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Morges
Der See liegt so, als gäb es zu bedenken,
wieso die weissen Boote westwärts lenken
und weder ihn noch etwas andres bangen.
Vereinzelt sieht man Kinder, die mit Stangen,
im trüben Grund nach längst Verschollnem suchen.
Vom nahen Markt hört man die Fischer fluchen –
weil heute wieder wenig in den Netzen blieb -,
als könnte man das Fehlen so, gleich einem Dieb,
in schwere Eisenketten legen. Im Bistro
am alten Quai, spielt man die Lieder von Bécaud
und lädt mich ein mit ihnen mitzusingen.
Und während noch die Zweifel mit mir ringen,
befällt mich plötzlich, ohne Sinn doch voller Qual,
ein Déjà-Vu. Ich sitze da, wie dazumal
und spiele mit dem Ring an meinem Finger:
Die Wünsche wurden klein, doch nicht geringer.
© Margot S. Baumann
Hallo Marge,
das wirkt auf mich formal sehr rund mit einem schönen Lese- und Erzählrythmus, doch sehr assoziiert, so als hätte sich das Bild beim Schreiben entwickelt.
Ich mag ja bei Deinen Landschaftsgemälden, wie ich sie jetzt mal nennen will, sehr die Stimmung. Es ist ein Seestück geworden, von Morges, und ein sehr ästhetisches dazu.
Dennoch drängte sich mir beim Lesen der Eindruck auf, dass die Kinder deshalb mit Stangen hantieren, weil zuvor die Boote den See nicht bangen, dass die Fischer nur deshalb fluchen, weil zuvor die Kinder suchen usw.
Vielleicht tue ich Dir unrecht, und es mag daran liegen, dass ich es einfach nicht gewohnt bin paargereimtes von Dir zu lesen, aber dieses Gefühl hindert mich am Träumen bei Deinen Versen und fügt sich für mich nicht völlig schlüssig zum großen Ganzen zusammen.
Aber ich gebe zu, dass ich auch schon ausgerechnet mit dem ersten Satz in der ersten Strophe meine liebe Not habe.
Der See liegt, er ist still, so dass man sich wundert, was ohne Brise die Schiffe westwärts treibt. Richtig? Aber was gibt es da zu bedenken? Bedenken ist etwas, was ich tue um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Was wäre das denn?
Und Richtungsangaben inform von Himmelrichtungen (westwärts) würde ich im Zusammenhang mit weiten Landschaften oder dem Meer verwenden. Bei einem See, der doch meist begrenzter ist, würde ich eher sowas wie die Nennung von Ufergebieten erwarten. Aber da leitet mich mein Sprachgefühl vielleicht irre.
Das Bild von dem Fehlen, das wie ein Dieb in Ketten gelegt werden möchte, gefällt mir am besten. Ansonsten, kein Anwärter auf meinen Lieblings-Baumann. Aber immerhin offensichtlich ein echter Baumann.
Viele Grüße,
GW
das wirkt auf mich formal sehr rund mit einem schönen Lese- und Erzählrythmus, doch sehr assoziiert, so als hätte sich das Bild beim Schreiben entwickelt.
Ich mag ja bei Deinen Landschaftsgemälden, wie ich sie jetzt mal nennen will, sehr die Stimmung. Es ist ein Seestück geworden, von Morges, und ein sehr ästhetisches dazu.
Dennoch drängte sich mir beim Lesen der Eindruck auf, dass die Kinder deshalb mit Stangen hantieren, weil zuvor die Boote den See nicht bangen, dass die Fischer nur deshalb fluchen, weil zuvor die Kinder suchen usw.
Vielleicht tue ich Dir unrecht, und es mag daran liegen, dass ich es einfach nicht gewohnt bin paargereimtes von Dir zu lesen, aber dieses Gefühl hindert mich am Träumen bei Deinen Versen und fügt sich für mich nicht völlig schlüssig zum großen Ganzen zusammen.
Aber ich gebe zu, dass ich auch schon ausgerechnet mit dem ersten Satz in der ersten Strophe meine liebe Not habe.
Der See liegt, er ist still, so dass man sich wundert, was ohne Brise die Schiffe westwärts treibt. Richtig? Aber was gibt es da zu bedenken? Bedenken ist etwas, was ich tue um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Was wäre das denn?
