#21

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2006 13:04
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ich nahm mir erst jetzt Zeit, die anderen Kommentare durchzulesen, die für meine keinerlei Anhaltspunkt sind.
Teuflisch freut es mich, daß Du Dir selbst treu bleibst!

Ich weiß gar nicht, ob es für Dich oder mich Sinn machte, auf bestimmte Kommentare anderer einzugehen. Vielleicht ist es Trost (oder auch Strafe) solltest Du tatsächlich 'im Mittelalter stecken geblieben sein', zu wissen, daß wir einander sehen.

Gruß
Joame

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#22

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2006 14:35
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
da geht mir wieder einmal, hier fast schon seltener, das Herz auf. Obwohl wieder Abschied, der wohl schon länger zurückliegt, Tod des Vaters /Besuch des Grabes oder des Elternhauses nach langer Zeit.
Ein herrlich unmodernes Gedicht und deshalb , und weil handwerklich gut, langlebig.
Danke Marg, wieder sehr gerne gelesen.
lG
Knud

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#23

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2006 15:46
von kein Name angegeben • ( Gast )
...Mist!
...jetzt habe ich mir die Kniescheibe angeschlagen und der Steiss ist auch...., na ja.
...Jedenfalls es ist passiert, als es mich vom Hocker gehauen hat!
Und zwar wegen dem Gedicht, dem Gedicht, als dem da ganz oben, irgendwo (scrolllll). Ja!

Ich sehe die Renaissance solcher Dichtkunst am Horizont schimmern, und wünschte sie mir schneller herbei!
Was ist schon daran, dies schön zu finden?

Was solls! Ich tue es einfach!
oute mich als Romantiker! :-)

...moment, ich muss nochmals schnell durchlesen:


Zitat:

westwärts


Vielleicht klingt heut der Lerche Ton ein wenig matter
als gestern noch, da sie des Morgens Lieder sang.
Und dort, die weisse Rose an dem morschen Gatter,
erblühte tags zuvor mit grössrem Überschwang.

Auch scheint es, dass der muntre Bach nun etwas stiller
durch ein pastellgebleichtes Grün ins Nichts verrinnt;
als wär der Glocke Klang mit einem Male schriller,
beim kalten Stein, wo Eine ihre Netze spinnt.

Vermutlich aber ist die Welt heut noch die gleiche
und nur ich selber bin so anders, bin verzagt.
Schlaf gut, mein Vater. Sieh! dort drüben bei dem Deiche,
zieht schon der Vogelschwarm, noch eh der Morgen tagt.




Ahh!

grüsst ein verzauberter

Bosco

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#24

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2006 19:15
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ach, ihr seid wirklich lieb. *schnüffel*

Kommt an meine Brust und lasst Euch drücken, Ihr altmodischen Romantiker!

Danke für die Kommentare und beste Grüsse
das Burgfräulein

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#25

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 31.08.2006 23:41
von kein Name angegeben • ( Gast )
-----

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#26

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 01.09.2006 00:51
von Roderich (gelöscht)
avatar
Hallo Margot,

so langweilig es auch ist, aber ich kann auch nichts anderes tun als in die Lobeshymnen einzufallen. Ein wahrliches Meisterwerk und mein Favorit für August.

Nur einen klitzekleinen Vorschlag hätte ich:

In S3Z1 würde mir persönlich "Vermutlich aber ist die Welt auch heut die gleiche" besser gefallen, da hier dann die Betonung auf "heut" liegt und nicht auf "noch", was meinem Sprachgefühl ein bisschen zuwider geht. Was meinst du?

Viele Grüße

Thomas

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#27

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 01.09.2006 01:12
von Fabian Probst (gelöscht)
avatar
dem würde ich nicht zustimmen.
Bei deinem Vorschlag macht der Lesefluss bei "heut_die" einen Rumpler, weil der phonetische Übergang von t auf d entweder verschluckt wird oder ungelenk erpresst werden muss.
Geht mir jedenfalls so.

Ich finde die ursprüngliche Version gut. Das Metrum ist für mich schlüssig.

Aber es ist wieder mal interessant, wie unterschiedlich die Empfindungen sind.

lg,Fabian

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#28

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 01.09.2006 02:16
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Darf ich die beiden Versionen gegenüberstellen?:

Auch ich habe diese Stelle heute schon betrachtet.
Es geht wirklich um eine Kleinigkeit, die das Werk beeinflussen kann,
wobei die Auswahl ein Kleines Plus oder Minus bewirken.

Für diesen Fall ist viel Gefühl erforderlich.

Damit es nicht zu einfach ist, könnte das aber ins Spiel gebracht werden,
das auch bei einer eventuellen Umstellung ein Kanditat wäre. Das lasse ich aber einmal beiseite.

