#1

Platzmangel

in Diverse 25.01.2007 00:07
von Motte (gelöscht)
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Manchmal scheint, da ist kein Platz mehr,
alles in sich zugestellt,
ist kein Zugang, auch kein Frieden,
nur begrenzt die eigne Welt.

Wie bloß schiebt man das zur Seite,
was da passt durch keine Tür.
Kann man es nicht einfach knicken?
Nein – dann bleibt es grade hier.

Bleibt nur eines: Lässt man´s ruhen,
zwingt es nicht zum Widerstand,
Ignoranz ist eine Tugend
- wieder einmal gut erkannt!

Und sobald du etwas andres
mit dir selbst anfangen musst,
räumt es sich von selber auf
und verliert zu sein die Lust.


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#2

Platzmangel

in Diverse 25.01.2007 10:09
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Motte!

Im Prinzip gut geschrieben,
zwingt es, nachzudenken,
um die Aussagen erfassen zu können.

Mir fiel in Z6 die Wortstellung auf
'was da passt durch keine Tür'.
In Z8 eine Störung, ansonsten
bis zum Schluß durchgehender Rhythmus.

Schnell gesehen, böte sich an:
für Z 6:
paßt es doch durch keine Tür
für Z 7,8:
Könnte man es einfach knicken,
bliebe es gerade hier.


Es grüßt
Joame

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#3

Platzmangel

in Diverse 25.01.2007 10:13
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte

Zitat:

Kann man es nicht einfach knicken?
Nein – dann bleibt es gerade hier.



Das gefällt mir am Besten. Sehr launiges Gedicht. Aber die Schlussfolgerung entspricht nicht meiner Lebenswirklichkeit. Gerade die Dinge, die ich ignorieren, verdrängen möchte, entwickeln gerade dann eine außerordentlich aufdringliche Präsenz, wenn ich es gar nicht gebrauchen kann. Z.B. Ehefrauen.


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#4

Platzmangel

in Diverse 31.01.2007 16:39
von Motte (gelöscht)
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@joame
dank dir für die rückmeldung! ich habe an einer stelle ausgebessert, da wo die metrik schief war:

"Nein – dann bleibt es grade hier."

..und mich aber für diese klitzekleine änderung entschieden, weil dieser schnoddrige, umgangssprachliche tonfall eigentlich in meiner absicht lag.

@brot
da muss ich dir recht geben. (auch, wenn ich jetzt eigentlich gewillt bin, die übergangene ehefrau zu verteidigen )
aber das lyrI soll hier auch garkeine verallgemeinerbaren lebensphilosophischen weisheiten von sich geben, sondern wollte bloß ein bißchen seine trotzigkeit ausdrücken.. in dem trotz oder der launenhaftigkeit liegt ja auch (hopefully) der umstand angedeutet, dass dieses "ding im wege" doch nicht so leicht wegzudenken ist. man kann´s ja mal damit versuchen, dass man sich einfach "überheblich" nicht mehr drum kümmert, auch wenn das dann eine vieler methoden ist, die eben nicht funktioniert.

vielen dank euch beiden für die statements!

liebe grüße,
motte

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#5

Platzmangel

in Diverse 01.02.2007 12:51
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Motte

Dein Thema gefällt mir schon auf Anhieb und aus Veranlagung.
Auch die drei ersten Zeilen kommen geschmeidig bei mir an. Der Friede scheint mir zwar ein wenig fehl am Platz, weil so hoch gegriffen -ich würd's bei der Ruhe belasse- aber er ist vertretbar.

In S1Z4 stört mich das "nur" und die Syntax, wie sie sich zum Reime biegt.
Eine solche Biegungen taucht dann nochmals in S4Z4 auf und verhaftet bleibend in Durchmengung mit der Conclusio.
Das verdirbt mir den Eindruck.

In S3Z1 würde ich die Elisionen tauschen: "Bleibt nur eins: Lässt man es ruhen,"
Der Vers S3Z4: "- wieder einmal gut erkannt!" gefällt mir nicht, da ist zu viel Leerlauf.
In S4 stört mich zudem das "selbst" - "selber"

Prinzipiell ist mir die Sprache zu dürftig, zu schlicht, in meinen Augen verleiht sie dem Gedicht etwas Sinnspruchhaftes, und ob dass dann so stimmt, wurde bereits angezweifelt.

Zudem ist die thematische Logik nicht durchgehend - wenigstens empfinde ich es so:
Die anfängliche Verbautheit, die mir als Thema sehr zusagt, geht bereits in S2 in die Störung durch Ungelegenes über, also eine andere Thematik.

Ich persönlich komme damit klar, wenn Dinge zur rechten Zeit geklärt werden und dafür müssen sie manchmal in die Warteschleife. Aber das ist ja etwas anderes als die anfänglich von mit gedachte Unerfüllbarkeit, das leere Drängen.


Liebe Grüße

Ulrich

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#6

Platzmangel

in Diverse 05.02.2007 22:16
von Motte (gelöscht)
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Hallo Ulrich,

danke dir für deine Antwort! Ich sehe, da wären noch manche Dinge überdenkenswert. Zurechtgebastelte Syntaxen sind natürlich zu Recht zu kritisieren – jedenfalls wenn die Verrenkungen allzu akrobatisch werden.
In der ersten Strophe empfinde ich es nicht als so schlimm, was wahrscheinlich wieder mal daran liegt, dass ich sie mir „zurechtgelesen“ habe. Aber es klingen mir auch Gedichte im Ohr, wo gerade um einer bestimmten Wirkung willen – z.B. Spitzfindigkeit, Ironie - solche Syntax gebraucht wird. Leider fällt mir kein Beispiel ein, aber ich Suche danach..

