#1

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 02.01.2006 21:15
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Der Wind flüstert mir leise noch immer,
doch er wird still und stiller immer mehr.
Der Mond – hat er noch diesen Schimmer?
Weiß er, daß ich mich noch immer drum scher?

Ich friere nicht mehr, aber da ist dieses Schauern,
ein Erinnern und manchmal, ja – ein Bedauern.
Im Kamin dieses Knistern ist mein letzter Brand,
ein Schatten dessen, was ich einst gekannt.

Der Wind flüstert mir leise noch immer,
doch höre ich wirklich immer noch ihn?
Der Mond – hat er noch diesen Schimmer?
Ist es nicht so, daß er schon immer so schien?

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#2

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 03.01.2006 23:06
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ric

Die Wiederholung (eigentlich Wiederaufnahme) eines Leitgedankens mit dem Ziel, die Eindringlichkeit zu steigern, ist ein Kunstgriff, der schwierig anzuwenden ist. Meist geht das ganz erbärmlich in die Hose. Hier, in deinem Text, ist es das ‚immer’, das du 6x verwendest, ausser in der Mittelstrophe. Wenn Gedichtzeilen oder einzelne Wörter ständig wiederholt werden, kann man davon ausgehen – vorausgesetzt, man hat es mit einem versierten Autoren zu tun – dass sie für das Gedicht eine tragende Rolle spielen. Ich denke da an ‚Glockengeläut’ von Anne Sexton. Es gibt einige AutorInnen, die das perfekt beherrschen, ohne langweilig zu wirken.
Das lyr. Ich betet quasi dieses eine Wort an. Immer, immer, immer (noch)? Es verrät uns also, dass trotz der leisen Ahnung, dass alles geändert hat; dass eigentlich nie etwas anders war, sondern vielleicht blosse Einbildung, es immer noch an dieser Hoffnung, Sehnsucht fest hält: Es könnte anders sein oder vielleicht auch werden.

Ich finde, du hast das sehr gut hingekriegt, Ric. Und wenn ich mich etwas verbiege, kann ich es auch problemlos rhythmisch lesen.

Gruss
Margot




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#3

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 04.01.2006 10:45
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ric,

Margot hat zwar recht, dass Du das mit dem Immer ganz gut hingekriegt hast, aber mir ist es doch ein wenig viel.
Und da ich gerade so in Vorschlagsstimmung bin, schlage ich Eurer Hoheit vermessener Weise einpaar Änderungen vor:

Der Wind flüstert mir leise noch immer,
doch er wird still und stiller ständig mehr.
Der Mond – hat er noch diesen Schimmer?
Weiß er, daß ich mich noch immer drum scher?

Ich friere nicht mehr, aber da ist dieses Schauern,
ein Erinnern und manchmal, ja – ein Bedauern.
Im Kamin dieses Knistern ist mein letzter Brand,
ein Schatten dessen, was ich einst gekannt.

Der Wind flüstert mir leise noch immer,
doch höre ich wirklich nach wie vor ihn?
Der Mond – hat er noch diesen Schimmer?
Ist es nicht so, daß er schon früher/ewig so schien?

Gefällt mir zwar auch so sehr gut, Dein Gedicht. Aber mit etwas weniger "immer" finde ich es angenehmer.
Aber wat wees ick denn, wa?

Lieben Gruß,
GW

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#4

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 04.01.2006 11:20
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Dank euch Beiden!!! [11] Schön das es gefallen konnte.

Ja Margot, ausnahmsweise enutze ich mal keine glatte Metrik - das war so entspannend! [1]
Hast du mich gerade indirekt einen versierten Autoren genannt??? [1] [7]
Der König verbeugt sich! [1]

Ich weiß noch nicht ganz, ob ich deine Vorschläge annehmen soll, GW.
Wenn es auch so gefallen kann... [13]
Ich mag doch diese "immer" immer und immer wieder! [1]
Dein Vorschlag in S3Z2 gefällt mir richtig gut und den würde ich übernehmen - die Anderen passen m.E. nicht so. Aber ein "immer" weg bringt es dann auch nicht, oder?
Ich lass mir das nochmal durch den Kopf gehen!
Danke für die Vorschläge! [11]

Liebsten Gruß euch
Richard

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#5

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 10.01.2006 18:00
von kein Name angegeben • ( Gast )
Liebster Richard,

es passt zu deinem Avatar - dieses Gedicht. Bei mir kritisiertest du zuviele Wortwiederholungen... nun bei dir?
Aber ein immer heißt schließlich nicht umsonst so. Immer eben muss es sein und gesagt werden.
Darum gewinnen deine Zeilen auch irgendwie einen melodiösen Zug... jaja...wenns metrisch rumpeln mag, wie die anderen sagen. Aber ein König darf das .
Besonders die letzten Verse der Strophe zwei haben es mir angetan. Zum Grübeln ja, bringen sie mich.

Es grüßt
Xyayde

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#6

Noch immer?

in Philosophisches und Grübeleien 10.01.2006 18:10
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Liebste Xyayde,

da hast du natürlich Recht, wenn du mir nun vorwirfst, ich kritisierte etwas bei dir, was ich ja selbst verbreche.
Ein König darf das? Nun , nicht immer... man darf ihn sicher auch dafür stürzen! "A Horse... A Kingdom for a Horse!"
Ich danke dir für deine wohlwollende Kritik. Es freut mich, daß es dir gefallen konnte.

Liebste Grüße
Richard

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