#1

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 13.05.2006 17:50
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Zuviel für mich

Bin jederzeit bereit mich auch zu streiten,
den Kopf zu schütteln ist mir täglich Brot.
Doch sucht mich jemand zaghaft anzuleiten,
dann geh ich vorschnell, gänzlich ohne Not.

Und sehe ich in Deine dunklen Augen,
die Trauer bin ich nicht bereit zu sehen,
denn Du willst offenbar auch nicht verstehen,
dass nicht mein Ziel ist, irgendwas zu taugen.

So nutze ich Dein Licht und bin am Zündeln
und unser Fundament brennt lichterloh.
Du hilfst mir nur mein Feuer noch zu bündeln,
Du möchtest Wasser sein und bist nur Stroh!

Und sehe ich auf Deine zarten Hände,
die Hilfsbereitschaft werde ich nicht sehen,
denn Du kannst offenbar auch nicht verstehen,
dass ich mein Dasein niemandem verpfände.

Je mehr ich Nähe suche, ich sie meide,
je mehr Du Liebe gibst, Du sie verschenkst.
Doch was mir niemand glaubt, ist, dass ich leide -
wohl mehr, als Du es Dir womöglich denkst.

(c) Don Carvalho
- Mai 2006

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#2

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 13.05.2006 21:49
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Don

Dein lyr. Ich ist vielleicht ein Schwachkopf! Ne, also wirklich… dem möchte man grad die Leviten lesen; benimmt sich wie ein Idiot und verlangt am Schluss noch Mitleid. Damit wäre alles gesagt, ich kann den Kerl nicht ausstehen!

Ich kann den Wechsel in Str. 2 + 4 (Silbe und Reimschema) inhaltlich nicht ganz nachvollziehen und es haut mich auch regelrecht aus dem Rhythmus. Wieso, warum …. gibt’s einen Grund dafür? ‚Liebreizenden’ fällt etwas aus dem Schema (so, wie ich’s betone) und etwas gar viele ‚unds’ sind’s meiner Meinung nach auch. Es lebe das Füllwort, wa?

Am Zündeln bitte gross. Ist mein täglich Brot … klingt nicht ganz so gestelzt und .... bist doch Stroh, gefiele mir auch besser. Den Zündeln/bündeln Reim finde ich Klasse.

Gruss
Margot

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#3

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 11:05
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hi Don!

Ich halte ihn nicht für einen Schwachkopf, zumal zwischen den Zeilen durchaus Selbstreflektion zu finden ist. Er sieht ja ein, dass er die z.B. die Trauer und die Hilfsbereitschaft in den Augen des lyrDu nicht sieht, ja, nicht bereit ist, zu sehen!

Für mich ist er insofern ein armes Schwein, als er typisch männlich alle Probleme eher intern verarbeitet und mit der von ihm so empfundenen, vorwurfsvollen Streitbarkeit seines weiblichen Partners überfordert ist: zuviel für ihn. Bindung erfährt er als Gebundenheit, sogar als Verpfändung seines Daseins.

Die Conclusio empfindet Marge offenbar als furchtbar larmoyant aber als Mann kann ich durchaus nachvollziehen, dass, wer sein Herz eben nicht auf der Zunge trägt, häufig als nüchtern angesehen wird. Nicht, wer am lautesten heult, leidet zwangsläufig am stärksten.

Auch formal finde ich das Werk gelungen. Den liebreizenden Holperer kann man hinnehmen, die Füllsel-Kritik finde ich hier überzogen. Es sind im Grunde nur drei "Und", mit denen Sätze begonnen werden und die dabei nicht zwingend erforderlich sind. Zwei Mal ist es der Strophenbeginn und ganz sicher absichtsvoll gesetzt. Ich finde es gut. Noch besser hätte ich gefunden, wenn Strophe 4 ohne Elision und daher gleichlautend mit "Und sehe ich" begonnen hätte (Und sehe ich den Liebreiz deiner Hände). So bleibt nur das "Und" der dritten Zeile der ersten Strophe. Das könnte man weglassen, indem man aus dem Suchen das gemeinte Versuchen macht und dann könnte ich keine Und-Kritik mehr nachvollziehen.

