschrieben wurden. Ich muss aber gestehen, dass die Zeiten, in denen ich mir Gedanken gemacht habe, ob ich zu irgendwas zugehörig bin, zwischenzeitlich vorbei sind. Letztlich definiere ich mich über meine die Beziehungen zu meinem nahen sozialen Umfeld - wobei durch meinen Eintritt in die Netzwelt letztes Jahr vielleicht diese Definition etwas modifiziert werden müsste. An Generationtypen glaube ich jedoch nicht...


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#3

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 25.10.2005 17:36
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ja, ich gebe ja zu, dass mich entgegen dem Text weniger die Generationenfrage unrsprünglich trieb, sonder der Gedanke, dass dieses Thema generationenumspannend zu sein scheint, weil es mir an jeder Ecke entgegenschlägt. Der Generationengedanke ist wohl mehr dem von mir erdachten Textaufbau geschuldet.

Dank Dir für Deinen Kommentar.

Grüße
GW

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#4

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 25.10.2005 19:09
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Da ich ebenfalls in deinem Alter bin, kann ich hier auch meinen Senf dazugeben. Ich denke wir sind die Generation der Scheidungskinder die von ihren Müttern großgezogen wurden. Ich habe damit kein Problem, finde aber diese Frauenversteher-Typen öd.
Eine Frau ist eine Frau, ein Mann ein Mann, aus.
Mich ärgert es eigentlich immer nur, dass es bei dieser ganzen Geschichte um Emanzipation und Gleichstellung: Mann-Frau, immer nur um Büro-Jobs handelt. Warum reisst sich keine Frau darum, im Stahlbau zu arbeiten, oder Strassenkehrer zu werden?
Ich bin ebenfalls zum grössten Teil von einer Frau aufgezogen worden, aber ich bin trotzdem der Meinung, wenn ich einer schweren Arbeit nachgehe (körperlich) dann mache ich im Haushalt keinen Finger krumm.
Wenn meine Frau ebenfalls am Bau arbeitet, dann soll sie auch das Gleiche verdienen und ebenfalls nichts im Haushalt machen.
Tja, ich weiche wohl etwas ab...
Also Generation der Scheidungskinder und Frauenversteher würde ich sagen.

Lg Gem

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#5

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 26.10.2005 14:13
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Gem,

danke für Deinen Kommentar.
Zu Deinem Stahlbau Beispiel muss ich sagen, es gibt genug "Drecksarbeit" und auch Knochenjobs, die vorwiegend von Frauen ausgeführt werden. Da finde ich es wirklich albern, wenn Männer sich beschweren, dass Frauen nicht im Stahlbau oder Bergbau arbeiten, zumal Frauen bei ihren entsprechenden Jobs stets schlechter bezahlt werden. Aber ob mich diese Sichtweise schon zum Frauenversteher macht, glaube ich kaum. Ich bin aber auch kein Scheidungskind. Daher wohl doch eher FV.
Aber das mit der Kategorisierung in dem Text war ja auch eher ironisch gemeint. Ich habe meinen Text ja auch eher als Satire auf diese Kategorisierungen verstanden. Das erzählende Ich prangert diese diese an und tut es aber gleichzeitig selber, weil es eben auch ein Mitglied seiner Generation ist.

Schöne Grüße
GW

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#6

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 26.10.2005 15:15
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Dein Text ist gefällig geschrieben, GW und ich meine, dass diese Geschlechter-verstehen-einander-Geschichte tatsächlich auch eine Generationenfrage und das Thema insofern nicht verfehlt ist. Diese Büchlein haben nach meinem Ermessen deshalb reißenden Absatz (gehabt), weil spätestens die Generation der Achtziger nur noch um sich selber kreiste und dann kommt da so etwas bei raus. Ich habe auch das eine oder andere an- und quergelesen und die sind nicht nur alle gleich, sondern kommen auch mit solchen Plattheiten daher, dass man sich ödet. Im Prinzip reicht wirklich aus, zu wissen, dass Frauen und Männer in vielen Fragen unterschiedlich ticken und dafür muss man wohl kein Buch lesen. Allerdings würde mich einmal interessieren, wieviele Männer sich so ein Buch gekauft oder eigeninitiativ gelesen haben.

Sehr schade finde ich, dass du in deinem Essay zum Ende hin aber doch eines dieser Bücher quasi empfiehlst und damit den Inhalt deines Textes ad absurdum führst. Wie immer du zu dem Bändchen stehst, räumst du doch ein, dass es auch lesenswerte Geschlechterbücher gibt. Damit bricht dein Text in sich und ich als Leser zusammen und DESHALB ist das Thema verfehlt.

Ach, verdammt, jetzt lese ich, dass du es als Satire empfindest und rettest dich und deinen Text damit über die Klippe. Aber in Kommentaren, Essays und Glossen gibt es kein lyrisches Ich und daher empfinde ich den Text immer noch gleich. Für eine Satire wäre es auch nicht überspitzt genug, dazu bleibst du, sorry, dein vermeintliches lyrisches Ich zu abgehoben.

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#7

Meine Generation?

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 26.10.2005 16:14
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,

ja, das mit der Buchempfehlung ist so ein Knackpunkt. Das hätte ich sicher weglassen sollen.
Ich denke aber, dass es in solchen Texten, außer in Kommentaren vielleicht, schon so eine Art "lyr." Ich gibt, vielleicht nicht gerade lyrisch, aber im Prinzip ein erzählerisches Ich schon, das nicht 1:1 identisch mit dem Autor sein muss, zwar näher als in anderen Textformen, aber nicht unbedingt 1:1.

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Grüße
GerateWohl

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