|
|
#1
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Die Wendenenden
in Philosophisches und Grübeleien 18.05.2006 17:36von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Die Wendenenden
Es ging abwärts, so ging ich aufrechten Ganges
entgegen der fallenden Neigung des Hanges,
vergangener Hoffnung am Scheitel bestohlen
mit brennenden Sohlen auf glühenden Kohlen,
verwundet von Fesseln und stählernen Dornen
und schnürenden Netzen umgarnender Nornen,
den Himmel begreifend mit haltlosen Händen
in Tanzschritten schreitend zu wendenden Enden,
erhobenen Hauptes der Richtung zuwider
die bleiernen Stiefel des Schicksals darnieder.
Es geht aufwärts, so seh ich Spuren des Zwanges
in wendenden Enden der Freiheit zu - wieder.
Es geht abwärts, so geh ich aufrechten Ganges
die bleiernen Stiefel des Schicksals darnieder.
#2
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Die Wendenenden
in Philosophisches und Grübeleien 18.05.2006 20:37von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Grüß Gottle, Wilhelm,
hier sind große Themen in großer Sprache angekommen und die Gefahr sich groß zu blamieren ist auch bei dem Interpreten groß.
Ich fang mal mit direkt mit dem an, was ich nicht verstehe.
Die Form. Du verwendest offenbar ein klassisches griechisches Versmaß, womöglich gibt es für dieses Verspaar sogar einen Namen (ich weiß nur dass es keine Hexameter sind, denn die haben sechs Heber), aber die erste Zeilen der ersten und der beiden letzten Strophen passen metrisch (xxXxxXxXxxXx) so gar nicht zu den anderen: xXxxXxxXxxXx.
Absicht? Oder schwäbisch ?
Wie wäre es z.B. mit
"Wenns abwärts (aufwärts) geht, gehe ich aufrechten Ganges" .
Der Inhalt. Die erste Strophe finde ich noch verheißungsvoll, aber die Metaphern der folgenden erschlagen mich komplett. Für sich genommen, einzeln, kann ich ihnen durchaus Bedeutung und Überlegung abgewinnen, aber in dieser Kombination bilden sie für mich ein duffuses Metapherngestrüpp - vielleicht soll das so sein, aber ich verheddere mich darin. Überhaupt haut mich die Schwere dieses Textes "darnieder" so wie auch dieses Wort ...
Sorry, ich sehe die Mühe des Textes, aber es wirkt auf mich eben auch so: sehr bemüht (z.B. auch das Wortspiel zuwider - zuwieder), so dass ich es zu anstrengend finde, mich auf den für sich reizvollen Gedanken der "wendenden Enden der Freiheit" wirklich einzulassen.
Hoffentlich habe ich es mir jetzt nicht mit einem weiteren Juror verdorben... Aber vielleicht fehlt dir nach der langen Sitzungspause einfach die Spielpraxis.
Lieben Gruß, Ulli
hier sind große Themen in großer Sprache angekommen und die Gefahr sich groß zu blamieren ist auch bei dem Interpreten groß.
Ich fang mal mit direkt mit dem an, was ich nicht verstehe.
Die Form. Du verwendest offenbar ein klassisches griechisches Versmaß, womöglich gibt es für dieses Verspaar sogar einen Namen (ich weiß nur dass es keine Hexameter sind, denn die haben sechs Heber), aber die erste Zeilen der ersten und der beiden letzten Strophen passen metrisch (xxXxxXxXxxXx) so gar nicht zu den anderen: xXxxXxxXxxXx.
Absicht? Oder schwäbisch ?
Wie wäre es z.B. mit
"Wenns abwärts (aufwärts) geht, gehe ich aufrechten Ganges" .
Der Inhalt. Die erste Strophe finde ich noch verheißungsvoll, aber die Metaphern der folgenden erschlagen mich komplett. Für sich genommen, einzeln, kann ich ihnen durchaus Bedeutung und Überlegung abgewinnen, aber in dieser Kombination bilden sie für mich ein duffuses Metapherngestrüpp - vielleicht soll das so sein, aber ich verheddere mich darin. Überhaupt haut mich die Schwere dieses Textes "darnieder" so wie auch dieses Wort ...
