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Nicht nur dass am Sonn- und Ruhetag gemeißelt wird, du bringst mich ganz schön ans Denken, lieber Alcedo:
In einer Küchenzeile, wo die Dinge gewöhnlich geradlinig und ökonomisch angeordnet sind: zwei widerspenstige Kacheln. Zwei? Zufall? Oder Hinweis auf eine Paarbeziehung? Jedenfalls sind zwei Dinge in dieser Welt-Ordnung anders als erwartet, was allerdings erst beim Abschlagen bzw. Abbrechen auffällt. Dass etwas abbricht, gehört zum Lauf der Zeit und der Dinge. Ebenso, dass jemand aktiv etwas abbricht, z.B. weil er mit dem Alten nicht mehr leben kann oder will. Die Masse der Kacheln bricht an der Sollbruchstelle, den Fugen. Nur diese beiden Einzelstücke stemmen sich heftig, funkelnd, leidenschaftlich gegen das, was von ihnen erwartet wird. Es gibt sicher viele mögliche Analogien. Ich assoziiere hier - auch wegen der Zwei - als erstes das Bild von brechenden Herzen. Sie brechen, weil es die Zeit so will, vielleicht auch, weil jemand aktiv an dem Abbruch der Beziehung arbeitet. Aber nun zeigt sich - im Moment der Zerstörung - erst der eigentliche "Untergrund" der Liebe. Er ist so stark, dass sie sich nur mit größtem Widerstand überhaupt brechen läßt und dabei aufgesplittert werden muss in ihre vielen Einzelteile. Ein offenbar hartes und mühseliges Stück Arbeit. Das machst du äußerlich dadurch sichtbar, dass du die 2. Strophe in acht Worte bzw. Kleinverse brichst.
Ein kleines (alltägliches) Ereignis zu einer intensiven Betrachtung über das Wesen des Abbruchs verdichtet. Das mag ich sehr. Kleinigkeiten: "Meißel" statt "Meissel". Warum verkürzt du "musste" auf "musst"? Metrisch / klanglich geht beides und die ganze Form kommt einfach natürlicher...
Damit breche ich erst einmal ab und grüße herzlichst
Ulli
In einer Küchenzeile, wo die Dinge gewöhnlich geradlinig und ökonomisch angeordnet sind: zwei widerspenstige Kacheln. Zwei? Zufall? Oder Hinweis auf eine Paarbeziehung? Jedenfalls sind zwei Dinge in dieser Welt-Ordnung anders als erwartet, was allerdings erst beim Abschlagen bzw. Abbrechen auffällt. Dass etwas abbricht, gehört zum Lauf der Zeit und der Dinge. Ebenso, dass jemand aktiv etwas abbricht, z.B. weil er mit dem Alten nicht mehr leben kann oder will. Die Masse der Kacheln bricht an der Sollbruchstelle, den Fugen. Nur diese beiden Einzelstücke stemmen sich heftig, funkelnd, leidenschaftlich gegen das, was von ihnen erwartet wird. Es gibt sicher viele mögliche Analogien. Ich assoziiere hier - auch wegen der Zwei - als erstes das Bild von brechenden Herzen. Sie brechen, weil es die Zeit so will, vielleicht auch, weil jemand aktiv an dem Abbruch der Beziehung arbeitet. Aber nun zeigt sich - im Moment der Zerstörung - erst der eigentliche "Untergrund" der Liebe. Er ist so stark, dass sie sich nur mit größtem Widerstand überhaupt brechen läßt und dabei aufgesplittert werden muss in ihre vielen Einzelteile. Ein offenbar hartes und mühseliges Stück Arbeit. Das machst du äußerlich dadurch sichtbar, dass du die 2. Strophe in acht Worte bzw. Kleinverse brichst.
