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Mondscheinliebe
gewidmet
Der Nebel gießt sich nächtens aus in Landen,
Die ich, der Mondschein, kenn', doch nicht verstehe,
Da ich mich an den Leiden schuldig sehe,
Die nicht nur Sternenkrebse an mir fanden.
Der Mann im Mond, der mir den Nebel lichtet,
Bist du, zeigst mir die wahre Art und Weise
Zu leben, und so schleich' ich still und leise
Hinein ins Paradies, das ich gesichtet.
Des Mannes Armen möcht' ich mich ergeben,
Die mich im Todestaumel aufgefangen
Und meines Lebens Nebelweg nun säumen.
So wollen wir mit Mondscheingarn nun weben,
Damit gemeinsam wir die Nacht erlangen,
In die wir Tag für Tag uns gern entträumen.
gewidmet
Der Nebel gießt sich nächtens aus in Landen,
Die ich, der Mondschein, kenn', doch nicht verstehe,
Da ich mich an den Leiden schuldig sehe,
Die nicht nur Sternenkrebse an mir fanden.
Der Mann im Mond, der mir den Nebel lichtet,
Bist du, zeigst mir die wahre Art und Weise
Zu leben, und so schleich' ich still und leise
Hinein ins Paradies, das ich gesichtet.
Des Mannes Armen möcht' ich mich ergeben,
Die mich im Todestaumel aufgefangen
Und meines Lebens Nebelweg nun säumen.
So wollen wir mit Mondscheingarn nun weben,
Damit gemeinsam wir die Nacht erlangen,
In die wir Tag für Tag uns gern entträumen.
#2
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Mondscheinliebe
in Liebe und Leidenschaft 01.01.2006 17:18von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hallo Stig,
wenn ich recht sehe, ist dies dein erstes Pflänzchen, was du in den Tümpel gesetzt hast, und keiner hat es gedüngt!
Ich entdecke es auch erst jetzt, wahrscheinlich weil ich bei zuviel Mondschein unf Nebel instinktiv die Dichterbremse ziehe. Aber bei genauerem Hinsehen zeichnet sich im Nebel ein wundervolles Gebilde ab, auch wenn ich es vielleicht nur schemenhaft verstehe.
Ich versuche es mal: "Ich" ist der Mondschein, der sich im Nebel verliert, ihn nicht durchdringen kann, weil er in ein nicht näher bezeichnetes Leiden verstrickt ist. "Du" ist der "Mann im Mond", Teil des Lichts, eine innere Kraft die den Nebel lichtet. Ob es sich dabei um eine konkrete Person oder ein inneres Vermögen handelt (den "Geliebten", das "Selbst", "Gott"?), läßt dieses Bild offen, in jedem Fall rettet diese Kraft das "Ich" von seinem Todestaumel und weist ihm seinen Weg im Nebel. (Großartig, wie du die "Arme" dieser Kraft als Wegmarkierung beschreibst). Das so gerettete "Ich" will sich seinem Retter "ergeben", aber - das ist die emanzipatorische Wendung - keineswegs unterwerfen. Gemeinsam "weben" sie am Mondscheingarn. Die "Nacht", für mich der große unbewußte Raum der Liebe und des Göttlichen, kann nur gemeinsam erlangt werden, und zwar in beständiger Arbeit. Es reicht nicht, von der Liebe bei Tage zu träumen. Um sich nicht in ihrem nebligen Gelände zu verlieren, braucht es Mondklarheit und Durchsicht.
Das ist für mich der konsequent und stimmig entwickelte Gedankengang dieses Sonetts, das zudem noch fein gearbeitet ist. "Mondscheinliebe", so wie du sie beschreibst, ist das absolute Gegenteil kitschiger Liebespaarromantik. Leider bin ich auch dem Klischee aufgesessen und fand dein Gedicht zunächst einfach nur klitschig. Jetzt bin ich sehr beeindruckt, wie du durch das Klischee hindurch die Kraft der alten archetypischen Bilder wieder zum Leuchten gebracht hast.
Die Zeile mit den "Sternenkrebse" bleibt mir ein Rätsel - kannst du es für mich lösen?
Eine grundsätzliche Frage ist, ob "alte" Bilder irgendwann verbraucht sind, und man nicht lieber nach neuen Metaphern und Ausdrucksformen suchen sollte. Ich glaube, wir können die alten Bilder nicht einfach abwerfen, sie sind viel zu tief in uns eingebrannt, finde aber, dass sie heller strahlen, wenn man sie nicht in alten Gewändern präsentiert. Will sagen: Genetive wie "Des Mannes Armen" oder "Meines Lebens Nebelweg" befördern eher das romantische Klischee als dass sie einem wie mir auf die Sprünge helfen. Du hast an manchen Stellen einen Hang zu altertümelmder Sprache (die einfach abgekuckt aussieht), an anderen Stellen höre ich einen ganz eigenen Ton, der mich direkt und persönlich berührt.
Danke für dieses schöne Gedicht!
Ulli
wenn ich recht sehe, ist dies dein erstes Pflänzchen, was du in den Tümpel gesetzt hast, und keiner hat es gedüngt!
Ich entdecke es auch erst jetzt, wahrscheinlich weil ich bei zuviel Mondschein unf Nebel instinktiv die Dichterbremse ziehe. Aber bei genauerem Hinsehen zeichnet sich im Nebel ein wundervolles Gebilde ab, auch wenn ich es vielleicht nur schemenhaft verstehe.
Ich versuche es mal: "Ich" ist der Mondschein, der sich im Nebel verliert, ihn nicht durchdringen kann, weil er in ein nicht näher bezeichnetes Leiden verstrickt ist. "Du" ist der "Mann im Mond", Teil des Lichts, eine innere Kraft die den Nebel lichtet. Ob es sich dabei um eine konkrete Person oder ein inneres Vermögen handelt (den "Geliebten", das "Selbst", "Gott"?), läßt dieses Bild offen, in jedem Fall rettet diese Kraft das "Ich" von seinem Todestaumel und weist ihm seinen Weg im Nebel. (Großartig, wie du die "Arme" dieser Kraft als Wegmarkierung beschreibst). Das so gerettete "Ich" will sich seinem Retter "ergeben", aber - das ist die emanzipatorische Wendung - keineswegs unterwerfen. Gemeinsam "weben" sie am Mondscheingarn. Die "Nacht", für mich der große unbewußte Raum der Liebe und des Göttlichen, kann nur gemeinsam erlangt werden, und zwar in beständiger Arbeit. Es reicht nicht, von der Liebe bei Tage zu träumen. Um sich nicht in ihrem nebligen Gelände zu verlieren, braucht es Mondklarheit und Durchsicht.
Das ist für mich der konsequent und stimmig entwickelte Gedankengang dieses Sonetts, das zudem noch fein gearbeitet ist. "Mondscheinliebe", so wie du sie beschreibst, ist das absolute Gegenteil kitschiger Liebespaarromantik. Leider bin ich auch dem Klischee aufgesessen und fand dein Gedicht zunächst einfach nur klitschig. Jetzt bin ich sehr beeindruckt, wie du durch das Klischee hindurch die Kraft der alten archetypischen Bilder wieder zum Leuchten gebracht hast.
Die Zeile mit den "Sternenkrebse" bleibt mir ein Rätsel - kannst du es für mich lösen?
Eine grundsätzliche Frage ist, ob "alte" Bilder irgendwann verbraucht sind, und man nicht lieber nach neuen Metaphern und Ausdrucksformen suchen sollte. Ich glaube, wir können die alten Bilder nicht einfach abwerfen, sie sind viel zu tief in uns eingebrannt, finde aber, dass sie heller strahlen, wenn man sie nicht in alten Gewändern präsentiert. Will sagen: Genetive wie "Des Mannes Armen" oder "Meines Lebens Nebelweg" befördern eher das romantische Klischee als dass sie einem wie mir auf die Sprünge helfen. Du hast an manchen Stellen einen Hang zu altertümelmder Sprache (die einfach abgekuckt aussieht), an anderen Stellen höre ich einen ganz eigenen Ton, der mich direkt und persönlich berührt.
Danke für dieses schöne Gedicht!
Ulli
Hallo Ulli,
vielen Dank für deine Antwort.
Dieses Gedicht mag für den objektiven Leser wie ein Liebesgedicht aussehen, was auch so beabsichtig ist. Es ist aber gar nicht so. Ich habe es jemandem gewidmet, der mir in einer für mich sehr schwierigen Zeit geholfen hat (Nebel, Todestaumel). Aber diese Interpretationsebene ist natürlich nur für "Insider" erkennbar.
Die Sternenkrebse sollen Menschen mit Sternzeichen "Krebs" sein. Man sagt, dass diese sehr empfindlich auf den Mond und seine Phasen reagieren (ich spreche aus Erfahrung )
*lächel* Ja, das habe ich mich auch schon oft gefragt. Aber neue Bilder wird man in der Natur kaum finden, denn diese sind schon ewig beständig. Neues gibt es nur im Reich des Menschen, der Technik etc. Und wie kann man ein romantisches Gedicht schreiben, wenn man Bilder aus der Technik o.ä. verwendet. Nun gut, das lyr. Ich könnte mit Handy die Seelsorge anrufen, und sich so vom Seelsorger retten lassen Aber bei so einem Gedicht wird wohl kaum einer mitfühlen wollen/können (?)
