#1

Staten Island

in Liebe und Leidenschaft 05.03.2006 03:50
von Roderich (gelöscht)
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Staten Island


Füße in den Sand gebohrt,
dem Rauschen des Ozeans zugehört,
das Kreischen der Möwen,
die sich mit ihren gebrechlichen Flügeln gegen den Wind stemmen
und sich forttragen lassen
über den Strand,
das Schilf,
die Bäume,
den Park,
die Stadt.

Gedankenblitze, wie Erinnerungen
an Zeiten, die nie gewesen sind,
und überall bin ich
gemeinsam mit dir
an all den Orten, die du nie gesehen hast.

Und doch ist hier deine Hand,
dein Daumen, der über meinen Handrücken streicht
und dein Flüstern in meinem Ohr,
deine Lippen, wie sie an meinem Ohrläppchen spielen.
(Oder ist es nur der Wind?)

Ich drehe mich um;
habe ich doch deine Stimme vernommen,
den Hauch deines Atems auf meinen Lippen gespürt,
hier, genau hier – gerade eben, immer, jede einzelne Sekunde.
Ich gehe weiter und halte die Augen offen, denn
vielleicht bist du am Strand,
im Schilf,
bei den Bäumen,
im Park,
in der Stadt.

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#2

Staten Island

in Liebe und Leidenschaft 05.03.2006 10:45
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Rod

Du vermittelst einen Gedanken, den wir wohl alle kennen. Nämlich den, etwas Neues mit jemandem zu teilen, der - entweder nicht oder nicht mehr - zum eigenen Leben gehört. Die Gründe, weshalb das lyr. Du nicht dort ist, verschweigst du. Weil ich jetzt weiss, dass du in NY bist, kommt natürlich sofort der Gedanke auf, dass das lyr. Du einfach nicht mitgeflogen ist. Das ist natürlich nur so, weil ich das weiss, ansonsten würde ich wahrscheinlich denken, dass die Beziehung vorbei ist und der Protagonist durch die Sehnsucht zu diesen Zeilen "gezwungen" wird. Ich finde es nicht immer gut, wenn man zu viel über den Autor weiss, das schränkt die Interpretation zwangsläufig ein.

Für mich ist dieses Prosa-Gedicht zu erzählerisch und zu wenig verdichtet, als dass es mich wirklich ansprechen würde. Da du jetzt ein Fachmann bist, dieser Tipp: Show, don't tell!

Gruss
Margot

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#3

Staten Island

in Liebe und Leidenschaft 05.03.2006 16:26
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Margot,

ich habe gerade eine sehr ausgeprägte prosaische Phase, das wird natürlich auch hier deutlich. Ich danke dir für deinen Tip - und dass du mich als Fachmann bezeichnest. Hui - da werden dann ja gleich einmal Ansprüche an mich gestellt - Hilfe!

Zu deiner Interpretation noch ein paar Worte: Ja, ich bin in New York. Ja, ich bin auch auf Staten Island herumspaziert. Aber: Nein, es gibt kein lyr. Du, das nicht mitgeflogen wäre. Vielleicht ist es wirklich nicht gut, wenn der Leser zu viel über den Autor weiß, denn dann glaubt der Leser zu wissen, worin die Hintergründe für ein Gedicht bestehen und er neigt dazu, zu vergessen, dass man lyr. Ich nicht unbedingt mit dem Autor gleich setzen sollte.

Ich wollte die Gründe absichtlich nicht darlegen, da es mir hier eher um das Einfangen einer bestimmten Stimmung als um eine Analyse der Situation gegangen ist.

Aber vielen Dank für die Beschäftigung mit meinem Werkl - und vielleicht ist das nächste ja etwas verdichteter. Mal sehen, ob ich das überhaupt noch hinbekomme ... "Leise, leise" und "Staten Island" sind ja die ersten beiden Gedichte, die ich nach einer zweimonatigen Pause geschrieben habe. Muss wohl erst wieder reinkommen. Andererseits sagt mir gerade dieser prosaische Stil persönlich sehr zu - hm ... bin in der Zwickmühle ...

Grüße

Thomas

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#4

Staten Island

in Liebe und Leidenschaft 05.03.2006 16:31
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Nee, also - wegen mir musst du deine prosaische Phase ganz sicher nicht abbrechen. Öfter mal was Neues erweitert den (Dichter)Horizont. Ich sagte nur, dass mir solche Texte nicht gefallen. Andere finden das womöglich das Gelbe vom Ei, ne? Ich schreibe das auch nur jeweils hin, weil man mir mal sagte, dass wäre interessant zu wissen, ob's mir persönlich gefällt. Aber ich bin nur eine Stimme in den Weiten der Foren. Alles relativ, Rod Island.

Gruss
Margot

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#5

Staten Island

in Liebe und Leidenschaft 05.03.2006 16:43
von Roderich (gelöscht)
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Servus Marge,

natürlich - alles immer relativ. Aber ich bin dir sehr dankbar für deine Stimme, da sie hier in den Weiten der Foren doch einen ziemlichen Hall erzeugt. Daran kann man sich orientieren. Aber mal sehen, was noch so kommt.

Grüße

Thomas

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