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#1
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 03.12.2005 12:03von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
Ich kitzle mir die Zähne aus dem Mund
und würge meine Seele Dir zu Füßen.
Ich bin allein entbehrenswerter Schwund
und trachte nur danach, mich zu versüßen.
Ich habe doch so vieles schon versucht
und konnte dennoch nie an mir genesen.
Ich kann nicht mehr, es bleibt nur diese Flucht,
und lebe, doch bin langsam am verwesen.
Ich brauche Dich
und weiß, ich bin
zu anhänglich!
So gib mir Sinn,
beachte mich -
solang ich bin!
(c) Don Carvalho
- Dezember 2005
Zeichnung: Donna Carvalho
Ich kitzle mir die Zähne aus dem Mund
und würge meine Seele Dir zu Füßen.
Ich bin allein entbehrenswerter Schwund
und trachte nur danach, mich zu versüßen.
Ich habe doch so vieles schon versucht
und konnte dennoch nie an mir genesen.
Ich kann nicht mehr, es bleibt nur diese Flucht,
und lebe, doch bin langsam am verwesen.
Ich brauche Dich
und weiß, ich bin
zu anhänglich!
So gib mir Sinn,
beachte mich -
solang ich bin!
(c) Don Carvalho
- Dezember 2005
Zeichnung: Donna Carvalho
#2
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 06.12.2005 14:11von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Mann, Don, ein breites Publikum wirst du mit solchen Kryptikern kaum erreichen, denn da muss man ja schon über Bullendurst verfügen, um sich an solch kargem Nektar satt zu saufen.
Ich kann auch nicht behaupten, dass ich dir folgen kann. Ich habe noch keine durchgängige Vorstellung vom lyrI, ob es nun die Muse selbst oder der mehr oder minder verzweifelte Dichter ist. Das wäre abhängig vom lyrDu, ob das nun die verzweifelt geliebte Poesie oder eine tatsächliche Person ist.
Keine Ahnung, ob da jemand krampfhaft versucht, witzig zu sein und doch lieber beißen zu wollen, ob sich da jemand seines Ausdruckes beraubt, nur um zu gefallen. Dieser Jemand ist ein Nichts und weiß auch darum aber versucht dennoch, sich zu putzen und in schöne Sprache zu kleiden. Strophe 2 führt einen dann ziemlich deutlich in die poetologische Ecke, wobei die letztlich gewählte Flucht nicht ganz klar ist. In Strophen 1 und 2 hadert das lyrI ja gerade mit dieser Form, daher scheint mir die Flucht in die Terzine zu deuten.
Und da liegt dann wohl das wahre Ich, fürchterlich und flüchtig und ohne eigenen Sinn. Hm, hm, hm, da muss ich wohl noch länger brezeln.
Das Kontrapunktische an deinem Sonett gefällt mir grundsätzlich, wobei ich sprachlich natürlich wieder etwas zu meckern habe: Das doppelte Ich zu Beginn der Strophe 2 gefällt mir nicht, auch wenn die Zeilenanfänge mich sehr an Joachim Witts „Sonne hat sie gesagt“ erinnern: „Ich ich ich und ich. Ich ich ich ich ich und ich“ Ein weiteres „Und“ hätte mir jedenfalls besser gemundet. Das metrische Stolperchen am Ende der Zeile sollte auch aufgelöst werden: und schrieb es auf, wer kann und will, soll lesen. Die Tautologie in Zeile 8 braucht es auch nicht: Die Besonderheit liegt ja im lebendigen Verwesen und bestimmt nicht im langsamen, vielleicht eher so: lebendig und beständig am Verwesen? Nein, war nur Spaß.
Zeile 11 klingt ohne Subjekt tatsächlich fürchterlich. Das lyrDu wird doch aufgefordert zu erkennen, wie fürchterlich das lyrI tatsächlich ist, wäre das nicht eine bessere Möglichkeit? Das Unterstreichen des Aufmerksamkeitsdefizits in der zweiten Terzine ist nachvollziehbar, gefällt mir aber auch nicht recht.
Genug gemosert. Aus anfänglichem „Häh?“ wurde ein interessiertes Beschäftigen mit deinem Text und das ist doch auch schon ein Erfolg, selbst wenn ich nichts verstanden habe.
