Hi Franzi
(durch dein avatar ist mir dein Vorname zwischenzeitlich entfallen)
dramaturgisch überzeugend fackelst du nicht lange, sondern kommst gleich zum Thema. Ein(e) Lustmörder(in) mit nackten Füßen (vermutlich also kein Endringling von außen, eher ein "Angehöriger", Liebesnpartner?) tritt ans Bett mit einer ungewöhnlichen Perspektive: er/sie sieht bereits das Skelett vor sich, obwohl der/die Schlafende - wenn nicht magersüchtig - noch in vollem Fleische ist - und selbst aufgeschlitzt nicht gleich seinen/ ihren Knochenbau freigeben wird. Da stutze ich ein bischen, wundere mich aber noch mehr, dass der/die LustSchlitzer(in) dann auf einmal ein Drahtseil in der Hand hält, also eher ein(e) Würger(in) ist. Vollends ratlos macht mich der Sprung von Zeile 2 auf Zeile 3 in der 2. Strophe: Hat das schlangenförmige Seil etwas mit dem Todesurteil zu tun? Warum schreibst du nicht: "Du schriebst dir dein Todesurteil..." Zwar wäre das Mordmotiv damit auch nicht geklärt, aber der Übergang wäre weniger mißverständlich.
Sorry, ich muss noch ein bisschen weiter mäkeln. Denn in Strophe 3 trifft nun das Seil den Hinterkopf, was den Pathologen sicher auch erstaunen wird, selbst wenn das Seil, schlangenförmig wie es ist, eine Verdickung am Ende haben könnte, mit der man notfalls jemanden auch erschlagen kann. "Dumpf es traf dein Hinterkopfe" klingt nun leider auch nicht sehr elegant, und wer oder was messerscharf ist (das Seil?) und blind vor Wut (der Mörder?) kann der Leser bestenfalls erahnen. Das Ende ist wieder klar, wenn bei Mördern überhaupt etwas klar ist: er/sie legt sich zu dem blutenden Haupt und wärmt sich in der ausfließenden Körperflüssigkeit... nä, ist doch nicht klar - wieviel Blut muss fließen, dass man sich darin wärmen kann? Oder "wärmt" sich der Mörder an seiner Tat?
Liebe Franzi, man sieht an diesen Zeilen, dass du keine Mörderin bist, und das ist auch gut so. Es ist doch arg zusammengestoppelt, und Gem hat wohl Recht, dass Themen- und Wortvorgaben leicht die Authentizität eines Gedichtes kaputtmachen. Wie du an meinem "Mordversuch" sehen kannst, bin ich dem Thema metaphorisch ausgewichen. Vielleicht sollten wir uns in Zukunft an ein Thema wagen, wo wir uns besser auskennen.
Mit besten Grüßen, Ulli