#1

Ein Sommergedicht

in Natur 08.06.2006 11:31
von Roderich (gelöscht)
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Ein Sommergedicht


Es ist Zeit.

Der Sommer schlägt sich seine
gelbe Schneise durch den
Regen.

Insekten schwirren geschäftig durch
die grünen Fluren.

Und das Klock-Klock des
Tischtennisballes, der wie ein Derwisch
durch den Garten hüpft.

Aufgeplatzte rote Haut, mit
Stolz getragen.

Und das leise Rascheln in den Büschen,
kaum lauter als der Wind, wenn
Kinder zu Indianern werden.

Katzen und Hunde räkeln sich
in staubigen Ecken.

Und das Tropfen von Vanilleeis - oder
Schokolade - von kleinen Händen auf
frisch gemähtes Gras.

Der Geruch von Heu und Klee und
weiß gewaschenen Seelen.

Kann der Sommer jemals enden?

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#2

Ein Sommergedicht

in Natur 11.06.2006 10:41
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
also, nein

beim besten Willen nicht.
es ist ja auch offensichtlich nicht als Provokation gemeint.

du kannst doch nicht ein Sommergedicht mit einem Zitat von Rilke beginnen! aus einem der gelungensten Herbstgedichte aller Zeiten: " Herbsttag"!
du weißt schon, jenes in dem er die letzte Süße in den schweren Wein jagt...

hallo Roderich

stellenweise empfand ich deine Verse ja einigermaßen ansprechend, vor allem bei der aufgeplatzen Häutungsvorbereitung der Sonnenbrände, bei den Indianern und dem Ping-Pong-Derwisch,

aber diese erste Gedichtzeile stellt alles positive in den Schatten. definitiv.
vielleicht kannst du sie ja ersetzen. durch ein "Endlich." etwa.
wär doch ein schönes Wortspiel mit deiner finalen Frage.
viell. fällt dir ja noch was besseres ein.

Gruß
Alcedo

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#3

Ein Sommergedicht

in Natur 13.06.2006 08:44
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Alcedo,

vielen Dank für deine ehrliche Kritik. Das Gedicht ist nun wirklich nicht der Reißer, werde es in den nächsten Tagen noch einmal ordentlich durchmischen und schauen, was dabei rauskommt. Bin selbst ziemlich unzufrieden damit. Aber dass die erste Strophe ein Zitat von Rilke beinhaltet, ist wirklich interessant. Vor kurzem hat mir Gemini bei meinem Gedicht "Der Verdammte" vorgehalten, dass ich das Bild des totgeschossenen Tanzbären irgendwo geklaut hätte. Und nun kommst du mit Rilke. In beiden Fällen bin ich absolut unschuldig. Ich habe ein Büchlein mit Rilke-Gedichten zu Hause, aber an den Herbsttag konnte ich mich nicht mehr erinnern. Habe deshalb gleich einmal nachgeschlagen - du meinst das "Es ist Zeit". (Zuerst habe ich gedacht, du beziehst das auf den Sommer, der sich eine Schneise schlägt). Vielleicht ist das unbewusst irgendwo bei mir hängen geblieben, Absicht war jedenfalls nicht dabei, das kann ich dir versichern. Wenn ich etwas zitiere, dann versuche ich, ein wenig subtiler zu arbeiten.

Ich werde jedenfalls auch diese Zeile noch einmal genauer beaugapfeln, wenn ich mir das Gedicht zur Brust nehme. Sapperlot - dass mir dauernd so etwas passiert ... Heißt das nun, dass ich so gut wie die großen Meister bin, nur, weil ich die selben Ideen habe?

Wahrscheinlich eher nicht.

Grüße

Thomas

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#4

Ein Sommergedicht

in Natur 13.06.2006 09:01
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Thomas
ja, das Gedicht "Herbsttag" meinte ich.

ich empfand es sogar spontan bei den ersten Zeilen als ziemlich provokativ so anzufangen, gerade mit dem Titel "Ein Sommertag".
erst im weiteren Verlauf dämmerte mir, dass du womöglich gar nicht Rilke meinst.

wiedemauchsei.
ich wollte dich nur darauf hinweisen.
wenn du nämlich hin und wiedermal solche genialen Verse wie "Erzähl' mir von Rot" bringst, dann wird dir so ein Fehltritt wie jetzt gerne verziehen.

Gruß
Alcedo

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