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Sprachspiel
Schon stößt sie an
mit ihrer spitzen Zunge
drischt sie die Phrase in den freien Raum
genau dem Jambus in den Lauf
und hält gleich drauf
Er ahnt die Ecke, aber kaum
dass er begreift, rutscht ihm der Sinn
schon wieder weg und - Junge, Junge -
da langt sie hin
mit einer Wendung, einem Satz
schafft sie sich in der Mitte Platz
und passt den Reim
da graust es ei’m
sie hebt den Fuß
sie senkt den Blick
ein Versentrick
er sucht konfus
nach Abwehrmitteln, aber keins
kann sie noch halten, ihre Spitze
geht ab und schießt
als spritze
Gift sie
dieses Biest
So trifft sie
Ihn mit jedem Wort auf kleins-
tem Raum zum: O : 1.
Nach diesem Schock
Was soll er tun?
damit sein Spiel nicht einen Sinnknacks kriegt?
Er löst den Block
Weil: er checkt nun
Dass seine Schwäche in der starren Syntax liegt
Die Viererkette
die er lieber hätte
weicht einem 3- 4- 3 System
mit Tempowechseln
und freien Rhythmen
Und so kommt er jetzt
aus der Tiefe des Raums
spielt seine Logik aus
über drei vier fünf Stationen
macht semantisch mächtig Druck
täuscht eine Aussage an
aber bleibt hängen
Spielt die Metaphern quer
über drei vier, fünf Stationen
und zurück
in die Tiefe des Raums
Immer wieder legt er sich die Worte zu weit vor
läuft auf
mit dummen Sprüchen
und steigt einfach nicht durch
die gut gestaffelten Argumente
Schließlich wechselt er auf klassisches Flügelspiel.
Göttliche Flanken des Hochmuts geschlagen vom
Eckpunkt der Wahrheit gelandet hinter dem Tor.
Feierlich zelebrierte Daktylen am Strafraum der
Ahnung von schweigenden Mauern verschluckt.
Herrlicher Einwurf! Phantastisches Auge!
Rückwärtsbewegung perfekt, nur ein einziger
Abspielfehler
Und schon ist sie wieder am Ball
Spielt parallel. Er
Läuft ins Leere. Sie im Vorwärtsdrall
bricht
in seine Verteidigung
mit einer kleinen Beleidigung
und schon schwimmt
die Abwehr, stimmt
die Zuordnung nicht mehr
Er
fasst ihr ans Trikot
oho
da gibt
da gibts
einen Strafstoss, den sie sofort
ausführt ohne ein Wort
indem sie ihn vom So-
fa kippt
Zwei Null.
Und sie sagt auch auch noch: Ätsche
worauf er gleich mit einer Grätsche
neu anspricht. Und trotz roter Karte
beginnt er tapfer seine Scharte
mit klaren wohlgeformten Sätzen
und metrisch sauber auszuwetzen.
Er kontert ihren Silbentanz
mit einem Schuss aus der Distanz.
Und gleich der erste Ton schlägt ein,
erwischt sie auf dem falschen Bein,
und noch bevor sie was begreift
und was von „unsensibel“ keift,
spielt er den Ball noch mal nach vorn
und tutet in dasselbe Horn.
Das ist der Ausgleich, endlich quitt,
denkt er und gibt ihr noch ein’ mit.
Da ruft sie: „Abseits!“, böse Falle!
Wie sie da liegt…
Ob sie ihn kriegt?
Läuft er hinein?
Fällt er drauf rein?
Und kann er noch so viel am Balle:
bei diesem Spiel macht sie ihn alle.
Schon stößt sie an
mit ihrer spitzen Zunge
drischt sie die Phrase in den freien Raum
genau dem Jambus in den Lauf
und hält gleich drauf
Er ahnt die Ecke, aber kaum
dass er begreift, rutscht ihm der Sinn
schon wieder weg und - Junge, Junge -
da langt sie hin
mit einer Wendung, einem Satz
schafft sie sich in der Mitte Platz
und passt den Reim
da graust es ei’m
sie hebt den Fuß
sie senkt den Blick
ein Versentrick
er sucht konfus
nach Abwehrmitteln, aber keins
kann sie noch halten, ihre Spitze
geht ab und schießt
als spritze
Gift sie
dieses Biest
So trifft sie
Ihn mit jedem Wort auf kleins-
tem Raum zum: O : 1.
Nach diesem Schock
Was soll er tun?
damit sein Spiel nicht einen Sinnknacks kriegt?
