#1

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in Zwischenwelten 18.06.2006 10:41
von Krabü2 (gelöscht)
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Kinderspiel

Ein augenblicklicher Gruß wie von selbst als Appell an ein wortloses Wir in der Fußgängerzone des Spielzeugparadieses machte uns ungleich bekannt wie Angst. Du warst mir ein wehender Geist und ich Dir der Windstoß. Wir hatten unlängst unsere Hütchen voreinander gezogen und uns gegenseitig verlieren lassen, rannten mitten auf die unweite Verkehrsinsel und drehten uns verspielt im Kreis. Mit jedem Schwung verschleierten wir die Farben der Ampellichter und versprachen uns Asyl im Tanz mit den vom Zeitwind gewirbelten Blättern. Wie können wir uns nur lieben? - fragten wir, und wir lachten uns auf den Weg zum Labyrinth. Die Mäntel gaben wir am Einlass hin und betraten die verspiegelten Irrwege, besahen unsere Vielgestaltigkeiten seitenweise, erhobenen und gesenkten Blicks, im Rückblick und vorausschauend. Wir erklärten einander in der Flucht vor den Häschern des Eindeutigen und das Absolute für obsolet, entschlossen uns zur Traumbrüderschaft und verstreuten hämoglobine Perlen. Irgendwann verloren wir einander in den Korridoren, riefen, fanden uns jedoch lange nicht. Erst auf der Klippe zur Nachsicht zwischen dem Ping-Pong unserer Lidschläge aus silbriger Scheu verrieten eingestreute Schmetterbälle unsere gefesselten Hinterhände.Touché.

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#2

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in Zwischenwelten 18.06.2006 10:49
von sEweil (gelöscht)
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puh KB.
Musik aus, ran, lesen.
Für mich Grazer Stadtbauern schon ein wenig kompliziert, oder vielleicht einfach nur schwer zu lesen, weil alles in einem Block da steht und schwer zu erklimmen ist.

- gerade jetzt bemerke ich, dass ich beim ganzen Tümpeln die Eier am Herd vergessen habe und, nachdem das ganze Wasser verkocht ist, eines mit lautem Knall explodiert und aus dem Topf gesprungen ist.
Entschuldige den Einschub.

Über das genaue Etwas muss ich noch gründlich grübeln.
Nur der Schluss lässt mich erahnen, was darin steckt.
Und erinnert mich ungewollt an eigene Erlebnisse.

Darüber soll noch kein Gericht gefällt werden - später, bis dahin: touchè


Lg sEweil

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#3

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in Zwischenwelten 19.06.2006 18:35
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Also Krabü, für ein schnelles zwischendurch lesen ist der Text nichts. Ich erfasse ihn intuitiv, aber genau nachvollziehen kann ich das Geschriebene nicht. Das liegt aber sicher an den Themperaturen. Pf...
Ich sehe natürlich eine Beziehung dargestellt, die doch nicht so einfach verläuft wie es am Anfang den Anschein hatte. So in etwa. Stilistisch gefällt mir das Werk von der Sprache her sehr gut. Es ist sicher wert, dass man sich etwas näher damit befasst, aber ich kann momentan ehrlich nicht. Wie gesagt, ich kann es nachvollziehen, aber erfasse nicht jede Einzelheit. GW hat vor kurzem geschrieben, dass man vielleicht nicht alles verstehen muss um gefallen an einem Werk zu finden. Womöglich hat der gute Mann hier Recht.
Insgesamt gefällt mir dein Stil. Er ist eigenwillig nicht konstruiert. Also kein Text wie aus dem Lehrbuch.
So, das wars fürs Erste. Vielleicht kannst du kommentierend wirken, um uns Unwürdige etwas aufzuklären.

LG Gem

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#4

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in Zwischenwelten 27.06.2006 17:44
von sEweil (gelöscht)
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Hallo Kb.

Nun aber wirklich nicht wahr?
Entschuldige, dass ich dich so lange warten habe lassen.

"Ein augenblicklicher Gruß wie von selbst als Appell an ein wortloses Wir in der Fußgängerzone des Spielzeugparadieses machte uns ungleich bekannt wie Angst."


Der Satz hat es mir schon angetan.
der augenblickliche Gruß - das wortlose Wir, das unausgesprochene.
Die Angst, die fesselnd ist, plötzlich da ist und einen nicht mehr los lässt.
Das Spielzeugparadies steht dem Ganzen gegenüber. Verharmlosend? Kindlich? starker Kontrast.

"Wir hatten unlängst unsere Hütchen voreinander gezogen und uns gegenseitig verlieren lassen, rannten mitten auf die unweite Verkehrsinsel und drehten uns verspielt im Kreis."


Spricht wohl für eine Beziehung, die geben will, anstatt zu nehmen, doch beides genießt. Verspielt, froh, freudig, im Kreis drehen. Hach, schmacht.

"Mit jedem Schwung verschleierten wir die Farben der Ampellichter und versprachen uns Asyl im Tanz mit den vom Zeitwind gewirbelten Blättern."