Was die Leerlaufzeile angeht, gebe ich dir ganz Recht. Die ist eigentlich nur ein Strophenfüller. Hmm..

Thema Elisionen… Ich kenne viele Online-Dichter, die Elisionen ganz und gar verabscheuen, daher bin ich schon oft deswegen kritisiert worden.. Mittlerweile versuche ich sie – wenn – dann sehr bewusst einzusetzen und auf keinen Fall gehäuft. Ich denke nicht, dass man einen Vers „immer so umbauen muss, dass scheußliche Elisionen vermieden“ werden. Hier finde ich sie nach wie vor okay, weil der Ausspruch „Lässt man´s ruhen!“ dadurch seine Umgangssprachlichkeit behält, auch das Floskelhafte, leicht Dahingesprochene wie „Was soll´s“ oder „Schwamm drüber“.

Peinlich, aber ich musste erst noch mal googlen, um mir den Unterschied zwischen „selbst“ und „selber“ klar zu machen:

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,314542,00.html

Literarisch gesehen, war meine Wahl eigentlich untadelig. Aber ich widerspreche mir, wenn ich das jetzt hochhalte, weil ich ja die ganze Zeit die Umgangssprachlichkeit verteidige und konsequent sein müsste.

Ja, die Sprache ist nicht gerade großartig, opulent, originell! Ich dachte, das kann ich mir schon mal leisten... Schlichtheit muss ja kein Mangel sein. Das Problem ist wohl, dass die Aussage so verallgemeinert - oder wie du sagst sinnspruchhaft - rüberkommt. Gedichte müssen ja nun nicht unbedingt „das Richtige“ aussagen, aber ich muss das, was dieses aussagt wohl noch mehr an das lyrI binden – oder die Aussage polarisieren, also ins Absurde übersteigern..

Und zu Thematik und Inhalt: Ich verstehe nicht so richtig, warum das Bild/ Thema deiner Meinung nach nicht durchhält. Da ist etwas, was dem lyrI die Sicht, das Leben verstellt, verbaut – offensichtlich etwas im eigenen Kopf und zwar eine bestimmte, greifbare Sache. Und das möchte es los werden und zwar am Besten auf der Stelle!
In der ersten Strophe wird die Verbautheit im Allgemeinen angesprochen, in der zweiten kommt dann die Spezifizierung ohne klar zu benennen, um was es sich handelt.

Es scheint mir, dass du hier das Problem mit der „Sinnspruchhaftigkeit“ nochmal ansprichst, denn es geht eigentlich nicht darum zu sagen, dass es blöd oder nicht blöd ist, Dinge zum falschen Zeitpunkt klären zu wollen, sondern nur um den Gemütszustand des lyrI.. (auch wenn es vor lauter Ungeduld und Ärger die falsche Methode wählt..)

Jedenfalls hat mir deine Kritik sehr geholfen! Kurz und bündig die Schwachstellen preisgebend. Danke dir!

Liebe Grüße,
Motte

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#7

Platzmangel

in Diverse 06.02.2007 13:56
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Motte,

Mit den Elisionen weißt Du selbst am besten, wie Du verfährst. Es gibt eben verschieden "Sprachgefühle".

in S4 meinte ich selbstverständlich das nahe Auftreten der sehr ähnlichen Worte „selbst“ und „selber“, nicht deren grammatikalisch korrekten Einsatz, den ich durchaus richtig empfand. Nein, mir ging es einfach um die Wiederholung des selben Wortstammes.
Ich selber finde es oft blöde, wenn mir jemand erzählen will, er habe einen besseren Vers, eine bessere Strophe zu bieten. Deshalb sage ich so etwas auch nicht- es wäre nämlich falsch, weil das Ding, das ich jetzt zusammensetzte keinesfalls besser ist. Aber es zeigt eben Möglichkeiten auf:

Und sobald du etwas andres
mit dir anzufangen hast,
räumt es sich von selber auf,
weicht- und ist nicht länger Last.

Und sobald du etwas andres
mit dir anzufangen weißt,
räumt es sich von selber auf,
packt- und ist schon abgereist.



Zitat:

Ich verstehe nicht so richtig, warum das Bild/ Thema deiner Meinung nach nicht durchhält. Da ist etwas, was dem lyrI die Sicht, das Leben verstellt, verbaut – offensichtlich etwas im eigenen Kopf und zwar eine bestimmte, greifbare Sache. Und das möchte es los werden und zwar am Besten auf der Stelle!
In der ersten Strophe wird die Verbautheit im Allgemeinen angesprochen, in der zweiten kommt dann die Spezifizierung ohne klar zu benennen, um was es sich handelt.


Ach, dass ist ganz einfach erklärt. Ich fand in S1 keinen Hinweis auf etwas speziell Verbauendes, vielmehr schien mir Zugangslosigkeit, In-Sich-Verstelltheit ohne konkreten Anlass gemeint zu sein. Diese Antriebslosigkeit wegen grundsätzlicher Verwirrung der Dinge, nicht die, weil etwas Ungelegenes hinzu tritt. Das - ich sehe es ein - war meine ganz persönliche Sicht, ich hätte wohl Deine Intension erkennen können, wenn ich mich nicht so auf meine versteift hätte.

Jedenfalls freut es mich, wenn Dir mein Kommentar etwas sagte.

Lieber Gruß

Ulrich
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#8

Platzmangel

in Diverse 06.02.2007 15:54
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Es hat nur einen kleinen Beigeschmack,
das Wort 'andres', das offenkundig anderes heissen soll,
somit and'res zu schreiben wäre.

Mit Gruß
Joame
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