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Halt
Wir, die Menschen, weinen, wenn wir fühlen,
dass das Leben uns an sich nicht trägt
und nur wir allein uns aufrecht halten,
dabei schwitzend all die Hitze kühlen,
welche uns wie Wüstenwind umfegt,
da wir erst im Tod von selbst erkalten.
Doch wir schluchzen ebenso nicht minder,
falls ein Retter uns im Sturze fängt,
wenn die arme Seele haltlos fällt,
und ein wohlbeherzter Blumenbinder
uns dann einen Strauss des Trostes schenkt
und ins Wasser unsrer Tränen stellt.
Wir, die Menschen, weinen, wenn wir fühlen,
dass das Leben uns an sich nicht trägt
und nur wir allein uns aufrecht halten,
dabei schwitzend all die Hitze kühlen,
welche uns wie Wüstenwind umfegt,
da wir erst im Tod von selbst erkalten.
Doch wir schluchzen ebenso nicht minder,
falls ein Retter uns im Sturze fängt,
wenn die arme Seele haltlos fällt,
und ein wohlbeherzter Blumenbinder
uns dann einen Strauss des Trostes schenkt
und ins Wasser unsrer Tränen stellt.

Hallo GerateWohl,
zu aller Erst das Formale:
XxXxXxXxXx
XxXxXxXxX
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XxXxXxXxX
XxXxXxXxXx
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XxXxXxXxX
XxXxXxXxX
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XxXxXxXxX
XxXxXxXxX
Reimschema: abcabc
Fazit: Formal vom Feinsten, alles gut gelungen!
Sprachlich ist dein Gedicht auch eine runde Sache, getragen wieder einmal von deinem dir eigenen augenzwinkernden, dabei mitfühlenden Blick auf die Kleinigkeiten im Leben. Die Sprache ist leicht lesbar und trägt gut durch den Inhalt. Auch hierbei gibt es nichts zu meckern. Vielleicht am ehesten noch der Wüstenwind, der nicht so ganz zu 100 Prozent in die sonst so lockere Sprache passen will, aber das ist wohl eher Haarspalterei.
Inhaltlich kann mich deine Conclusio sehr überzeugen - du karikierst wunderbar leicht und luftig all diejenigen, die ein wenig zu nah am Wasser gebaut sind und in deren Leben alles zum Drama wird - manchmal mit gutem Ausgang, manchmal mit schlechtem Ausgang. Vor allem die zweite Strophe weiß sehr zu überzeugen, die erste ist vielleicht noch ein wenig zu ernst gehalten, die zweite dann genau richtig.
Habe ich jedenfalls sehr gern gelesen und ich wundere mich, dass hier noch keine anderen Kommentare stehen.
Viele Grüße
Thomas
zu aller Erst das Formale:
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Reimschema: abcabc
Fazit: Formal vom Feinsten, alles gut gelungen!
Sprachlich ist dein Gedicht auch eine runde Sache, getragen wieder einmal von deinem dir eigenen augenzwinkernden, dabei mitfühlenden Blick auf die Kleinigkeiten im Leben. Die Sprache ist leicht lesbar und trägt gut durch den Inhalt. Auch hierbei gibt es nichts zu meckern. Vielleicht am ehesten noch der Wüstenwind, der nicht so ganz zu 100 Prozent in die sonst so lockere Sprache passen will, aber das ist wohl eher Haarspalterei.
Inhaltlich kann mich deine Conclusio sehr überzeugen - du karikierst wunderbar leicht und luftig all diejenigen, die ein wenig zu nah am Wasser gebaut sind und in deren Leben alles zum Drama wird - manchmal mit gutem Ausgang, manchmal mit schlechtem Ausgang. Vor allem die zweite Strophe weiß sehr zu überzeugen, die erste ist vielleicht noch ein wenig zu ernst gehalten, die zweite dann genau richtig.
Habe ich jedenfalls sehr gern gelesen und ich wundere mich, dass hier noch keine anderen Kommentare stehen.
Viele Grüße
Thomas
Hi GW;
ja das ist mir tatsächlich etwas durch die Lappen gegangen und dank Roddy noch mal ans Licht geholt. Bei diesem Reimschema den Gedankenfaden zu behalten, ist schon eine Kunst, und sie ist dir gelungen. Aber was ist der Gedanke? Das muss ich mir in dieser Hitze doch besser aufschreiben. Strophe 1 besingt die Tränen der Einsamkeit. Der Mensch wird beschrieben als ein in die Wüste Geworfener, der seine ganze Energie darauf verwendet, aufrecht zu gehen und nicht zu überhitzen. Der Schweiß des Lebens ist es, der ihn dabei kühlt. Dass auch die Tränen zur Kühlung beitragen können, wird in Strophe 2 entfaltet. Hier sind es allerdings nicht mehr die Tränen der Einsamkeit, sondern die der Dankbarkeit, der Liebe. des Glücks. Und dabei wird aus dem Einsamen, der sich mit Mühen auf den Beinen halten kann, zunächst eine noch ärmere Seele, die haltlos stürzt. Aber dann kommt der Retter, von dem es heißt, dass er die Seele auffängt und sie tröstet. Womit? Offenbar mit seinem Herzen, denn es heißt, er sei "wohlbeherzt".Der Trost, den er ihr schenkt, symbolisiert als Blumenstrauss, wird genährt von den Tränen der Erretteten.
