#1

Wolfshund

in Natur 04.04.2006 18:33
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Wolfshund


Eine schwach markierte Grenze
trennt das Dorf vom dunklen Tann.
Hunde jagen ihre Schwänze
und passieren irgendwann
unbedacht die morsche Pforte.

Wo sie sich zu Wölfen wandeln
und in Rudeln reißen gehn,
meuchelnd mit der Meute handeln,
gierig das Geheul versehn,
wilder Lieder ohne Worte.

Längst verwittert jene Gatter,
wo der Trieb vom Spielen schied.
Wölfe werden auch nicht satter
in der Kette. Jedes Glied
hängt an einem gleicher Sorte.

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#2

Wolfshund

in Natur 04.04.2006 18:39
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Mattes,

ein verdammt starkes Wolfsgeheul, das du hier ablässt! Gefällt mir ausgezeichnet. Vor allem, da du eine zweite, sehr kritische Bedeutungsebene hineingepackt hast ohne auch nur einen Millimeter von der Wolfslinie abzuweichen. Das ist mal ein gut durchdachtes, konsequent durchgezogenes Bild!

Mehr kann ich im Moment müdigkeitsbedingt und aufgrund der Tatsache, dass ich mich in der Arbeit herumtreibe, nicht dazu sagen, aber bei Gelegenheit reiche ich gerne eine ausführlichere Interpretation nach.

Grüße

Thomas

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#3

Wolfshund

in Natur 04.04.2006 19:09
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Mattes!

Saustark!

(Sorry, ist das erste was mir in den Sinn kam, für mehr hab ich grade im Moment keine Zeit...)

Gruß,Benno

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#4

Wolfshund

in Natur 12.04.2006 03:23
von Roderich (gelöscht)
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Hallo noch einmal,

auch, wenn ich im Grunde wieder zu müde für eine Interpretation bin, juckt und beißt es mich doch zu sehr. Falls die folgenden Absätze total unzusammenhängend, wirr, unverständlich und krank werden,

ähm

Genau!

(Erster Vorgeschmack)

So, jetzt aber ran!

Zunächst einmal das Reimschema, kurz nachgeschaut und wohwollend nickend abgehakt:

ababc
dedec
fgfgc

Metrisch:

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx

Konsequent durchgezogen, wobei in der Strophe 2 es nicht gestört hätte, wenn du die Zeilen 2 und 4 in weibliche Kadenzen auslaufen hättest lassen. Wäre dennoch eine runde, symmetrische Sache gewesen.

Und nun zur Hauptshow des heutigen Abends: Dem Inhalt!

Eine schwach markierte Grenze
trennt das Dorf vom dunklen Tann.
Hunde jagen ihre Schwänze
und passieren irgendwann
unbedacht die morsche Pforte.


In der ersten Strophe baust du vor dem Leser die Szenerie auf. Die schwach markierte Grenze und der dunkle Tann sind aber mehr als nur Beschreibungen der Örtlichkeit, wo das Ganze stattfindet. Gut, beim ersten Mal lesen fällt das nicht auf, bzw. kann das gar nicht auffallen, aber wenn man sich das Gedicht mal durchgelesen hat und dann noch einmal konsequent durchackert (so wie ich gerade), fällt auf, dass sich die schwach markierte Grenze durchaus übertragen lässt auf die zweite Bedeutungsebene, auf die ich dann später noch eingehen werde, da es derzeit noch etwas zu früh ist, um mit der Tür ins Haus zu fallen, und irgendwann muss ich diesen verdammten Satz wohl auch einmal beenden, sapperlot!

Die ihre eigenen Schwänze jagenden Hunde: Dieses Bild steht für mich für sinnloses Unterfangen. Hunde, die ihre eigenen Schwänze jagen, vertreiben sich die Zeit - so lange, bis sie ihn tatsächlich mal erwischen, reinbeißen und aufjaulen. Letztlich also eine vollkommen irre Handlung, total daneben. Dabei überschreiten sie ohne eigenes Wissen auch jene morsche Pforte, eben die Grenze zu dem dunklen Tann.