Ein kleines (alltägliches) Ereignis zu einer intensiven Betrachtung über das Wesen des Abbruchs verdichtet. Das mag ich sehr. Kleinigkeiten: "Meißel" statt "Meissel". Warum verkürzt du "musste" auf "musst"? Metrisch / klanglich geht beides und die ganze Form kommt einfach natürlicher...
Damit breche ich erst einmal ab und grüße herzlichst
Ulli
, Alcedo!
Ich hoffe, deine Küche ist inzwischen neu gefliest - mit der Wasserwaage ausgerichtet; und der Untergrund der störrischen Fliesen hat nicht allzu großen Schaden genommen. In meiner Küche habe ich Kunststoffkacheln - importierte. Sie lassen sich ohne große Mühe ersetzen, wenn es sein muss - hm...
Lieben Gruß,
Haselnuss
Ich hoffe, deine Küche ist inzwischen neu gefliest - mit der Wasserwaage ausgerichtet; und der Untergrund der störrischen Fliesen hat nicht allzu großen Schaden genommen. In meiner Küche habe ich Kunststoffkacheln - importierte. Sie lassen sich ohne große Mühe ersetzen, wenn es sein muss - hm...
Lieben Gruß,
Haselnuss
#4
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Küchenzeile
in Diverse 20.08.2006 17:23von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Alcedo
Auch ich möchte dir hier mein Gefallen bekunden. Die Umschreibung der Beziehung als Fliesen mit dem andersartigen Untergrund finde ich genial.
Was mir hier aber dennoch nicht so gut gefällt ist, dass bei den Fliesen die FUnken fliegen. Das ist so natürlich nicht richtig. Klar, das ist ein Gedicht und die Funken stehen auch metaphorisch hier, aber einen Bezug zur realität erlauben sie nicht. Abgesehen hiervon bin ich begeistert.
LG Gem
Auch ich möchte dir hier mein Gefallen bekunden. Die Umschreibung der Beziehung als Fliesen mit dem andersartigen Untergrund finde ich genial.
Was mir hier aber dennoch nicht so gut gefällt ist, dass bei den Fliesen die FUnken fliegen. Das ist so natürlich nicht richtig. Klar, das ist ein Gedicht und die Funken stehen auch metaphorisch hier, aber einen Bezug zur realität erlauben sie nicht. Abgesehen hiervon bin ich begeistert.
LG Gem
@Ulli:
am Sonn- und Ruhetag wird natürlich nicht gemeißelt, sondern nur geschrieben/gefeilt.
das scharfe ß hab ich sofort übernommen&eingesetzt.
das "e" von "musste" hab ich zugunsten des Metrums geopfert und weil ich maximal zwei Silben in den heruntergebrochenen Zeilen haben wollte, aber das "ich" auf keinen Fall in einer Extrazeile.
vielen Dank für Interpretation und Analogien, und die Erläuterung des formellen Aspektes.
die zwei waren kein Zufall, sondern an der Stelle war im Untergrund mit besonders zementhaligem Mörtel repariert worden (evtl. eine alter Rohrdurchgang, etwas in der Art) oder war es dann doch Zufall? wie-dem-auch-sei, ich mag solche Verdichtungen auch. ich hatte es an dem Abend in ähnlicher Form festgehalten und hab heute dran rumgefeilt.
@Haselnuss:
ja, die erste Reihe richte ich nach einem Bleistiftstrich aus, den ich nach Wasserwaage gesetzt habe. macht doch jeder so, oder? der Untergrund lässt sich leicht mit Putzgips reparieren.
dass es Kunststoffkacheln gibt, wusste ich nicht. kann aber gerne drauf verzichten, das Material mag ich nämlich grundsätzlich nicht.
