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Hingerissen
Zuallererst mal von mir selbst
Warum kann uns denn das alte nicht vor neuem Leid bewahren?
Wiederholt sich die Geschichte oder machen wir das selbst?
Ist’s am Ende gar nicht sinnvoll, sich den Ärger zu ersparen,
weil das Elend ja nur spiegelt, was als Reichtum du erhältst?
Ja, so höre ich euch sprechen, die Natur sei stets dual:
Ohne Nacht gäb’ es den Tag nicht, ohne Unglück auch kein Glück.
Wären Schläge ganz alltäglich, fände niemand das brutal,
denn wie sollte man’s erkennen ohne klares Gegenstück?
Nicht erkennen sei das Eine, nicht genießen aber sei
das Problem, denn solch ein Leben ohne Tiefen bliebe flach.
Mag schon sein, ihr Philosophen, doch das ist mir einerlei.
Um die Stille zu genießen, brauche ich auch keinen Krach.
Wenn es kalt ist, muss ich frieren; ist es heiß, rinnt mir der Schweiß.
Scheint die Sonne mich zu bräunen, macht der Schatten mich nur blass.
Elend fragt nicht nach Vergleichen, redet bitte nicht so’n Scheiß.
Krieg’ ich nie etwas zu beißen, beiß’ ich doch und zwar in Gras.
Also, bitte schön, fein trennen zwischen Körper und Choral!
Nur was nie jemand benötigt, taugt auch zum Gedankenspiel,
denn das wusste Bertolt Brecht schon: Erst das Fressen, dann Moral,
und wer nichts hat, leidet nicht nur, weil ein anderer zuviel
an Gepränge und Gepräge mit sich schleppt. Das ist doch Stuss!
Das ist Neid unter den Fetten, da hat keiner mehr Bedarf,
denn wer Not hat, der vergleicht nicht und jetzt komme ich zum Schluss:
Achtet, wer in der Geschichte jeweils erste Steine warf!
Das sind die, die zu viel haben und vor allen Dingen Zeit,
die sich stets an andern messen, deren Trip ist Selbstmitleid.
Musst du klein’re Brötchen backen, suchst du dir nicht auch noch Streit,
doch du wirst hinein gerissen in das alte neue Leid.
Zuallererst mal von mir selbst
Warum kann uns denn das alte nicht vor neuem Leid bewahren?
Wiederholt sich die Geschichte oder machen wir das selbst?
Ist’s am Ende gar nicht sinnvoll, sich den Ärger zu ersparen,
weil das Elend ja nur spiegelt, was als Reichtum du erhältst?
Ja, so höre ich euch sprechen, die Natur sei stets dual:
Ohne Nacht gäb’ es den Tag nicht, ohne Unglück auch kein Glück.
Wären Schläge ganz alltäglich, fände niemand das brutal,
denn wie sollte man’s erkennen ohne klares Gegenstück?
Nicht erkennen sei das Eine, nicht genießen aber sei
das Problem, denn solch ein Leben ohne Tiefen bliebe flach.
Mag schon sein, ihr Philosophen, doch das ist mir einerlei.
Um die Stille zu genießen, brauche ich auch keinen Krach.
Wenn es kalt ist, muss ich frieren; ist es heiß, rinnt mir der Schweiß.
Scheint die Sonne mich zu bräunen, macht der Schatten mich nur blass.
Elend fragt nicht nach Vergleichen, redet bitte nicht so’n Scheiß.
Krieg’ ich nie etwas zu beißen, beiß’ ich doch und zwar in Gras.
Also, bitte schön, fein trennen zwischen Körper und Choral!
Nur was nie jemand benötigt, taugt auch zum Gedankenspiel,
denn das wusste Bertolt Brecht schon: Erst das Fressen, dann Moral,
und wer nichts hat, leidet nicht nur, weil ein anderer zuviel
an Gepränge und Gepräge mit sich schleppt. Das ist doch Stuss!
Das ist Neid unter den Fetten, da hat keiner mehr Bedarf,
denn wer Not hat, der vergleicht nicht und jetzt komme ich zum Schluss:
Achtet, wer in der Geschichte jeweils erste Steine warf!
Das sind die, die zu viel haben und vor allen Dingen Zeit,
die sich stets an andern messen, deren Trip ist Selbstmitleid.