Kurz und krumm: Inhaltlich und formal gelungen, ein geschlossenes, kompaktes, integres Werk, das mich überzeugt. Ich mag es zudem.

DG
Mattes


P.S.: Du solltest dir den Augenzwinkerer neben deiner Signatur sparen. Ich weiß nie, ob Kommentare überhaupt lohnen.

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#4

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 13:59
von Krabü2 (gelöscht)
avatar
Hi Don,
ich sehe hieraus einen Schizoiden bzw. einen näheängstlichen 'Egozentriker', und da ich nix von Reimschemen verstehe, kann ich dazu auch genausowenig sagen. Aber das Gedicht, das gefällt mir - vom Inhalt, weil es die Hilflosigkeit, in der so ein Mensch steckt, gut ans Licht bringt. Die Diskrepanz, Nähe zu wollen und aus Angst vor dem 'Auffgeressen-Werden' sie gleichermaßen tunlichst zu meiden. Das Hin- und Herschwanken der Abwertung des Liebesobjekts Selbstkritik ist, denke ich, für dieses Persönlichkeitsbild, soweit ich es mir vorstellen kann, gut getroffen.
Dass er sich dieser Zwickmühle bewusst ist, macht das Leiden plausibel. Das Leid der Einsamkeit im eigen gebauten Gefängnis.
Soweit. Liebe Grüße - Uschi

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#5

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 16:10
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Margot, Mattes und Uschi,

die Strophen 2 und 4 sind ein wenig wie ein Refrain gestaltet und sollten sich daher auch bezüglich des Reimschemas von den anderen Strophen etwas absetzen, aber selbst einen ähnlichen Aufbau haben. In diesen Strophen ist auch das "und" absichtlich gesetzt (wie Mattes sich dachte), dort möchte ich es nicht kicken. Mir gefiel das eigentlich ganz gut, man muss es natürlich nicht mögen.

"Liebreizend" wird laut Duden auf der ersten Silbe betont, mir fällt es beim Lesen dabei nicht schwer, bei liebreizenden auf der dritten Silbe einen Nebenakzent zu sprechen... hatte aber auch meine Zweifel, ob es klingt. Mattes Vorschlag mit dem "Liebreiz" gefällt mir aber sehr gut, betont es doch die Gleichartigkeit der 2. und 4. Strophe einerseits und macht es metrisch völlig unproblematisch. Das nehme ich so, Danke Dir.

Das gestelzte "ist mir täglich Brot" finde ich gar nicht so gestelzt . Damit fühle ich mich wohl, bezüglich des Zündelns hats Du aber natürlich recht, Danke für den Hinweis, Margot.

Die unds im "Refrain" will ich ja nicht antasten, die anderen sind mir aber weniger heilig, vielleicht fällt mir da noch was gutes ein. In der ersten Str. einfach ein "versuchen" draus zu machen, überzeugt mich aber nicht, denn bei dem "Suchen" soll man sowohl ans Versuchen denken können wie auch ans Streben - also sobald jemand danach strebt, ihn anzuleiten... Aber ich werde mich da nochmal dransetzen und zumindest ein weiteres "und" bannen, ich denke dann passts auch schon^^.

Ich denke, bezüglich des Inhalts habt ihr alle irgendwo recht. Emotional scheint das lyrIch schon ein wenig gestört zu sein und in seiner Bindungsangst eine Wehrhaftigkeit an den Tag zu legen, die nicht selten verletzend ist. Vermutlich sollte das lyrische Du einfach gehen und ihn sich selbst überlassen, aber in seinem Altruismus schüttet es nur noch mehr Öl ins Feuer. Das heißt aber nicht, dass das lyrIch diese Situation nicht dennoch bedauern kann und dabei leidet. Letztlich wird das lyrDu sicher irgendwann gehen - besser wirds ihm damit vermutlich aber nicht gehen. Ich persönlich finde, dass er schon ein armes Schwein ist - nichtsdesto trotz würde ich, würde ich das lyrDu kennen, zum sofortiges Kofferpacken empfehlen...

Vielen Dank auf jeden Fall für Eure Kommentare und Anregungen, freut mich, dass es (mehr oder minder) gefällt.

Don

P.S.: Den Augenzwinkerer setze ich doch schon so lange - dass er Dich noch schreckt, wundert mich, Mattes. Schön aber, dass Du dann doch den Worten und weniger den Smilies Aufmerksamkeit schenkst .