Digitally Yours
Mattes
Ich kann auch nicht behaupten, dass ich dir folgen kann. Ich habe noch keine durchgängige Vorstellung vom lyrI, ob es nun die Muse selbst oder der mehr oder minder verzweifelte Dichter ist. Das wäre abhängig vom lyrDu, ob das nun die verzweifelt geliebte Poesie oder eine tatsächliche Person ist.
Keine Ahnung, ob da jemand krampfhaft versucht, witzig zu sein und doch lieber beißen zu wollen, ob sich da jemand seines Ausdruckes beraubt, nur um zu gefallen. Dieser Jemand ist ein Nichts und weiß auch darum aber versucht dennoch, sich zu putzen und in schöne Sprache zu kleiden. Strophe 2 führt einen dann ziemlich deutlich in die poetologische Ecke, wobei die letztlich gewählte Flucht nicht ganz klar ist. In Strophen 1 und 2 hadert das lyrI ja gerade mit dieser Form, daher scheint mir die Flucht in die Terzine zu deuten.
Und da liegt dann wohl das wahre Ich, fürchterlich und flüchtig und ohne eigenen Sinn. Hm, hm, hm, da muss ich wohl noch länger brezeln.
Das Kontrapunktische an deinem Sonett gefällt mir grundsätzlich, wobei ich sprachlich natürlich wieder etwas zu meckern habe: Das doppelte Ich zu Beginn der Strophe 2 gefällt mir nicht, auch wenn die Zeilenanfänge mich sehr an Joachim Witts „Sonne hat sie gesagt“ erinnern: „Ich ich ich und ich. Ich ich ich ich ich und ich“ Ein weiteres „Und“ hätte mir jedenfalls besser gemundet. Das metrische Stolperchen am Ende der Zeile sollte auch aufgelöst werden: und schrieb es auf, wer kann und will, soll lesen. Die Tautologie in Zeile 8 braucht es auch nicht: Die Besonderheit liegt ja im lebendigen Verwesen und bestimmt nicht im langsamen, vielleicht eher so: lebendig und beständig am Verwesen? Nein, war nur Spaß.
Zeile 11 klingt ohne Subjekt tatsächlich fürchterlich. Das lyrDu wird doch aufgefordert zu erkennen, wie fürchterlich das lyrI tatsächlich ist, wäre das nicht eine bessere Möglichkeit? Das Unterstreichen des Aufmerksamkeitsdefizits in der zweiten Terzine ist nachvollziehbar, gefällt mir aber auch nicht recht.
Genug gemosert. Aus anfänglichem „Häh?“ wurde ein interessiertes Beschäftigen mit deinem Text und das ist doch auch schon ein Erfolg, selbst wenn ich nichts verstanden habe.
Digitally Yours
Mattes
#3
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 08.12.2005 12:13von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Mattes,
zu kryptisch geworden? Hm... Ich vermute, der Schlüssel ist der Titel (der nur übersetzt wurde), dann dürften einige Bilder nicht mehr allzu seltsam erscheinen - oder doch? Allerdings scheinen meine Zeilen ohne diesen Zugang wirklich nur schwer verständlich zu sein.
Die Str.2/Z.2 ist wirklich missglückt. Ich habe im letzten Moment noch eine Änderung vorgenommen und da hat sich mir doch glatt dieser Metrikhopser eingeschlichen. Aber auch inhaltlich bin ich noch immer unzufrieden mit dieser Zeile und ich denke, dass sie der Interpretation des Gedichtes nicht förderlich ist - ich vermute, da hast Du die Gedanken an die Muse her. Da muss was anderes her!
An Joachim Witt habe ich bei den Zeilenanfängen wahrlich nicht gedacht, allerdings gefällt mir das eigentlich ganz gut. Vielleicht versuche ich das konsequent zu verwenden, das wäre eine netter kontradiktorischer Punkt zum Rest des Gedichtes. Außerdem wäre es dann auch kein doppeltes Ich zu Beginn der 2. Strophe, was tatsächlich unglücklich ist.
Z.8 habe ich gar nicht als Tautologie verstanden, da ich das lebendig nicht auf das verwesen bezog, sondern es mehr las wie:
"lebendig (sein) und doch langsam am verwesen."
Übrigens soll hier ein Bezug zum versüßen hergestellt werden. Naja, womöglich auch nicht so recht rund...
