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Stunde der Wahrheit
- gewidmet -
Es ist ein Schatten, der von milchigen Gläsern zerstäubt wird.
Es ist ein Flackern von Neonlichtern auf Linoleum.
In kahlen Räumen verlieren Blicke die Welt.
Ruhelos trinken Bangende die Stunden der Nacht.
Es ist ein Vergessen, das sich in trockene Herzen nistet.
Es ist ein Moment der Stille, die Zeit entschwindet aus trüben Fenstern.
Und Schreie zittern sich den Weg durch die fahlen Gänge.
Über blutigen Laken öffnen sich des Unschuldigen goldene Augen.
- gewidmet -
Es ist ein Schatten, der von milchigen Gläsern zerstäubt wird.
Es ist ein Flackern von Neonlichtern auf Linoleum.
In kahlen Räumen verlieren Blicke die Welt.
Ruhelos trinken Bangende die Stunden der Nacht.
Es ist ein Vergessen, das sich in trockene Herzen nistet.
Es ist ein Moment der Stille, die Zeit entschwindet aus trüben Fenstern.
Und Schreie zittern sich den Weg durch die fahlen Gänge.
Über blutigen Laken öffnen sich des Unschuldigen goldene Augen.
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Stunde der Wahrheit
in Diverse 22.07.2006 14:20von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Tom
Obwohl ich mit Trakl persönlich wenig anfangen kann, er ist mir einfach … ehm, na zu trakelig (*g) … lehnen sich deine Verse in der Aufmachung und Wortwahl doch schon sehr an dein Vorbild an. Nicht, dass dies ein Manko wäre - womöglich hätte ich es sogar ohne die Widmung gemerkt - und schliesslich ist es ganz natürlich, dass wir Vorbilder nachahmen, weil wir sie bewundern; ich wollt’s einfach erwähnen, damit der Untertitel seinen Sinn erhält.
Aber genau wie er es getan hat, reisst du hier viele Bilder an und überlässt die Feinarbeit dem Leser. Das ist sicher ein Stilelement, ich wills’s nicht werten, mir persönlich gefällt es aber weniger, da ich mich von Bild zu Bild hangeln muss und das ist, bei diesen Temperaturen, Schwerstarbeit und kommt meinem faulen Naturell nicht zu Gute. Du merkst, ich spasse leicht, aber du bist ja ein guter Zwischenzeilenleser.
Ich spreche hier als eine, die das Szenario selbst erlebt hat. Bei mir war es aber doch um einiges netter und weniger düster, auch wenn es saumässig wehgetan hat. *g Aber womöglich sehen und erleben es Aussenstehende so – keine Ahnung – ich war damals zu abgelenkt, um danach zu fragen.
Ausser dem Unschuldigen und den goldenen Augen ist das Gedicht durchwegs dunkel und wenig erbaulich und mahnt mich eher an Kliniken vor 50 Jahren. Daher erscheint es mir auch etwas altmodisch. Heutzutage sind diese Institutionen doch mehr auf Wohlfühlen aus – für alle Protagonisten.
Trotzdem bist du ein guter Beobachter (Das habe ich dir glaub auch schon mal gesagt, auch bei einem Krankenhausgedicht. Ging um Schläuche und Koma und so …. nicht?), der eine/die Stimmung einzufangen weiss und sie mit Worten transportieren kann. Aber, wie gesagt, wünschte ich mir den Text etwas runder, etwas verknüpfter und weniger blitzlichtartig. Du weisst, wie ich das meine…
Gruss
Margot
P.S. Hoffe, dem Gewidmeten und der Schwerstarbeiterin geht's gut? Vielleicht widmest du ihnen ja noch ein etwas "schöneres" Gedicht.
Obwohl ich mit Trakl persönlich wenig anfangen kann, er ist mir einfach … ehm, na zu trakelig (*g) … lehnen sich deine Verse in der Aufmachung und Wortwahl doch schon sehr an dein Vorbild an. Nicht, dass dies ein Manko wäre - womöglich hätte ich es sogar ohne die Widmung gemerkt - und schliesslich ist es ganz natürlich, dass wir Vorbilder nachahmen, weil wir sie bewundern; ich wollt’s einfach erwähnen, damit der Untertitel seinen Sinn erhält.
Aber genau wie er es getan hat, reisst du hier viele Bilder an und überlässt die Feinarbeit dem Leser. Das ist sicher ein Stilelement, ich wills’s nicht werten, mir persönlich gefällt es aber weniger, da ich mich von Bild zu Bild hangeln muss und das ist, bei diesen Temperaturen, Schwerstarbeit und kommt meinem faulen Naturell nicht zu Gute. Du merkst, ich spasse leicht, aber du bist ja ein guter Zwischenzeilenleser.
