#1

Generöse Rodomontade

in Diverse 29.06.2006 10:26
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Generöse Rodomontade
oder: Cäsarenwahn

Kleinigkeiten stehen mir
selten dienlich zu Gesicht
und mein präferiertes wir
findet Nanodenken schlicht.

Einsam bin ich selten nur,
habe schließlich mich und mich,
drum bin ich nicht wirklich stur,
eigen Widerstand stets wich.

Stetig an der Spitze geh'n
ist mein selbsterklärter Plan,
selten wollt ich rückwärts seh'n -
Eigenschutz vor Größenwahn.

(c) Don Carvalho
- Dezember 2004

P.S.: Ein recht alter Text von mir, den ich vollständigkeitshalber auch im Tümpel haben wollte (aus gegebenem Anlass, Raja ). Kritik muss daher nicht unbedingt sein, wer aber was sagen möchte, soll sich nicht abgehalten fühlen^^...

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#2

Generöse Rodomontade

in Diverse 06.08.2006 11:07
von Maya (gelöscht)
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Hallo Don,

formal gibt es wie immer nichts auszusetzen, durchweg handelt es sich um 4-hebige Trochäen mit männlicher Kadenz. Den Titel finde ich gut gewählt, denn er wirkt, angesichts des insgesamt doch eher schlicht gehaltenen Gedichts, viel zu aufgebauscht – was sofort mit dem Zusatz „oder: Cäsarens Größenwahn“ entlarvt wird.
Müsste „wir“ in S 1, Z 3 nicht groß geschrieben werden?

Einsam bin ich selten nur,
habe schließlich mich und mich,
drum bin ich nicht wirklich stur,
eigen Widerstand stets wich.


In dieser Strophe ist mir nicht ganz klar, ob der Vorwurf der Sturheit von außen an das Ich herangetragen wurde, oder dies mit Eigenkritik einhergeht, die aber von der größenwahnsinnigen Seite des Protagonisten gleich wieder negiert wird. Geht es hier lediglich um die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, oder um die mit seiner Umwelt?

Stetig an der Spitze geh'n
ist mein selbsterklärter Plan,
selten wollt ich rückwärts seh'n -
Eigenschutz vor Größenwahn.


Auch diese Strophe scheint eher darauf hinzudeuten, dass es sich beim zuvor Gesagten lediglich um eine Art Projektion des Ichs handelt, die aber an der Oberfläche abbricht, weil die von Größenwahn befallene Seite des Protagonisten eine intensivere Auseinandersetzung mit der eigenen Person nicht zulässt. Die Conclusio des Gedichts ist mir nicht ganz klar. Trotz des arroganten Verhaltens scheint das Ich zwiespältig und sich dessen auch bewusst zu sein. Nur müsste es dann in der letzten Zeile eigentlich heißen: „Eigenschutz durch Größenwahn“, oder nicht?

LG, Maya


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#3

Generöse Rodomontade

in Diverse 07.08.2006 10:12
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Maya,

das ist wirklich ein alter Text, den ich eigentlich nur zur Vervollständigung hier eingestellt habe, denn so richtig glücklich macht er mich nicht mehr - mir selbst fehlt da da gewisse Etwas .

Mit der Großschreibung des "Wir" könnte stimmen, ich ändere das. Zum Inhalt denke ich, dass das schon die Beschäftigung mit sich selbst im Vordergrund steht, auch wenn natürlich bestimmte Vorwürfe von Außen an das lyrIch herangetragen wurden. Aber - so wie es die Titel schon andeuten - es geht hier eigentlich nur um eine Person.

Die letzte Strophe war eher so gedacht, dass das lyrIch eben dadurch, dass es niemals zurüchschaut, glaubt, auch vor Größenwahn geschützt zu sein, da es ja keine Fehler macht und der Rückblick zu sehr erheben könnte - und was natürlich letztlich ein weiteres Zeichen dieses Caesarenwahns ist (und nur scheinbar ein Zweifel)...

Danke fürs Lesen und Kommentieren,

Don

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