Sorry, ich sehe die Mühe des Textes, aber es wirkt auf mich eben auch so: sehr bemüht (z.B. auch das Wortspiel zuwider - zuwieder), so dass ich es zu anstrengend finde, mich auf den für sich reizvollen Gedanken der "wendenden Enden der Freiheit" wirklich einzulassen.
Hoffentlich habe ich es mir jetzt nicht mit einem weiteren Juror verdorben... Aber vielleicht fehlt dir nach der langen Sitzungspause einfach die Spielpraxis.
Lieben Gruß, Ulli
#3
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Wendenenden
in Philosophisches und Grübeleien 19.05.2006 12:35von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hi Willi,
für mein Gefühl hat sich die große Mühe dieser Zeilen durchaus gelohnt. Das liegt allerdings auch an meinem mir immer wieder bewußt werdenden geringen Anspruch so schöne Texte wirklich bis insletzte zu verstehen.
Ich bin ob Deiner Sprachmalerei begeistert und möchte dieses Gefühl mit Dir einfach teilen. Das Auf und Ab, das hin und her des Lebens voller Schicksalsschlägen und Geschenken, stets mit einer kleinen Gegenneigung gegen die Widrigkeiten des Daseins. Ein Lebensgefühl. Gefällt mir extrem gut.
Schöne Grüße,
GW
für mein Gefühl hat sich die große Mühe dieser Zeilen durchaus gelohnt. Das liegt allerdings auch an meinem mir immer wieder bewußt werdenden geringen Anspruch so schöne Texte wirklich bis insletzte zu verstehen.
Ich bin ob Deiner Sprachmalerei begeistert und möchte dieses Gefühl mit Dir einfach teilen. Das Auf und Ab, das hin und her des Lebens voller Schicksalsschlägen und Geschenken, stets mit einer kleinen Gegenneigung gegen die Widrigkeiten des Daseins. Ein Lebensgefühl. Gefällt mir extrem gut.
Schöne Grüße,
GW
#4
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Die Wendenenden
in Philosophisches und Grübeleien 21.05.2006 17:12von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Danke für euer Feedback
@Ulli: Tja du hast mich ertappt
Die Form war so gewählt, dass die erste und letzte Strophe alles, was zwischen den "Enden der Freiheit" liegt, umrahmen sollten.
Es ging abwärts, so ging ich aufrechten Ganges
Es geht aufwärts, so seh ich Spuren des Zwanges
Die letzte Strophe ist nur eine Wiederholung, die die Unendlichkeit dieses Prozesses darstellen sollte.
Das ist kein bekanntes Versmaß, sondern steht dort nur so weil ich das Gefühl hatte das wäre klanglich Ok? Vielleicht liegt es ja am Schwäbischen, (Schiller hat auch geschwäbelt ) aber hakelt es da für euch oder kann man es flüssig lesen?
Zum Inhalt:
Eigentlich ist das der Inhalt:
Es ging abwärts, so ging ich aufrechten Ganges
entgegen der fallenden Neigung des Hanges,
erhobenen Hauptes der Richtung zuwider
die bleiernen Stiefel des Schicksals darnieder.
Dazwischen sollte stehen, was zwischen den "wendenden Enden der Freiheit" liegt (so langsam finde ich die Formulierung selber doof )
In diesen 4 Strophen sollte stehen, wie schwer es ist sich gegen das Geschick zu wehren
verwundet von Fesseln und stählernen Dornen
und schnürenden Netzen umgarnender Nornen,
und wie man sich verzweifelt an den Big Boss wenden könnte
den Himmel begreifend mit haltlosen Händen,
woran man verzweifelt, sodass man aus Trotz dieses schwere Schicksal entgegen aller Widerstände leicht nimmt:
in Tanzschritten schreitend zu wendenden Enden
In der 5. Strophe lockt "das Rauschen der Dünung am Pfade", der leichte Ausweg, der Tod. Doch während man diesen leichten Ausweg erwägt und verwirft erklimmt man diese Klippen die Klippen erwogen und dabei erklommen,
Das hier sollte die Schlüsselstrophe sein:
Es geht aufwärts, so seh ich Spuren des Zwanges
in wendenden Enden der Freiheit zu - wieder.
Obwohl man Qualen erlitt, um sich dem bleiernen Schicksal zu erwehren, obwohl man auf glühenden Kohlen ging und durch das Spinnennetz der Nornen fand, findet man doch die eigenen Spuren wieder - man ist zwischen den wendenden Enden der Freiheit gefangen und geht wahnsinnigerweise doch weiter.
