#1

Wort und Totschlag

in Düsteres und Trübsinniges 28.01.2006 23:14
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Wort und Totschlag
oder
Vom Nutzen der Sprache



Nehmen wir an jemand sagt etwas Schweres
vielleicht ein Gedicht
nur ein Wort wiegt da leicht schon ne Tonne

Was ist zu tun?

Messen natürlich wie lang und wie tief
wenns nicht abgründig
greifen wir gleich die Bedeutung
und halten sie fest

Nun aber noch
zu den seicht formulierten leichteren Reden
losen und lockeren Sprüchen
ach schon vorbei

Bleiben wir doch bei der handlichen Sprache
ich bitte dich um das Wort
und ergreife es schon
dann werf ich dir etwas vor
du wirfst gerüstet zurück
das Wort steht bei mir
du nimmst es mir aus dem Mund
ein bissiger Wortwechsel folgt
hinein ins verbale Gefecht

da werden Worte geklaubt und Sätze verdreht
Reden gewendet schon hab ich Recht
bestechend ist meine Logik
denn deine Phrasen sind hohl
und prallen stumpf an mir ab
so herrlich der Sprache Gewalt
so schlagend mein Argument
und vernichtend

Siehst du, jetzt fehlt dir das Wort
jetzt gehn sie dir aus
du schnappst ihnen nach
nichts liegt dir mehr auf der Zunge
und kämst du zu Wort

ich schwiege dich tot.





Kurzfassung

Wort und Totschlag

Ich bat dich ums Wort,
dann hab ich's ergriffen,
im Mund dir verdreht,
jetzt steht es bei mir.

Ich werf es dir vor,
du trägst es mir nach.
Ich schmeiss es dir
an den Schädel.

Und trifft mich dein Wort,
stopf ich dir das Maul.
Verletzt mich dein Wort -
meins erschlägt dich.

Ich weiß, was dir fehlt,
wonach du jetzt schnappst,
dir liegt schon was
auf der Zunge.

Doch kämst du zu Wort,
Ich schwiege dich tot.



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#2

Wort und Totschlag

in Düsteres und Trübsinniges 01.02.2006 12:45
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo Ulli!

Im Gegensatz zu der wunderbaren "Atempause" empfinde ich dieses Herunterbeten der unterschiedlichen Redensarten rund ums Wort als nicht so geglückt. Nicht nur, dass es mir inhaltlich nicht so inspiriert, sondern eher mühsam erscheint, auch formal rutscht und flutscht das nicht so, dass das ästhetische Vergnügen die inhaltliche Leere kompensieren könnte.

Nur der Schluss, der ist natürlich köstlich, der hat mir ausgezeichnet gefallen.

DG
Mattes

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#3

Wort und Totschlag

in Düsteres und Trübsinniges 01.02.2006 13:11
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hi Mattes,

mir geht es genau so wir dir. An diesen Zeilen gefällt mir eigentlich nur das Ende - und der Titel natürlich, den du vergaßt zu erwähnen.. .

Dies ist die Kurzfassung eines alten, sehr vielen längeren Gedichtes, das irgendwie runder ist (man könnte natürlich auch sagen: derselbe Quark, nur breitgetreten). Ich stelle es jetzt einfach mal über die Neufassung und warte ab ob irgendeiner irgendetwas (dazu be)merkt.

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#4

Wort und Totschlag

in Düsteres und Trübsinniges 01.02.2006 13:41
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte


Verstehe. Jetzt mußt du nur noch d(e)i(n)e Mitte finden, dann wäre es vermutlich perfekt. Ich finde nämlich beide Versionen halb gelungen.

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