Tja, Deine Mosereien sind begründet, inhaltlich habe ich Dir vielleicht einen Schubs gegeben, damit wenigstens das ankommt^^. Wenn mich die Muse küsst, gehe ich da noch mal drüber, aber ich fürchte, da sind mehr als ein paar Schönheitskorrekturen vonnöten.
Hab Dank für Deine interessierte Beschäftigung und Deinen hilfreichen Kommentar,
Don
P.S.: Ein paar Deiner Vorschläge habe ich gleich umgesetzt. Danke.
zu kryptisch geworden? Hm... Ich vermute, der Schlüssel ist der Titel (der nur übersetzt wurde), dann dürften einige Bilder nicht mehr allzu seltsam erscheinen - oder doch? Allerdings scheinen meine Zeilen ohne diesen Zugang wirklich nur schwer verständlich zu sein.
Die Str.2/Z.2 ist wirklich missglückt. Ich habe im letzten Moment noch eine Änderung vorgenommen und da hat sich mir doch glatt dieser Metrikhopser eingeschlichen. Aber auch inhaltlich bin ich noch immer unzufrieden mit dieser Zeile und ich denke, dass sie der Interpretation des Gedichtes nicht förderlich ist - ich vermute, da hast Du die Gedanken an die Muse her. Da muss was anderes her!
An Joachim Witt habe ich bei den Zeilenanfängen wahrlich nicht gedacht, allerdings gefällt mir das eigentlich ganz gut. Vielleicht versuche ich das konsequent zu verwenden, das wäre eine netter kontradiktorischer Punkt zum Rest des Gedichtes. Außerdem wäre es dann auch kein doppeltes Ich zu Beginn der 2. Strophe, was tatsächlich unglücklich ist.
Z.8 habe ich gar nicht als Tautologie verstanden, da ich das lebendig nicht auf das verwesen bezog, sondern es mehr las wie:
"lebendig (sein) und doch langsam am verwesen."
Übrigens soll hier ein Bezug zum versüßen hergestellt werden. Naja, womöglich auch nicht so recht rund...
Tja, Deine Mosereien sind begründet, inhaltlich habe ich Dir vielleicht einen Schubs gegeben, damit wenigstens das ankommt^^. Wenn mich die Muse küsst, gehe ich da noch mal drüber, aber ich fürchte, da sind mehr als ein paar Schönheitskorrekturen vonnöten.
Hab Dank für Deine interessierte Beschäftigung und Deinen hilfreichen Kommentar,
Don
P.S.: Ein paar Deiner Vorschläge habe ich gleich umgesetzt. Danke.
#4
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 14.12.2005 10:48von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ich habe noch mal ein wenig daran herumgewerkelt. Auch wenn ich noch nicht gänzlich glücklich bin, gefällt es mir doch so besser. Die Wittschen "ich und ich"-Anfänge habe ich nun eingebaut, das gefiel mir ganz gut - auch wenn es sicherlich auf Kosten der sprachlichen Eleganz geht (die aber vorher auch nicht unbedingt da war ).
Vielleicht, da die Lese/Schreibe Zeile entfernt wurde, kommen auch keine Musengedanken mehr und man kann eher den Titel zugrundelegen und somit womöglich einen Zugang finden. Ansonsten: herrje, es muss ja nicht alles verständlich sein.
Nochmals Danke, Mattes, für Deine Anregungen,
Don
(P.S.: Hier nochmal die alte Version, damit man weiß, worum es ging:
Ich kitzle mir die Zähne aus dem Mund
und würge meine Seele Dir zu Füßen.
Ich selbst bin nur entbehrenswerter Schwund
und trachte nur danach, mich zu versüßen.
Ich habe doch so vieles schon versucht
und schrieb es auf, wer kann und will, soll lesen.
Was letztlich bleibt, ist nur noch diese Flucht;
lebendig und doch langsam am verwesen.
Beachte mich!
So sieh doch hin:
wie fürchterlich!
So gib mir Sinn,
beachte mich -
solang ich bin!)
Vielleicht, da die Lese/Schreibe Zeile entfernt wurde, kommen auch keine Musengedanken mehr und man kann eher den Titel zugrundelegen und somit womöglich einen Zugang finden. Ansonsten: herrje, es muss ja nicht alles verständlich sein.
Nochmals Danke, Mattes, für Deine Anregungen,
Don
(P.S.: Hier nochmal die alte Version, damit man weiß, worum es ging:
Ich kitzle mir die Zähne aus dem Mund
und würge meine Seele Dir zu Füßen.
Ich selbst bin nur entbehrenswerter Schwund
und trachte nur danach, mich zu versüßen.
Ich habe doch so vieles schon versucht
und schrieb es auf, wer kann und will, soll lesen.
Was letztlich bleibt, ist nur noch diese Flucht;
lebendig und doch langsam am verwesen.
Beachte mich!
So sieh doch hin:
wie fürchterlich!
So gib mir Sinn,
beachte mich -
solang ich bin!)
#6
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 14.12.2005 11:04von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
hi don,
weil ich heute abend lust auf gute gedichte hatte, hab ich im tümpel vorbeigeschaut und natürlich auch dich angeklickt. ich sehe wieder, ich habe dich damals nicht ohne grund zu meinem persönlichen gewinner des gedichtwettbewerbs erkoren. es weht mir immer ein hauch des schönen entgegen bei deinen texten.
dennoch, dieses sonett hat mängel. mal abgesehen vom ersten terzett, das nicht wenig kitschig ist ("ich brauche dich" ist so abgedroschen wie "ich liebe dich" und "ich bin anhänglich" schildert den horizont eines pubertierenden, der über seine bravo-inspirierte liebschaftschaft sinniert), sind es nur kleine stilistische nuancen, die diese geschlossene brise zerstäuben.
das erste betrifft den a-reim im ersten quartett. "mund" ist wunderbar, "schwund" klingt erzwungen und ruft eitrige assoziation hervor, die unpassend ist. der vers konzentriert sich zu sehr auf dieses reim-echo, dient ihm und nicht sich selbst. das ist sträflich.
unschön ist in diesem quartett auch die periodik des letzen verses. theoretisch stört sie die metrik nicht, da zwischen letzter obligatorischer hebung vor kadenz und kadenz nur einsilber stehen. dennoch fügt es sich so, dass dieser erweiterte infinitiv dadurch auf der unbedeutenden konjunktion "zu" betont wird, wo auf phrasenebene das "mich" betont werden möchte. die zwei betonungskurven (wort- und phrasneebene) überlagern sich interferrent und dadurch kommt es zu einem unangenehmen rhythmus.
nicht wirklich unangenehm, aber auf jeden fall bedenkenswert ist die länge des a-reim-vokals im zweiten quartett. beim ersten mal lang, bei zweiten mal kurz kann es hier leser geben, die darin einen makel sehen. so zu reimen (denn es ist eine art des reimens, die nicht weniger wert ist, als ein reiner reim), kann durchaus stilmittel sein, wird hier aber nicht nunbedingt so gedeutet, da es dabei kein muster, keine periodische wiederkehr gibt.
zum schluss noch ein lob: q2v2 ist göttlich formuliert, ein sehr sympathisches bild.
lg
vamp
weil ich heute abend lust auf gute gedichte hatte, hab ich im tümpel vorbeigeschaut und natürlich auch dich angeklickt. ich sehe wieder, ich habe dich damals nicht ohne grund zu meinem persönlichen gewinner des gedichtwettbewerbs erkoren. es weht mir immer ein hauch des schönen entgegen bei deinen texten.
dennoch, dieses sonett hat mängel. mal abgesehen vom ersten terzett, das nicht wenig kitschig ist ("ich brauche dich" ist so abgedroschen wie "ich liebe dich" und "ich bin anhänglich" schildert den horizont eines pubertierenden, der über seine bravo-inspirierte liebschaftschaft sinniert), sind es nur kleine stilistische nuancen, die diese geschlossene brise zerstäuben.
das erste betrifft den a-reim im ersten quartett. "mund" ist wunderbar, "schwund" klingt erzwungen und ruft eitrige assoziation hervor, die unpassend ist. der vers konzentriert sich zu sehr auf dieses reim-echo, dient ihm und nicht sich selbst. das ist sträflich.
unschön ist in diesem quartett auch die periodik des letzen verses. theoretisch stört sie die metrik nicht, da zwischen letzter obligatorischer hebung vor kadenz und kadenz nur einsilber stehen. dennoch fügt es sich so, dass dieser erweiterte infinitiv dadurch auf der unbedeutenden konjunktion "zu" betont wird, wo auf phrasenebene das "mich" betont werden möchte. die zwei betonungskurven (wort- und phrasneebene) überlagern sich interferrent und dadurch kommt es zu einem unangenehmen rhythmus.
nicht wirklich unangenehm, aber auf jeden fall bedenkenswert ist die länge des a-reim-vokals im zweiten quartett. beim ersten mal lang, bei zweiten mal kurz kann es hier leser geben, die darin einen makel sehen. so zu reimen (denn es ist eine art des reimens, die nicht weniger wert ist, als ein reiner reim), kann durchaus stilmittel sein, wird hier aber nicht nunbedingt so gedeutet, da es dabei kein muster, keine periodische wiederkehr gibt.
zum schluss noch ein lob: q2v2 ist göttlich formuliert, ein sehr sympathisches bild.
lg
vamp
ein kurzer zusatz noch, der mir erst im nachhinein ins auge gesprungen ist, als ich die alte version las. betrifft q1v3/4 - wir haben hier zweimal das wörtchen "nur", was durchaus als stilistische wiederholung verstanden werden kann. in der alten version paßt dazu, die anapher "ich", die in der zweiten version verloren gegangen zu sein scheint. bitte: mut zur wiederholung oder die wiederholung ganz meiden. diese stelle würde formell plastischer, wenn die phrase v4 wiederum mit "ich" begonnen würde. ohne wirkt die wiederholung des "nur" fast wie ein versehen.
#10
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 15.12.2005 11:46von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Hi Don,
es ist wohl alles gesagt, den Rest hat levampyre erledigt (meine Urmentorin aus einem vergangenen Leben ) Bis auf eines "Ochsenhunger.
Wenn ich richtig informiert bin können Ochsen, aufgrund ihres sexuellen Status, diese beschriebenen Gefühle kaum entwickeln
Gern gelesen
Knud
ps
was ist mit den Gummibärchen
es ist wohl alles gesagt, den Rest hat levampyre erledigt (meine Urmentorin aus einem vergangenen Leben ) Bis auf eines "Ochsenhunger.
Wenn ich richtig informiert bin können Ochsen, aufgrund ihres sexuellen Status, diese beschriebenen Gefühle kaum entwickeln
Gern gelesen
Knud
ps
was ist mit den Gummibärchen
#11
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 21.12.2005 19:08von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Vamp,
freut mich, von Dir zu lesen, und insbesondere, zu erfahren, dass Du, wenn Du Lust auf gute Gedichte hast, im Tümpel vorbei- und auch bei mir hineinschaust . Vor allem ist es schön, dass Du diesen Zeilen etwas abgewinnen kannst, weil ich selbst ihnen noch immer etwas unschlüssig gegenüberstehe. Allerdings bin ich mit der zweiten Version bereits einigermaßen zufrieden...
Die Terzette sind kitschig und schlicht, dass kann und will ich nicht bestreiten. Ich wollte mit Absicht eine sehr reduzierte, einfache Aussage darbieten, die sowohl formal wie auch inhaltlich dem Vorangegangen gegenübersteht. Die Essstörung des lyrIchs (nach meinem google-Hinweis brauche ich ja nicht mehr drumherum zu reden), in den Quartetten noch einigermaßen verklauseliert umschrieben, ist ein emotionaler Hilfeschrei, den ich in den letzten Strophen auf den Punkt bringen wollte. Diesem Gedanken kann ich zwar inhaltlich wie formal etwas abgewinnen, sprachlich bin ich mir jedoch nicht sicher, ob mir das Ergebnis gefällt.
Du denkst bei Schwund an Eiter? Igitt, das ist wirklich unpassend ! Ich wollte damit das Seelenleben des lyrischen Ichs umschreiben, dem es durch Schwinden des Körpers entsprechen will. Naja, das Bild scheint bei Dir leider nicht funktioniert zu haben, in meinen Augen war aber der Reim daher nicht erzwungen, ich habe da eigentlich keine Probleme. Ich hoffe, es denkt an dieser Stelle nicht jeder an Paradontose !
Die Betonung des "zu" in Str.1/Z.4 ist wirklich nicht so schön. Ich fürchte, ich werde auf die Schnelle keine Alternative anbieten können. Eleganter wäre es aber sicherlich, wenn Inhalt und Metrik in der Betonung zusammenflössen.
