#1

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 30.10.2006 11:52
von Albert Lau (gelöscht)
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es gibt sie in meinem leben
und sie wächst auf meinem mist
daher rührt ja mein bestreben
und ich würde alles geben
zu ergründen wer sie ist

sie ist vorfahr mir ich ahne
sie ist meines geistes kind
und entspringt ganz meinem wahne
doch ich lenke nicht ich bahne
nur die fäden die sie spinnt

will ich nur von ihr berichten
fällt es doch auf mich zurück
und ich teile will ich dichten
alles unglück alle pflichten
und sie teilt mit mir mein glück

ich hab nie sehr viel bekommen
aber sie lebt nur von mir
wer hat je davon vernommen
bin ich auf den hund gekommen
schaun doch alle nur nach ihr

doch was will ich mich beschweren
ich sag sie und meine mich
so wie alle dichter lehren
wollt auch ich die welt bekehren
durch ein lyrischeres ich

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#2

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 30.10.2006 16:36
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Herr Lau

Ich würde Sie ja gerne dazu bekehren, den Regeln der Gross- und Kleinschreibung, sowie den Satzzeichen zu folgen - aber, wie Sie nicht müde werden, es nicht zu tun, werde ich nicht müde, Sie darauf hinzuweisen, dass jedwelches Fehlen derselbigen dem Lesen abträglich ist.

Lüpfiges Reimschema (abaab), das Sie gewählt haben und wenn die Reime auch nicht wahnsinnig originell sind, so unterstreichen sie doch den Inhalt, der zwar philosophisch ist, aber doch mit einem Augenzwinkern daher kommt. Manchmal ist diese Rubrik ja voller schwermütiger Sorgenfalten und halbnackten Rodin-Figuren ... das ist natürlich rein metaphorisch zu verstehen.

Es geht also um das lyr. Ich. Gut, doch bereits in der 1. Str. schreiben Sie von ‚sie, wo es doch ‚es’ heissen müsste. Ich bin verwirrt, könnte es sich evtl. auch um die Muse handeln? Aber womöglich ist das (für Sie) ja dasselbe.

Fäden bahnt man aber nicht, Herr Lau. Man knüpft, entwirrt, näht oder zwirbelt sie ... aber bahnen? Nein, das müssen Sie mir erklären, ansonsten nehme ich an, dieser Ausdruck sei dem Reim geschuldet. Pfui!

Ansonsten habe ich nichts zu meckern. Sie entlarven uns Dichter natürlich mit diesem Text. Wir, die uns gerne hinter einem lyr. Ich verstecken und doch regelmässig über uns selber schreiben, das aber immer vehement von uns weisen. Manchmal sogar mit Empörung! Ja, ja .... das tun wir. Sie sehen das ganz richtig: Unsere lyrischen Ichs sind lyrischer als wir selber ....

Mir gefällt’s, auch wenn es eigentlich ‚es’ heissen sollte.

Gruss
die Baumann

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#3

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 30.10.2006 16:53
von Albert Lau (gelöscht)
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guten tag, frau baumann

und keine bange. ich werde diesem spleen der kleinschreibung wohl nicht mehr lange frönen, da die bekämpfer desselben nicht müde werden, mich auf die nachteile hinzuweisen. sicher bin ich mir aber noch nicht. ich sehe vorteile darin und ich sehe noch nicht ein, warum der leser/die leserin es bequem haben muss. ich sehe allerdings ein, dass ich am votum der leser nicht vorbeikomme, da kann ich allerdings machen, was ich will.

sie haben aber vollkommen recht mit ihrem hinweis auf das lyrische ich, welches ein es und keine sie ist. es ergab sich einfach so und ich glaubte die muse dann dahingehend verstanden zu haben, dass das lyrische ich in diesem fall dichter oder dichterin ist, deren lyrisches ich beständig ein weibliches ist.

ich habe es schlicht und einfach in kenntnis des problems dabei gelassen, ich gestehe. so schwierig wäre es nicht gewesen, dass anders hinzubiegen aber dann fand ich es irgendwie seelenlos und viel schöner, mein lyrisch männliches ich mit einem lyrisch weiblichen ich ringen zu lassen, recht eigentlich hier ja schon so etwas wie ein lyrisches über-ich.

die in bahnen gelenkte fäden fand ich wegen der foren so hübsch, frau baumann. außerhalb dieser virtuellen welt kann diese phrase kaum bestehen, das gebe ich ihnen zu. aber auch hier dachte ich wie weiland dr.emmet brown: pfeif drauf!

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#4

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 30.10.2006 18:15
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ach ja, die faulen Leser ... ich zähle mich dazu.... aber wenn Ihnen so viel an den kleinen Buchstäbchen liegt, dann würde ich das doch konsequent durchziehen. Schliesslich ist der Autor ja auch wer und sollte sein Fähnchen nicht gleich nach jedem Wind hängen.
Aufmerksames Lesen ist sicher von Nöten, wenn ein Text durchgängige Kleinschreibung aufweist und manchmal ergeben sich daraus ganz witzige Wortspiele, aber Solches sollte m.E. erkennbar sein. Meist sind die Verfechter der Kleinschreibung aber lediglich zu faul (es gibt sie auf beiden Seiten) und/oder zu wenig sicher im Umgang mit der Sprache, dass sie sich eines solchen Stilmittels bemühen. Nicht, dass ich Ihnen das unterstelle, aber ich höre eben gerne die diversen Ausreden dazu.

Ah, Fäden gleich Postings. Interessant! Darauf wäre ich wirklich nie gekommen. Im Grunde ist Faden ja ein blöder Begriff für ein Thema. Frage mich, welcher Querkopf sich das ausgedacht hat. Anyway ....

Und der Kampf zwischen sie und ihm, das leuchtet mir auch ein. Nett, wie im wirklichen Leben.

Ich pfeif dann also zurück!

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#5

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 03.11.2006 12:26
von Fabian Probst (gelöscht)
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das kommt von Ariadne, die Theseus ein Knäul gab, damit er aus dem Labyrinth wieder heraus kommt. Daher kommt der Spruch "den Faden verlieren", wenn man etwas vergisst. Das in einem Forum ein Themen-Gang so genannt wird, kann man sich dann ja auch gut ableiten.

ich finde das gut geschrieben.
Einige gelungene Wortspiele (sie ist vorfahr mir ich ahne),
gute Reime.

Inhaltlich sehr bissig und in seiner Übertriebenheit treffend.

Gruß, Fabian



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#6

lyrIch

in Philosophisches und Grübeleien 01.12.2006 14:16
von Albert Lau (gelöscht)
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Upps, gar nicht mehr geantwortet, sorry. Das freut mich natürlich ungemein, dass Fabian dann gleich so ein auch aus der Kleinschreibung resultierendes Wortspiel aufzeigt. Mittlerweile hat sich das mit der Kleinschreiberei aber wieder gelegt, denn in den verdacht möchte ich nicht noch einmal geraten, etwa nicht groß schreiben zu können.

Der "Faden" resultiert meines Wissens aus der Manie, allen Forenbestandteilen deutsche Bezeichnungen geben zu wollen, z.B. auch Grinsies für Smilies und solche Schoten. Bedauerlicherweise hat man dabei dann auch zu Übersetzungen aus dem Englischen gegriffen und "Thread" heißt nun einmal auch Faden, auch im übertragenen Sinn.

Das Bild mit dem Ariadnefaden gefällt mir viel besser, ich fürchte nur, das ist nicht der Hintergrund.

Ich grüße zurück!

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