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Letzter Akt
Wir wollten spielend Welten besser wissen,
so sprachen wir und stellten uns dann quer.
Wir lachten, dachten kein Theater wär
ein Rückschritt zu den leisen Kompromissen.
Als sie uns schließlich aus den Träumen rissen,
war diese Bühne morsch und menschenleer.
Wir fanden keine neuen Worte mehr
im fahlen Scheinwurf dieser Trostkulissen.
So sehr wir dann auch noch improvisierten,
kein Echo fiel zurück aus den Gesichtern;
sie fanden neue, zeitgemäße Meister.
Und als wir uns am Ende archivierten,
sprach niemand mehr von jenen alten Dichtern;
das Drehbuch schrieben andre große Geister.
Wir wollten spielend Welten besser wissen,
so sprachen wir und stellten uns dann quer.
Wir lachten, dachten kein Theater wär
ein Rückschritt zu den leisen Kompromissen.
Als sie uns schließlich aus den Träumen rissen,
war diese Bühne morsch und menschenleer.
Wir fanden keine neuen Worte mehr
im fahlen Scheinwurf dieser Trostkulissen.
So sehr wir dann auch noch improvisierten,
kein Echo fiel zurück aus den Gesichtern;
sie fanden neue, zeitgemäße Meister.
Und als wir uns am Ende archivierten,
sprach niemand mehr von jenen alten Dichtern;
das Drehbuch schrieben andre große Geister.
Hallo Fabian
ja - das gefällt mir. Das Verpassen der Zeit - eine fiktive Annahme, die mir nicht fremd ist, so falsch und richtig.
Das gedachte, parallele Universum mit anderer Krümmung, das einem das Leben in schwachen Stunden schwer macht.
Was dem LW (gibt es ein Lyrisches Wir?) als Zufall zufällt, zuwächst, hinterfragt oder nicht, hinterlässt aus Ent-Täuschung seine Spuren als Altern.
Die grade, unverbogene Sprache gefällt mir, der nichterhobene Zeigefinger genauso.
Und die leise Melancholie, die aus Deinen Zeilen heraustritt.
Nicht gefällt mir das "kein Theater", das klingt mir zu salopp und stiftete bei mir ein anfängliches Unverständnis, weil ich es nicht als Redewendung verstand.
Bis auf das finde ich es wirklich sehr gut.
Lieber Gruß
ja - das gefällt mir. Das Verpassen der Zeit - eine fiktive Annahme, die mir nicht fremd ist, so falsch und richtig.
Das gedachte, parallele Universum mit anderer Krümmung, das einem das Leben in schwachen Stunden schwer macht.
Was dem LW (gibt es ein Lyrisches Wir?) als Zufall zufällt, zuwächst, hinterfragt oder nicht, hinterlässt aus Ent-Täuschung seine Spuren als Altern.
Die grade, unverbogene Sprache gefällt mir, der nichterhobene Zeigefinger genauso.
Und die leise Melancholie, die aus Deinen Zeilen heraustritt.
Nicht gefällt mir das "kein Theater", das klingt mir zu salopp und stiftete bei mir ein anfängliches Unverständnis, weil ich es nicht als Redewendung verstand.
Bis auf das finde ich es wirklich sehr gut.
Lieber Gruß
Hallo Fabian!
Schade eigentlich, jetzt bin ich wieder einigermaßen a-jour und ein weiteres, hervorragendes Gedicht bleibt nahezu unkommentiert, weil ich nichts zu sagen weiß.
Es ist von vorne bis hinten eine runde Sache, schildert in einer einfachen, klar strukturierten Sprache, wie über alle Bilderstürmer die Zeit hinweggeht und jede anfänglich noch so neue und aufregende Lehre zur Leere wird, da neue Helden aufgetreten sind, die Welt zu revolutionieren und zu retten. In dieser Schlichtheit liegt wahre Größe, die Form wird hier nicht zum einengenden Korsett, sondern wirkt wie eben die Sprache durch eine quasi naturgegebene Eleganz. Das muss hier alles so sein, wie es da steht, kein Wort mehr, keines weniger.
Ich weiß nicht, welche Truppe du meinst. Mir sind am stärksten die 68er im Kopf, denen die leisen eigentlich immer die faulen Kompromisse waren und meistens hatten sie ja auch recht. Irgendwann aber hatten die sich überlebt und die u.a. von ihnen zur Rettung auserkorene Arbeiterklasse schaute sie als erste unverständig an und mit der Zeit glotzten auch immer mehr einstige Weggefährten kopfschüttelnd hin und in den 70ern war es dann nur mehr der bewaffnete Kampf Weniger, den die breite Masse nur noch mit Abscheu quittierte.