Ein wenig unklar für mich.
Zwar werden feste Regeln verschleiert, gebrochen, aber auch Ungewissheit steht darin, womöglich in jedem der Beiden.
Das Asyl ist Halt im Unhalt. Asyl ist etwas Ungewisses und bedeutet Warten und Hoffnung.
Und doch sprichst du vom Tanz, der dem Negativen den Wind aus den Segeln nimmt und es zu einem ungewissen Erfreulichen macht.
Zweisam tanzt man, ja.

"Wie können wir uns nur lieben? - fragten wir, und wir lachten uns auf den Weg zum Labyrinth."

Hier ist dann wirklich etwas trauriges dahinter.
Anstatt ehrlich zu sein, lachen sie, verharmlosen sie und manövrieren sich somit selbst in ein Labyrinth.
Labyrinthe durchkreuzt man alleine :/

"Die Mäntel gaben wir am Einlass hin und betraten die verspiegelten Irrwege, besahen unsere Vielgestaltigkeiten seitenweise, erhobenen und gesenkten Blicks, im Rückblick und vorausschauend."

Das klingt für mich wie das Resumee über das Leben, über das Innere, nachdem aller Schutz, der einen selbst vom Ich trennt, am Eingang abgegeben wurde.
Ahnungen über die Zukunft und Vergangenes.

"Wir erklärten einander in der Flucht vor den Häschern des Eindeutigen und das Absolute für obsolet, entschlossen uns zur Traumbrüderschaft und verstreuten hämoglobine Perlen."

Wieder wird die Wirklichkeit nicht anerkannt und sie fliehen sich in eine Verbindung, die mehr scheint, als ist. hämoglobine Perlen - wie eine Blutsbrüderschaft.

"Irgendwann verloren wir einander in den Korridoren, riefen, fanden uns jedoch lange nicht. Erst auf der Klippe zur Nachsicht zwischen dem Ping-Pong unserer Lidschläge aus silbriger Scheu verrieten eingestreute Schmetterbälle unsere gefesselten Hinterhände.Touché. "

Hier das Finale, die Aufklärung. Man verlor sich, fand sich lange nicht wieder, erst, als viel Zeit vergangen und die Nachsicht wachsen konnte.
Man sah ein, was nicht stimmte und was schon:
Ping-Pong der Lidschläge und silbrige Scheu - sie weinen, nicht wahr?
Die Schmetterbälle sind das Gesagt, die nun herausschießen aus jedem.
Die Klippe, das Ende. Viel Zeit vergangen.
Die gefesselten Hinterhände sind wohl die Zwänge, die einen tun ließen, was alles verschleierte und die Wahrheit nicht ans Licht kommen ließ.
Das touché ist stark, aber es verschleiert sich mir, was genau das hier bedeuten soll. Blind ?

Gott, wenn es das ist, wie ich es deute, dann sprichst du mir aus der Seele..

Lg sEweil.

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#5

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in Zwischenwelten 27.06.2006 18:41
von Krabü2 (gelöscht)
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Hi sEweil!
Es ist genau so, ganz genau so, wie Du es deutest, sEweil! Ich bin überrascht, 'ertappt' - aber auch froh, fast ein wenig glücklich (dass es verständlich ist). Das touché ist stark, ja, wie der Schreck, wie das Gefühl, vor wirklicher! Nähe allzu überlagert zu sein. Die wahre Begegnung schmerzt.Ja, die silbrige Scheu ist auch schon der Anklang dessen, des touché, und ja, es sind die Tränen (aus dem Inneren).
Was soll ich sagen?
Die Zeit hat sich gelohnt :-))) Super interpretiert und gänzlich verstanden... Du hast meinen Dank für Dein Interesse am Text!
Liebe Grüße
Uschi

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#6

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in Zwischenwelten 27.06.2006 21:41
von sEweil (gelöscht)
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jetzt hab ich die ruhe.

Als ich die Geschichte vor 10 Tagen gelesen habe, hat sie mich noch nicht berührt, weil sie so nicht gleich zu verstehen ist. Verschachtelt und in den wenigen Zeilen steckt so viel drinnen, dass erst durch das intensivere Beschäftigen und dem daraus resultierenden Verständniss der Bezug hergestellt werden konnte.

Sie berührt mich, total.
Wohl deswegen, weil soviel darin steckt, das ich selbst wieder erkenne, an mir, an Freunden, vor allem an mir.

Ich kann gar nich ausdrücken, wie sehr.

Lg sEweil

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#7

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in Zwischenwelten 27.06.2006 21:45
von Krabü2 (gelöscht)
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Hallo sEweil,
das wiederum berührt mich. Sehr.
Ich versuche jedesmal, Tiefe, so wie ich sie gerade empfinde, in den Text zu bringen, ohne sie direkt zu benennen. Von daher treffe ich selten auf jemanden, der den Text 'trotzdem' erfasst im Sinne des 'Nachfühlens'.
LG U

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