Musst du klein’re Brötchen backen, suchst du dir nicht auch noch Streit,
doch du wirst hinein gerissen in das alte neue Leid.
Hi Albert Lau,
die erste Strophe find ich noch gut, da nicke ich ab und sage: jawollo! :-) Es wäre sicher besser, frau/man könnte klaren Geistes selbst bestimmen. Das sieht ja erst mal so aus. Aber nicht umsonst gibt es das große Reizthema unter den Philosophen, was sich hier auch durch den ganzen Text zieht:
GIBT ES EINEN FREIEN WILLEN?
Darüber wird wohl nie zuende diskutiert sein.
Die 1. Hälfte der 2. Strophe - ja, denke ich, die Dualisten, das ist eine Sorte für sich. Die Mitte zu finden, ja, die Mitte, darum geht es doch....
Aber dann werd' ich sauer, und da ist der Albert vllt. provozierend und albern, aber ... ich finde dieses Beispiel wirklich shit, aber ich lese ja weiter :-). In der 3. Strophe meine ich, dass es um Bewusstheit (nicht Bewusstsein, das ist was Anderes!) geht, um das Sein im Jetzt. Zu merken, zu fühlen ist hier wohl gemeint. Scheint, als ginge es um einen meditativen Zustand. Wobei ich mich allen Ernstes frage, ob man Ruhe bewusst genießen kann, wenn man keinen Krach kennt. (weiß von jemandem, der unbedingt an der Autobahn wohnen wollte, weil er als Kind in einem kleinen Dorf in Serbien nur Ruhe hatte).Hier habe ich das erste Mal auch die Ahnung, dass Du von 'Urteilen' i.S. von Abwägungen sprichst, passt zum Dualismus - irgendwie. (Frage: kann ich mich glücklich fühlen,wenn ich kein Unglücklichsein kenne? Es sparte alles viel Kraft, wohl wahr, Kraft für das Wesen, derer sich dieses allerdings nicht bewusst ist.)
Die dritte Strophe klingt wütend. Hier scheint's dem Ich alles auf'n Geist zu gehen :-) Hier denke ich dann, das Gedicht spricht von dünkelbesetzten Abrakadabra-Laberern, also scheint das LI von Philosophen den Rand voll zu haben?! - sieht eher soziale Ungerechtigkeit und fühlt sich durch die Quatscherei, dem Geschwafel von Philosophen in Rage geratend angemacht. Die nächste Strophe unterstützt dies, und ich meine, es sei fast ein Dialog bzw. eine Wiederholung des vom Vis-a-Vis Gesagten plus die Gegenstimme, die fast ausrastet ob der fliegenden Geistigkeiten.
Das geht weiter bis zum Schluss. Hier wird den Philosophierenden gesagt, dass sie einfach überdrüssig sind, keine Not leiden und von daher quatschen ohne Unterlass und sich erheben mit ihrer Pseudoweisheit.
(Es gibt ja auch noch die Nihilisten ;-))
Nun gut, ich habe meinen Frieden mit dem albrigen Albert hier geschlossen, hab mich ja auch schon aufgeregt:-) über Philosophen und deren Labe-rei, aber mittlerweile auch meinen Frieden damit ;-) gefunden. Heute diskutiere ich einfach mit und lache zwischendurch und sage: Du hast doch'n Stich. Ich sehe es jedoch auch als bereichernd an, und es macht mir Spaß, mitzumischen, auch zu philosophieren.
Ich hab's gern gelesen!
Lieben Gruß
Uschi
ach, noch eine Edit/h: Es ist ein Grenzgänger, das Gedicht. Es fände auch Platz in Philo und Grüb, wenn ich bedenke, was da sonst so ab und an steht :-))
Albert? Es lässt mir wohl keine Ruhe, daher kommt der Edith-Drilling jetzt noch:
Allein durch dieses kurze Gedicht, anhand dieses, ankopf dieses, könnte ein Buch gefüllt werden. Von daher hast Du meinen Respekt!, und das sage ich selten *lach*, für dieses Werk. Das ist mal ein Werk, von dem ich meine, es gehört ausgezeichnet (ist vllt. 'nur meine' Meinung, aber das ist ist ein Thema, dass es wert ist! Von Liebe und Tod und hastenichtgesehen hab ich langsam die 'Kanne voll', das würd' ich wohl nie vorschlagen. Dieses aber JA!.)
die erste Strophe find ich noch gut, da nicke ich ab und sage: jawollo! :-) Es wäre sicher besser, frau/man könnte klaren Geistes selbst bestimmen. Das sieht ja erst mal so aus. Aber nicht umsonst gibt es das große Reizthema unter den Philosophen, was sich hier auch durch den ganzen Text zieht:
GIBT ES EINEN FREIEN WILLEN?