Jetzt wollen wir diese Viecherei einmal auf Menschen übertragen: Menschen übertreten aufgrund ihrer Verblendungen, die sie sinnlosen, stupiden Handlungen nachgehen lassen, bei denen sie nicht denken müssen, Grenzen und geraten dadurch ins Dunkle (dunkel = schlecht, kennen wir ja) hinein. Der Kernpunkt hierbei ist für mich das Nichtdenken, das simple Hinterherlaufen (auch angedeutet durch die ihren eigenen Schwänzen nachlaufenden Hunden).

Wo sie sich zu Wölfen wandeln
und in Rudeln reißen gehn,
meuchelnd mit der Meute handeln,
gierig das Geheul versehn,
wilder Lieder ohne Worte.


Weiter geht's. Nachdem in der ersten Strophe schon mal klar geworden ist, in welche Richtung dein Gedicht einschlägt, kann man diesen Weg nun ruhig weitergehen. Gleich die erste Zeile bestätigt mich in meinem Interpretationsgefasel - die Hunde werden zu Wölfen. Wölfe sind im Bewusstsein der Menschen verankert als niederträchtige, bluthungrige Meute. Ob das in natura nun der Fall ist, oder nicht, spielt keine Rolle, denn wir befinden uns in einem Gedicht, in dem ruhig mit Klischees gespielt werden darf.

Sehr interessant auch der Rest der Strophe: Das Bild des Wolfes, wie ich es kurz angerissen habe, wird nun zelebriert, wir befinden uns wirklich in der Welt des "Bösen Wolfs", der aber nur in Rudeln vorkommt, da er allein ein feiger Schisshase ist - wie Zeile 3 vorschlägt. Denn die Hunde, die nun zu Wölfen geworden sind, draußen im schwarzen Tann, handeln meuchelnd mit der Meute, wobei durch die Betonung auf Meute (durch die Mittelstellung in der Zeile, hui - rede ich heute wieder schlauen Scheiß daher) klar wird, dass es diese Wesen in dieser Form nicht einzeln geben kann.

Dann noch die Lieder ohne Worte. Lieder ohne Worte sind simple Melodien, schön anzuhören, aber letztendlich nur eine leere Hülle.

Das Ganze nun übertragen auf unser schönes Menschengeschlecht: Die Menschen, die sich vorhin so gedankenlos (und auch bedenkenlos) auf die dunkle Seite begeben haben, werden dort zu einer ebenso gedankenlosen und bedenkenlosen Masse. Ich will hier nicht von Mob reden, aber der Gedanke drängt sich auf. Da fällt mir übrigens ein Spruch ein, ich weiß nicht mehr, von wem, der sinngemäß ungefähr folgendermaßen geht: Ein Mensch ist ein vernünftiges Wesen, viele Menschen ein Haufen dummer Schafe. So circa. Dies kommt auch in deinen Zeilen durch. Die Lieder ohne Worte sind letztlich nichts anderes als das bloße Nachplappern von irgendwo aufgeschnappten Schein-Argumenten, um das eigene "Heulen" zu rechtfertigen. Eigene Gedankenarbeit fehlt nach wie vor.

Längst verwittert jene Gatter,
wo der Trieb vom Spielen schied.
Wölfe werden auch nicht satter
in der Kette. Jedes Glied
hängt an einem, gleicher Sorte.


Das ist nun inhaltlich die interessanteste Strophe. Allerdings geht mir mittlerweile schon ein wenig die Puste aus. Mal sehen, was ich noch rausquetschen kann.

Ich glaube, ich gehe direkt auf die menschliche Ebene ein - die hündische lassen wir mal außen vor. Dass das Bild nach wie vor super durchgezogen ist, muss ich dir ja wohl nicht sagen.

