BREF!
Nicht wissend, was mir begegnen würde, zappte ich durchs Programm, verweilte bei den Verbraucherhinweisen und dann machte es Peng. Nein Bref. Es machte Bref. Ich meinte erst mich verhört zu haben. Glaubte einer ottomäßigen Werbepersiflage aufgesessen zu sein. Aber die Buben und Mädels aus der Henkelforschung und Marketingabteilung meinten es ernst.
Dieser merkwürdige Zausel im weißen Laborkittel delektierte sich genüsslich am Produktnamen. Ein Name wie ein Verzweiflungsfurz wenn gar nichts mehr geht. Und mir gefiel er immer besser: Bref! Das ist anarchisch. Oder so subtil, dass kleingeistige Misanthropen und Toleranzverweigerer wie ich diesen Werbecoup auch in hundert Jahren nicht durchschauen würden? Egal! Ich wiederholte den Namen wohl hundertmal an diesem Abend: Bref! Stellte mir vor wie endlos mäanderndes Stehtischgefasel mit einemmal ausgebrefft werden könnte. Bref!
Erinnert mich an... wie heißt der Film mit Piccoli? Themroc? IMDB sagt :Ja, Themroc (1973).
Das ist übrigens ganz was feines, diese Filmdatenbank. Seit ich im Internet entdeckt habe, dass ich mir nur noch Bruchstücke eines Filmes merken muß, werde ich nicht mehr ganz hibbelig wenn mir nicht gleich einfällt, ob Howard Feuer oder Lynn Stallmaster für das Casting verantwortlich waren. Breff drauf. Jeder Kameramann, jeder Schauspieler, alles sofort verfügbar. Seitdem fange ich an meine bescheidene Bibliothek wegzulöschen, wegzubreffen. Warum sollte man sich in Zeiten dieser gewaltigen Online-Datenbanken noch mit diesem elenden Detailwissen belasten?
Was mich auch so elendig an diesen modernen Romanen a la Schwarm stört. Furchtbar. Bref!. Seitenweise Zitierungen aus populärwissenschaftlichen Sekundärwerken über Erderwärmung, Gentechnologie oder zusammengestumpselte Kunstgeschichte a la Brown. Würde viel lieber etwas über stochastische Dichotomie Störungen bei Eulerschen Zahlen oder Transgene Konvergenzreaktionen in der Mikrowelle erfahren. Meine schlauen Nichten, denen der Sandmann durchaus mal Ihre perversen Gedanken aus den Ventrikeln pusten sollte, unken natürlich sofort, dass Ihr Großonkel – den sie natürlich nicht brotnic2um und zum glück nicht dummwiebrotnik – danke dafür Kuh – sondern nur kurz bulbus breffen äh rufen, unken sofort -: „So’n Quatsch. transgene konvergenzdynamik gibs doch gar nicht.“ Ja, eben drum! Ihr Naseweise, Rotzlöffel und Neunmalklugen!! Warum sollte ich in einem Roman detailliertes Schulbuchwissen erfahren? Das ist Bref!
Wenngleich in meinen halbgebildeten Kreisen diese leicht stinkende Sehnsucht nach einer profunden Allgemeinbildung doch vorliegt: So mal ganz locker mediteran wie Prof. Bellavista im Treppenhaus über Philosophiegeschichte einen abschnöseln und nicht wie Dummbatz in der Ecke stehen, nur weil man noch nie was vom sokratischen Paradoxon gehört hat. Ja, Kunststück! Bref!
Und wenn ich jedes Detail wegbrefft habe und alleine mit meinem Internet bin, dann gehe ich auf
www.gehirnversand.de.