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Die Lichtung, die den Blick dir freigegeben,
den Traum, das Meer vor dir zerteilt,
und ihn dort bannt im Bild – die Sphären stehen,
wo du dem Schein dich schöpfend weihst.
Das panta rhei, das dir die Dinge zugeschrieen,
der Zeit die Macht, die Träne gab –
die Sensen fahren nieder, und du willst entfliehen
und Wälle schaffen, schanzen vor das Grab.
den Traum, das Meer vor dir zerteilt,
und ihn dort bannt im Bild – die Sphären stehen,
wo du dem Schein dich schöpfend weihst.
Das panta rhei, das dir die Dinge zugeschrieen,
der Zeit die Macht, die Träne gab –
die Sensen fahren nieder, und du willst entfliehen
und Wälle schaffen, schanzen vor das Grab.
#2
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Dichter
in Mythologisches und Religiöses 20.02.2006 18:03von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
#4
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Dichter
in Mythologisches und Religiöses 21.02.2006 21:07von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo The Who?
Ich denke ebenfalls, dass dieses Wort groß geschrieben werden muß.
Auch verstehe ich den Inhalt nicht. Ich denke mal, dass vom lieben Gott die Rede ist. Sonst ist es mir zu knapp und hauptsächlich in Stichworten gehalten, die ich aber in keinen Zusammenhang bringen kann.
Nicht so mein Ding. Ist mir zu verdreht und undurchsichtig.
Aber ist ja nur meine Meinung.
LG Gem
Ps.: Möglicherweise bin ich auch nur zu dumm...
Ich denke ebenfalls, dass dieses Wort groß geschrieben werden muß.
Auch verstehe ich den Inhalt nicht. Ich denke mal, dass vom lieben Gott die Rede ist. Sonst ist es mir zu knapp und hauptsächlich in Stichworten gehalten, die ich aber in keinen Zusammenhang bringen kann.
Nicht so mein Ding. Ist mir zu verdreht und undurchsichtig.
Aber ist ja nur meine Meinung.
LG Gem
Ps.: Möglicherweise bin ich auch nur zu dumm...
ganz kurz: es geht um eine art mythisierender beschreibung des dichtens; ein alter stil, den heute kaum mehr einer versteht; das gedicht ist auch nur eine hälfte eines gottfried benn gewidmeten und ihn imtierenden gedichts.
dazu kurz zu den beiden strophen:
1- mit gott hat es indofern zu tun als der dichter (in diesem mythisierenden verständnis) gott als schöpfer von (künstlichen) welten gleicht;
2- mit dem akt des schöpfens versucht er dem tod (dem akt des anti-schöpfens wenn man so will) zu entfliehen; daher "schanzt" er "wälle vor das grab"; wer immer etwas schafft, muß natürlich die zeit doppelt fürchten, für sich und die schöpfung, daher die angst vor der vergängnis und als maßnahme dagegen erneut das erschaffen.
dazu kurz zu den beiden strophen:
1- mit gott hat es indofern zu tun als der dichter (in diesem mythisierenden verständnis) gott als schöpfer von (künstlichen) welten gleicht;
2- mit dem akt des schöpfens versucht er dem tod (dem akt des anti-schöpfens wenn man so will) zu entfliehen; daher "schanzt" er "wälle vor das grab"; wer immer etwas schafft, muß natürlich die zeit doppelt fürchten, für sich und die schöpfung, daher die angst vor der vergängnis und als maßnahme dagegen erneut das erschaffen.
#6
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Dichter
in Mythologisches und Religiöses 23.02.2006 13:33von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Who’s there?
Das würde man natürlich gerne wissen, bei so geschliffenen Zeilen. Ich finde das hervorragend beschrieben und die Formulierungen und der Inhalt lassen mich vergessen, dass deine Subjekte, die „Lichtung“ und „das Panta-Rhei“, von Relativsätzen umzingelt, ... genau, was denn eigentlich tun/erzeugen/bedeuten etc. Du schreibst, die Verse wären nur eine Hälfte eines Gedichtes und das kann man sich dann auch gut vorstellen.
