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#1
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Konvergenz
in Düsteres und Trübsinniges 05.12.2006 18:09von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Konvergenz
Ein jedes Wort
So wohl es fällt
so wohl im Ohr
kommt es mir vor
als ob wer zählt
unendlich weit
und nie begann
vor langer Zeit
dicht nebenan
und an der Wand
liegt meine Hand
und fühlt den Schall
von jeder Zahl
Ich fürchte bald
wird diese Wand
unendlich kalt
wenn jener Mann
mal nicht mehr ist
Wer weiß wer dann
die Hand mir küsst.
Wer zählt dann fort?
Ein jedes Wort
So wohl es fällt
so wohl im Ohr
kommt es mir vor
als ob wer zählt
unendlich weit
und nie begann
vor langer Zeit
dicht nebenan
und an der Wand
liegt meine Hand
und fühlt den Schall
von jeder Zahl
Ich fürchte bald
wird diese Wand
unendlich kalt
wenn jener Mann
mal nicht mehr ist
Wer weiß wer dann
die Hand mir küsst.
Wer zählt dann fort?
Hallo GerateWohl
Du bist ja sozusagen ein schwerer Brocken, und ich hoffe, ich überhebe mich nicht.
Die zweihebigen Trochäen erzeugten bei mir ein fast manisches Lesen,
etwa so, als ob ich in eine Strudel gezogen würde. Das gefiel mir sehr und entspricht dem Titel.
Wort, zählen, Zeit und Zahl, sowie die "tickenden" Verse sagen mir, das es um die Zeit geht und den Wohlklang der Worte, Lyrik vielleicht.
"Jener Mann" ist für mich das LI über sich selbst, warum er dem LI die Hand küsst, bleibt mir verborgen, eventuell Eitelkeit ?
Die "Wand", hier, das einzige Mal, dass ich beim Lesen aus dem Tritt kam, ist wohl so eine Art Sensor, die Schall und Wärme signalisiert als Lebenszeichen.
Ja. Und enden wird die Konvergenz im Nichtmehrsein. Logisch und gut erreicht. Durch die abschließende Frage kehrt sich der Effekt allerdings wieder um, die erzeugt Divergenz, wahrscheinlich war das so beabsichtigt.
So beeindruckend ich den Text beim ersten Lesen empfand, so sehr befürchte ich auch, das der Eindruck verloren geht - dies waren meine Gedanken, nachdem ich etwas Abstand gewonnen hatte.
Diesen Text denke ich, muss man laut Lesen um seine Konvergenz zum Leben zu bringen.
Gerne gelesen und kommentiert
Ulrich
Du bist ja sozusagen ein schwerer Brocken, und ich hoffe, ich überhebe mich nicht.
Die zweihebigen Trochäen erzeugten bei mir ein fast manisches Lesen,
etwa so, als ob ich in eine Strudel gezogen würde. Das gefiel mir sehr und entspricht dem Titel.
Wort, zählen, Zeit und Zahl, sowie die "tickenden" Verse sagen mir, das es um die Zeit geht und den Wohlklang der Worte, Lyrik vielleicht.
"Jener Mann" ist für mich das LI über sich selbst, warum er dem LI die Hand küsst, bleibt mir verborgen, eventuell Eitelkeit ?
Die "Wand", hier, das einzige Mal, dass ich beim Lesen aus dem Tritt kam, ist wohl so eine Art Sensor, die Schall und Wärme signalisiert als Lebenszeichen.
Ja. Und enden wird die Konvergenz im Nichtmehrsein. Logisch und gut erreicht. Durch die abschließende Frage kehrt sich der Effekt allerdings wieder um, die erzeugt Divergenz, wahrscheinlich war das so beabsichtigt.
So beeindruckend ich den Text beim ersten Lesen empfand, so sehr befürchte ich auch, das der Eindruck verloren geht - dies waren meine Gedanken, nachdem ich etwas Abstand gewonnen hatte.
Diesen Text denke ich, muss man laut Lesen um seine Konvergenz zum Leben zu bringen.
Gerne gelesen und kommentiert
Ulrich
Hi Geratewohl,
ich knoble und knoble, und habe verschoben, erst mal so:
Ich fürchte bald unendlich kalt
wird diese Wand
und an der Wand liegt meine Hand
und fühlt den Schall von jeder Zahl
wenn jener Mann die Hand mir küsst.
Wer weiß wer dann mal nicht mehr ist.