Schade, dass sie abgeguckt aussieht. Mag sein, dass ich sie mir irgendwann irgendwo abgeguckt habe, aber mittlerweile ist sie zum Teil so in meinen alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen, dass ich von manchen Leuten schon seltsam angeschaut werde, wenn wir uns unterhalten.
Danke für deine Mühe. Und frohes neues Jahr wünsche ich dir.
Liebe Grüße,
Stigma
vielen Dank für deine Antwort.
Dieses Gedicht mag für den objektiven Leser wie ein Liebesgedicht aussehen, was auch so beabsichtig ist. Es ist aber gar nicht so. Ich habe es jemandem gewidmet, der mir in einer für mich sehr schwierigen Zeit geholfen hat (Nebel, Todestaumel). Aber diese Interpretationsebene ist natürlich nur für "Insider" erkennbar.
Zitat: |
Die Zeile mit den "Sternenkrebse" bleibt mir ein Rätsel - kannst du es für mich lösen? |
Die Sternenkrebse sollen Menschen mit Sternzeichen "Krebs" sein. Man sagt, dass diese sehr empfindlich auf den Mond und seine Phasen reagieren (ich spreche aus Erfahrung )
Zitat: |
Eine grundsätzliche Frage ist, ob "alte" Bilder irgendwann verbraucht sind, und man nicht lieber nach neuen Metaphern und Ausdrucksformen suchen sollte. |
*lächel* Ja, das habe ich mich auch schon oft gefragt. Aber neue Bilder wird man in der Natur kaum finden, denn diese sind schon ewig beständig. Neues gibt es nur im Reich des Menschen, der Technik etc. Und wie kann man ein romantisches Gedicht schreiben, wenn man Bilder aus der Technik o.ä. verwendet. Nun gut, das lyr. Ich könnte mit Handy die Seelsorge anrufen, und sich so vom Seelsorger retten lassen Aber bei so einem Gedicht wird wohl kaum einer mitfühlen wollen/können (?)
Zitat: |
Du hast an manchen Stellen einen Hang zu altertümelmder Sprache (die einfach abgekuckt aussieht |
Schade, dass sie abgeguckt aussieht. Mag sein, dass ich sie mir irgendwann irgendwo abgeguckt habe, aber mittlerweile ist sie zum Teil so in meinen alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen, dass ich von manchen Leuten schon seltsam angeschaut werde, wenn wir uns unterhalten.
Danke für deine Mühe. Und frohes neues Jahr wünsche ich dir.
Liebe Grüße,
Stigma
#4
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Mondscheinliebe
in Liebe und Leidenschaft 01.01.2006 18:20von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Oh, Liebe...
das gefällt mir ja gerade so an deinem Gedicht, dass du es so weit gefaßt hat, dass alle Formen von "Rettung" dahineinpassen...
...und vielleicht können wir uns eines Tages irgendwo im tiefen Münsterland treffen, damit ich dich in alten Genitiven reden hören kann...
In deinen Kommentaren klingst du jedenfalls nicht so klassizistisch als dass ich dir solche Genitive abnähme - und die vor allem meinte ich mit "abgekuckt" - ansonsten ist auch mir das Gefühl des Seltsamangesehenwerdens durchaus vertraut.
Liebe Grüße, Ulli
das gefällt mir ja gerade so an deinem Gedicht, dass du es so weit gefaßt hat, dass alle Formen von "Rettung" dahineinpassen...
...und vielleicht können wir uns eines Tages irgendwo im tiefen Münsterland treffen, damit ich dich in alten Genitiven reden hören kann...
In deinen Kommentaren klingst du jedenfalls nicht so klassizistisch als dass ich dir solche Genitive abnähme - und die vor allem meinte ich mit "abgekuckt" - ansonsten ist auch mir das Gefühl des Seltsamangesehenwerdens durchaus vertraut.
Liebe Grüße, Ulli
Zitat: |
und vielleicht können wir uns eines Tages irgendwo im tiefen Münsterland treffen, damit ich dich in alten Genitiven reden hören kann... In deinen Kommentaren klingst du jedenfalls nicht so klassizistisch als dass ich dir solche Genitive abnähme |
Klar. Aber immer spreche ich nicht so "alt", ich bin ja noch jung Nur manchmal habe ich so "Anfälle", dass ich leicht geschwollen rede - und dann versteht mich keiner mehr
Grüssli,
Stigma
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