Darüber wird wohl nie zuende diskutiert sein.
Die 1. Hälfte der 2. Strophe - ja, denke ich, die Dualisten, das ist eine Sorte für sich. Die Mitte zu finden, ja, die Mitte, darum geht es doch....
Aber dann werd' ich sauer, und da ist der Albert vllt. provozierend und albern, aber ... ich finde dieses Beispiel wirklich shit, aber ich lese ja weiter :-). In der 3. Strophe meine ich, dass es um Bewusstheit (nicht Bewusstsein, das ist was Anderes!) geht, um das Sein im Jetzt. Zu merken, zu fühlen ist hier wohl gemeint. Scheint, als ginge es um einen meditativen Zustand. Wobei ich mich allen Ernstes frage, ob man Ruhe bewusst genießen kann, wenn man keinen Krach kennt. (weiß von jemandem, der unbedingt an der Autobahn wohnen wollte, weil er als Kind in einem kleinen Dorf in Serbien nur Ruhe hatte).Hier habe ich das erste Mal auch die Ahnung, dass Du von 'Urteilen' i.S. von Abwägungen sprichst, passt zum Dualismus - irgendwie. (Frage: kann ich mich glücklich fühlen,wenn ich kein Unglücklichsein kenne? Es sparte alles viel Kraft, wohl wahr, Kraft für das Wesen, derer sich dieses allerdings nicht bewusst ist.)
Die dritte Strophe klingt wütend. Hier scheint's dem Ich alles auf'n Geist zu gehen :-) Hier denke ich dann, das Gedicht spricht von dünkelbesetzten Abrakadabra-Laberern, also scheint das LI von Philosophen den Rand voll zu haben?! - sieht eher soziale Ungerechtigkeit und fühlt sich durch die Quatscherei, dem Geschwafel von Philosophen in Rage geratend angemacht. Die nächste Strophe unterstützt dies, und ich meine, es sei fast ein Dialog bzw. eine Wiederholung des vom Vis-a-Vis Gesagten plus die Gegenstimme, die fast ausrastet ob der fliegenden Geistigkeiten.
Das geht weiter bis zum Schluss. Hier wird den Philosophierenden gesagt, dass sie einfach überdrüssig sind, keine Not leiden und von daher quatschen ohne Unterlass und sich erheben mit ihrer Pseudoweisheit.
(Es gibt ja auch noch die Nihilisten ;-))
Nun gut, ich habe meinen Frieden mit dem albrigen Albert hier geschlossen, hab mich ja auch schon aufgeregt:-) über Philosophen und deren Labe-rei, aber mittlerweile auch meinen Frieden damit ;-) gefunden. Heute diskutiere ich einfach mit und lache zwischendurch und sage: Du hast doch'n Stich. Ich sehe es jedoch auch als bereichernd an, und es macht mir Spaß, mitzumischen, auch zu philosophieren.
Ich hab's gern gelesen!
Lieben Gruß
Uschi
ach, noch eine Edit/h: Es ist ein Grenzgänger, das Gedicht. Es fände auch Platz in Philo und Grüb, wenn ich bedenke, was da sonst so ab und an steht :-))
Albert? Es lässt mir wohl keine Ruhe, daher kommt der Edith-Drilling jetzt noch:
Allein durch dieses kurze Gedicht, anhand dieses, ankopf dieses, könnte ein Buch gefüllt werden. Von daher hast Du meinen Respekt!, und das sage ich selten *lach*, für dieses Werk. Das ist mal ein Werk, von dem ich meine, es gehört ausgezeichnet (ist vllt. 'nur meine' Meinung, aber das ist ist ein Thema, dass es wert ist! Von Liebe und Tod und hastenichtgesehen hab ich langsam die 'Kanne voll', das würd' ich wohl nie vorschlagen. Dieses aber JA!.)