So wohl es fällt als ob wer zählt
Ein jedes Wort Wer zählt dann fort?
so wohl im Ohr kommt es mir vor
unendlich weit vor langer Zeit
und nie begann dicht nebenan
Das drückt Sehnsucht aus für mich, Sehnsucht nach Nähe und nach dem Wohlklang der gesprochenen Worte, (auf die man zählen kann?) so dass das lyr. Ich bereits heute bedauert, diese Zeit nicht genutzt zu haben, sich Vieles entgehen lassen zu haben. Mit der Hand an der Wand dieser Wand habhaft zu werden, sich ihrer zu vergewissern, schien Sicherheit zu geben. Doch zu erfahren, dass hinter der Wand nichts mehr ist, bringt Angst und Reue.
Ob das ein übertragenes Vater-Gedicht ist? Ich weiß es nicht.
Aber interessant find ich es auf jeden Fall. Die Einschlüsse auch: Ein jedes Wort - wer zählt dann fort.. klingt nach Verlässlichkeit und geahntem Verlust ihrer.
Grüße
Uschi
ich knoble und knoble, und habe verschoben, erst mal so:
Ich fürchte bald unendlich kalt
wird diese Wand
und an der Wand liegt meine Hand
und fühlt den Schall von jeder Zahl
wenn jener Mann die Hand mir küsst.
Wer weiß wer dann mal nicht mehr ist.
So wohl es fällt als ob wer zählt
Ein jedes Wort Wer zählt dann fort?
so wohl im Ohr kommt es mir vor
unendlich weit vor langer Zeit
und nie begann dicht nebenan
Das drückt Sehnsucht aus für mich, Sehnsucht nach Nähe und nach dem Wohlklang der gesprochenen Worte, (auf die man zählen kann?) so dass das lyr. Ich bereits heute bedauert, diese Zeit nicht genutzt zu haben, sich Vieles entgehen lassen zu haben. Mit der Hand an der Wand dieser Wand habhaft zu werden, sich ihrer zu vergewissern, schien Sicherheit zu geben. Doch zu erfahren, dass hinter der Wand nichts mehr ist, bringt Angst und Reue.
Ob das ein übertragenes Vater-Gedicht ist? Ich weiß es nicht.
Aber interessant find ich es auf jeden Fall. Die Einschlüsse auch: Ein jedes Wort - wer zählt dann fort.. klingt nach Verlässlichkeit und geahntem Verlust ihrer.
Grüße
Uschi
Zitat: |
Erebus schrieb am 05.12.2006 19:47 Uhr: Die zweihebigen Trochäen erzeugten bei mir ein fast manisches Lesen, etwa so, als ob ich in eine Strudel gezogen würde. Das gefiel mir sehr und entspricht dem Titel. |
Es sind aber Jamben und keine Trochäen!
Es liest sich angenehm und flüssig.
Der Klang gefällt mir.
Mehr kann ich gar nicht sagen, denn ich verstehe es nicht wirklich.
Wenn sich ein schlüssiger Inahlt darin befindet, finde ich es gut. *g*
Gruß, Fabian
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Konvergenz
in Düsteres und Trübsinniges 08.12.2006 10:20von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ihr drei,
vielen vielen Dank für Eure Kommentare. Ja, es ist etwas irreführend und ich habe mir vielleicht wieder zu viel vorgenommen. Die Konvergenz sollte sich auf eine Reihe von natürlichen Zahlen beziehen, die halt für n gegen Unendlich irgendwann konvergiert, also im Prinzip wertemäßig endet. Den Mann der da im Nebenraum kaum hörbar zählt war für mich stellvertretend für Familie, der Vater. Auch wenn man die Familie kaum wahrnimmt, so ist sie doch da und gibt einem Sicherheit, hier durch das Zählen symbolisiert. Der Vater eines Kindes war aus dessen Sicht schon immer da seit Anbeginn seines Lebens, aber irgendwann endet das halt meistens. Mit der Angst davor seine Urfamilie zu verlieren, davon sollte dieses Gedicht handeln. Aber wohler sollte man das denn auch wissen.
@Erebus: Deinen Interpretationsansatz, dass es sich bei dem Mann um das lyr. Ich selbst handelt, finde ich übrigens auch sehr gut. Passt vielleicht sogar noch besser.