Der Clou des Gedichtes scheint mir folgender: neben dem Retter oder Tröster, der von außen kommt, sei es ein liebender Mensch oder ein liebendes Ganzes ("Gott"), sind es ausgerechnet unsere Tränen, die uns Halt geben können. So fließend und flüchtig sie sind, haben sie zugleich etwas von einem aus der Tiefe sprudelnden Lebensquell, der uns Kraft gibt, wenn wir uns auf ihn einlassen.
Was die Haltbarkeit des Trostes betrifft, macht uns der Autor keine großen Illusionen. Die Blumen werden verwelken, es sind ja auch nur Schnittblumen. Aber solange die Tränen nicht versiegen, sollten wir sie nutzen zur Kühlung und Aufrichtung.
Ob das auch bei 33 Grad in meiner Wohnung funktioniert, werde ich sofort testen. Ich brauche nur noch jemanden, der mich zum Weinen bringt. Oder ich muss es wieder mit mir selbst probieren...
Gruß, Ulli
ja das ist mir tatsächlich etwas durch die Lappen gegangen und dank Roddy noch mal ans Licht geholt. Bei diesem Reimschema den Gedankenfaden zu behalten, ist schon eine Kunst, und sie ist dir gelungen. Aber was ist der Gedanke? Das muss ich mir in dieser Hitze doch besser aufschreiben. Strophe 1 besingt die Tränen der Einsamkeit. Der Mensch wird beschrieben als ein in die Wüste Geworfener, der seine ganze Energie darauf verwendet, aufrecht zu gehen und nicht zu überhitzen. Der Schweiß des Lebens ist es, der ihn dabei kühlt. Dass auch die Tränen zur Kühlung beitragen können, wird in Strophe 2 entfaltet. Hier sind es allerdings nicht mehr die Tränen der Einsamkeit, sondern die der Dankbarkeit, der Liebe. des Glücks. Und dabei wird aus dem Einsamen, der sich mit Mühen auf den Beinen halten kann, zunächst eine noch ärmere Seele, die haltlos stürzt. Aber dann kommt der Retter, von dem es heißt, dass er die Seele auffängt und sie tröstet. Womit? Offenbar mit seinem Herzen, denn es heißt, er sei "wohlbeherzt".Der Trost, den er ihr schenkt, symbolisiert als Blumenstrauss, wird genährt von den Tränen der Erretteten.
Der Clou des Gedichtes scheint mir folgender: neben dem Retter oder Tröster, der von außen kommt, sei es ein liebender Mensch oder ein liebendes Ganzes ("Gott"), sind es ausgerechnet unsere Tränen, die uns Halt geben können. So fließend und flüchtig sie sind, haben sie zugleich etwas von einem aus der Tiefe sprudelnden Lebensquell, der uns Kraft gibt, wenn wir uns auf ihn einlassen.
Was die Haltbarkeit des Trostes betrifft, macht uns der Autor keine großen Illusionen. Die Blumen werden verwelken, es sind ja auch nur Schnittblumen. Aber solange die Tränen nicht versiegen, sollten wir sie nutzen zur Kühlung und Aufrichtung.
Ob das auch bei 33 Grad in meiner Wohnung funktioniert, werde ich sofort testen. Ich brauche nur noch jemanden, der mich zum Weinen bringt. Oder ich muss es wieder mit mir selbst probieren...
Gruß, Ulli
Hallo Rod, Ulli,
Danke für die detaillierten Auseinandersetzungen.
@Rod: Vielleicht kann ich ja wirklich gar nicht anders als Augenzwinkernd, aber meine Stimmung beim Schreiben der Verse war durchweg eher melancholisch als humorvoll, aber was mir sehr gefällt ist, dass Du aufgezeigt hast, dass die Verse diese Lesart anscheinend auch in sich tragen, denn sowas mag ich ja grundsätzlich. Danke dafür.
@Ulli: Gute Interpretation, die ziemlich genau meine Intention trifft. Ich bin beeindruckt und dankbar.
Schöne Grüße,
GW
Danke für die detaillierten Auseinandersetzungen.

@Rod: Vielleicht kann ich ja wirklich gar nicht anders als Augenzwinkernd, aber meine Stimmung beim Schreiben der Verse war durchweg eher melancholisch als humorvoll, aber was mir sehr gefällt ist, dass Du aufgezeigt hast, dass die Verse diese Lesart anscheinend auch in sich tragen, denn sowas mag ich ja grundsätzlich. Danke dafür.

@Ulli: Gute Interpretation, die ziemlich genau meine Intention trifft. Ich bin beeindruckt und dankbar.
Schöne Grüße,
GW
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