Er löst den Block
Weil: er checkt nun
Dass seine Schwäche in der starren Syntax liegt
Die Viererkette
die er lieber hätte
weicht einem 3- 4- 3 System
mit Tempowechseln
und freien Rhythmen
Und so kommt er jetzt
aus der Tiefe des Raums
spielt seine Logik aus
über drei vier fünf Stationen
macht semantisch mächtig Druck
täuscht eine Aussage an
aber bleibt hängen
Spielt die Metaphern quer
über drei vier, fünf Stationen
und zurück
in die Tiefe des Raums
Immer wieder legt er sich die Worte zu weit vor
läuft auf
mit dummen Sprüchen
und steigt einfach nicht durch
die gut gestaffelten Argumente
Schließlich wechselt er auf klassisches Flügelspiel.
Göttliche Flanken des Hochmuts geschlagen vom
Eckpunkt der Wahrheit gelandet hinter dem Tor.
Feierlich zelebrierte Daktylen am Strafraum der
Ahnung von schweigenden Mauern verschluckt.
Herrlicher Einwurf! Phantastisches Auge!
Rückwärtsbewegung perfekt, nur ein einziger
Abspielfehler
Und schon ist sie wieder am Ball
Spielt parallel. Er
Läuft ins Leere. Sie im Vorwärtsdrall
bricht
in seine Verteidigung
mit einer kleinen Beleidigung
und schon schwimmt
die Abwehr, stimmt
die Zuordnung nicht mehr
Er
fasst ihr ans Trikot
oho
da gibt
da gibts
einen Strafstoss, den sie sofort
ausführt ohne ein Wort
indem sie ihn vom So-
fa kippt
Zwei Null.
Und sie sagt auch auch noch: Ätsche
worauf er gleich mit einer Grätsche
neu anspricht. Und trotz roter Karte
beginnt er tapfer seine Scharte
mit klaren wohlgeformten Sätzen
und metrisch sauber auszuwetzen.
Er kontert ihren Silbentanz
mit einem Schuss aus der Distanz.
Und gleich der erste Ton schlägt ein,
erwischt sie auf dem falschen Bein,
und noch bevor sie was begreift
und was von „unsensibel“ keift,
spielt er den Ball noch mal nach vorn
und tutet in dasselbe Horn.
Das ist der Ausgleich, endlich quitt,
denkt er und gibt ihr noch ein’ mit.
Da ruft sie: „Abseits!“, böse Falle!
Wie sie da liegt…
Ob sie ihn kriegt?
Läuft er hinein?
Fällt er drauf rein?
Und kann er noch so viel am Balle:
bei diesem Spiel macht sie ihn alle.
Hallo Ulli,
Wahnsinn - ich bin ganz hin und weg! Ich bin aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen, dabei ist das Ding auch noch raffiniert umgesetzt. Die Taktikänderungen, die sich am Text festmachen, sind eine wirklich wundervolle Idee. Ich kann nur gratulieren und würde mir wünschen, dass die Kommentatoren zu den WM-Spielen auch deinen Elan mitbringen. Allein, ich weiß es besser ...
Ein kleiner Tippfehler: In Strophe 8 hast du einmal "soielt" statt "spielt".
Danke fürs Lesen lassen und amüsieren.
Viele Grüße
Thomas
Wahnsinn - ich bin ganz hin und weg! Ich bin aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen, dabei ist das Ding auch noch raffiniert umgesetzt. Die Taktikänderungen, die sich am Text festmachen, sind eine wirklich wundervolle Idee. Ich kann nur gratulieren und würde mir wünschen, dass die Kommentatoren zu den WM-Spielen auch deinen Elan mitbringen. Allein, ich weiß es besser ...
Ein kleiner Tippfehler: In Strophe 8 hast du einmal "soielt" statt "spielt".
Danke fürs Lesen lassen und amüsieren.
Viele Grüße
Thomas
Wäre Rod mir mit der Nominierung nicht zuvorgekommen...
Klasse!
Die metrische Analyse überlasse ich Leuten, die sich damit auskennen ^^,
liebe Grüße aus Berlin nach Berlin (hast Du neulich die Flugzeuge am Tempelhofer Flughafen gehört...stundenlanger Wettbewerb)
Maya
Klasse!
Die metrische Analyse überlasse ich Leuten, die sich damit auskennen ^^,
liebe Grüße aus Berlin nach Berlin (hast Du neulich die Flugzeuge am Tempelhofer Flughafen gehört...stundenlanger Wettbewerb)
Maya
#5
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Sprachspiel
in Diverse 29.05.2006 23:47von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Das ist das Tor des Monats Ein Traumtor.
