Dreschflegel


Ach, wie schockierend, meine Liebe,
die Welt ist schlecht und voller Diebe.
Der Mensch ist Knecht gestörter Triebe
und Unmensch, wer da Dichter bliebe.

Wer je die Welt in Reim gesetzt,
hat Menschenwürde schwer verletzt.
Nur wer sich formlos überschätzt,
ist relevant im Hier und Jetzt.

Denn Stock und Hut steht jedem gut,
doch nur wer nackt ist, zeigt auch Mut
und ritzt die Adern, spritzt das Blut
schnell aufs Papier, man spürt die Wut.

Und diese Blöße macht uns gleich:
Ich fühle mich im Himmelreich
der Poesie. Mit diesem Streich
wird Sprache arm und Birne weich.

Nun sind die Augen nicht mehr blau
und ich erkenne ganz genau
die Muse als gefall’ne Frau
und ich vertrau’ der Tagesschau.

Hallo Mattes,

wieder mal kurz zwischen Tür und Angel. Gefällt mir gut. Besonders die 3. und 4. Strophe haben es mir angetan.
Einzig stört mich in der 2. Strophe in Zeile 3 das "überschätzt". Da hier die "Formlosen" doch ironisch gelobt werden. "überschtäzt" ist da ein Bruch und wirft das Konstrukt etwas auseinander. Hier ein spontaner Vorschlag, wie ich's besser ohne Bruch fänd:

Nur wer sich formlos selbst verpetzt
ist relevant im Hier und Jetzt.

Die letzte Strophe gibt dem ganzen für mich einen ernsten Touch, der mir gefällt.

Schöne Grüße
GerateWohl

Hallo GW!

Dich so schnöde zu ignorieren, war nicht fair, wahrscheinlich hoffte ich auf mehr. Entschuldige bitte. Witzig finde ich, dass ich die Sache mit dem "verpetzt" so oder so ähnlich zunächst auf dem Zettel und dann verworfen habe, obwohl es inhaltlich sinniger ist. Aber das Wort "verpetzt" erschien mir zu albern, ich mochte es nicht.

Danke für dein Lesen und Kommentieren.

DG
Mattes