@KB: Ja, Du hast den Kern ja eigentlich ganz gut getroffen. Es ist ein Vatergedicht, es geht um Sicherheit. Sehnsucht war eigentlich nicht so sehr intendiert, aber vielleicht ist sie ja unbewußt mit eingeflossen. Großen Dank jedenfalls für Deine Aspekte.
@Fabian: Dank Dir letztlich nochmal für den Hinweis, dass ich hier vielleicht doch wieder etwas zu subtil vorgegangen bin. Trotzdem hilft Dir meine Erklärung ja vielleicht etwas weiter.
Liebe Grüße,
GW
vielen vielen Dank für Eure Kommentare. Ja, es ist etwas irreführend und ich habe mir vielleicht wieder zu viel vorgenommen. Die Konvergenz sollte sich auf eine Reihe von natürlichen Zahlen beziehen, die halt für n gegen Unendlich irgendwann konvergiert, also im Prinzip wertemäßig endet. Den Mann der da im Nebenraum kaum hörbar zählt war für mich stellvertretend für Familie, der Vater. Auch wenn man die Familie kaum wahrnimmt, so ist sie doch da und gibt einem Sicherheit, hier durch das Zählen symbolisiert. Der Vater eines Kindes war aus dessen Sicht schon immer da seit Anbeginn seines Lebens, aber irgendwann endet das halt meistens. Mit der Angst davor seine Urfamilie zu verlieren, davon sollte dieses Gedicht handeln. Aber wohler sollte man das denn auch wissen.
@Erebus: Deinen Interpretationsansatz, dass es sich bei dem Mann um das lyr. Ich selbst handelt, finde ich übrigens auch sehr gut. Passt vielleicht sogar noch besser.
@KB: Ja, Du hast den Kern ja eigentlich ganz gut getroffen. Es ist ein Vatergedicht, es geht um Sicherheit. Sehnsucht war eigentlich nicht so sehr intendiert, aber vielleicht ist sie ja unbewußt mit eingeflossen. Großen Dank jedenfalls für Deine Aspekte.
@Fabian: Dank Dir letztlich nochmal für den Hinweis, dass ich hier vielleicht doch wieder etwas zu subtil vorgegangen bin. Trotzdem hilft Dir meine Erklärung ja vielleicht etwas weiter.
Liebe Grüße,
GW
@Geratewohl
Gelesen, treibt dieser Wortstrudel, und ich denke dabei an einen Strudel im Wasser und nicht an die köstliche Süßspeise, zu immer höherer Geschwindigkeit an, da ja der Reim zum Suchen des nächsten zwingt und jagt und die fehlenden Satzzeichen keine Verschnaufpause gestatten!
Dabei stoßen, nein, „stießen“ mir sowohl unsaubere Reime wie regionale Ausdrucksweisen – freilich nur dann, wenn diese Region nicht meine ist, aber so verläuft eben der rassistische Verstand – zu denen ich eine Phrase wie „mal nicht mehr ist“ zähle, einen eckigen Ellenbogen in die Rippen.
Zum Sinn kann ich nichts sagen, aber das ist ja bei reimgetriebenen Assoziationsketten nicht unbedingt wichtig. Als solche betrachte ich den Text eher als Experimentallyrik, was jedoch insofern interessant ist, als ein, von mir als begrüßenswert angesehenes, Aufbrechen in Strophenform, den Experimentalcharakter gleich wieder verschwinden lassen könnte!
Gelesen, treibt dieser Wortstrudel, und ich denke dabei an einen Strudel im Wasser und nicht an die köstliche Süßspeise, zu immer höherer Geschwindigkeit an, da ja der Reim zum Suchen des nächsten zwingt und jagt und die fehlenden Satzzeichen keine Verschnaufpause gestatten!
Dabei stoßen, nein, „stießen“ mir sowohl unsaubere Reime wie regionale Ausdrucksweisen – freilich nur dann, wenn diese Region nicht meine ist, aber so verläuft eben der rassistische Verstand – zu denen ich eine Phrase wie „mal nicht mehr ist“ zähle, einen eckigen Ellenbogen in die Rippen.
Zum Sinn kann ich nichts sagen, aber das ist ja bei reimgetriebenen Assoziationsketten nicht unbedingt wichtig. Als solche betrachte ich den Text eher als Experimentallyrik, was jedoch insofern interessant ist, als ein, von mir als begrüßenswert angesehenes, Aufbrechen in Strophenform, den Experimentalcharakter gleich wieder verschwinden lassen könnte!
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