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hingerissen
in Gesellschaft 25.11.2006 16:09von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Tach Herr Lau
Den Untertitel finde ich ja das Grösste!
Ich scheue mich immer etwas, in dieser Rubrik zu schreiben. Erstens finde ich es schwer, die Gesellschaft anzuprangern, weil ich selber ja auch dazu gehöre und eben nicht Steine werfen möchte, die man mir dann freundlicherweise wieder in mein Gärtchen zurückschmeisst und zweitens, kann ich bei „Moralgedichten“ nicht eindeutig Stellung beziehen. Ich verstehe meist beide Seiten, wenigstens versuche ich es, daher fällt es mir schwer, Partei zu ergreifen. Aber natürlich habe ich auch eine Meinung ….
Yin und Yang, ohne Licht kein Schatten, Berg- und Talfahrt, Regen nach Sonne, Gut und Böse …etc. Das ging mir beim Lesen durch den Kopf und auch, dass Reiche oftmals sagen, dass Geld nicht glücklich macht.
Klar, es ist kein Trost, jemandem, der in der Scheisse sitzt zu sagen, dass es wieder aufwärts geht, aber meist erweist es sich eben als richtig, nur tröstet das in dem Moment reichlich wenig und wird auch als arrogant empfunden. Doch nirgends steht geschrieben, dass man das Recht zum Glücklichsein hat und das Leben besteht oftmals daraus, sich entweder fallen zu lassen und zu jammern, oder zu versuchen, etwas zu ändern. Ich spreche jetzt nicht von Härtefällen, wo das nicht (mehr) möglich ist.
Das lyr. Ich kennt und hört dies alles und prangert diese Einstellung an. Es mokiert sich über die Überheblichkeit der Anderen, die solche Phrasen dreschen. Nun ist das ja so, dass man sich schnell mal über etwas mokiert und sich dabei so viel besser fühlt, aber ist man dadurch wirklich besser? Oder steht man damit nicht einfach nur auf der gegenüberliegenden Seite, die genau so verlogen daher kommt? Denn was tut man bzw. das lyr. Ich denn gegen diese Missstände? Nichts, oder?
Ja, wir sollten aus der Geschichte lernen und nicht ständig die Fehler wiederholen, die wir oder andere bereits ein Mal gemacht haben. Aber das ist auch nur eine Illusion, denn dazu müsste man ja etwas tun bzw. den Arsch erheben! Und genau an dem scheitern beide Parteien. Denn grosse Reden zu schwingen ist das Eine, die eigene Bequemlichkeit zu verlassen, das Andere. Und hier komme ich auch zu der Erkenntnis, dass uns der Schreiber so ein bisschen verarscht. *g
Huch, jetzt kam ich aber ins Schwatzen … *g. Daher nur noch kurz. Der umarmende Reim geht – in der Länge der Zeilen – praktisch unter, das finde ich etwas schade. Für meinen persönlichen Geschmack ist es auch etwas lang. Aber ansonsten habe ich nichts zu meckern, aber ich konzentrierte mich auch mehr auf den Inhalt.
Gern gelesen und etwas darüber philosophiert.
Gruss
Margot
P.S. Dass wir uns auch immer irgendwelche Schuhe anziehen (müssen)?! Tz, tz ….
Den Untertitel finde ich ja das Grösste!
Ich scheue mich immer etwas, in dieser Rubrik zu schreiben. Erstens finde ich es schwer, die Gesellschaft anzuprangern, weil ich selber ja auch dazu gehöre und eben nicht Steine werfen möchte, die man mir dann freundlicherweise wieder in mein Gärtchen zurückschmeisst und zweitens, kann ich bei „Moralgedichten“ nicht eindeutig Stellung beziehen. Ich verstehe meist beide Seiten, wenigstens versuche ich es, daher fällt es mir schwer, Partei zu ergreifen. Aber natürlich habe ich auch eine Meinung ….
Yin und Yang, ohne Licht kein Schatten, Berg- und Talfahrt, Regen nach Sonne, Gut und Böse …etc. Das ging mir beim Lesen durch den Kopf und auch, dass Reiche oftmals sagen, dass Geld nicht glücklich macht.
