#1

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 24.07.2006 19:39
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

    1001 Nacht



    Ich weiss noch, wie ich damals hier gestanden
    (ich muss so sieben oder acht gewesen sein)
    und meine Finger diesen Einband fanden;
    grau marmoriert und schwer, gleich dunklem Felsgestein.

    Der Mann im Kittel sagte mir, mit Feuer,
    dass es ein Unikat, ein wahres Kunstwerk sei;
    (er glich ein wenig einem Ungeheuer)
    man Solches nicht mehr fände in dem Einheitsbrei!

    Ich war noch viel zu jung, um es zu kaufen
    und mein Erspartes reichte bloss für so ein Heft,
    das alle hatten. Und ich zog die Schlaufen
    von meinem Beutel - hab die Andren nachgeäfft.

    Nun also ist der Laden voller Leere.
    Ein Schild macht Lust auf baldigen Verzehr.
    Beim Gehen kommt ein Kind mir in die Quere.
    Es trägt ein Buch und mir wird plötzlich schwer.



    © Margot S. Baumann




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#2

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 00:09
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Liebe Margot!
Ein schönes und traurigmachendes Gedicht,
aus dem so viele Gefühle sprechen,
man es auch nachempfinden kann,
wobei es auch dem Leser etwas schwer ums Herz wird.

Wieder ein Werk, das ja nicht in eine Schublade gelegt
werden sollte.

Herzlich grüßt!
Joame

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#3

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 09:06
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Joame

Danke für das Lob.

Es wird nicht schubladisiert, keine Angst. Meine Schubladen überquellen sonst womöglich noch. Irgendwann wird sicher wieder ein Büchlein erscheinen, wo ein paar darin ihren Ruheplatz finden.

Gruss zurück
Margot

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#4

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 09:08
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Margot,

diese Verse flutschen mir nicht ganz so durch's Ohr, wie ich es mir bei so einer feinen Betrachtung des Fühlens von Kindheitserinnerungen wünschen würde. Aber im Grunde sind es Kleinigkeiten, die mir Aufstoßen, aber doch mein Lesevergnügen nachhaltig stören.
In der eigentlich schönen 1. Strophe gefällt mir der Begriff Umschlag nicht, da ich mir beim Lesen sicher war, dass es sich hier um einen Brief handelt, den das Ich hier in den Händen hält. Der Begriff Einband hätte bei mir für weniger Verwirrung gesorgt. Aber das ist natürlich mein persönliches Pech.
Mit der 2. Strophe kann ich mich leider gar nicht so recht anfreunden. Da habe ich so ein Gefühl, "Ich weiß, was Du sagen willst, aber die Formulierungen haken." Er sagt mit Feuer" erzeugt bei mir eigentlich eher das Bild eines Typen, der beim Reden in der einen Hand ein brennendes Feuerzeug hält und in der anderen mit der anzuzündenden Zigarette rumfuchtelt, und nicht, dass sein Ausdruck leidenschaftlich ist. Inhaltlich hwürde es besser passen, wie ich finde, wenn Zeile 2 und 3 hier vertauscht wären. So klingt es ein wenig durcheinander.
In der 3. Strophe stört mich, dass ich nicht umhin kann die "sie" aus der letzten Zeile auf die Schlaufen des Satzes zu beziehen und nicht auf, wie wahrscheinlich gedacht, auf "alle" vom Satz davor. "hab die andren nachgeäfft" wäre hier, meiner Schnautze nach besser.
Und die 4.? Na, die versöhnt mich ja wieder und entlockt mir einen Seufzer.

Schöne Grüße,
GW

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#5

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 09:20
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Tach GW

Ja, das mit dem Umschlag. Kurz habe ich darüber nachgedacht, dass ihr Deutschen das missverstehen könnt (was du ja auch tust ). Hier sagt man aber zu einem Bucheinband: Buchumschlag. Aber ich will die Mundart natürlich nicht verteidigen. Vor allem, weil auch Einband passt ... kann ich ändern und werde ich auch.

Die 2. Str. war auch recht schwierig zu gestalten. Ich bin damit auch nicht 100 Pro glücklich, wüsste aber jetzt nicht so recht, ob ein Wechsel (betrifft ja auch das Reimschema) der Zeilen wirklich was bringen würde... hm. Muss ich mir nochmals durch den Kopf gehen lassen.

Würde es etwas bringen, wenn ich in der 3. schreiben würde: .... hab die Andren nachgeäfft? Wäre das verständlicher?

Danke für die Rückmeldung und die Hilfe. Jetzt musst du ja quasi... so als Mod.

Gruss
Margot

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#6

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 09:36
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Marge,

Zitat:

Margot schrieb am 25.07.2006 09:20 Uhr:
Würde es etwas bringen, wenn ich in der 3. schreiben würde: .... hab die Andren nachgeäfft? Wäre das verständlicher?


Ja, also, ich fänd's besser.

Wo ich gerade so in Fahrt bin. In der 3. Strophe trug noch zu meiner Verwirrung bei, dass Du "dieses Heft" geschrieben hast. Ich fragte mich, hä? Welches Heft, denn nun wieder, weil ich dann dachte, das würde sich jetzt auf den Umschlag beziehen. "so ein Heft" wäre besser, da man dann keinen Bezug auf Vorhergehendes vermutet.

So, jetzt höre ich aber auf zu meckern. Ich bin doch jetzt Moderator und nicht Meckerator.

Schöne Grüße,
GW

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#7

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 25.07.2006 10:20
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Zitat:

GerateWohl schrieb am 25.07.2006 09:36 Uhr:
Ich bin doch jetzt Moderator und nicht Meckerator.

ça vient au même

Ok, dann .... danke für die Tipps.

Gruss zurück
Margot

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#8

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 26.07.2006 11:28
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi Marg,
ich denke unwillkürlich an einen Werbespot für Sahnebonbons.(Stork)
Die Rückblende ist schwarz-weiss und dann Klappe, alles bunt, farbenfroh,gestylt, die Gegenwart.
In der Vergangenheit steht ein kleines Mädchen in einer alten, schrulligen Buchhandlung, der Buchverkäufer, ebenfalls schrullig ,schaut sie über seine dicken Brillengläser an. Ihren grössten Wunsch, dass gefundene "Schätzchen" , zum geistigen Verzehr und Sammeln bestimmt ,kann sie sich nicht erfüllen. Klappe.
Das hier und jetzt, bunte Reklame lädt zu fast food ein, der alte Laden ist verschwunden. Kein Mensch hat mehr Musse für slow-food und schon erst recht nicht für geistiges.
Plötzlich begegnet sie unvermittelt einer Erkenntnis, nicht dass sie nur Trauer darüber empfindet, dass die Vergangenheit unwiederruflich verflossen ist oder das kleine Mädchen sich ihren Wunsch nach slow-food erfüllen konnte, nein sie begegnet einer erwachenden Hoffnung und der Tatsache, dass Intellektuelle immer und in jeder Zeit nachwachsen.
Gern gelesen,
Gruss
Knud

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#9

1001 Nacht

in Philosophisches und Grübeleien 26.07.2006 11:38
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Knud

Ja, genau so habe ich mir das vorgestellt. Herzlichen Dank für den Kommentar und das Verstehen.

Liebe Grüsse
Margot

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