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#1
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Wie sag ich's richtig?
in Arbeitshügel 08.06.2006 10:29von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Es geht um die Reverenz, im Allgemeinen mit Achtung, Ehrerbietung und Wertschätzung übersetzt. Soweit ich weiß kommt das Wort vom lateinischen reverentia = Scheu, Ehrfurcht.
Im Allgemeinen ist etwas eine Reverenz oder man erweist jemanden die Reverenz.
Kann man aber auch jemandem Reverenz zollen? Zweifellos kann man Achtung oder Wertschätzung zollen, aber auch Reverenz? Ich habe einen google-Treffer und zwei bei AlltheWeb vorzuweisen... nicht gerade überzeugend, andererseits: was weiß denn die Masse? Was sagt Euer Sprachgefühl?
Danke,
Don
Im Allgemeinen ist etwas eine Reverenz oder man erweist jemanden die Reverenz.
Kann man aber auch jemandem Reverenz zollen? Zweifellos kann man Achtung oder Wertschätzung zollen, aber auch Reverenz? Ich habe einen google-Treffer und zwei bei AlltheWeb vorzuweisen... nicht gerade überzeugend, andererseits: was weiß denn die Masse? Was sagt Euer Sprachgefühl?
Danke,
Don
Ach, klar ist das möglich, auch wenn es angenehmer in meinen Ohren klingt, wenn ich jemandem Tribut, Anerkennung oder Respekt zolle und Reverenz erweise. Aber was andere können, kannst Du auch:
- Modediskos unterbrechen immer wieder ihre elektronischen Eruptionen und
zollen dem ungezähmten Eigengewächs akustisch ihre Reverenz. ...
- daher muß „Caesar“ dem „Petrus“ die Reverenz zollen, die ein.
erstgeborener Sohn seinem Vater zu erweisen hat. ...
- Nach 1910 liegt der Schwerpunkt auf Wohn- und Geschäftshäusern in Wien,
die oberflächlich dem Biedermeier Reverenz zollen
Klingt doch gar nicht so übel, oder?
LG, Maya
(@ Uschi: Sei doch nicht immer so negativ! :D)
- Modediskos unterbrechen immer wieder ihre elektronischen Eruptionen und
zollen dem ungezähmten Eigengewächs akustisch ihre Reverenz. ...
- daher muß „Caesar“ dem „Petrus“ die Reverenz zollen, die ein.
erstgeborener Sohn seinem Vater zu erweisen hat. ...
- Nach 1910 liegt der Schwerpunkt auf Wohn- und Geschäftshäusern in Wien,
die oberflächlich dem Biedermeier Reverenz zollen
Klingt doch gar nicht so übel, oder?
LG, Maya
(@ Uschi: Sei doch nicht immer so negativ! :D)
#4
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Wie sag ich's richtig?
in Arbeitshügel 08.06.2006 19:51von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Vermutlich hat Uschi insofern Recht, dass man hier nicht der Reverenz, sondern dem zollen auf den Grund gehen müsste.
Im digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache heißt es dazu:
"jmdm., einer Sache etwas zollen, jmdm., einer Sache etw. erweisen, zuteil werden lassen (...)"
In diesem Sinne könnte man sogar jemanden Ehre zollen = zuteil werden lassen. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm meint u.a. "einem zollen ist ein zeichen der abhängigkeit und heiszt in der dichtersprache 'die hoheit, herrschaft eines anderen anerkennen, ihm unterthänig sein' in allen möglichen verhältnissen" und tutet somit eigentlich ins gleiche Horn.
Ich denke, ich halte es mit Maya. Vielleicht ist es nicht schön, aber möglich, auch jemandem Reverenz zu zollen. Ob ich es jetzt noch in den Zeilen will, die ich gerade baue - mal sehen .
Auf jeden Fall vielen Dank für Eure Meinungen.
Don
P.S.: Wenn noch jemand was zum Thema hat: immer raus damit!
Im digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache heißt es dazu:
"jmdm., einer Sache etwas zollen, jmdm., einer Sache etw. erweisen, zuteil werden lassen (...)"
In diesem Sinne könnte man sogar jemanden Ehre zollen = zuteil werden lassen. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm meint u.a. "einem zollen ist ein zeichen der abhängigkeit und heiszt in der dichtersprache 'die hoheit, herrschaft eines anderen anerkennen, ihm unterthänig sein' in allen möglichen verhältnissen" und tutet somit eigentlich ins gleiche Horn.
Ich denke, ich halte es mit Maya. Vielleicht ist es nicht schön, aber möglich, auch jemandem Reverenz zu zollen. Ob ich es jetzt noch in den Zeilen will, die ich gerade baue - mal sehen .
Auf jeden Fall vielen Dank für Eure Meinungen.
Don
P.S.: Wenn noch jemand was zum Thema hat: immer raus damit!
#5
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Wie sag ich's richtig?
in Arbeitshügel 12.06.2006 16:13von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
...und zollte ihm die Reverenz,
die er zu schulden glaubte...
Dir aber, Elender, erweis ich gern die Reverenz
die aus dir meinen König macht; zu Diensten, Exzellenz!
Wenn dann ist es situationsabhängig, obwohl das Zollen mir nicht recht gefällt und dir ja auch nicht, sonst würdest du nicht fragen. Nachher verwendest du es und dann kommt einer aus den Tiefen der WM und fragt sich und dich, wie man denn Ehrerbietung, Verbeugung, Würdigung „schulden“ kann. Den Respekt, die Anerkennung, Achtung, erst recht den Tribut, den man zollt, das sind Sachen, die man schuldet. Reverenz wird eher erwiesen, nicht gezollt.