Klar, es ist kein Trost, jemandem, der in der Scheisse sitzt zu sagen, dass es wieder aufwärts geht, aber meist erweist es sich eben als richtig, nur tröstet das in dem Moment reichlich wenig und wird auch als arrogant empfunden. Doch nirgends steht geschrieben, dass man das Recht zum Glücklichsein hat und das Leben besteht oftmals daraus, sich entweder fallen zu lassen und zu jammern, oder zu versuchen, etwas zu ändern. Ich spreche jetzt nicht von Härtefällen, wo das nicht (mehr) möglich ist.
Das lyr. Ich kennt und hört dies alles und prangert diese Einstellung an. Es mokiert sich über die Überheblichkeit der Anderen, die solche Phrasen dreschen. Nun ist das ja so, dass man sich schnell mal über etwas mokiert und sich dabei so viel besser fühlt, aber ist man dadurch wirklich besser? Oder steht man damit nicht einfach nur auf der gegenüberliegenden Seite, die genau so verlogen daher kommt? Denn was tut man bzw. das lyr. Ich denn gegen diese Missstände? Nichts, oder?
Ja, wir sollten aus der Geschichte lernen und nicht ständig die Fehler wiederholen, die wir oder andere bereits ein Mal gemacht haben. Aber das ist auch nur eine Illusion, denn dazu müsste man ja etwas tun bzw. den Arsch erheben! Und genau an dem scheitern beide Parteien. Denn grosse Reden zu schwingen ist das Eine, die eigene Bequemlichkeit zu verlassen, das Andere. Und hier komme ich auch zu der Erkenntnis, dass uns der Schreiber so ein bisschen verarscht. *g
Huch, jetzt kam ich aber ins Schwatzen … *g. Daher nur noch kurz. Der umarmende Reim geht – in der Länge der Zeilen – praktisch unter, das finde ich etwas schade. Für meinen persönlichen Geschmack ist es auch etwas lang. Aber ansonsten habe ich nichts zu meckern, aber ich konzentrierte mich auch mehr auf den Inhalt.
Gern gelesen und etwas darüber philosophiert.
Gruss
Margot
P.S. Dass wir uns auch immer irgendwelche Schuhe anziehen (müssen)?! Tz, tz ….
Zitat: |
Kratzbürste schrieb am 30.11.2006 22:36 Uhr: ... echt, sowas bin ich leid :-)) |
Wenn du es so leid bist, warum grimassierst du dann so?
Meine Güte, Bürste, darf man vielleicht auch einmal nachdenken, keine Zeit haben, weitere Kommentare erhoffen oder schlicht vorübergehend keine Lust haben? Das bedeutet ja nicht, dass ich mich gar nicht melde. Allerdings finde ich es immer viel wichtiger, man schreibt Kommentare unter fremde Gedichte und nicht unter eigene. Und insofern sei dir sicher, dass mein Dank für diesen langen Kommentar dir lange nachschleichen wird.
Nun aber zur Sache: Ich kenne kaum einen Philosophen, der ernsthaft bestritte, dass es einen freien Willen gibt. Das sind eher Mediziner, die das bestreiten. Wie dem auch sei, hier ging es nur ganz mittelbar darum. Am Anfang standen eher zwei Aphorismen:
Die Geschichte wiederholt sich nicht, der Mensch tut es. - Voltaire
Der Vergleich ist das Ende vom Glück. - Kierkegaard
Wie das Aphorismen gemäß ist, ist das jeweils nicht die ganze Wahrheit. Aber so sind wir Menschen wohl beschaffen. Wir lassen uns von Halbwahrheiten hinreißen, wenn sie uns nur schmackhaft genug erscheinen. Wir hängen der Illusion an, dass sich komplexe Zusammenhänge in Kalenderblattweisheiten zusammenfassen lassen. Gleichzeitig verkopfen die Wenigen, die sich diesen systemischen Fragen stellen und sie in toto zu beantworten trachten, sehr leicht und verlieren die Bodenhaftung.
Hier motzt nun ein lyrisches Ich herum, welches – vermutlich wegen geistiger Infertilität – die Dinge ausschließlich pragmatisch zu sehen wünscht. Und kommt zu dem Schluss, dass die Geschichtswiederholer wohl diejenigen sein müssen, die Muße haben, echten oder vermeintlichen Philosophen zuzuhören und Letztere so verquaste Kopffüßler sind, dass sie trotz all ihrer geistigen Superiorität die Geschichtswiederholungen noch nie verhindern konnten.