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#6

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 17:59
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hi Don

Also mir gefällt dieses Gedicht auch gut, nur würde ich diese Charakterzüge nicht unbedingt einem Egoisten zuschreiben. Auch normale Menschen befinden sich oft in einem Teufelskreis den sie nicht durchbrechen können. Es ist auch so, dass man anderen Menschen seelisches oder körperliches Leid zufügen kann und, wenn man sich dessen bewußt ist, auch darunter leidet.
Ich sehe hier die Qual des Pro., der seine Fehler zwar erkennt, aber unfähig ist sein Leben in eine andere Bahn zu lenken.
Es geht eben im Leben selten so wie man es sich vorstellt.
Da es sich ja auch um eine Partnerschaft zu handeln scheint, ist die Schuldfrage noch schwieriger zu stellen, da in einer Beziehung selten ein Mensch die alleinige Schuld trägt.

LG Gem

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#7

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 18:18
von Krabü2 (gelöscht)
avatar
hey, das sagst du einem juristen, gem? das ist hartes brot... ;-)))

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#8

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 14.05.2006 19:03
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ach, beim ersten Prozess hat er das schon wieder vergessen...

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#9

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.05.2006 12:02
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Hallo Don,

ich mag dein Gedicht und wie immer lässt es sich in einem Guss lesen, sowas liebe ich.
ich finde es gibt nichts zu kritisieren, denn schließlich ist doch jeder mal überfordert

Liebe Grüße Franzi

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#10

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.05.2006 18:43
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hallo Don,

ein tolles Männergedicht. aus dem Frauen, wenn sie wirklich etwas von uns erfahren wollten, viel lernen können!

Ich sehe hier einen Hüter der Einsamkeit vor mir, der ehrlich ist, eine klare Position hat und sie auch vertritt. Ja mehr noch, er nimmt Kontakt auf zu seiner Partnerin, er spricht sie direkt an, er sucht ihre Nähe - allein, er bildet sich nicht ein, sie zu finden und sie zu haben. Weil ihm jedes Scheinverständnis zuwider ist und er sich nicht vereinnahmen lassen will von der Einbildung seines Gegenübers, mag er unnahbar erscheinen, vielleicht sogar kalt und gefühllos. Dabei leidet der, der um die Unmöglichkeit von Nähe weiß, wonöglich mehr als die, die fest an sie glaubt und sie einfordert wie etwas Selbstverständliches.

Doch gibt es einen Hoffnungsschimmer bei diesem Paar. Die Frau, die Liebe gibt, heisst es, verschenkt sie. Wenn sie das akzeptiert, das das bedngungslose Weggeben, das Verschenken, zum Wesen der Liebe gehört, dass Liebe eben kein Geschäft ist, für die frau eine Gegenleistung erwarten darf, ist mir um dieses Paar nicht bange. Natürlich leidet auch die Frau, mehr als der Mann womöglich denkt. Aber könnten sie sich auf diesem gemeinsamen Abgrund nicht wunderbar begegnen?!!

Okay, aus Darstellungsgründen habe ich die Geschlechterrollen grob überspitzt. Ich bilde mir nicht ein, die Kernspaltung von Mann und Frau wirklich zu verstehen. Das gibt auch der Autor nicht vor. Aber seine Beschreibung des "Männerleidens" finde ich grandios. Danke Don. Nach dem "Gothic Price" nominiere ich dich jetzt für den "Gender Price"!

Gruß, Ulli


P.S.

S1Z3 Statt des "und" vielleicht ein "doch"? Innerhalb der Aufzählung, die du offenbar meinst, würde die Empfindlichkeit des Ichs stärker betont.




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#11

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.05.2006 19:22
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Don,

ja, jetzt lese ich erst Dein Werk und muss feststellen, dass mir echt etwas entgangen wäre, wenn ich es nicht gelesen hätte. Die Verspätung hängt gewiss auch damit zusammen, dass ich den Beginn als etwas sperrig empfunden habe und der Text für mich ab der Mitte aber ziemlich in Fahrt kommt. In den ersten Strophen las ich zunächst nur Trotz und keine rechte Grundhaltung des Ich, was sich aber ab der Mitte ändert.
Inhaltlich ist es so doch, galube ich, das für mich interessanteste, was ich so die letzten Wochen gelesen habe. Dieses Geschlechterding ist ja auch immer wieder mein Thema, daher fühle ich mich in Deinem Text gut zu Hause.

Übrigens, das "sehe" in S4Z1 würde ich ersetzen, um die Wiederholung mit S4Z2 zu vermeiden.

Sehr gerne gelesen.

Lieben Gruß,
GW

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#12

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.05.2006 19:28
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Gem,

ich denke auch, das lyrische Ich muss nicht unbedingt ein Egoist sein, ich meinen Augen ist es allerdings schon ziemlich problembehaftet. Anscheinend kann man(n) aus meinen Zeilen doch unterschiedliche emotionale Zustände und Gründe dafür herauslesen, was mich besonders freut - die Psyche des lyrische Ichs liegt somit letztlich im Auge des Betrachters .

Danke Dir für die lobenden Worte!


Hallo Franzi,

kurzes, jedoch intensives Lob - dafür mein kurzer und ernst gemeinter Dank! Es freut mich, dass Du meine Zeilen magst - und sogar ein bisschen Verständnis fürs lyrIch aufbringst. Oder sollte ich gar überfordert sein ? Egal, wenn es so nett verpackt ist, schlucke ich auch meine eigene Überforderung !


Hi Ulli,

freut mich, das Dich das Männergedicht anspricht ... wobei mir eigentlich gerade auffällt, dass die Geschlechter nicht eindeutig festgelegt sind - lustig eigentlich, dass alle automatisch das lyrische Ich zum Kerl machen . Naja, der Liebreiz der Hände passt aber natürlich schon etwas mehr zum liebreizenden Geschlecht (in einer früheren Version waren es auch noch - etwas neutraler - die hilfsbereiten Hände).

Dennoch ist Deine überspitzte Darstellung der Geschlechterrollen natürlich trefflich. Vor allem der Gedanke des "Liebe verschenkens" und die sich damit anschließende doch letztlich etwas positivere Aussichten gefallen mir gut.

Jaja, um die "und" wollte ich mich noch kümmern, bislang bin ich dazu noch gar nicht gekommen, irgendwie war mein Wochenbeginn ziemlich zeitintensiv. Dein Vorschlag bezüglich S1Z3 überzeugt mich, es spricht nichts dagegen, von der Aufzählung abzuweichen... ich denke, das greife ich auf. Danke für den Vorschlag.

Vor allem aber habe Dank für Deinen Kommentar und den "Gender Price" !

Don


PS @Mattes: Der Liebreiz meiner Hände missfällt mir inzwischen doch wieder etwas, noch nicht einmal, weil es die Geschlechterfrage beeinflusst, sondern weil das lyrIch ja die Hände und nicht deren Liebreiz betrachten soll. Vielleicht fällt mir (oder Dir ) dazu ja noch etwas anderes ein.

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#13

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.05.2006 21:07
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi GW,

unsere Posts haben sich überschnitten, daher warst Du bei meiner letzten Antwort nicht dabei. Ich möchte Dich aber auch nicht hinzueditieren, Du bekommst allen Spam-Vorwürfen zum Trotz einen eigenen Post !

Puh, glücklicherweise hast Du es über die Anfangszeilen doch noch hinübergeschafft, denn ansonsten fehlt inhaltlich natürlich wirklich ein wichtiger Teil. Das es nunmehr für Dich das "interessanteste, was ich so die letzten Wochen gelesen habe" ist, freut mich natürlich um so mehr und macht mich auch stolz . Das geht runter wie Olivenöl!

Das "sehe" in S4Z1 möchte ich dennoch nicht ersetzen. Da - wie auch in gleicher Form in Str.2 Z.1/Str. 2 Z. 2 - ist die Wiederholung mit voller Absicht und bedacht gesetzt - ich mag sie nict hergeben!

Vielen Dank für Deinen Kommentar, er war Zucker auf meinen Erdbeeren - naja, Du weißt was ich meine !

Gruß,

Don

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#14

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 02.06.2006 22:33
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hm, ist mir jetzt unangenehm, nochmal ohne eines anderen Antwort zu schreiben... aber ich habe die Str. 4/ Z.1

"Und sehe ich den Liebreiz Deiner Hände,"

nochmals geändert (sorry Mattes^^). Es sollten ja eben die Hände betrachtet werden und nicht deren Liebreiz... irgendwie konnte ich mich damit nicht anfreunden.

"Und sehe ich auf Deine zarten Hände," ist nun auch der Str 2/ Z.1 noch mehr angenähert.

Mir gefällt es jetzt so ganz gut. Danke nochmal für die vielen Anregungen,

Don

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#15

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.06.2006 12:52
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Also, mein lieber Don, das verstehe ich nun überhaupt nicht. Das hieltest du für wesentliche inhaltliche Verschiebungen, ob ich deine zarten Verse oder die Zartheit deiner Verse lobte? Wozu denn überhaupt ein Attribut, wenn es dir bloß nicht zwischen den Blick und das Objekt kommen darf? Wo ist denn der fundamentale Schiefblick, wenn man Hände, aber nicht deren Hilfsbereitschaft sieht? Wolltest du lediglich zum Ausdruck bringen, dass das lyr. Ich die Hilfsbereitschaft nicht erkennen wird und wenn es noch so oft auf die Hände des lyr. Du schaut? Dann lass das verdammte Attribut doch weg, dann stört es doch nur. Mir ging es doch lediglich um das Metrum...

Und siehst du auch beständig meine Hände,
die Hilfsbereitschaft wirst du niemals sehen


Gruß
Mattes

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#16

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.06.2006 17:10
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Mattes, Du versuchst doch nicht wirklich noch immer zu verstehen, wie Dichterkollegen ticken ?

Du hast aber natürlich recht: inhaltlich ist das eigentlich völlig schnuppe, ob man den Liebreiz der Hände oder die liebreizenden Hände betrachtet! Mir ging es aber hier mehr um formale Aspekte, um den ähnlichen Aufbau der Strophen 2 und 4 noch mehr zu betonen.
"Und sehe ich in Deine dunklen Augen"
<-->
"Und sehe ich auf Deine zarten Hände"

Das ist alles, womöglich habe ich mich da etwas missverständlich ausgedrückt... nun verständlicher?

Grüße,

Don

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#17

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.06.2006 17:30
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Ich hatte das verstanden. Ich versuchte nur, auf meine umständliche Art auszudrücken, dass die "zarten" Hände doch wohl eindeutig schwächer sind, als die liebreizenden, die auch schon nicht so dolle waren. Vom Attribut her. Die Hände sind okay.

Noch nicht klar? Ich frage mich, wie man Liebreiz gegen Zartheit austauschen und das als Verbesserung empfinden kann. Aber ich muss es ja nicht wirklich verstehen.

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#18

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 16.06.2006 17:34
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ah, da hatte ich Dich tatsächlich missverstanden... die liebreizenden habe ich eigentlich doch nur gekickt, weil es sich hinsichtlich des Metrums ja anscheinend nicht besonders gut lesen ließ... oder doch? Oder reden wir jetzt ganz aneinander vorbei? Mist, ich glaube ich brauche eine kalte Dusche, mein Hirn wabert nur noch matt vor sich hin^^...


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#19

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 17.06.2006 11:27
von Fabian Probst (gelöscht)
avatar
Ich muss mich größtenteils Margot anschließen.

Finde das Gedicht im Ansatz nicht schlecht, aber es wirkt auf mich doch sehr unfertig und teilweise auch gestelzt.

Zitat:

"Bin jederzeit bereit mich auch zu streiten,
den Kopf zu schütteln ist mir täglich Brot.
Doch sucht mich jemand zaghaft anzuleiten,
dann geh ich vorschnell, gänzlich ohne Not."

Schon der letzte Reim der ersten Strophe scheint mir selbst aus der Not geboren zu sein. Was soll das aussagen? Es ist doch klar, dass aus zaghafter Hilfe keine Not entstehen kann. Höchstens die des "sich unwohl dabei fühlens" des lyrichs, aber dann wäre es ja doch wieder eine Art Not. Also verstehe ich das nicht, weil es dieselbe Wertigkeit für mich besitzt als stünde da "ohne Schrot".

Zitat:

"Und sehe ich in Deine dunklen Augen,
die Trauer bin ich nicht bereit zu sehen,
denn Du willst offenbar auch nicht verstehen,
dass nicht mein Ziel ist, irgendwas zu taugen."

Diese Aussage macht für mich auch keinen Sinn, denn am Ende gibt lyrich zu, dass es sehr leidet, und die angesprochene Person darf trotzdem nicht deswegen trauern, hat nach Meinung des lyrichs sogar kein Verständnis dafür, dass lyrich Scheiße sein will?
Da muss ich Margot Recht geben, dass dieses ein totales Arschloch ist.

Das geht ja so weiter, anstatt an sich selbst zu arbeiten, macht es fortlaufend nur dem Anderen Vorwürfe.
Das alles wäre als eine Art Symptom des eigenen Dilemmas noch OK, wenn am Ende dann eine Wende käme, wo das Problem dargestellt wird, die Gründe dafür, dass lyrich sich so verhällt.
Aber das passiert nicht, im Gegenteil, es bleibt in seiner Ich-bezogenen Haltung und suhlt sich im eigenen Dreck, anstatt sich zu erklären.

Der erste Satz des Gedichtes lautet: "Bin jederzeit bereit mich auch zu streiten", aber Streit beinhaltet auch Reflektion und Verständis.

Wie gesagt, der Ansatz gefällt mir, aber insgesamt ist es für mich nur eine Roh-Version, das Ende müsste anders aussehen.
Im letzten Satz moppelst du übrigens doppelt.

"wohl mehr, als Du es Dir womöglich denkst."

"wohl" und "womöglich" sind im Grunde identisch und das wirkt sehr ungelenk.

Ist natürlich nur meine Einschätzung und was ich spontan dazu dachte.

lg,Fabian

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#20

Zuviel für mich

in Liebe und Leidenschaft 22.06.2006 10:47
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Fabian,

die Not in Str. 1/ Z.4 sehe ich weniger als tatsächlich Notlage. Das lyrische Ich geht einfach diesen Situationen aus dem Weg, selbst wenn man ihm gar nichts "böses" will. Mit richtigem Streit kann es besser umgehen, da wird zurückgeschossen, freundliche Hilfe kann es jedoch nicht annehmen... insofern geht es ohne Not. Man kann sich ja auch ansonsten z.B. ohne Not in eine bestimmte Lage bringen, da ist ja auch nicht tatsächlich eine Notlage gemeint, sondern dass man sich in diese Lage gebracht hat, obwohl es nicht hätte sein müssen... Hm, etwas verständlicher? Insofern macht die Not hier aber schon mehr Sinn als Schrot .

Über die Arschlochmentalität des lyrIch kann man zweifellos streiten. Die angesprochene Str. 2 verstehe ich dennoch ebenfalls etwas anders als Du:
es ist ja nicht so, dass das lyrDu nicht trauern darf - letztlich kann es soviel heulen wie es will (okay, er ist doch ein Arsch ). Er ist jedoch nicht bereit, diese Trauer wirklich zu sehen und anzunehmen, denn dies würde ja bedeuten, dass er sich mit den Ursachen für diese Trauer auseinandersetzen müsste, sich gar ändern müsste... es geht für mich hier also nicht darum, dass das lyrIch kein Verständnis hat, sondern es ignoriert schlicht, dass es mit seinem Verhalten sein Gegenüber verletzt. Ignorieren heißt aber nicht, dass er es nicht wahrnehmen würde - deshalb die letzte Strophe.

Mit dem Einstiegssatz hast Du sicherlich nicht unrecht, dass idealerweise ein Streit auch die Protagonisten weiterbringt. Man kann aber auch nur um des Streitens willen streiten - und das macht das lyrIch hier gern. Wenn es aber um Reflektionen geht oder gar darum, das eigene Verhalten zu ändern, scheitert das lyrIch.

Ich hoffe, ich habe Dir die entssprechenden Stellen etwas näher bringen können. Das wohl und womöglich doppelgemoppelt ist, da hast Du womöglich recht ^^. Ich muss aber gestehen, dass mich diese Stelle schlicht nicht stört...

Freut mich aber, dass Dir mein gedicht zumindest ansatzweise gefallen hat. Und vielen Dank für Deine Kritik,

Don

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