Die ersten beiden Zeilen sind nicht schwer zu deuten, wenn man sich die vorigen beiden Strophen noch einmal zu Gemüte führt. Die verwitterte Gatter ist eben die Grenze, die - simpel gesprochen - Gut von Böse trennte. Diese Grenze hat keine Bedeutung mehr, die Menschen sind schon auf die andere Seite, die Seiten haben sich vermischt, die Grenze ist verwischt. Anders: Wo Gedankenlosigkeit, Verantwortungslosigkeit und leere Plattitüden herrschen, kann die Grenze zwischen richtig und falsch nicht mehr gezogen werden von den hier angesprochenen Menschen bzw. hat keine Wirkung mehr. Moralisch richtig von moralisch falsch kann der unterscheiden, der sein eigenes Oberstübchen benützt und nicht bloß einer gedankenlosen, inhaltslosen Menge hinterher rennt.

Ein kleiner Leckerbissen ist hierbei meiner Ansicht nach Zeile 2: Wo der Trieb vom Spielen schied. Das kann man nun auf zwei unterschiedliche Arten lesen: Einerseits kann man es so lesen, dass der Spieltrieb geschieden ist (von den Menschen, die eben jene Grenze übertreten haben). Andererseits kann man es so lesen, dass der Trieb sich vom Spiel abgesondert hat. Was zuvor noch Spiel war (das dem Schwanz hinterher Hecheln hat ja etwas Spielerisches an sich) ist nun bitterer Ernst und Triebe, niedere Instinkte beherrschen nun das Geschehen. Ich würde mal auf Zweiteres tippen. Hut ab aber vor diesem Wortspiel!

Dann schließlich die Conclusio. Wölfe werden auch nicht satter in der Kette. Jedes Glied hängt an einem, gleicher Sorte. In wenigen Worten gesagt: Das Ausschalten des Gehirnes und das Nachgeben der Instinkte und Triebe macht einen Menschen auch nicht glücklicher, auch, wenn man sich in der Menge stark fühlt. Letztlich ist das nur Schall und Rauch - eine Chimäre. Irgendwann kommt das böse Erwachen und man stellt fest, dass man nur ein weiterer Idiot unter Idioten ist.

Ach ja, eines noch: In der allerletzten Zeile müsste der Beistrich weg, wenn ich mich nicht täusche. Ansonsten wirkt es etwas unausgegoren und das "gleicher Sorte" hängt ein wenig in der Luft. Beistrich weg - dann müsste es besser sein.

Puh - ich könnte jetzt wahrscheinlich noch viel mehr dazu sagen, aber mir gehen schon langsam die Worte aus und außerdem wird es langsam spät, wollte noch lesen und morgen muss ich wieder früh aus den Federn.

Jedenfalls: Hut ab vor diesem grandiosen Werk. Der Inhalt ist gekonnt verpackt in das Bild der Wölfe. Man kann es als bloßes Naturgedicht lesen und sich daran erfreuen, aber wenn man ein bisschen gräbt, bringt es mehr. Dabei ist dieses Gedicht keinesfalls unentschlüsselbar, sodass man sich beim Interpretieren das Gehirn verknotet, sondern genau richtig dosiert. Herrlich!

Grüße

Thomas

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#5

Wolfshund

in Natur 12.04.2006 13:17
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte

Zitat:

Irgendwann kommt das böse Erwachen und man stellt fest, dass man nur ein weiterer Idiot unter Idioten ist.




Wie schön, Rod, wenn es dabei bliebe! Ich nehme an, Mattes hat ein noch viel böseres Erwachen im Sinn. Nämlich den Moment, wenn die aneinandergeschmiedeten Kettenhunden ihren ungestillten Trieb wieder einmal ausleben dürfen. Diese "Sorte" Mensch ist so gefährlich, weil sie im Stillen (unbewußt) danach hungert, losgelassen zu werden, und weil sie aufgrund ihrer Gleichförmigkeit immer sofort im Rudel auftritt.