Der Prolet aber, der vegetiert und vergeht. Häufig genug vor der Zeit, da es einigen Wenigen so gefällt. Ein Trost, dass die aber genau wissen, wo es lang geht und wie und warum der Prolet sich fühlt, wie er sich fühlt. Man könnte glatt sympathisieren mit dem armen Kerl, wenn er nur nicht so ein Prolet wäre. Das ist er. Das sollte die Elite nur nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie es sind, die für den Lauf der Geschichte verantwortlich sind.
Dein Kommentar folgt nun vielen Ansätzen, schießt aber derart ins Kraut, dass ich dir als albriger Albert gar nicht mehr folgen kann. Das ist ebenso legitim, wie hinreißend, denn das Gedicht geht ja in ähnlicher Weise vor. Hier wird alles zusammengeschmissen, wie es gerade kommt und immer wieder fragt man sich, ob das etwas mit dem Thema zu tun hat und was eigentlich das Thema ist. Wir müssen das nicht alles aufdröseln, nur eine Frage bleibt: Unter welcher Bedingung würdest du das Gedicht denn für eine Auszeichnung vorschlagen?
Hallo Margot,
schön, dass dir der Untertitel gefällt. Die Selbstironie war beabsichtigt, denn natürlich ist nicht nur das lyrische Ich, sondern auch der Autor befangen.
Was das lyrische Ich tut oder nicht, tut nichts zur Sache. Darum geht es in dem Text nicht. Bei aller Selbstironie, die vorhanden ist – geht es um eine Wertung, die vorgenommen wird. Zumindest das tut das lyrische Ich. Und auf den Autoren umgebrochen, muss wenigstens anerkannt werden, dass er ein bewertendes Gedicht, eine Streitschrift veröffentlicht. Insofern finde ich diesen Ansatz wenig hilfreich.
Mich kann auch nicht überzeugen, keine Wertung abzugeben, da man ja falsch liegen könnte oder nicht beide Seiten der Medaille betrachte. So kommen wir nicht weiter, man muss sich entscheiden, was man will. Immer vornehm philosophisch heraushalten, eröffnet weit Skrupelloseren das Feld. Was spricht dagegen, einen argumentativen Stein zu schmeißen? Dann wirft man mir den Stein eben zurück in meinen Vorgarten. So lange wir nur Glashäuser zerlegen, ist das alles harmlos. Wer aber da schon zuckt, der wird das große Hauen und Stechen erst recht nicht verhindern.
Obwohl mich das natürlich sehr freut, überlege ich gerade, warum du das Gedicht eigentlich gerne gelesen hast, wo du es zudem auch noch formal nicht so gelungen findest. Ob gerne oder nicht, zumindest hat es deinen Widerspruch (denn als solchen empfinde ich deinen Kommentar) evozieren können und das ist mindestens das Zweitbeste, was einem passieren kann.
Und nun lass uns barfuß laufen!
Entgrüßt.
#6
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hingerissen
in Gesellschaft 01.12.2006 15:10von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Zitat: |
Obwohl mich das natürlich sehr freut, überlege ich gerade, warum du das Gedicht eigentlich gerne gelesen hast .. |
Ganz einfach, weil ich Gedichte schätze, die handwerklich gut gemacht sind und mich zum Nachdenken - bzw. wie hier, zum Philosophieren - bringen. Und die zwei kleinen Meckereien über die Form .. meine Güte ... was bist Du auch empfindlich!
Ich grüsse die Ente (oder sind Ents gemeint?) auch!
Margot
P.S. Dann ziehe ich schon mal die Strümpfe aus.
Auch auf die Gefahr heftigster Spam-Vorwürfe hin, möchte ich gerne wissen, ob das nun unhöflich war, auf diesen letzten Beitrag nicht mehr zu antworten. Immerhin wurde das Gedicht noch einmal auf die handwerkliche Güte hin gelobt, wofür ich mich jetzt ebenso verspätet, wie herzlich bedanken möchte.
Ich wäre empfindlich?
Ich wäre empfindlich?
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