Ich prophezeie einfach mal dass du bald ganz viele weibliche Fans haben wirst
Trotzdem finde ich's gemein die Frau so süffisant gewinnen zu lassen
Für mich bist du fortan der frauenverstehende Wörterverdrehende
Vielen Dank für dieses großartige Gedicht und liebe Grüßle,
Willi
Ich prophezeie einfach mal dass du bald ganz viele weibliche Fans haben wirst
Trotzdem finde ich's gemein die Frau so süffisant gewinnen zu lassen
Für mich bist du fortan der frauenverstehende Wörterverdrehende
Vielen Dank für dieses großartige Gedicht und liebe Grüßle,
Willi
Oh Mann... vor der WM lässt sich auch wirklich kein Reißaus mehr nehmen und verfolgt wirklich bis in die kleinste, eingeschworenste Dichtergemeinde.
Ich hatte wirklich erst Mühe zu begreifen, wohin der Hase läuft... äääh, der Ball rollt bei deinem Sprachspiel hier. Aber wenn mich noch irgendwas zum Fußball bekehren kann, dann sowas. Also: Flucht nach vorn!!!
Liebe Grüße, Motte
Ich hatte wirklich erst Mühe zu begreifen, wohin der Hase läuft... äääh, der Ball rollt bei deinem Sprachspiel hier. Aber wenn mich noch irgendwas zum Fußball bekehren kann, dann sowas. Also: Flucht nach vorn!!!
Liebe Grüße, Motte
Hallo Ulli,
alter Dribbler, gut gefummelt!
Ich bin ja echt nicht so der Fußballfan und ebenso genervt wie erfasst vom WM-Hype, aber die Ironie, mit der Du das hier so gelungen verarbeitest, ist genau die richtige Art, dem zu begegnen.
Zudem dachte ich, als ich das las, wozu brauchen wir noch einen Zirkus Lyrikus.
Die dem Text gemäßen rythmischen Varianten gefallen mir am besten. Der Schluss ist vielleicht etwas erprubt.
Geht es hier übrignes eigentlich um so ein ding "Redegewandtheit der Geschlechter"? So erscheint es inhaltlich. Hier wird ja mit allen Staffagen gekämpft. Sowohl fairen, als auch unfairen. Ich frage mich, ob Du hier von Dir die Darstellung einer allgmeinen Wahrheit oder lediglich eine spezielle, willkürliche Situation darrgestellt ist. Hm. Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich tippe auf zweiteres. Aber wer weiß.
Grüße,
GW
alter Dribbler, gut gefummelt!
Ich bin ja echt nicht so der Fußballfan und ebenso genervt wie erfasst vom WM-Hype, aber die Ironie, mit der Du das hier so gelungen verarbeitest, ist genau die richtige Art, dem zu begegnen.
Zudem dachte ich, als ich das las, wozu brauchen wir noch einen Zirkus Lyrikus.
Die dem Text gemäßen rythmischen Varianten gefallen mir am besten. Der Schluss ist vielleicht etwas erprubt.
Geht es hier übrignes eigentlich um so ein ding "Redegewandtheit der Geschlechter"? So erscheint es inhaltlich. Hier wird ja mit allen Staffagen gekämpft. Sowohl fairen, als auch unfairen. Ich frage mich, ob Du hier von Dir die Darstellung einer allgmeinen Wahrheit oder lediglich eine spezielle, willkürliche Situation darrgestellt ist. Hm. Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich tippe auf zweiteres. Aber wer weiß.
Grüße,
GW
#9
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Sprachspiel
in Diverse 07.06.2006 17:23von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Ulli,
ich lese hier von WM-Hype und Menschen, die vor der WM reißaus nehmen wollen... das betrübt . Aber Deine Zeilen helfen mir als Fußballfan durchaus über diese menschlichen und sportlichen Tiefschläge hinweg .
Das liest sich alles klasse, da Du diese Zeilen sehr schwungvoll und vor allem humorig gestaltet hast. Am Fußball kommt man derzeit nicht vorbei, auch wenn Dein Gedicht ja damit nur den äußeren Rahmen ausgestaltet, inhaltlich geht es letztlich "nur" um die typischen Grabenkämpfe in einer Beziehung, die man ebenso gut aus einem Tennisspiel heraus oder "schlicht" mit einem Weltkriegsszenario darstellen könnte...
Besonders gut gefallen mir, da schließe ich mich GW an, die kleinen Sprachspielereien, bei denen Du Inhalt und Form verknüpfst, wie z.B. der grausige Reim/ ei'm oder die Metrikwechsel.