Was den unreinen Reim angeht, mag er vielleicht bei einigen Lesern Unbehagen hervorrufen - ich selbst gehörte noch vor Kurzem selbst dazu. In letzter Zeit bemühe ich mich aber darum, bei anderen darin kein Problem mehr zu sehen, und schon reime ich selbst unrein ! Stilmittel ist es hier allerdings tatsächlich nicht, ich werde auf meine alten Tage diesbezüglich nur langsam tolerant. Oder es ist eine Art geistige Schwerhörigkeit ^^...
Die Wiederholung des "nur" war übrigens auch nicht beabsichtigt, sondern war einfach eine Folge des Zeitmangels, weshalb so einiges nicht wirklich ausgereift war. Wo Du hier zwischen der alten und neuen Version einen Unterschied siehst, verstehe ich jedoch nicht. Womöglich stehe ich auf dem Schlauch. Hier werde ich auf jeden Fall in Bälde noch nachbessern.
Vielen Dank für Deine ausführliche Kritik, ich werde über das eine oder andere noch nachdenken. Und vielleicht konnte ich Dir auch das andere oder eine näherbringen . Hat mich gefreut.
@Knud:
Hallo Knud,
wegen der Gummibärchen musst Du Mattes fragen, ich mag derlei Zeug gar nicht! Der Ochsenhunger ist einfach eine Übersetzung der Bulimie, also der Ess-/Brechsucht.
Und abgesehen davon: wer weiß, ob nicht selbst Ochsen lieben können, auch wenn sie nicht lieben können.
Freut mich, dass es Dir gefallen hat und vielen Dank für Deinen Kommentar.
@Mattes: Ich tätschel doch immer mal gerne mit Schmackes Deinen Hinterkopf, entsprechende Dienste hast Du an mir ja auch schon des Öfteren geleistet !
Nochmals Dank an alle,
Don
freut mich, von Dir zu lesen, und insbesondere, zu erfahren, dass Du, wenn Du Lust auf gute Gedichte hast, im Tümpel vorbei- und auch bei mir hineinschaust . Vor allem ist es schön, dass Du diesen Zeilen etwas abgewinnen kannst, weil ich selbst ihnen noch immer etwas unschlüssig gegenüberstehe. Allerdings bin ich mit der zweiten Version bereits einigermaßen zufrieden...
Die Terzette sind kitschig und schlicht, dass kann und will ich nicht bestreiten. Ich wollte mit Absicht eine sehr reduzierte, einfache Aussage darbieten, die sowohl formal wie auch inhaltlich dem Vorangegangen gegenübersteht. Die Essstörung des lyrIchs (nach meinem google-Hinweis brauche ich ja nicht mehr drumherum zu reden), in den Quartetten noch einigermaßen verklauseliert umschrieben, ist ein emotionaler Hilfeschrei, den ich in den letzten Strophen auf den Punkt bringen wollte. Diesem Gedanken kann ich zwar inhaltlich wie formal etwas abgewinnen, sprachlich bin ich mir jedoch nicht sicher, ob mir das Ergebnis gefällt.
Du denkst bei Schwund an Eiter? Igitt, das ist wirklich unpassend ! Ich wollte damit das Seelenleben des lyrischen Ichs umschreiben, dem es durch Schwinden des Körpers entsprechen will. Naja, das Bild scheint bei Dir leider nicht funktioniert zu haben, in meinen Augen war aber der Reim daher nicht erzwungen, ich habe da eigentlich keine Probleme. Ich hoffe, es denkt an dieser Stelle nicht jeder an Paradontose !
Die Betonung des "zu" in Str.1/Z.4 ist wirklich nicht so schön. Ich fürchte, ich werde auf die Schnelle keine Alternative anbieten können. Eleganter wäre es aber sicherlich, wenn Inhalt und Metrik in der Betonung zusammenflössen.
Was den unreinen Reim angeht, mag er vielleicht bei einigen Lesern Unbehagen hervorrufen - ich selbst gehörte noch vor Kurzem selbst dazu. In letzter Zeit bemühe ich mich aber darum, bei anderen darin kein Problem mehr zu sehen, und schon reime ich selbst unrein ! Stilmittel ist es hier allerdings tatsächlich nicht, ich werde auf meine alten Tage diesbezüglich nur langsam tolerant. Oder es ist eine Art geistige Schwerhörigkeit ^^...
