#1

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 23.09.2006 14:42
von DOCC (gelöscht)
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mit platzen des schädels ertönt ein signal.
sie treiben fortan einen silbrigen stahl
querdurch eine ader bis hinter die stirn.
dann ist endlich stille im saal.

es ticken die zeiger, ein kardiograph spuckt
die falschen bilanzen. der assistent zuckt
verschlafen die schultern: da ist was kaputt.
es wird eine pille geschluckt.

die waschung ist gründlich, der müll wird getrennt.
sie lachen laut während ein leichnam verbrennt
und legen sich dann noch die messer erneut
fürs morgige experiment.

© U. Würsig 2006

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#2

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 25.09.2006 21:50
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo DOCC,

sprachlich gefallen mir diese Verse sehr, allein, ich weiss nicht sie zu deuten. So nehme ich sie als kritische Auseinandersetzung mit Ethik in der Wissenschaft, speziell Medizin?
Wie gesagt, gern gelesen und nicht verstanden.

Grüsse,
GerateWohl

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#3

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 27.09.2006 09:09
von DOCC (gelöscht)
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Hallo GerateWohl,
schön wenns Dir gefällt. Klar hat es mit Medizin tun tun. Ich wollte es nur nicht zu konkret "verorten". Aber im Hinterkopf waren Tierversuche zum Austesten pharmakologischer Präparate.
Liebe Grüße von
DOCC

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#4

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 27.09.2006 10:50
von Fabian Probst (gelöscht)
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Puh, das muss man aber mindestens fünf mal lesen, bis man es metrisch erfasst hat, weil einige Stellen doch etwas ungelenk gewählt sind.
Spätestens bei "ein karDIograph SPUCKT" verzweifelt man fast etwas.
Man kann das ganze aber sauber lesen, wenn man sich darauf einlässt.

Nachdem ich das hin bekommen habe (das liegt daran, dass ich die erste Strophe richtig klasse finde) gefällt es mir insgesamt sehr gut.

Eine plastische Beschreibung dieser skrilen Szenerie.

Gruß, Fabian


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#5

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 27.09.2006 12:13
von DOCC (gelöscht)
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Hallo Fabian,
STIMMT! Das fällt mir jetzt erst auf:
Kardiograph hat ne Silbe zuviel. Aber das kommt daher, dass ich Kar-djo-graph, und nicht kar-di-o-graph spreche. Iss das nun erlaubt oder nicht ???

Liebe Grüße von
DOCC

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#6

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 27.09.2006 12:38
von Fabian Probst (gelöscht)
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Achso, ich sehe auch gerade, dass bei meiner Version drei unbetonte Silben hintereinander vorkämen.

So hast du es also gemeint.

Ich glaube, dass es wirklich eine Silbe zuviel ist.
Normalerweise macht man das ja kenntlich, wenn eine Silbe weggelassen werden soll beim sprechen (z.B. geh'n anstatt gehen. Erlaubt ist es also bestimmt. Aber wie das hier funktionieren soll, weiß ich auch nicht.
Vielleicht musst du es wirklich "kardjograf" schreiben. Von alleine kommt der Leser ja nicht drauf. Oder du merkst es an, was aber auch doof ist. Ich habe leider keine Ahnung.

Gruß, Fabian

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#7

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 28.09.2006 11:11
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi DOCC,

ich finde diese Zeilen reizvoll, weshalb ich - wie Fabian - auch gerne mehrmals angesetzt habe, bis es mir gelang die Sache sauber zu lesen. "io" wird ja grundsätzlich gerne man in schnoddrig sprechenden Gegenden (hier ist auch eine ) "jo" gesprochen - bei kardiograph ist das dennoch etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber doch machbar. Es entsprechend der Ausprache mit "j" zu schreiben, empfehle ich aber nicht, das sieht - mit Verlaub - dämlich aus.