Das geht nun voll an deinem Gedicht vorbei, weil du ganz sicher von einer echten Theatertruppe/Künstlergruppe schriebst, welche ich aber nicht erkannte. Das Prinzip ähnelt, die generelle Übertragbarkeit des Gedichtes, ohne eben platt zu sein, macht die Größe aus. Stilistisch bist du mit dem ultra-klassischen, zeitlosen Sonett gut beraten, die Reimgüte ist fast komplett nebensächlich, so zwangsläufig ist das alles, was nicht bedeuten soll, dass nicht auch ein paar erlesene Exemplare darunter sind.
So, jetzt habe ich ein wenig geschwafelt, weil das Gedicht einfach mehr verdient, als nur „Klasse“ genannt zu werden, wobei das natürlich zutrifft.
Digitale Grüße!
Schade eigentlich, jetzt bin ich wieder einigermaßen a-jour und ein weiteres, hervorragendes Gedicht bleibt nahezu unkommentiert, weil ich nichts zu sagen weiß.
Es ist von vorne bis hinten eine runde Sache, schildert in einer einfachen, klar strukturierten Sprache, wie über alle Bilderstürmer die Zeit hinweggeht und jede anfänglich noch so neue und aufregende Lehre zur Leere wird, da neue Helden aufgetreten sind, die Welt zu revolutionieren und zu retten. In dieser Schlichtheit liegt wahre Größe, die Form wird hier nicht zum einengenden Korsett, sondern wirkt wie eben die Sprache durch eine quasi naturgegebene Eleganz. Das muss hier alles so sein, wie es da steht, kein Wort mehr, keines weniger.
Ich weiß nicht, welche Truppe du meinst. Mir sind am stärksten die 68er im Kopf, denen die leisen eigentlich immer die faulen Kompromisse waren und meistens hatten sie ja auch recht. Irgendwann aber hatten die sich überlebt und die u.a. von ihnen zur Rettung auserkorene Arbeiterklasse schaute sie als erste unverständig an und mit der Zeit glotzten auch immer mehr einstige Weggefährten kopfschüttelnd hin und in den 70ern war es dann nur mehr der bewaffnete Kampf Weniger, den die breite Masse nur noch mit Abscheu quittierte.
Das geht nun voll an deinem Gedicht vorbei, weil du ganz sicher von einer echten Theatertruppe/Künstlergruppe schriebst, welche ich aber nicht erkannte. Das Prinzip ähnelt, die generelle Übertragbarkeit des Gedichtes, ohne eben platt zu sein, macht die Größe aus. Stilistisch bist du mit dem ultra-klassischen, zeitlosen Sonett gut beraten, die Reimgüte ist fast komplett nebensächlich, so zwangsläufig ist das alles, was nicht bedeuten soll, dass nicht auch ein paar erlesene Exemplare darunter sind.
So, jetzt habe ich ein wenig geschwafelt, weil das Gedicht einfach mehr verdient, als nur „Klasse“ genannt zu werden, wobei das natürlich zutrifft.
Digitale Grüße!
Huch, da klaut einer meine Trostkulissen!
Hi Fabian
Ich kann mich den anderen nur anschliessen: Sehr schöner Text. Erinnert mich stark an meine Jugend und die damalige Geisteshaltung. Ich stosse mich auch ein wenig an dem 'kein' - bzw. sehe ich nicht recht, was Du damit meinst. Ansonsten: Daumen hoch!
Gruss
Margot
Hi Fabian
Ich kann mich den anderen nur anschliessen: Sehr schöner Text. Erinnert mich stark an meine Jugend und die damalige Geisteshaltung. Ich stosse mich auch ein wenig an dem 'kein' - bzw. sehe ich nicht recht, was Du damit meinst. Ansonsten: Daumen hoch!
Gruss
Margot
Zitat: |
Margot schrieb am 16.01.2007 18:45 Uhr: Huch, da klaut einer meine Trostkulissen! |
Und ich dachte schon, das wäre ein älterer Text von Fabian, den ich irgendwo schon einmal gelesen hatte.
Guten Tag, Fabian!
Einzig an der Stelle
hätte ich fast zu meiner komischen Schreibweise geneigt, die gelautet hätte:
Als schließlich aus den Träumen wir gerissen
Ansonsten aber mache ich es gerne und es fällt mir nicht schwer,
lauten Beifall zu zollen!