Dabei dürfte keine Unordnung in xXxXxXxXxXxXx (13) hineingebracht werden.


vorweg:(vom heut bin ich kein guter Freund, hielt es eher mit dem heute).

1 Vermutlich aber ist die Welt heut noch die gleiche
__x__X__x__Xx__X__x__X___x___X___ x__X__x

2 Vermutlich aber ist die Welt auch heut die gleiche
__x__X__x__Xx__X__x__X___x___X____x__X__x

Vermutlich aber ist die Welt heute die gleiche
x__X__x__Xx__X__x__X___X__x_x__X__x (ginge nicht!)

Vermutlich aber ist die Welt bestimmt die gleiche
x__X__x__Xx__X__x__X___x_X_____x__X_x (das würde zwar hinkommen,
doch das Wort bestimmt wäre eine zu starke Veränderung, die so wie jede andere,
nur dem Verfasser vorbehalten bleibt.
_
(zu 1 Hier wird einmal etwas mehr Gewicht auf heut gelegt
(somit der Zeitpunkt, wann die Welt vermutlich noch die gleich ist, hervorgehoben)
- deutlicher: heute noch immer! - hervorgehoben)

(zu 2 Bei dieser Ausdrucksweise wird der Umstand etwas bekräftigt:
- ebenso heute, wie sonst auch! - )

Ein wesentliches Element ist bei dieser näheren Betrachtung der Tonfall der natürlichen Betonung.
Jene Version, deren Inhalt mehr der gewollten Aussage des Schreibers entspricht, ist vorzuziehen.
Wenn beide gleichwertig beurteilt würden, so sollte die Entscheidung zugungsten des natürlichen
Tonfalles inklusive der Helligkeit der Vokale mit Hinblick auf Hebung und Senkung, entscheidend sein.

(Es böten sich noch andere Möglichkeiten an, die mit frankiertem Rückantwortkuvert zugesandt werden.)

Ja, das Schreiben ist ein komplexer Vorgang, der sich in kürzester Zeit oft instinktiv vollzieht, wobei der Schreiber statt meterlanger Erörterungen, das Wissen und Gepür so nebenbei irgendwo im Kopf hat.

(Wie viel leichter haben es die Brust-Lust-Reimer.)

Der ganze Vorspann bezieht sich natürlich nur auf Zeile 9.
Eigentlich sollte man das gesamte Gedicht total zerlegen, zerpflücken und zerreissen, was sogar Vergnügen bereiten könnte, wäre die Schreiberin etwas hochnäsig und überheblich.
Das ist sie (leider) nicht, so muß sie sich auch erdulden, meine Stimme für den Monat August zu erhalten. Muß man das anderswo auch noch bekanntgeben?

Gruß
Joame

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#29

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 01.09.2006 10:48
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Leute

Nochmals herzlichen Dank für die Rückmeldungen und das Lob. Ich hatte schon fast gedacht, ich wäre hier noch die Einzige, die solchen Versen etwas abgewinnen kann. Schön, dass es nicht so ist.

Wow, Joame, Du machst Dir wirklich sehr viel Mühe mit meinem Text. Danke. Ich schäme mich ja fast zuzugeben, dass ich praktsich nie darauf achte, welche Bedeutung einem Wort zukommt, wenn ich es jetzt hier oder dort/ mit oder ohne Elision etc. schreibe. Meistens geht das alles nach Gefühl und erst am Schluss wird noch, damit das Metrum stimmt, etwas hin und her geschoben. Erst wenn mich dann ein Kritiker auf etwas aufmerksam macht, und die Bedeutung in Frage stellt, muss ich überdenken, wieso dieses Wort jetzt in dieser Form da steht.
Normalerweise passen die aber, wie Zahnrädchen, ineinander und nur in wenigen Fällen fühle ich mich dazu genötigt, umzuschreiben. Meist an den Stellen, die mir selber nicht so recht schmecken und ich schon rumgeknubbelt hab und auf die man, mit tödlicher Sicherheit, den Kritikerfinger legt.

Vielen Dank also nochmals, für die Mühe und liebe Grüsse in die Dichterrunde!
Margot

P.S. Irgendwann mal gibt's in der Plauderecke eine Abstimmung über den Text des Monats. Steht meist auch im Banner. Wirf einfach dort den Zettel in den Feuerkelch.

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#30

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 01.09.2006 11:12
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Haha, hoffentlich habe ich gut schulmeisterlich gewirkt.
Die Gedanken, die Du beim Lesen hattest, möchte ich gar nicht wissen.
Genau das ist mir bewußt, der Routinier schreibt locker aus dem Handgelenk, läßt einfach seine Gefühle fließen; nachher besehen, paßt es ja meistens.

Deinen Gruß in die Runde wirkt auf mich wie die Einleitung einer kleinen Pause bzw. Abschluß des Themas. Ich erwidere gerne Deinen Gruß!