Inhaltlich kann man zwar eine bestimmte Richtung erahnen, das thematische Gebiet bleibt dennoch weit, so dass ein wenig mehr Hilfestellung vielleicht dennoch sinnvoll gewesen wären. Dennoch spannend zu lesen.

Gefällt mir,

Don

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#8

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 28.09.2006 14:48
von DOCC (gelöscht)
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Hallo GerateWohl, Hallo Don,
Nee, kardjograph würd ich natürlich niemals nicht schreiben. Sprechen schon eher - aber es scheint, und so deute ich auch eure Kommentare, eine schlechte Lesart zu sein. Ich muss mal überlegen, ob mir ein anderes datenspuckendes Instrument noch einfällt.
Wie gesagt, ich wollte eigentlich nicht zu konkret werden. Es sollte nur ein Draufblick auf eine Szene sein: da wird wiederholt zum gleichen Thema (nr. 6b) an einem Lebewesen herumexperimentiert, wobei die Typen es ganz locker sehen, ob es überhaupt ein verwertbares Ergebnis für die Forschung gibt. Wenn nicht, dann wird eben Lebewesen 6c draufgehen. Es ist schon bald wie ein Spiel mit offenem Ausgang: sie legen sich eben aber nicht die Karten, sondern die Messer.
Inzwischen wird ja schon öffentlich für Kosmetika geworben, die ohne Tierversuche kreiert wurden; in den Forschungsabteilungen der Pharmaindustrie wird hingegen noch genug gestorben...
Liebe Grüße von
DOCC

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#9

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 28.09.2006 15:07
von Krabü2 (gelöscht)
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ja.... und sowas geht durch ethik-kommissionen, das ist schon derbe. ich übrigens habe bei deinem gedicht gedacht, es handle sich um einen menschen.
dein gedicht hat mir sehr gut gefallen.
ich denke mal, versuche mit menschen wird es auch geben. wenn nicht momentan, dann wohl doch in zukunft. wobei - nicht momentan? was ist mit der gentechnologie? stammzellen und so?
naja, klonen wir uns eine zukunft und hoffen auf versuchs'tier'ergebnisse, die uns weiterbringen, vor allem wirtschaftlich *sarkastisch-lach* - wir dürfen ja einer globalen entwicklung auch nicht entgegenstehen, vor allem in der forschung wollen wir als deutsche doch auch noch nen namen haben und behalten...
lg
kb

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#10

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 30.09.2006 10:12
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ich musste übrigens auch eher an einen Menschen denken, womöglich wegen der Verwendung des Wortes "Leichnam", die ich eher mit Menschen verbinde, während ich mit Tieren eher "Kadaver" assoziiere. So steht es auch im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache, wobei Kadaver auch zumindest abwertend für den menschlichen Körper verwendet werden kann. In der Wikipedia steht dagegen, dass Leichnam schlicht ein toter Köper ist und Kadaver eigentlich den bereits verwesenden Leichnam bezeichnet. Allerdings findet sich auch dort, dass die Bezeichnung Kadaver überwiegend für Tiere und Leichnam für Menschen verwendet wird.

Wobei ich diese Assoziation zu Menschenversuchen eigentlich ganzreizvoll finde .

Don

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#11

versuch nr. 6b

in Gesellschaft 02.10.2006 18:12
von DOCC (gelöscht)
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Hallo Don und Kratzbürste,
im Prinzip schneidet Kratzbürste an, was Don zu einem kleinen Aua veranlasst. Wie gesagt, ich wollts nicht zu konkret machen - ich weiß auch nicht, obs Tests an Menschen bereits gibt (ausserhalb der Filmindustrie mein ich) - aber wer weiß, wo's mal hingeht: deshalb lass ich den Leichnam auch stehen - als Ist, als Warnung, als Vision oder was auch immer.
Dank auch Euch beiden für die Kenntnisnahme.
Liebe Grüße von
DOCC

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