Aktuell, zutreffend nicht nur auf eine spezielle Gruppe, sondern auf Bühnen im weitesten Sinne.
Freundlichen Gruß!
Joame
Einzig an der Stelle
Zitat: |
Als sie uns schließlich aus den Träumen rissen |
hätte ich fast zu meiner komischen Schreibweise geneigt, die gelautet hätte:
Als schließlich aus den Träumen wir gerissen
Ansonsten aber mache ich es gerne und es fällt mir nicht schwer,
lauten Beifall zu zollen!
Aktuell, zutreffend nicht nur auf eine spezielle Gruppe, sondern auf Bühnen im weitesten Sinne.
Freundlichen Gruß!
Joame
Hallo Fabian,
habe ich Dein Gedicht jetzt derart missverstanden, das tatsächlich von einer Gruppe, einem Theater die Rede ist ?
Ich habe das "kein Theater" so aufgefasst wie "keine große Sache", nur dass Du das Bild, das aus der Redewendung entsteht, dann im weiteren als Metapher gebrauchst.
In diesem Bild fand ich mich dann selbst im "wir", im Werden und Gehen der Inspirationen und Ideen der Generation(en). Das ist für mich auch schlüssig.
Deshalb habe ich mich nicht direkt inhaltlich zum Gedicht geäußert, als vielmehr darüber, zum Anlass sozusagen.
Gruß
Ulrich
habe ich Dein Gedicht jetzt derart missverstanden, das tatsächlich von einer Gruppe, einem Theater die Rede ist ?
Ich habe das "kein Theater" so aufgefasst wie "keine große Sache", nur dass Du das Bild, das aus der Redewendung entsteht, dann im weiteren als Metapher gebrauchst.
In diesem Bild fand ich mich dann selbst im "wir", im Werden und Gehen der Inspirationen und Ideen der Generation(en). Das ist für mich auch schlüssig.
Deshalb habe ich mich nicht direkt inhaltlich zum Gedicht geäußert, als vielmehr darüber, zum Anlass sozusagen.
Gruß
Ulrich
sorry, ich habe gerade Stress. Werde mich bald ausführlich äußern.
Danke schon mal für die Kommentare.
Kurz: Es geht nicht um eine bestimmte Theatergruppe. Ich habe nur versucht, das Thema auf dieses Medium zu übertragen, die Bilder zu nutzen. Die 68'ger sind durchaus eine Gruppe, die ich auch im Sinn hatte.
Es geht um verlassene oder gescheiterte Wege, Visionen, die vergessen wurden, oder einfach Werte, die sich selbst überholt haben. So in etwa.
Dabei schien mir dieses Objekt "Dichtung/Theater" sehr passend, weil es den Zeitgeist spiegelt.
So, ich muss weg.
Gruß, Fabian
Danke schon mal für die Kommentare.
Kurz: Es geht nicht um eine bestimmte Theatergruppe. Ich habe nur versucht, das Thema auf dieses Medium zu übertragen, die Bilder zu nutzen. Die 68'ger sind durchaus eine Gruppe, die ich auch im Sinn hatte.
Es geht um verlassene oder gescheiterte Wege, Visionen, die vergessen wurden, oder einfach Werte, die sich selbst überholt haben. So in etwa.
Dabei schien mir dieses Objekt "Dichtung/Theater" sehr passend, weil es den Zeitgeist spiegelt.
So, ich muss weg.
Gruß, Fabian
Da las ich doch heute etwas in einem anderen Thread und plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich auch noch eine Baustelle habe.
@Erebus: Dein Kommentar hat selbst etwas Lyrisches. Stimmt alles, was du sagst. Aber das mit dem "als Zufall zufällt" ist schon etwas mehr eine Eigenverschuldung, ob nun aus Inkonsequenz, verlorenen Idealen oder fehlendem Realismus.
Die einfache Sprache ist mir meistens wichtig, denn der Text muss ohne
hochgestochene Schnörkel auskommen, denn so kann er am ehesten für sich selbst sprechen. Ich halte auch nichts von großer Kryptisierung, denn wenn ich etwas entschlüsseln will, dann hole ich mir ein Rätselheft am Kiosk. Schön, dass dir das gefällt.
Auch dein zweiter Kommentar ist absolut treffend.
Vielen Dank.
@Al: Danke dir, du, der sogar sprachlos noch einen ziemlich langen Kommentar aus dem Ärmel schüttelt. Freut mich natürlich, wie du es siehst und dass du nichts zu meckern hast, weil ich ja weiß, dass du aufrichtig und ohne Rücksicht jede kleine für dich erkennbare Schwäche ansprichst.