Und natürlich steckt ein Stück dieser Wolfsnatur in jedem von uns, so domestiziert und zivilisiert wir uns auch vorkommen mögen. Je heftiger wir das bestreiten, je weniger bewußt uns diese Gefahr ist ("die verwitterten Gatter"!), desto wahrscheinlicher ist der Ausbruch.

Besonders überzeugt mich an dieser Gedankenführung, dass sie alles andere als trocken psychologisch daherkommt, sondern in einprägsamen Bildern und originellen Reimen präsentiert wird.

Schön rund und leider wahr

BG, Ulli




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#6

Wolfshund

in Natur 12.04.2006 14:41
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Meine Güte, Rod, ich bin erschlagen. Was rede ich? Zerschmettert! Das ist nicht nur eine grandiose Arbeit, sondern auch eine so wohlwollende Kritik und eine so zutreffende Interpretation, dass mir ganz schwindelig und schwummerig wird, ob eines solchen Komplimentes. Wie schön, wenn die relative Gedankenfülle, die wir ja alle in unseren Werken verdichten, so sorgfältig aufgeblättert wird. Wenn ich dann auch noch annehmen darf, dass du eine gewisse Freude dabei und daran hattest, dann ist das mehr Genugtuung, als ich erhoffen durfte und ganz sicher mehr, als ich verdiene.

An diesem Gedicht habe ich sehr lange gebosselt, es immer wieder umgeschmissen, neu formuliert, in die Ecke geworfen und wieder hervorgeholt, alles in allem mich total untypisch lange damit gequält. So lange, dass ich es irgendwann nicht mehr sehen konnte und einfach einstellen musste, um mich wieder anderen Dingen zu widmen. Schön zu sehen, dass es sich gelohnt hat. Danke!

Ach ja, Idiot unter Idioten ist schon korrekt, aber die Kettenglieder hängen tatsächlich alle aneinander und wir unterscheiden uns nicht, auch grenzüberschreitend nicht, da haut Ulli seinen Wolfszahn schon in die korrekte Kerbe.

Danke euch beiden und auch dir, Benno, für das saustarke Lob.

DG
Mattes

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#7

Wolfshund

in Natur 12.04.2006 16:06
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Mattes,

ich kann dir versichern, dass bei der Beschäftigung mit deinem Gedicht das Vergnügen ganz auf meiner Seite war!

Übrigens stimme auch ich Ulli zu - hatte so was Ähnliches schon im Hinterkopf, allerdings war ich dann schon zu müde und zu geschlaucht, um das noch auszuführen und besser als Ulli hätte ich es sowieso nicht schreiben können.

Grüße

Thomas

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#8

Wolfshund

in Natur 13.04.2006 12:53
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Mattes,

es wurde schon so viel zu diesen Zeilen gesagt, da bleibt nicht mehr viel anzumerken. Ich lese da auch eine Menge an Grenzüberschreitung heraus, die - wenn auch zunächst unbedacht begangen - die Dämme reißen lässt. Den Interpretationen von Ulli und vor allem Rod ist aber nichts mehr hinzuzufügen, diese haben mich ebenso überzeugt wie Deine Zeilen.

Klasse Gedicht!


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#9

Wolfshund

in Natur 13.04.2006 14:12
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Achtung, Fenster schließen!

Wow, vielen Dank. Aber das dir als altem Opportunisten das mit den Wölfen heulen gefällt, ist ja auch nicht so überraschend.

Zur Kommafrage hast du dich leider nicht geäußert, ich habe das jetzt voller Vertrauen weggenommen.

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#10

Wolfshund

in Natur 13.04.2006 14:24
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Mich hat Roderich überzeugt, bring ihm das Vertrauen ruhig entgegen. Aber könnte ich in meinem Opportunismus für anderes eintreten ?


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#11

Wolfshund

in Natur 13.04.2006 17:05
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,

nach aller Darlegung von anderer Seite noch ein Kurzkommentar:
die Kombination aus der sehr überzeugenden Form und dieser düsteren Stimmung ist einfach toll. Sehr atmosphärisch!
Daumen in den Wolken.

Gruß,
GW

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#12

Wolfshund

in Natur 17.04.2006 13:33
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Beim Durchlesen der Kommentare fiel mir auf, dass mein Lob deutlicher schwächer daherkommt als es gemeint war.

Hey Mattes, Bosselnova!

Nach meinem Gefühl hat sich deine Feinarbeit mehr als gelohnt. Wenn es überhaupt eine schwächere Stelle gibt, dann der Vers "gierig das Geheul versehn" - weil man von Tieren nicht unbedingt sagt, dass sie etwas "versehen". Andererseits, denkt man an Wölfe im übertragenen Sinne z.B. KZ-Wächter, von solchen Kreaturen läßt sich durchaus sagen, dass sie ihre blutige Arbeit - routinemäßig - "versehen" haben. Also auch diese Formulierung ist nicht aus nur der Reimnot geboren, sondern nuanciert.

Insgesamt das rundeste und am fungenreinsten verdichtete Werk, das ich von dir gelesen habe - mit anspruchsvollem Reimschema, komplexer Gedankenführung, und dennoch leichtfüßig präsentiert.

An deinen Talenten hat im Tümpel eh niemand gezweifelt. Aber wenn du sie wuchern läßt, blüht dein Garten einfach noch prächtiger.

Du sprachst gegenüber Vel mal von Dichterneid. Ich will nicht behaupten, dass ich ganz frei davon bin. Aber wenn ich so ein Gedicht wie dieses lese, denke ich nicht, das will ich auch können, sondern eher: das kann nur Mattes. In Abwandlung der Frisörenwerbung: was Mattes kann, kann nur Mattes. Warum soll ich das auch können? Die Welt ist voller mehr oder weniger schlechter Kopien.

Natürlich übt man sich an Vorbildern. Arber irgendwann will man bei sich ankommen. Deshalb will ich weder wie Mattes noch wie Vel noch wie Margot schreibe. Ich will meinen eigenen Ton finden. Ulli will wie Ulli schreiben, und das dauert manchmal Tage und Nächte, bis ich mich von einem Gedanken und einem Tonfall als einen halbwegs "eigenen" verabschieden kann.

Und sogar das steht in diesem Gedicht. Man sollte sich nie einbilden, nicht mit den Wölfen zu heulen. Wir sind immer noch von einer Sorte. Wenn wir uns Mühe geben, jeder für sich, bringen wir vielleicht jedoch ein differenziertes oder sogar harmonisches Geheul zustande.

UUuuuuuuuuuhuuuuuouuu!




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#13

Wolfshund

in Natur 21.04.2006 15:23
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Noch einmal herzlichen Dank, ich fühle mich sehr gebauchpinselt. Wenn ich einmal von Neid sprach, dann meinte ich damit die auftrichtigste Art der Anerkennung. Ich gebe dir recht, Ulli, dass man nicht wie jemand anders schreiben möchte aber ich beneide rundum gelungene Gedichte. Wenn ich das Gefühl habe, jedes Wort steht genau da, wo es sein muss und dürfte nicht woanders stehen, dann wünsche ich mir auch solche Perfektion und Präzision.

Wenn jetzt nur das "versehene Geheul" stören konnte, dann bin ich es sehr zufrieden, da hier ja tatsächlich der Menschenwolf gemeint ist und der heult eben leider selten aus Überzeugung, sondern meist mit der Meute. Hier war es hoffentlich anders und diesen, meinen Versuch, noch mehr Lob zu fischen, sollten jetzt bitte alle Hunde ignorieren.

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#14

Wolfshund

in Natur 13.05.2006 17:24
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Die ausführlichen Beschreibungen zum Gedicht liegen vor, die konnte ich mir ersparen und brauchte nur noch den Vorschlag abgeben.

Wenn Könner nicht erkannt werden liegt es oft nicht am Könner, sondern manchmal auch am Erkenner.

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#15

Wolfshund

in Natur 03.04.2008 09:00
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
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