Etwas schade finde ich, dass Du den Teil nach dem klassischen Flügelspiel nicht gänzlich in den erwähnten Daktylen darstellst, das wäre noch ein weiterer, echter Pluspunkt gewesen. Auch scheint mir die Präsentation zeitweise etwas wirr: die Zeichensetzung überzeugt mich nicht immer, auch die Groß-/ Kleinschreibung finde ich an einigen Stellen seltsam. Auch bin ich mir nicht sicher, ob die extrem kurzen Zeilen - auch wenn sie sich an den Reimen orientieren - nicht etwas übertrieben sind und stattdessen etwas längere Passagen, die dann eben Binnenreime aufweisen, nicht optisch angenehmer sind. Aber da müsste man etwas herumprobieren, zweifellos ist die optische Präsentation aber bei diesem Text schwierig.
Das sind aber nur Kleinigkeiten, denn insgesamt ist das ein gelungener, beim Lesen ob seines Tempos atemlos machender Text, den ich mit viel Vergnügen gelesen habe.
Grüße,
Don
ich lese hier von WM-Hype und Menschen, die vor der WM reißaus nehmen wollen... das betrübt . Aber Deine Zeilen helfen mir als Fußballfan durchaus über diese menschlichen und sportlichen Tiefschläge hinweg .
Das liest sich alles klasse, da Du diese Zeilen sehr schwungvoll und vor allem humorig gestaltet hast. Am Fußball kommt man derzeit nicht vorbei, auch wenn Dein Gedicht ja damit nur den äußeren Rahmen ausgestaltet, inhaltlich geht es letztlich "nur" um die typischen Grabenkämpfe in einer Beziehung, die man ebenso gut aus einem Tennisspiel heraus oder "schlicht" mit einem Weltkriegsszenario darstellen könnte...
Besonders gut gefallen mir, da schließe ich mich GW an, die kleinen Sprachspielereien, bei denen Du Inhalt und Form verknüpfst, wie z.B. der grausige Reim/ ei'm oder die Metrikwechsel.
Etwas schade finde ich, dass Du den Teil nach dem klassischen Flügelspiel nicht gänzlich in den erwähnten Daktylen darstellst, das wäre noch ein weiterer, echter Pluspunkt gewesen. Auch scheint mir die Präsentation zeitweise etwas wirr: die Zeichensetzung überzeugt mich nicht immer, auch die Groß-/ Kleinschreibung finde ich an einigen Stellen seltsam. Auch bin ich mir nicht sicher, ob die extrem kurzen Zeilen - auch wenn sie sich an den Reimen orientieren - nicht etwas übertrieben sind und stattdessen etwas längere Passagen, die dann eben Binnenreime aufweisen, nicht optisch angenehmer sind. Aber da müsste man etwas herumprobieren, zweifellos ist die optische Präsentation aber bei diesem Text schwierig.
Das sind aber nur Kleinigkeiten, denn insgesamt ist das ein gelungener, beim Lesen ob seines Tempos atemlos machender Text, den ich mit viel Vergnügen gelesen habe.
Grüße,
Don
Ach GW, das Besondere und das Allgemeine verbindet sich so leicht, dass ich selbst nicht mehr durchblicke...
Und deine Einwände, lieber Don, kann ich auch nicht Recht entkräften. Bei den Daktylen sind mir echte Stockfehler unterlaufen! Wollte ich nicht. Aber habe jetzt auch keine Zeit zu korrigieren... Selbst Ronaldinho schießt manchmal in die Mauer...
Liebe Grüße, Ulli
Und deine Einwände, lieber Don, kann ich auch nicht Recht entkräften. Bei den Daktylen sind mir echte Stockfehler unterlaufen! Wollte ich nicht. Aber habe jetzt auch keine Zeit zu korrigieren... Selbst Ronaldinho schießt manchmal in die Mauer...
Liebe Grüße, Ulli
Unterhaltsam und gekonnt. Die Technik/Inhalt-Korrelationen gefallen mir auch besonders gut. Insgesamt etwas lang und dadurch auch etwas langatmig, wobei das häufig genug ja auch zum Sujet passt.
Was man merkt ist, dass du so etwas zum Feierabendvergnügen raushaust und deshalb schwingt da bei mir auch nichts großartig nach. Und das ist auch wie beim Fußball. Also Zwo-Null für dich, souveräner Sieg, wenn auch ohne besonderen Glanz.
Gruß
Mattes
Was man merkt ist, dass du so etwas zum Feierabendvergnügen raushaust und deshalb schwingt da bei mir auch nichts großartig nach. Und das ist auch wie beim Fußball. Also Zwo-Null für dich, souveräner Sieg, wenn auch ohne besonderen Glanz.
Gruß
Mattes
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