Klar kann man das benutzen aber klingt es gut? Ich weiß wohl, dass allüberall auch Lob und manchmal auch Applaus gezollt wird, obgleich man es doch spendet. Klar geht das, weil man es moralisch schulden könnte aber überzeugend ist das nicht.
Und kaum ist diese Frage einmal gestellt, wirst du mit einem „Hast ja Recht, mir war auch schon ganz komisch“ antworten und stehst wieder vor dem gleichen Dilemma. Ich würde nichts benutzen, von dem ich schon selbst der Meinung wäre, es klänge etwas seltsam. Mach doch Dinge, bei denen du dich gut fühlst.
DG
Mattes
die er zu schulden glaubte...
Dir aber, Elender, erweis ich gern die Reverenz
die aus dir meinen König macht; zu Diensten, Exzellenz!
Wenn dann ist es situationsabhängig, obwohl das Zollen mir nicht recht gefällt und dir ja auch nicht, sonst würdest du nicht fragen. Nachher verwendest du es und dann kommt einer aus den Tiefen der WM und fragt sich und dich, wie man denn Ehrerbietung, Verbeugung, Würdigung „schulden“ kann. Den Respekt, die Anerkennung, Achtung, erst recht den Tribut, den man zollt, das sind Sachen, die man schuldet. Reverenz wird eher erwiesen, nicht gezollt.
Klar kann man das benutzen aber klingt es gut? Ich weiß wohl, dass allüberall auch Lob und manchmal auch Applaus gezollt wird, obgleich man es doch spendet. Klar geht das, weil man es moralisch schulden könnte aber überzeugend ist das nicht.
Und kaum ist diese Frage einmal gestellt, wirst du mit einem „Hast ja Recht, mir war auch schon ganz komisch“ antworten und stehst wieder vor dem gleichen Dilemma. Ich würde nichts benutzen, von dem ich schon selbst der Meinung wäre, es klänge etwas seltsam. Mach doch Dinge, bei denen du dich gut fühlst.
DG
Mattes
#6
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Wie sag ich's richtig?
in Arbeitshügel 12.06.2006 18:16von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
"Zoll" von gr. telos, Ziel, das Ende, das, was man am Ende zu bezahlen hat, z. B. in einem "Zollhaus", lat. teloneum oder toloneum , ist über die lateinische Verwaltungssprache ins Deutsche gekommen und hat immer den Beigeschmack von "Zwangsabgabe". Nicht einmal Mattes könnte ich für seine Ausführungen Anerkennung oder "Reverenz" zollen, denn meine Anerkennung gebe ich ihm freiwillig, sonst wäre sie wenig wert. Es mag in hierarchischen Strukturen auch heute noch Situationen geben, wo man jemandem seine Ehrerbietung erweist, z.B. wenn man auf eine verdiente Person des öffentlichen Lebens trifft. Ich persönlich würde dieser Person meine Achtung, wenn ich sie hätte, nicht "zollen" - und wenn ich sie nicht hätte, dann schon gar nicht.
Don, ich weiß nicht, warum dich diese Formulierung überhaupt umtreibt,
aber wenn du nicht gerade der Queen einen Reverenzbesuch abstatten musst, würde ich mich nicht nur vom "zollen", sondern auch von der feudalsprachlichen "Reverenz" schnell verabschieden. Einer Person oder Instanz, die Verehrung einfordert, und sei es ein Gott, kann ich nicht wirklich Achtung entgegenbringen. Meine Hochachtung zeige ich am liebsten denen, die das sind, was sie sind.
Aber ich verliere mich schon wieder in altkluge Statements.
Was war noch mal die Frage...?
Don, ich weiß nicht, warum dich diese Formulierung überhaupt umtreibt,
aber wenn du nicht gerade der Queen einen Reverenzbesuch abstatten musst, würde ich mich nicht nur vom "zollen", sondern auch von der feudalsprachlichen "Reverenz" schnell verabschieden. Einer Person oder Instanz, die Verehrung einfordert, und sei es ein Gott, kann ich nicht wirklich Achtung entgegenbringen. Meine Hochachtung zeige ich am liebsten denen, die das sind, was sie sind.
Aber ich verliere mich schon wieder in altkluge Statements.
Was war noch mal die Frage...?
#7
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Wie sag ich's richtig?
in Arbeitshügel 13.06.2006 00:26von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Gnnn.... ihr macht es einem nicht einfach. Natürlich hast Du recht, Mattes, dass man besser die Finger von den Dingen lassen sollte, die einem "komisch" vorkommen. Ich schwanke aber einfach etwas, denn es soll bei meinem Text sowohl Achtung wie auch Reverenz gezollt werden - es passt also eindeutig zu dem einen, weniger eindeutig zu dem anderen.
Und Du hast natürlich auch Recht, Ulli, es soll keineswegs dem Papst die Reverenz erwiesen werden, sie ist aber auch in dem geplanten Gedicht eher überspitzt gemeint und dürfte daher funktionieren.
Letztlich tutet ihr beide ja ins das Horn, das ich mir nun bereit gelegt habe. Man kann es wohl so formulieren, ob man es jedoch so formulieren sollte, da muss ich wohl noch mal mit mir ins Gericht gehen...
Besten Dank und viele Grüße,
Don
Und Du hast natürlich auch Recht, Ulli, es soll keineswegs dem Papst die Reverenz erwiesen werden, sie ist aber auch in dem geplanten Gedicht eher überspitzt gemeint und dürfte daher funktionieren.
Letztlich tutet ihr beide ja ins das Horn, das ich mir nun bereit gelegt habe. Man kann es wohl so formulieren, ob man es jedoch so formulieren sollte, da muss ich wohl noch mal mit mir ins Gericht gehen...
Besten Dank und viele Grüße,
Don
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