Joame

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#31

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 06.09.2006 08:09
von kein Name angegeben • ( Gast )

Mir gefällt dieses Gedicht so gut, dass ich mich an einer Hörversion versucht habe.

Margot, ich hoffe, dass ich mit dieser interpretation in der Nähe deiner Intention liege.

Hörtext-Westwärts

Liebe Grüsse

Bosco

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#32

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 06.09.2006 15:54
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Bosco

Ja, das gefällt mir doch richtig gut, danke!

Meine Intention? Ach, das ist nicht relevant. Die treffe ich ja selber nicht mal .... Ich habe da immer eine Version im Kopf, die ich aber nur in ganz seltenen Fällen zu Stande bringe.

Beste Grüsse
Margot



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#33

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 11.11.2006 00:12
von Primel (gelöscht)
avatar
@Margot

Westwärts!

Ich weiß nicht, was zuerst kommt, das Erkennen der Herkunft eines Textes bzw dessen Schöpfer – wenn man sieht, dass ein Film von Woody Allen gemacht wurde, beginnt man sich dafür zu interessieren, so wie der Brustkrebs eines Filmstars viel wichtiger ist, als des Nachbarn Kehlkopfoperation. Man nähert sich dem Erzeugnis mit einer anderen Einstellung als jener, die man einem Unbekannten entgegen bringt. So suche und wähle ich in Foren Beiträge bestimmter Textproduzenten und vermeide es, meine Zeit mit dem Lesen der täglichen Sexprovokationen gewisser Steuerberaterazubis zu vergeuden, was insofern sehr schade ist, als jener apostrophierte Poet manchmal auch sehr gute Ware anzubieten hat.

Dein Gedicht verdient zweifellos jedes Lob, das es bereits erhalten, und ich habe dem nichts hinzuzufügen. Was mich jedoch nach Überfliegen der Kommentare berührte, ist das Fehlen von Überlegungen zum Gedichteinhalt, wenn ich von Ulli Nois absehe, der jene Punkte, die mir Schwierigkeiten bereiteten, einfach fixiert, indem er vom Tod des Vaters spricht und die „Eine“ gut findet. Ich finde diese Folgerung nicht fundiert, und ich stieß mich am plötzliche Auftauchen des Vaters, der genauso unvorbereitet in das Gedicht hereingestellt wird wie der Titel, da die etwaige Verbindung mit Sonnenuntergang oder Lebensabend etc reine Spintisiererei darstellt.

Das erlebende Ich ahnt und erkennt seine Veränderung. Das sollte bereits ausreichend sein. Jetzt durch Fingerzeige mögliche Auslöser oder Verschulder für diese Veränderung verfügbar zu machen, stellt eher eine Einschränkung des Mitgestalterbereiches für die Leserphantasie dar, als eine willkommene Hilfe. Zugegeben, dies ist eine sehr subjektive Schau.

Dass mich beim ersten Lesen die „Eine“ zum Anhalten brachte, ich kurz an einen Auslassungsfehler dachte, dann an die Spinnweben, die man oft an kleinen Wiesenbächen findet und deren Erzeugerinnen, mir die Nasenwarzenparze einfiel und solchermaßen meine Begeisterung kurz abgezwackt wurde, nehme ich als einen nur von meiner überlasteten Phantasie geschaffenen Ausrutscher auf mich, und nach Durchackern der Kommentare habe ich mich entschlossen, diese „Eine“ als eine Märchenfigur zu sehen, und die Welt ist wieder heil!

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#34

westwärts

in Philosophisches und Grübeleien 11.11.2006 09:35
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Primel

Das ist ganz natürlich, dass man bei gewissen (Nick-)Namen mit einer Erwartungshaltung in den Text geht. So wie man weiss, was einem bei Rilke erwartet, so weiss man auch, dass ein Grünbein ganz anders dichtet und ist darauf "vorbereitet". Für den Autor ist das nicht immer nützlich und ich verstehe jeden, der mal unter Pseudonym schreibt, um eine unvoreingenommene Meinung zu erhalten. Wie Du sagst, übersieht man aber bei einer solchen Haltung oftmals Perlen, aber die bestehen weiterhin und irgendwann mal wird sich die Schale öffnen. Es kommt halt immer darauf an, wie lange es die Muschel erträgt, im Salzwasser zu liegen.

Ich wollte über den Tod des Vaters schreiben, verstehe aber, dass die Nennung desselbigen die Interpretation einschränkt. Tja, das ist wohl das Risiko beim Dichten, dass man verstanden wird.

Wie Ulli die 'Eine' interpretiert hat, gefällt mir, deshalb will ich auch gar nicht (mehr) gross meine Intention darüber äussern. Ein bisschen Geheimnistuerei sei auch mir gegönnt.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Gruss
Margot

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