Ich spreche hier als eine, die das Szenario selbst erlebt hat. Bei mir war es aber doch um einiges netter und weniger düster, auch wenn es saumässig wehgetan hat. *g Aber womöglich sehen und erleben es Aussenstehende so – keine Ahnung – ich war damals zu abgelenkt, um danach zu fragen.
Ausser dem Unschuldigen und den goldenen Augen ist das Gedicht durchwegs dunkel und wenig erbaulich und mahnt mich eher an Kliniken vor 50 Jahren. Daher erscheint es mir auch etwas altmodisch. Heutzutage sind diese Institutionen doch mehr auf Wohlfühlen aus – für alle Protagonisten.
Trotzdem bist du ein guter Beobachter (Das habe ich dir glaub auch schon mal gesagt, auch bei einem Krankenhausgedicht. Ging um Schläuche und Koma und so …. nicht?), der eine/die Stimmung einzufangen weiss und sie mit Worten transportieren kann. Aber, wie gesagt, wünschte ich mir den Text etwas runder, etwas verknüpfter und weniger blitzlichtartig. Du weisst, wie ich das meine…
Gruss
Margot
P.S. Hoffe, dem Gewidmeten und der Schwerstarbeiterin geht's gut? Vielleicht widmest du ihnen ja noch ein etwas "schöneres" Gedicht.
Hallo Margot,
ich danke dir vielmals für deinen ausführlichen Kommentar und die absolut richtige Interpretation.
Nun, die Anlehnung an Trakl ist, wie du schon geschrieben hast, auch ohne meinem dezenten Hinweis deutlich, allerdings kennt und schätzt nicht jedermann Trakl, sodass mir der Wink mit dem Zaunpfahl berechtigt erschien. Um es noch ein wenig zu konkretisieren: Ich habe bei diesem Gedicht bewusst auf Stilmittel und zum Teil auch Formulierungen aus dem Gedicht "Psalm" zurückgegriffen. Und warum überhaupt Trakl? Nun, mir fiel ein Gedicht von ihm ein, das "Geburt" heißt. Nun ist dieses Gedicht sehr düster und der Vorgang der Geburt bleibt im Dunkeln, bleibt schwer fassbar. Ich wollte mit den Stilmitteln von Trakl eben die Geburt selbst klarer darstellen, was mir auch gelungen sein dürfte, da du ja ohne Probleme herausgelesen hast, um was es in dem Gedicht geht.
Dass das Ganze durch die Anlehnung an Trakl sehr düster ausgefallen ist, passt in diesem Fall aber ganz wunderbar. Du schreibst, dass bei dir das Ereignis um einiges netter ausgefallen ist als hier beschrieben. Das trifft für meine Schwester sicherlich auch zu. Allerdings stellt das Gedicht die Geburt nicht aus der Sicht der Gebärenden, sondern aus der Sicht der draußen Wartenden dar. Mein Vater und ich haben wirklich viel Zeit in diesem Warteraum verbracht, viel dabei auch in der Nacht. Die Geburt selbst allerdings erfolgte am Tag, die Verlegung der Geburt in die Nacht in dem Gedicht ist ein kleiner Kunstgriff, den ich mir erlaubte, um das bange Warten noch ein wenig deutlicher herauszuarbeiten.
Interessant, dass du schreibst, dass du dich eher an Kliniken der 50er Jahre erinnert fühlst. Ich denke, dass dunkle Wartesäle ganz allgemein einen Flair haben, als würden sie nicht von dieser Zeit stammen. All das Freundliche, Einladende, was die Warteräume am Tag vielleicht noch haben mögen, verliert sich, wenn es draußen dunkel wird, die Lichter eingeschalten werden, die die Gänge nur unzureichend beleuchten und niemand mehr da ist, man ganz alleine in diesem nur fahl beleuchteten Raum auf die Ankunft des neuen Lebens warten muss, während man keine Ahnung hat, was hinter dieser Tür, wo der Kreissaal ist, gerade passiert.
Es freut mich sehr, dass du mich für einen guten Beobachter hältst. Ich versuche, sehr bewusst durch dieses eine Leben, das ich habe, zu stapfen und auch die Kleinigkeiten, die Details zu würdigen. Es ist eine wunderschöne Bestätigung, wenn man hört, dass dieses Achten auf die kleinen Dinge im Leben nicht völlig umsonst ist und wenn das in den Texten, die man verfasst, seine Spuren hinterlässt. Allerdings dürfte es mir eben aufgrund der Anlehnung an Trakl kaum gelingen, den Text runder zu gestalten, da Trakl selbst nicht unbedingt ein Dichter war, der auf harmonisches Miteinander der Textstellen geachtet hat sondern vielmehr die Brüche gesucht hat. Aber vielleicht gelingt es mir später wirklich einmal, ein runderes und positiveres Gedicht zu schreiben, das sich dann auch mehr mit dem kleinen Neffen und seiner Mutter selbst beschäftigt, als mit dem Vorgang der Geburt, den ich ja nur aus meiner eigenen Sicht beschreiben kann.
Den beiden geht es übrigens sehr gut, morgen dürfen sie nach Hause. Wir alle freuen uns schon sehr darauf.
Viele Grüße
Thomas
ich danke dir vielmals für deinen ausführlichen Kommentar und die absolut richtige Interpretation.
Nun, die Anlehnung an Trakl ist, wie du schon geschrieben hast, auch ohne meinem dezenten Hinweis deutlich, allerdings kennt und schätzt nicht jedermann Trakl, sodass mir der Wink mit dem Zaunpfahl berechtigt erschien. Um es noch ein wenig zu konkretisieren: Ich habe bei diesem Gedicht bewusst auf Stilmittel und zum Teil auch Formulierungen aus dem Gedicht "Psalm" zurückgegriffen. Und warum überhaupt Trakl? Nun, mir fiel ein Gedicht von ihm ein, das "Geburt" heißt. Nun ist dieses Gedicht sehr düster und der Vorgang der Geburt bleibt im Dunkeln, bleibt schwer fassbar. Ich wollte mit den Stilmitteln von Trakl eben die Geburt selbst klarer darstellen, was mir auch gelungen sein dürfte, da du ja ohne Probleme herausgelesen hast, um was es in dem Gedicht geht.
Dass das Ganze durch die Anlehnung an Trakl sehr düster ausgefallen ist, passt in diesem Fall aber ganz wunderbar. Du schreibst, dass bei dir das Ereignis um einiges netter ausgefallen ist als hier beschrieben. Das trifft für meine Schwester sicherlich auch zu. Allerdings stellt das Gedicht die Geburt nicht aus der Sicht der Gebärenden, sondern aus der Sicht der draußen Wartenden dar. Mein Vater und ich haben wirklich viel Zeit in diesem Warteraum verbracht, viel dabei auch in der Nacht. Die Geburt selbst allerdings erfolgte am Tag, die Verlegung der Geburt in die Nacht in dem Gedicht ist ein kleiner Kunstgriff, den ich mir erlaubte, um das bange Warten noch ein wenig deutlicher herauszuarbeiten.
Interessant, dass du schreibst, dass du dich eher an Kliniken der 50er Jahre erinnert fühlst. Ich denke, dass dunkle Wartesäle ganz allgemein einen Flair haben, als würden sie nicht von dieser Zeit stammen. All das Freundliche, Einladende, was die Warteräume am Tag vielleicht noch haben mögen, verliert sich, wenn es draußen dunkel wird, die Lichter eingeschalten werden, die die Gänge nur unzureichend beleuchten und niemand mehr da ist, man ganz alleine in diesem nur fahl beleuchteten Raum auf die Ankunft des neuen Lebens warten muss, während man keine Ahnung hat, was hinter dieser Tür, wo der Kreissaal ist, gerade passiert.
Es freut mich sehr, dass du mich für einen guten Beobachter hältst. Ich versuche, sehr bewusst durch dieses eine Leben, das ich habe, zu stapfen und auch die Kleinigkeiten, die Details zu würdigen. Es ist eine wunderschöne Bestätigung, wenn man hört, dass dieses Achten auf die kleinen Dinge im Leben nicht völlig umsonst ist und wenn das in den Texten, die man verfasst, seine Spuren hinterlässt. Allerdings dürfte es mir eben aufgrund der Anlehnung an Trakl kaum gelingen, den Text runder zu gestalten, da Trakl selbst nicht unbedingt ein Dichter war, der auf harmonisches Miteinander der Textstellen geachtet hat sondern vielmehr die Brüche gesucht hat. Aber vielleicht gelingt es mir später wirklich einmal, ein runderes und positiveres Gedicht zu schreiben, das sich dann auch mehr mit dem kleinen Neffen und seiner Mutter selbst beschäftigt, als mit dem Vorgang der Geburt, den ich ja nur aus meiner eigenen Sicht beschreiben kann.
Den beiden geht es übrigens sehr gut, morgen dürfen sie nach Hause. Wir alle freuen uns schon sehr darauf.
Viele Grüße
Thomas
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