Ich bin kein solcher Benn-Kenner oder –Verehrer, dass ich seine Werke etwa ausreichend oder gar auswendig kennte aber die Imitation gelingt dir sehr gut, es klingt sehr vertraut. Ich weiß nicht, was „mythisierend“ heißen soll, ich weiß auch nicht, welchen alten Stil du meinst und wer dein Gedicht etwa nicht verstehen könnte. Ich weiß nur, dass der hier angeblich mythologisierte Dichter ziemlich schlecht abschneidet, versucht er doch, den steten Fluss des Lebens anzuhalten, um sich ein Bild zu machen, welches ihn und/oder seine Schöpfung vor dem Tod bewahren soll. Und dabei weiht er sein Leben nur dem (An)Schein der Dinge, traurig.
In der ersten Strophe kreuzreimst du Assonanzen, in der zweiten Vollreime. Das Metrum ist regelmäßig, wenn auch nicht sklavisch.
xXxXxXxXxXx
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Inhaltlich kann man nicht viel nicht verstehen, wie ich meine: Da ist ein lyrI, das sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dann aber kommt es an eine Lichtung, die den Blick freigiebt und dadurch sinnbildlich den Traum, das Meer, vulgo: die Undurchdringbarkeit im bisherigen Sehen und/oder denken des lyrI zerteilt. Der Vorhang wird aufgezogen. Jetzt aber Zeile 3: Die Lichtung bannt durch das Öffnen des Vorhanges „ihn“ im Bild. Wen? Syntaktisch können nur der Traum oder der Blick gemeint sein. Der Traum aber war durch die Lichtung quasi zerstoben, der Dichter sah nun vermeintlich klar. Warum sollte er also den Traum im Bild bannen (ich gehe davon aus, dass „bannen“ hier eher im Sinne von eingrenzen, statt ausgrenzen gemeint ist, da Traum oder Blick „im“ Bild gebannt werden)? Nein, es muss der Blick sein, der durch die Lichtung neu gewonnene An- oder Ausblick, der im Bild gebannt wird. Wenn, dann aber doch durch den Künstler und nicht durch die Lichtung!
Dann stehen die Sphären, logisch. In dem Moment, in dem ein (An-)Blick festgehalten wird, steht der Gesichtskreis, die Sphäre fest, nichts geht mehr. Und darum ist es ja auch nur der Schein der Dinge, dem sich das lyrI schöpfend weiht. Kann das in dieser Konnotation etwas anderes bedeuten, als dass jede abbildende Schöpfung im Moment ihres Entstehens bereits überholt und damit überflüssig ist?
Denn die „Dinge schreien“ dem Dichter ja nachgerade zu, dass alles fließe und dieser Tor hört oder versteht es nicht. Und dieser Fluß ist es natürlich, der dem Zahn der Zeit seine Macht verleiht. Alles ist vergänglich, doch warum jetzt die Träne? Da die Träne wohl kaum tatsächlich die Macht sein kann, ist wohl sinnbildlich gemeint, dass diese Macht der Zeit, diese Vergänglichkeit eine tränenreiche, traurige Sache ist. Aber steht das nicht im Gegensatz zur ersten Strophe, zu vorhergehenden und zu den nachfolgenden Zeilen? Vor diesen niederfahrenden Sensen will der Dichter fliehen, das mag wertneutral sein, ist aber doch ein sinnloses Unterfangen. Dieses Entfliehende, Wälleschaffende, Schanzende ist für mich auch so eindeutig negativ konnotiert, dass ich dem Streben des Dichters (Künstlers) in diesem Gedicht keinen positiven Aspekt abgewinnen kann.
Aber, wie gesagt, die Sprachwahl, die Art des Ausdrucks spricht mich sehr an und ich finde es auch in sich schlüssig. Es lud mich zur Beschäftigung ein und daher halte ich es für ein gelungenes Werk., wenn ich die Träne ausschließlich dem lyrI zuordne. Der weint zumindest sinnildlich Vergangenem nach, denn er versucht beständig, es abgebildet zu (er-)halten.
DG
Mattes
Das würde man natürlich gerne wissen, bei so geschliffenen Zeilen. Ich finde das hervorragend beschrieben und die Formulierungen und der Inhalt lassen mich vergessen, dass deine Subjekte, die „Lichtung“ und „das Panta-Rhei“, von Relativsätzen umzingelt, ... genau, was denn eigentlich tun/erzeugen/bedeuten etc. Du schreibst, die Verse wären nur eine Hälfte eines Gedichtes und das kann man sich dann auch gut vorstellen.
Ich bin kein solcher Benn-Kenner oder –Verehrer, dass ich seine Werke etwa ausreichend oder gar auswendig kennte aber die Imitation gelingt dir sehr gut, es klingt sehr vertraut. Ich weiß nicht, was „mythisierend“ heißen soll, ich weiß auch nicht, welchen alten Stil du meinst und wer dein Gedicht etwa nicht verstehen könnte. Ich weiß nur, dass der hier angeblich mythologisierte Dichter ziemlich schlecht abschneidet, versucht er doch, den steten Fluss des Lebens anzuhalten, um sich ein Bild zu machen, welches ihn und/oder seine Schöpfung vor dem Tod bewahren soll. Und dabei weiht er sein Leben nur dem (An)Schein der Dinge, traurig.
In der ersten Strophe kreuzreimst du Assonanzen, in der zweiten Vollreime. Das Metrum ist regelmäßig, wenn auch nicht sklavisch.
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Inhaltlich kann man nicht viel nicht verstehen, wie ich meine: Da ist ein lyrI, das sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dann aber kommt es an eine Lichtung, die den Blick freigiebt und dadurch sinnbildlich den Traum, das Meer, vulgo: die Undurchdringbarkeit im bisherigen Sehen und/oder denken des lyrI zerteilt. Der Vorhang wird aufgezogen. Jetzt aber Zeile 3: Die Lichtung bannt durch das Öffnen des Vorhanges „ihn“ im Bild. Wen? Syntaktisch können nur der Traum oder der Blick gemeint sein. Der Traum aber war durch die Lichtung quasi zerstoben, der Dichter sah nun vermeintlich klar. Warum sollte er also den Traum im Bild bannen (ich gehe davon aus, dass „bannen“ hier eher im Sinne von eingrenzen, statt ausgrenzen gemeint ist, da Traum oder Blick „im“ Bild gebannt werden)? Nein, es muss der Blick sein, der durch die Lichtung neu gewonnene An- oder Ausblick, der im Bild gebannt wird. Wenn, dann aber doch durch den Künstler und nicht durch die Lichtung!
Dann stehen die Sphären, logisch. In dem Moment, in dem ein (An-)Blick festgehalten wird, steht der Gesichtskreis, die Sphäre fest, nichts geht mehr. Und darum ist es ja auch nur der Schein der Dinge, dem sich das lyrI schöpfend weiht. Kann das in dieser Konnotation etwas anderes bedeuten, als dass jede abbildende Schöpfung im Moment ihres Entstehens bereits überholt und damit überflüssig ist?
Denn die „Dinge schreien“ dem Dichter ja nachgerade zu, dass alles fließe und dieser Tor hört oder versteht es nicht. Und dieser Fluß ist es natürlich, der dem Zahn der Zeit seine Macht verleiht. Alles ist vergänglich, doch warum jetzt die Träne? Da die Träne wohl kaum tatsächlich die Macht sein kann, ist wohl sinnbildlich gemeint, dass diese Macht der Zeit, diese Vergänglichkeit eine tränenreiche, traurige Sache ist. Aber steht das nicht im Gegensatz zur ersten Strophe, zu vorhergehenden und zu den nachfolgenden Zeilen? Vor diesen niederfahrenden Sensen will der Dichter fliehen, das mag wertneutral sein, ist aber doch ein sinnloses Unterfangen. Dieses Entfliehende, Wälleschaffende, Schanzende ist für mich auch so eindeutig negativ konnotiert, dass ich dem Streben des Dichters (Künstlers) in diesem Gedicht keinen positiven Aspekt abgewinnen kann.
Aber, wie gesagt, die Sprachwahl, die Art des Ausdrucks spricht mich sehr an und ich finde es auch in sich schlüssig. Es lud mich zur Beschäftigung ein und daher halte ich es für ein gelungenes Werk., wenn ich die Träne ausschließlich dem lyrI zuordne. Der weint zumindest sinnildlich Vergangenem nach, denn er versucht beständig, es abgebildet zu (er-)halten.
DG
Mattes
Deine Beschäftigung ehrt mich - und mich freut, daß dieses Gedicht als ebenso verständlich eingeschätzt werden kann wie es gemeint war, wenn auch leider selten.
Die doppelte Relativsatz-Konstruktion des Gedichts wird nicht in einer ergänzenden Hälfte aufgelöst, wie Du dachtest. Sie ist absichtlich, die erläuterten Substantive "Lichtung" und "panta rhei" stehen sich entgegen: die ideale , ja metaphysische Welt der Kunst und der Erkenntnis ("das Meer vor die zerteilt" ist eine Moses-Anspielung, "der Traum" ist der falsche Schein der Dinge) gegen die reale, physische des Lebens.
So stehen die Relativsätze sozusagen hinter dem Doppelpunkt: zunächst, vor dem Spiegelstrich, definierend; dann, dahinter, kommentierend und schließend.
Mit Benn hat dies nur insofern etwas zu tun, als er, vom Expressionismus kommend, die Auflösung der Syntax gewohnt war; nur daß später ein klassischer, an Goethe angelehnter Ton hinzukam. Dennoch: wäre die Syntax geschlossen, wäre es auch das Bild des Dichters. Ein klassisches, d.h. harmonisches Bild wollte ich aber nicht zeichnen.
Die Lichtung bannt den Blick im Bild - nicht der Künstler. Denn erst durch die Wahrnehumng einer anderen, inneren oder phantastischen Welt läßt das Bild entstehen. Auch Erkenntnis ist Bild, auch sie - Schein, den der Künstler nur erschaffen kann, nicht wie Gott: Realität.
Die doppelte Relativsatz-Konstruktion des Gedichts wird nicht in einer ergänzenden Hälfte aufgelöst, wie Du dachtest. Sie ist absichtlich, die erläuterten Substantive "Lichtung" und "panta rhei" stehen sich entgegen: die ideale , ja metaphysische Welt der Kunst und der Erkenntnis ("das Meer vor die zerteilt" ist eine Moses-Anspielung, "der Traum" ist der falsche Schein der Dinge) gegen die reale, physische des Lebens.
So stehen die Relativsätze sozusagen hinter dem Doppelpunkt: zunächst, vor dem Spiegelstrich, definierend; dann, dahinter, kommentierend und schließend.
Mit Benn hat dies nur insofern etwas zu tun, als er, vom Expressionismus kommend, die Auflösung der Syntax gewohnt war; nur daß später ein klassischer, an Goethe angelehnter Ton hinzukam. Dennoch: wäre die Syntax geschlossen, wäre es auch das Bild des Dichters. Ein klassisches, d.h. harmonisches Bild wollte ich aber nicht zeichnen.
Die Lichtung bannt den Blick im Bild - nicht der Künstler. Denn erst durch die Wahrnehumng einer anderen, inneren oder phantastischen Welt läßt das Bild entstehen. Auch Erkenntnis ist Bild, auch sie - Schein, den der Künstler nur erschaffen kann, nicht wie Gott: Realität.
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