Sicherlich nicht die optimistischste Aussage.
Wenn dich das Gedicht in diesem Frühling "darniedergehauen" hat ... liegst du richtig, im warsten Sinne des Wortes, denn das sollte es auch
Vielleicht hätte das Gedicht besser in den Herbst gepasst
Das Wortspiel zu - wieder ist sicherlich Geschmackssache. Ich konnte es mir nicht verkneifen und fand es würde passen.
Danke für deine Kritik, sie hat mir zu einer kritischen Auseinandersetzung von einem neuen Standpunkt aus verholfen.
@GW: Vielen Dank für das Lob, das baut mich wieder auf Du brauchst dich nicht in einen eigenen "geringen Anspruch" zu flüchten, wenn doch der Text den geringeren Anspruch hat.
Und dann nochmal Danke für eure Geduld nach all dem Blabla
@Ulli: Tja du hast mich ertappt
Die Form war so gewählt, dass die erste und letzte Strophe alles, was zwischen den "Enden der Freiheit" liegt, umrahmen sollten.
Es ging abwärts, so ging ich aufrechten Ganges
Es geht aufwärts, so seh ich Spuren des Zwanges
Die letzte Strophe ist nur eine Wiederholung, die die Unendlichkeit dieses Prozesses darstellen sollte.
Das ist kein bekanntes Versmaß, sondern steht dort nur so weil ich das Gefühl hatte das wäre klanglich Ok? Vielleicht liegt es ja am Schwäbischen, (Schiller hat auch geschwäbelt ) aber hakelt es da für euch oder kann man es flüssig lesen?
Zum Inhalt:
Eigentlich ist das der Inhalt:
Es ging abwärts, so ging ich aufrechten Ganges
entgegen der fallenden Neigung des Hanges,
erhobenen Hauptes der Richtung zuwider
die bleiernen Stiefel des Schicksals darnieder.
Dazwischen sollte stehen, was zwischen den "wendenden Enden der Freiheit" liegt (so langsam finde ich die Formulierung selber doof )
In diesen 4 Strophen sollte stehen, wie schwer es ist sich gegen das Geschick zu wehren
verwundet von Fesseln und stählernen Dornen
und schnürenden Netzen umgarnender Nornen,
und wie man sich verzweifelt an den Big Boss wenden könnte
den Himmel begreifend mit haltlosen Händen,
woran man verzweifelt, sodass man aus Trotz dieses schwere Schicksal entgegen aller Widerstände leicht nimmt:
in Tanzschritten schreitend zu wendenden Enden
In der 5. Strophe lockt "das Rauschen der Dünung am Pfade", der leichte Ausweg, der Tod. Doch während man diesen leichten Ausweg erwägt und verwirft erklimmt man diese Klippen die Klippen erwogen und dabei erklommen,
Das hier sollte die Schlüsselstrophe sein:
Es geht aufwärts, so seh ich Spuren des Zwanges
in wendenden Enden der Freiheit zu - wieder.
Obwohl man Qualen erlitt, um sich dem bleiernen Schicksal zu erwehren, obwohl man auf glühenden Kohlen ging und durch das Spinnennetz der Nornen fand, findet man doch die eigenen Spuren wieder - man ist zwischen den wendenden Enden der Freiheit gefangen und geht wahnsinnigerweise doch weiter.
Sicherlich nicht die optimistischste Aussage.
Wenn dich das Gedicht in diesem Frühling "darniedergehauen" hat ... liegst du richtig, im warsten Sinne des Wortes, denn das sollte es auch
Vielleicht hätte das Gedicht besser in den Herbst gepasst
Das Wortspiel zu - wieder ist sicherlich Geschmackssache. Ich konnte es mir nicht verkneifen und fand es würde passen.
Danke für deine Kritik, sie hat mir zu einer kritischen Auseinandersetzung von einem neuen Standpunkt aus verholfen.
@GW: Vielen Dank für das Lob, das baut mich wieder auf Du brauchst dich nicht in einen eigenen "geringen Anspruch" zu flüchten, wenn doch der Text den geringeren Anspruch hat.
Und dann nochmal Danke für eure Geduld nach all dem Blabla
#5
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Die Wendenenden
in Philosophisches und Grübeleien 17.06.2006 15:12von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |