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X
Ornamente zeichnen sich, die heute
Kalter Winde Pinselstrichen gleichen.
Tupfer roter, gelber, brauner Leichen
Ordnen sich am Stamm, wie er sie streute.
Blinde Regentropfen rennen flüchtig
Etwas weckend, welches ihn noch freute.
Rinnen, tropfen und zerfließen nichtig.
XI
Noch lebt sie, noch ist’s nicht zu spät.
Obwohl noch Himmelsrufe in den Süden hallen,
Verwandeln sich schon erste kahle Ästekrallen,
Erstarrte Striche, in ein Nachtgebet.
Minuten bleiben nur in dieser Stunde,
Bereits am Horizont sieht er die hohen Mauern.
Er ließ sie letztens hinter sich noch im Bedauern;
Relikt des Lebens, eine alte Wunde.
XII
Die glatten Gassen sucht er zu umgehen.
Entseelt steht alles steif im kalten Zorn
Zerstörter Zeit. Nur Düfte, wie von Feen,
Erreichen ihn und es beginnt von vorn.
Müde, albweiß schimmert die Natur.
Bröckelnd fällt die grüne Himmelsleinwand
Ebendort, wo Evas Jadespur
Ruhte, liegt die leere Flasche Weinbrand.
Ornamente zeichnen sich, die heute
Kalter Winde Pinselstrichen gleichen.
Tupfer roter, gelber, brauner Leichen
Ordnen sich am Stamm, wie er sie streute.
Blinde Regentropfen rennen flüchtig
Etwas weckend, welches ihn noch freute.
Rinnen, tropfen und zerfließen nichtig.
XI
Noch lebt sie, noch ist’s nicht zu spät.
Obwohl noch Himmelsrufe in den Süden hallen,
Verwandeln sich schon erste kahle Ästekrallen,
Erstarrte Striche, in ein Nachtgebet.
Minuten bleiben nur in dieser Stunde,
Bereits am Horizont sieht er die hohen Mauern.
Er ließ sie letztens hinter sich noch im Bedauern;
Relikt des Lebens, eine alte Wunde.
XII
Die glatten Gassen sucht er zu umgehen.
Entseelt steht alles steif im kalten Zorn
Zerstörter Zeit. Nur Düfte, wie von Feen,
Erreichen ihn und es beginnt von vorn.
Müde, albweiß schimmert die Natur.
Bröckelnd fällt die grüne Himmelsleinwand
Ebendort, wo Evas Jadespur
Ruhte, liegt die leere Flasche Weinbrand.
#2
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Adam--
in Mythologisches und Religiöses 12.12.2005 19:28von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hier endlich die versprochene Antwort auf den ganzen "Adam". Ich lese dein Werk als eine adamitische Odyssee, mit Auszug (exodus) und Wiedereinzug (eisodus). Dass Adam Züge eines Penners hat, finde ich erstmal sympathisch, denn es bringt in den hohen mythologischen Ton und die abstrakte Archetypik etwas Konkretes. Und doch entsteht kein wirkliches Gedicht über Adam, es sind überwiegend Natur-Stimmungen, die du suggerierst, am Lauf der Jahreszeiten entwickelt, die Hauptperson geht darin immer wieder verloren, sie entwickelt kein eigenes Profil, oder wenigstens ein Anliegen, ein Gefühl, das den Leser fesseln könnte. Warum z.B. versucht Adam den glatten Gassen zu entgehen? Die Antwort, die du gibst, ist: Weil alles entseelt ist und steif dasteht im "kalten Zorn zerstörter Zeit". Du läßt nicht Adam zornig sein, sondern die Zeit. Vermutlich ist das eine absichtliche Verlagerung der Innenwelt nach außen - im Sinne von Hölderlins "Hälfte des Lebens" ("Die Mauern stehn sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen") - aber es ist auch eine Überforderung für den Leser (jedenfalls für mich), sich mit der kalten Wut einer Zeit zu identifizieren, die zudem noch zerstört ist. Zusammen mit den Stabreimen st- st z - z - z kommen diese Bilder einfach zu schwer daher, zu bemüht. Ich werde an solchen Stellen den Verdacht nicht los, dass die Form den Gedanken bestimmt hat und nicht umgekehrt.
Wie in den anderen Strophen finde ich natürlich auch Gelungenes: z.B. die Äste, die sich zum Nachtgebet krallen.
Was wäre aus dem Gedicht geworden, hättest du es in freien Rhythmen angelegt? Das Problem dieses Textes ist nicht deine Ausdrucksfähigkeit, sondern die Tyrannei von Reim und Akristichon. Ich kenne niemanden, der in einer solchen Zwangsjacke noch frei denken kann. Ich sehe nur einen Sinn, sich solchen Vorgaben zu unterwerfen - sein Handwerk zu üben. Natürlich kann man mit lyrischen Fingerübungen auch Eindruck schinden bei weniger Begabten, aber am Ende steht für mich die Klarheit des Gedankens immer vor der Klarheit der Form. Anders ausgedrückt: ein klarer Gedanke sucht sich seine Form, und das ist nur in den seltensten Fällen ein Reimschema.
Du ahnst schon, dass dies eine Art Selbstgespräch ist, dass ich mit mir führe, weil auch ich das Reimen nicht lassen kann und manchmal auch passend finde. Aber ist es nicht auffällig, dass sich in den alten Schläuchen immer wieder alter Wein findet? Die klassischen Formen zwingen einen geradezu zu einer Sprache, die nicht die eigene ist. Mache ich mich an ein Sonett, goethet und schillert es quasi von allein, und ich muß alle Mühe aufwenden, meinen eigenen Ton dagegen zu entwickeln und das zu sagen, was ich wirklich sagen will.
Kurz, diesen eigenen Ton vermisse ich in deinem Epos. Er blitzt nur ab und zu auf. Du kommst mir vor wie ein Bildhauer, der sich mit einer Nagelfeile am Marmor versucht, um Michelangelos "David" zeitgemäß aus dem weißen Stein zu ritzen. Wer wäre da nicht gescheitert? Man spürt, wieviel Zeit und Kraft dir diese Arbeit gekostet hat, und ich finde schade, dass du sowenig Aufmerksamkeit dafür bekommst, während andere Worttümpler wie die Bleigießer eine Form nach der anderen aus dem Wasser schöpfen und sich vor Kommentaren nicht retten können.
Aber wer so schreiben kann wie Du, braucht keinen Trost. Ich habe deine Verse gerne gelesen, gewogen und für zu schwer befunden (was mir persönlich lieber ist als zu leicht).
Auf bald in lichterem Gewässer
Ulli
P.S. noch eine Kleinigkeit: X, Z4, soll wohl "streute" heißen?
Wie in den anderen Strophen finde ich natürlich auch Gelungenes: z.B. die Äste, die sich zum Nachtgebet krallen.
Was wäre aus dem Gedicht geworden, hättest du es in freien Rhythmen angelegt? Das Problem dieses Textes ist nicht deine Ausdrucksfähigkeit, sondern die Tyrannei von Reim und Akristichon. Ich kenne niemanden, der in einer solchen Zwangsjacke noch frei denken kann. Ich sehe nur einen Sinn, sich solchen Vorgaben zu unterwerfen - sein Handwerk zu üben. Natürlich kann man mit lyrischen Fingerübungen auch Eindruck schinden bei weniger Begabten, aber am Ende steht für mich die Klarheit des Gedankens immer vor der Klarheit der Form. Anders ausgedrückt: ein klarer Gedanke sucht sich seine Form, und das ist nur in den seltensten Fällen ein Reimschema.
Du ahnst schon, dass dies eine Art Selbstgespräch ist, dass ich mit mir führe, weil auch ich das Reimen nicht lassen kann und manchmal auch passend finde. Aber ist es nicht auffällig, dass sich in den alten Schläuchen immer wieder alter Wein findet? Die klassischen Formen zwingen einen geradezu zu einer Sprache, die nicht die eigene ist. Mache ich mich an ein Sonett, goethet und schillert es quasi von allein, und ich muß alle Mühe aufwenden, meinen eigenen Ton dagegen zu entwickeln und das zu sagen, was ich wirklich sagen will.