Die Wiederholung des "nur" war übrigens auch nicht beabsichtigt, sondern war einfach eine Folge des Zeitmangels, weshalb so einiges nicht wirklich ausgereift war. Wo Du hier zwischen der alten und neuen Version einen Unterschied siehst, verstehe ich jedoch nicht. Womöglich stehe ich auf dem Schlauch. Hier werde ich auf jeden Fall in Bälde noch nachbessern.
Vielen Dank für Deine ausführliche Kritik, ich werde über das eine oder andere noch nachdenken. Und vielleicht konnte ich Dir auch das andere oder eine näherbringen . Hat mich gefreut.
@Knud:
Hallo Knud,
wegen der Gummibärchen musst Du Mattes fragen, ich mag derlei Zeug gar nicht! Der Ochsenhunger ist einfach eine Übersetzung der Bulimie, also der Ess-/Brechsucht.
Und abgesehen davon: wer weiß, ob nicht selbst Ochsen lieben können, auch wenn sie nicht lieben können.
Freut mich, dass es Dir gefallen hat und vielen Dank für Deinen Kommentar.
@Mattes: Ich tätschel doch immer mal gerne mit Schmackes Deinen Hinterkopf, entsprechende Dienste hast Du an mir ja auch schon des Öfteren geleistet !
Nochmals Dank an alle,
Don
ah, ich sehe gerade, bezüglich der alten version habe ich mich verguckt. ich dachte es hieße: "ich selbst bin nur... ich trachte nur..." das hätte ich als klassische syntaktische parallelführung gedeutet. es meinen ja oft die leute, dass es generell unschön ist zu wiederholen. in diesem falle wäre es jedoch äußerst schön. da aber auch in der ersten version nicht zweimal ich (und nur) steht, vergiß einfach meine anmerkung zur alten version und bedenke, dass die wiederholung des "nur" dann dennoch bedenkenswert ist.
was den unreinen reim anbetrifft, so sehe ich keinen makel darin, egal wie konsequent er angewandt wird. vielmehr kämpfe ich schon seit einiger zeit darum, die leute zu sensibilisieren, dass "reim" mehr als reiner endreim bedeutet und generell eine bezeichnung für gleichklangsparallelen ist, z.B. auch alliterationen oder vokalkaskaden oder identische reime oder eben unreine endreime. das alles sind spielarten des reims und durchaus poetische mittel.
lg
vamp
was den unreinen reim anbetrifft, so sehe ich keinen makel darin, egal wie konsequent er angewandt wird. vielmehr kämpfe ich schon seit einiger zeit darum, die leute zu sensibilisieren, dass "reim" mehr als reiner endreim bedeutet und generell eine bezeichnung für gleichklangsparallelen ist, z.B. auch alliterationen oder vokalkaskaden oder identische reime oder eben unreine endreime. das alles sind spielarten des reims und durchaus poetische mittel.
lg
vamp
#13
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ochsenhunger
in Düsteres und Trübsinniges 02.01.2006 20:09von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Vamp,
die Wiederholung des "nur" habe ich nunmehr geändert. "Ich trachte nur" ist, da ich die Zeilenanfänge der Quartette Mattes Idee folgend abwechselnd mit "Ich" und "und" beginnen lassen will, nicht mehr möglich, auch wenn ich Dir recht gebe, dass Wiederholungen ihren Reiz haben können, wenn es passt.
Hinsichtlich des unreinen Reimes sind wir ja eh ähnlicher Meinung, den zu ändern - was ich womöglich früher gemacht hätte - hatte ich auch nicht vor.
Freut mich, dass Du Dich noch mal gemeldet hast,
Don
die Wiederholung des "nur" habe ich nunmehr geändert. "Ich trachte nur" ist, da ich die Zeilenanfänge der Quartette Mattes Idee folgend abwechselnd mit "Ich" und "und" beginnen lassen will, nicht mehr möglich, auch wenn ich Dir recht gebe, dass Wiederholungen ihren Reiz haben können, wenn es passt.
Hinsichtlich des unreinen Reimes sind wir ja eh ähnlicher Meinung, den zu ändern - was ich womöglich früher gemacht hätte - hatte ich auch nicht vor.
Freut mich, dass Du Dich noch mal gemeldet hast,
Don
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