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Sangesbrüder
Wollt Ihr in einem Stammlokal
vom Wirt geduzt,
von allen Trinkern anerkannt,
bei Smalltalk höchst gewählt
und wohlfeil unter Tische trinken,
was Euch dort draußen quält?
Ist Euer Selbstwert denn so tief gesunken,
dass Ihr nur Nettigkeiten noch ertragt,
dass Ihr Euch liebend gern belügen lasst,
auch wenn Ihr heimlich
in den schwachen Stunden
diese Lügen und Euch selber hasst?
Ist dieses Perlenspiel Euch bunt und Grund genug,
müsst Ihr auf Eures Wirtes ewig selbe Frage
ewig gleiche Antwort haben: Ja?
Dann gebt Euch volles Maß
und prostet in Verbundenheit einander zu
und leert in einem Zug das Glas.
Wollt Ihr in einem Stammlokal
vom Wirt geduzt,
von allen Trinkern anerkannt,
bei Smalltalk höchst gewählt
und wohlfeil unter Tische trinken,
was Euch dort draußen quält?
Ist Euer Selbstwert denn so tief gesunken,
dass Ihr nur Nettigkeiten noch ertragt,
dass Ihr Euch liebend gern belügen lasst,
auch wenn Ihr heimlich
in den schwachen Stunden
diese Lügen und Euch selber hasst?
Ist dieses Perlenspiel Euch bunt und Grund genug,
müsst Ihr auf Eures Wirtes ewig selbe Frage
ewig gleiche Antwort haben: Ja?
Dann gebt Euch volles Maß
und prostet in Verbundenheit einander zu
und leert in einem Zug das Glas.
#2
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Sangesbrüder
in Gesellschaft 02.10.2006 16:40von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Formal kann ich nicht kritteln. Zum Inhalt:
Nun ein echter Mattes. Wieder erfrischen unangepasst und nicht zähmbar.
(Gott sei Dank)
Kampf gegen die angepassten Opportunisten, die nur glücklich sind wenn sie vom bekannten Umfeld beweihräuchert werden. Die gierig nach dem Lob der Speichellecker greifen. Die Selbstkritik schon lange ausgeblendet haben, weil sie das eigene EGO stört. Ein Text für Massenmenschen,Antiindividualisten. Zwei,drei, ein Lied....
Hat mir Spass gemacht. Ich glaube gegen diesen Virus bist Du immun,oder?
Gruss
Knud
Nun ein echter Mattes. Wieder erfrischen unangepasst und nicht zähmbar.
(Gott sei Dank)
Kampf gegen die angepassten Opportunisten, die nur glücklich sind wenn sie vom bekannten Umfeld beweihräuchert werden. Die gierig nach dem Lob der Speichellecker greifen. Die Selbstkritik schon lange ausgeblendet haben, weil sie das eigene EGO stört. Ein Text für Massenmenschen,Antiindividualisten. Zwei,drei, ein Lied....
Hat mir Spass gemacht. Ich glaube gegen diesen Virus bist Du immun,oder?
Gruss
Knud
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Sangesbrüder
in Gesellschaft 02.10.2006 19:50von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Aber ich kann formal etwas kritteln!
Hi Mattes
S2/Z6 und S3/Z3 fällst Du in den Trochäus, Du Wilder! Ich stocke da und kann's mir - bei allem guten Willen - nicht schönreden bzw. betonen. Aber das ist sicher Absicht, nicht wahr? *g
Ja, ja ... so sind sie .... so sind wir! Ich geb Dir Recht und prangere mit an und danach setze ich mich dazu und spiele mit den Perlen.
Mir gefällt's.
Gruss
Margot
Hi Mattes
S2/Z6 und S3/Z3 fällst Du in den Trochäus, Du Wilder! Ich stocke da und kann's mir - bei allem guten Willen - nicht schönreden bzw. betonen. Aber das ist sicher Absicht, nicht wahr? *g
Ja, ja ... so sind sie .... so sind wir! Ich geb Dir Recht und prangere mit an und danach setze ich mich dazu und spiele mit den Perlen.
Mir gefällt's.
Gruss
Margot
#4
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Sangesbrüder
in Gesellschaft 02.10.2006 20:12von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,
mir gefällt es auch gut und finde es inhaltlich eine sehr runde Sache. Hat in seiner direkten Ansprache etwas von einer Rede. Die eindringliche Ansprache wird formal sogar dadurch verstärkt, dass Du bei der Anrede Euch und Ihr die in Briefen eher übliche Großschreibung verwendest.
Das Herzstück des Textes ist die mittlere Strophe, die den Standpunkt des lyrischen Ichs ganz deutlich macht. Hier stolpere ich inhaltlich über die "schwachen Stunden". Ich hätte ja gedacht, dass der Mensch sich eher in starken oder besonders bewussten Stunden solche Dinge eingestünde und eher in den schwachen dazu neigte, diese zu überspielen. Daher finde ich das an dieser Stelle persönlich nicht ganz schlüssig.
Aber ins leichte schwimmen komme ich erst in der letzten Strophe. Da frage ich mich, was das lyr. Ich nun eigentlich will. Sich von den "sich selbst belügenden Verdrängern" distanzieren? Nichts mit ihnen zu tun haben? Warum fordert es sie auf weiterzutrinken? Warum in einem Zug austrinken? Ist es selber einer und wollte das einfach mal gesagt haben? Hat es gerade einen schwachen Moment? Irgendwie für mich fast ein offenes Ende, das mir aber gut gefällt, weil es so nicht so zeigefingermäßig daher kommt und so nicht ins lehrerhafte abdriftet. Daher finde ich diesen Schluß ausgesprochen gelungen.
Was mir in der letzten Strophe allerdings nicht gefällt ist der Verzicht im 2. und 3. Vers der Verzicht auf sämtliche Artikel. Und ich wage mal, dass es bei den unterschiedlichen Verslängen den Text nicht völlig aus dem Rythmus werfen würde, wenn der 3. Vers lauten würde "ewig nur die gleiche Antwort haben: Ja?". Dann wäre der Vers zwar länger, aber der Satz an sich schöner.
Ich kann den Text übrigens trotz Metrumwechsel flüssig lesen, kann es aber nicht recht begründen, wie mich der Text von sich aus in den versetzten Rythmus überleitet, aber er tut es.
In dem Text steckt, nicht zuletzt aufgrund des abgerundeten Endes eine Menge Energie. Das gefällt mir.
Grüße,
GerateWohl
mir gefällt es auch gut und finde es inhaltlich eine sehr runde Sache. Hat in seiner direkten Ansprache etwas von einer Rede. Die eindringliche Ansprache wird formal sogar dadurch verstärkt, dass Du bei der Anrede Euch und Ihr die in Briefen eher übliche Großschreibung verwendest.
Das Herzstück des Textes ist die mittlere Strophe, die den Standpunkt des lyrischen Ichs ganz deutlich macht. Hier stolpere ich inhaltlich über die "schwachen Stunden". Ich hätte ja gedacht, dass der Mensch sich eher in starken oder besonders bewussten Stunden solche Dinge eingestünde und eher in den schwachen dazu neigte, diese zu überspielen. Daher finde ich das an dieser Stelle persönlich nicht ganz schlüssig.
Aber ins leichte schwimmen komme ich erst in der letzten Strophe. Da frage ich mich, was das lyr. Ich nun eigentlich will. Sich von den "sich selbst belügenden Verdrängern" distanzieren? Nichts mit ihnen zu tun haben? Warum fordert es sie auf weiterzutrinken? Warum in einem Zug austrinken? Ist es selber einer und wollte das einfach mal gesagt haben? Hat es gerade einen schwachen Moment? Irgendwie für mich fast ein offenes Ende, das mir aber gut gefällt, weil es so nicht so zeigefingermäßig daher kommt und so nicht ins lehrerhafte abdriftet. Daher finde ich diesen Schluß ausgesprochen gelungen.
Was mir in der letzten Strophe allerdings nicht gefällt ist der Verzicht im 2. und 3. Vers der Verzicht auf sämtliche Artikel. Und ich wage mal, dass es bei den unterschiedlichen Verslängen den Text nicht völlig aus dem Rythmus werfen würde, wenn der 3. Vers lauten würde "ewig nur die gleiche Antwort haben: Ja?". Dann wäre der Vers zwar länger, aber der Satz an sich schöner.
Ich kann den Text übrigens trotz Metrumwechsel flüssig lesen, kann es aber nicht recht begründen, wie mich der Text von sich aus in den versetzten Rythmus überleitet, aber er tut es.
In dem Text steckt, nicht zuletzt aufgrund des abgerundeten Endes eine Menge Energie. Das gefällt mir.
Grüße,
GerateWohl
#5
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Sangesbrüder
in Gesellschaft 03.10.2006 08:25von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Prost auch. Überhaupt nicht moralisch diese Ku.. sorry :das LyrI. Nein gar nicht.
Ich kann es nur als böse Ansage an die Stammtischkumpel lesen, dessen Teil das LyrI ist. Das LyrI hat ziemlich die Schnauze voll vom allgemeinen Saufen und fröhlich sein. Es beantwortet zwar seine Frage, Ob denen das genügt nicht gleich selbst, aber es spricht deutlich aus was er von einem Ja halten würde. Sich volles Maß geben und das Glas in einem Zug leeren, kann ich nur als zynische Aufforderung sehen, sich dann doch bitte voll zu bedröhnen, um wirklich nicht nachdenken zu müssen. Das Glas in einem Zug leeren, steht mir dafür, dass die Sangesbrüder sich nicht über Gebühr mit dem Inhalt aufhalten sollen. Angestoßen, weg damit und Nächstes bestellt.
Nun müssen wir nur noch herausfinden wer die Sangesbrüder oder das von Frau Baumann so allgemein gefasste ja so sind wir sind. Aber da gibt es natürlich 27 Bedeutungsebenen die unser wilder Trochäen Tiger hier reingerummst hat. Ich vermute ja das LyrI ist ein Spiegelbild Gullivers der sich angeekelt von den mit Glasperlen spielenden Yahoos abwendet. aber was das wieder soll weiß ich nun wirklich nicht, wohlfeil ist es aber allemal... Herr Ober, ein Pils bitte. Danke.
PS: Die Einstellung dieses in Versform geschrieben Kommentars gefällt mir.
Ich kann es nur als böse Ansage an die Stammtischkumpel lesen, dessen Teil das LyrI ist. Das LyrI hat ziemlich die Schnauze voll vom allgemeinen Saufen und fröhlich sein. Es beantwortet zwar seine Frage, Ob denen das genügt nicht gleich selbst, aber es spricht deutlich aus was er von einem Ja halten würde. Sich volles Maß geben und das Glas in einem Zug leeren, kann ich nur als zynische Aufforderung sehen, sich dann doch bitte voll zu bedröhnen, um wirklich nicht nachdenken zu müssen. Das Glas in einem Zug leeren, steht mir dafür, dass die Sangesbrüder sich nicht über Gebühr mit dem Inhalt aufhalten sollen. Angestoßen, weg damit und Nächstes bestellt.
Nun müssen wir nur noch herausfinden wer die Sangesbrüder oder das von Frau Baumann so allgemein gefasste ja so sind wir sind. Aber da gibt es natürlich 27 Bedeutungsebenen die unser wilder Trochäen Tiger hier reingerummst hat. Ich vermute ja das LyrI ist ein Spiegelbild Gullivers der sich angeekelt von den mit Glasperlen spielenden Yahoos abwendet. aber was das wieder soll weiß ich nun wirklich nicht, wohlfeil ist es aber allemal... Herr Ober, ein Pils bitte. Danke.
PS: Die Einstellung dieses in Versform geschrieben Kommentars gefällt mir.
Ja, GerateWohl, mit Energie gelesen bzw. gesprochen, gleicht man den Wechsel nicht nur aus, er verstärkt meines Erachtens sogar die Wirkung, ob man die Klage nun albern fände oder nicht.
Nein, Knud, ich bin kein Abgeordneter und insofern nicht immun, vor allem nicht gegen das Gift der Kameraderie. Solche Verslein dienen auch immer meinem Zweck, mich daran zu erinnern.
Ja, Margot, so sind sie und wir natürlich auch. Wohl dem, so meine ich, der das nicht vergisst.
Nein, Brotnic, kein Gulliver, doch wenn du die Perlen schon korrekt zu Glasperlen zusammensetztest, dann sollte der Rest ein (Kinder-)Spiel sein.
Danke für die Kommentare.
DG
Mattes
Nein, Knud, ich bin kein Abgeordneter und insofern nicht immun, vor allem nicht gegen das Gift der Kameraderie. Solche Verslein dienen auch immer meinem Zweck, mich daran zu erinnern.
Ja, Margot, so sind sie und wir natürlich auch. Wohl dem, so meine ich, der das nicht vergisst.
Nein, Brotnic, kein Gulliver, doch wenn du die Perlen schon korrekt zu Glasperlen zusammensetztest, dann sollte der Rest ein (Kinder-)Spiel sein.
Danke für die Kommentare.
DG
Mattes
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