Kurz, diesen eigenen Ton vermisse ich in deinem Epos. Er blitzt nur ab und zu auf. Du kommst mir vor wie ein Bildhauer, der sich mit einer Nagelfeile am Marmor versucht, um Michelangelos "David" zeitgemäß aus dem weißen Stein zu ritzen. Wer wäre da nicht gescheitert? Man spürt, wieviel Zeit und Kraft dir diese Arbeit gekostet hat, und ich finde schade, dass du sowenig Aufmerksamkeit dafür bekommst, während andere Worttümpler wie die Bleigießer eine Form nach der anderen aus dem Wasser schöpfen und sich vor Kommentaren nicht retten können.
Aber wer so schreiben kann wie Du, braucht keinen Trost. Ich habe deine Verse gerne gelesen, gewogen und für zu schwer befunden (was mir persönlich lieber ist als zu leicht).
Auf bald in lichterem Gewässer
Ulli
P.S. noch eine Kleinigkeit: X, Z4, soll wohl "streute" heißen?
vielen, herzlichen dank für das beste kommentar, dass ich je erhalten habe.
in deiner analyse, oder in ihrer richtung, liegst du vollkommen richtig. da möchte ich nichts dazu schreiben.
was mich jedoch sehr beschäftigt, ist die Form-Inhalt sache. du hast natürlich recht, wenn du sagst, dass in freier form sich inhalte freier oder autentischer entwickeln können. was für mich aber wichtig war, zumindest für adam, ist, dass er keine wirkliche freie form hat. er ist eingeschlossen in dieser geordneten welt, wo sogar das ende wieder zum anfang führt. er fühlt sich frei, aber er ist es nicht. er ist nur in seinem wesen zu beschränkt, es zu verstehen. er unterliegt diesem zyklus, wie die natur, mathematik oder sonstwas. deshalb habe ich ihm diese brutale form aufgezwängt oder deshalb habe ich den inhalt so nach dieser form gewählt. es war wohl ein entgegenkommen von beiden seiten. ich glaube gerne, dass es oft reingezwängt wird, wie manche kinder nach ihrer geburt in der welt.
ich denke, es ist nicht leicht adam zu lesen, geschweige denn zu verstehen. aber es ist so, wie es ist und ich glaube, ich werde es nicht ändern können. irgendwie habe ich einfach das gefühl, dass die form so sein muss.
ich verstehe dein selbstgespräch sehr gut und danke dir, dass du es mit mir teilst. so können wir beide daraus lernen
liebe grüße, Loki
PS: wenn ich ein wenig chaotisch geschriben habe, dann entschuldige bitte. bin müde und hab nen harten tag hinter mir.
in deiner analyse, oder in ihrer richtung, liegst du vollkommen richtig. da möchte ich nichts dazu schreiben.
was mich jedoch sehr beschäftigt, ist die Form-Inhalt sache. du hast natürlich recht, wenn du sagst, dass in freier form sich inhalte freier oder autentischer entwickeln können. was für mich aber wichtig war, zumindest für adam, ist, dass er keine wirkliche freie form hat. er ist eingeschlossen in dieser geordneten welt, wo sogar das ende wieder zum anfang führt. er fühlt sich frei, aber er ist es nicht. er ist nur in seinem wesen zu beschränkt, es zu verstehen. er unterliegt diesem zyklus, wie die natur, mathematik oder sonstwas. deshalb habe ich ihm diese brutale form aufgezwängt oder deshalb habe ich den inhalt so nach dieser form gewählt. es war wohl ein entgegenkommen von beiden seiten. ich glaube gerne, dass es oft reingezwängt wird, wie manche kinder nach ihrer geburt in der welt.
ich denke, es ist nicht leicht adam zu lesen, geschweige denn zu verstehen. aber es ist so, wie es ist und ich glaube, ich werde es nicht ändern können. irgendwie habe ich einfach das gefühl, dass die form so sein muss.
ich verstehe dein selbstgespräch sehr gut und danke dir, dass du es mit mir teilst. so können wir beide daraus lernen
liebe grüße, Loki
PS: wenn ich ein wenig chaotisch geschriben habe, dann entschuldige bitte. bin müde und hab nen harten tag hinter mir.
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