@Gemini:
freut mich sehr, dass es dir auch gefällt. vor allem das mit dem Untergrund.
aber du glaubst doch nicht etwa ich würde irgendetwas beim Schreiben erfinden?
die Funken sind real. ich benutzte einen handelsüblichen Meissel (verdammt: Meißel) und einen 1250-Gramm-Hammer (hab nachgeschaut). allerdings - das kannst du ja nicht wissen - handelt es sich um einen Altbau. die Fliesen wurden damals (ca.1950) mit Zementputz geklebt, nicht mit modernem Flexkleber. da ist viel mehr Sand, bzw. grobkörnigeres Mineral dazwischen und es funkt oft schön.
liebe Grüße
Alcedo
am Sonn- und Ruhetag wird natürlich nicht gemeißelt, sondern nur geschrieben/gefeilt.
das scharfe ß hab ich sofort übernommen&eingesetzt.
das "e" von "musste" hab ich zugunsten des Metrums geopfert und weil ich maximal zwei Silben in den heruntergebrochenen Zeilen haben wollte, aber das "ich" auf keinen Fall in einer Extrazeile.
vielen Dank für Interpretation und Analogien, und die Erläuterung des formellen Aspektes.
die zwei waren kein Zufall, sondern an der Stelle war im Untergrund mit besonders zementhaligem Mörtel repariert worden (evtl. eine alter Rohrdurchgang, etwas in der Art) oder war es dann doch Zufall? wie-dem-auch-sei, ich mag solche Verdichtungen auch. ich hatte es an dem Abend in ähnlicher Form festgehalten und hab heute dran rumgefeilt.
@Haselnuss:
ja, die erste Reihe richte ich nach einem Bleistiftstrich aus, den ich nach Wasserwaage gesetzt habe. macht doch jeder so, oder? der Untergrund lässt sich leicht mit Putzgips reparieren.
dass es Kunststoffkacheln gibt, wusste ich nicht. kann aber gerne drauf verzichten, das Material mag ich nämlich grundsätzlich nicht.
@Gemini:
freut mich sehr, dass es dir auch gefällt. vor allem das mit dem Untergrund.
aber du glaubst doch nicht etwa ich würde irgendetwas beim Schreiben erfinden?
die Funken sind real. ich benutzte einen handelsüblichen Meissel (verdammt: Meißel) und einen 1250-Gramm-Hammer (hab nachgeschaut). allerdings - das kannst du ja nicht wissen - handelt es sich um einen Altbau. die Fliesen wurden damals (ca.1950) mit Zementputz geklebt, nicht mit modernem Flexkleber. da ist viel mehr Sand, bzw. grobkörnigeres Mineral dazwischen und es funkt oft schön.
liebe Grüße
Alcedo
Das Gedicht finde ich fantastisch, aber dass es sich wirklich nur um eine reale Beschreibung handeln soll raubt mir alle Illusionen, wenn es auch soviele Sinnebenen daneben gibt.
Das Gedicht ist toll, aber die Kommentare haben mich enttäuscht.
Dass hier Echtes und Metaphorisches so perfekt Hand in Hand gehen emfpinde ich dann wieder als Meisterleistung, also ignoriere meine Enttäuschung.
lg Thomas
Das Gedicht ist toll, aber die Kommentare haben mich enttäuscht.
Dass hier Echtes und Metaphorisches so perfekt Hand in Hand gehen emfpinde ich dann wieder als Meisterleistung, also ignoriere meine Enttäuschung.
lg Thomas
Zitat: |
sEweil schrieb am 20.08.2006 22:43 Uhr: dass es sich wirklich nur um eine reale Beschreibung handeln soll raubt mir alle Illusionen |
du siehst mich hier breit grinsend, Thomas.
diese Art von Humor gefällt mir!
wie soll ich dich "trösten", wie nur?
versuchen wirs damit:
Fliesen gibt es überall
Modernisierer
Renovierer
Fliesenleger
auch
Solch Besessene aber
die beim werkeln den
Baumarkteinkaufszettel
aus der Latzhose
grabschen und mit dem Markierstift
Verse draufschmieren
nur hier
nun, immer noch enttäuscht?
liebe Grüße
Alcedo
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