Deine Analyse trifft es absolut und die "Gruppe" habe ich ja als tragendes Stilmittel erklärt (mein Schmerz über den Verfall der klassischen Lyrik hin zur modernen und pompösen Lyrik spielte übrigens auch eine Rolle für diese Wahl) Ich fand sie sehr schön übertragbar auf eben all diese anderen Gruppen und Situationen. Wie ich schon sagte, kamen mir die 68'ger auch in den Sinn.
@Margot: *g* du hast nicht ganz Unrecht. Als ich damals dein Gedicht las, fand ich die "Trostkulissen" klasse und sie waren in meinem Hinterkopf gespeichert. Ich habe deswegen nicht dieses Gedicht geschrieben, aber ich kann nicht ausschließen, dass ich ohne dein Werk nicht auf dieses herrlich plakative und doch einfache Wort gekommen wäre.
Es wurde öfter angesprochen, aber ich will es hier mal erklären: Mit "kein Theater" ist zum einen die Darstellung, das richtige Theater als Bild gemeint, aber darüber hinaus auch die Redewendung "Theater machen". Es soll also aussagen, dass man so eingestellt war, dass jede Form von Zustimmung ein Rückschritt wäre. Es musste immer Theater gemacht, also sich dagegen aufgelehnt werden. Weil man es ja besser wusste.
Scheinbar ist das doch etwas zu undeutlich. Beim Schreiben war es mir völlig klar, was ich meinte.
@Joame: Danke auch an dich natürlich. Deine Erkenntnis ist doch klasse. Es hätte sich auch wirklich komisch angehört, finde ich.
Schön, dass es so rüber kommt.
Gruß, Fabian
@Erebus: Dein Kommentar hat selbst etwas Lyrisches. Stimmt alles, was du sagst. Aber das mit dem "als Zufall zufällt" ist schon etwas mehr eine Eigenverschuldung, ob nun aus Inkonsequenz, verlorenen Idealen oder fehlendem Realismus.
Die einfache Sprache ist mir meistens wichtig, denn der Text muss ohne
hochgestochene Schnörkel auskommen, denn so kann er am ehesten für sich selbst sprechen. Ich halte auch nichts von großer Kryptisierung, denn wenn ich etwas entschlüsseln will, dann hole ich mir ein Rätselheft am Kiosk. Schön, dass dir das gefällt.
Auch dein zweiter Kommentar ist absolut treffend.
Vielen Dank.
@Al: Danke dir, du, der sogar sprachlos noch einen ziemlich langen Kommentar aus dem Ärmel schüttelt. Freut mich natürlich, wie du es siehst und dass du nichts zu meckern hast, weil ich ja weiß, dass du aufrichtig und ohne Rücksicht jede kleine für dich erkennbare Schwäche ansprichst.
Deine Analyse trifft es absolut und die "Gruppe" habe ich ja als tragendes Stilmittel erklärt (mein Schmerz über den Verfall der klassischen Lyrik hin zur modernen und pompösen Lyrik spielte übrigens auch eine Rolle für diese Wahl) Ich fand sie sehr schön übertragbar auf eben all diese anderen Gruppen und Situationen. Wie ich schon sagte, kamen mir die 68'ger auch in den Sinn.
@Margot: *g* du hast nicht ganz Unrecht. Als ich damals dein Gedicht las, fand ich die "Trostkulissen" klasse und sie waren in meinem Hinterkopf gespeichert. Ich habe deswegen nicht dieses Gedicht geschrieben, aber ich kann nicht ausschließen, dass ich ohne dein Werk nicht auf dieses herrlich plakative und doch einfache Wort gekommen wäre.
Es wurde öfter angesprochen, aber ich will es hier mal erklären: Mit "kein Theater" ist zum einen die Darstellung, das richtige Theater als Bild gemeint, aber darüber hinaus auch die Redewendung "Theater machen". Es soll also aussagen, dass man so eingestellt war, dass jede Form von Zustimmung ein Rückschritt wäre. Es musste immer Theater gemacht, also sich dagegen aufgelehnt werden. Weil man es ja besser wusste.
Scheinbar ist das doch etwas zu undeutlich. Beim Schreiben war es mir völlig klar, was ich meinte.
@Joame: Danke auch an dich natürlich. Deine Erkenntnis ist doch klasse. Es hätte sich auch wirklich komisch angehört, finde ich.
Schön, dass es so rüber kommt.
Gruß, Fabian
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