Und Richtungsangaben inform von Himmelrichtungen (westwärts) würde ich im Zusammenhang mit weiten Landschaften oder dem Meer verwenden. Bei einem See, der doch meist begrenzter ist, würde ich eher sowas wie die Nennung von Ufergebieten erwarten. Aber da leitet mich mein Sprachgefühl vielleicht irre.
Das Bild von dem Fehlen, das wie ein Dieb in Ketten gelegt werden möchte, gefällt mir am besten. Ansonsten, kein Anwärter auf meinen Lieblings-Baumann. Aber immerhin offensichtlich ein echter Baumann.
Viele Grüße,
GW
_____________________________________
Hi GW
Du hast mich erwischt! Es waren keine Stangen, sondern Stöcke und die Fischer fluchten auch nicht, es war mehr ein Jammern.
Ich verstehe Deinen Einwand, aber ich könnte genau so gut sagen, dann sind ja alle Reime in allen Gedichten gesucht. Weil, nur in ganz seltenen Fällen kann man das Geschehen so verknüpfen, dass es 1:1 berichtet, erzählt und gleichzeitig bildhaft Gefühle und Stimmungen vermittelt und sich auch noch wunderbar reimt. Oder denkst Du, Rilke habe die Pupille nicht nur aus diesem Grund gewählt, weil sie sich so schön auf Wille reimt? Blick oder Auge etc. wären ja auch möglich gewesen. Aber eben, Rilke ist halt Rilke und ich nur die Baumann.
Stimmt, man ist von mir den Paarreim nicht gewohnt. Ich schrieb das Stück, weil ich erst kürzlich wieder in einer Kritik las, dass man ihn „nur“ für Humorvolles und Leichtes gebrauchen sollte. Solche „Regeln“ locken mich immer dazu, sie zu brechen, aber wahrscheinlich bin ich nicht gut genug, um den Regelbrecher zu spielen. *g
Der Ort, die Umstände und die Begebenheiten sind der Realität nachempfunden und lose miteinander verknüpft. Eine Erinnerung an meine letzte Reise an den Lac Léman, das Meer der Romandie. Es war kurz nach den letzten Winterstürmen und wo vorher noch der See getobt und geflutet hatte, lag er an diesem Tag ruhig da, als könnte ihn kein Wässerchen trüben *g. Mir ging damals durch den Kopf, ob die Segler sich nicht bewusst wären, dass er – der See also – sich nicht fragte, ob sie ihn nicht fürchteten oder Angst hätten, dass er gleich wieder losstürmen könnte. Quere Gedanken, je sais, das versuchte ich mit dem Anfang zu vermitteln. Hat wohl nicht funktioniert, schade.
Danke für die Rückmeldung und ich werde versuchen, das nächste Mal etwas allgemeingültiger zu schreiben. Ich studiere auch schon an einem Reim für Stöcke herum ....
Liebe Grüsse über den Teich!
Margot
Du hast mich erwischt! Es waren keine Stangen, sondern Stöcke und die Fischer fluchten auch nicht, es war mehr ein Jammern.
Ich verstehe Deinen Einwand, aber ich könnte genau so gut sagen, dann sind ja alle Reime in allen Gedichten gesucht. Weil, nur in ganz seltenen Fällen kann man das Geschehen so verknüpfen, dass es 1:1 berichtet, erzählt und gleichzeitig bildhaft Gefühle und Stimmungen vermittelt und sich auch noch wunderbar reimt. Oder denkst Du, Rilke habe die Pupille nicht nur aus diesem Grund gewählt, weil sie sich so schön auf Wille reimt? Blick oder Auge etc. wären ja auch möglich gewesen. Aber eben, Rilke ist halt Rilke und ich nur die Baumann.
Stimmt, man ist von mir den Paarreim nicht gewohnt. Ich schrieb das Stück, weil ich erst kürzlich wieder in einer Kritik las, dass man ihn „nur“ für Humorvolles und Leichtes gebrauchen sollte. Solche „Regeln“ locken mich immer dazu, sie zu brechen, aber wahrscheinlich bin ich nicht gut genug, um den Regelbrecher zu spielen. *g
Der Ort, die Umstände und die Begebenheiten sind der Realität nachempfunden und lose miteinander verknüpft. Eine Erinnerung an meine letzte Reise an den Lac Léman, das Meer der Romandie. Es war kurz nach den letzten Winterstürmen und wo vorher noch der See getobt und geflutet hatte, lag er an diesem Tag ruhig da, als könnte ihn kein Wässerchen trüben *g. Mir ging damals durch den Kopf, ob die Segler sich nicht bewusst wären, dass er – der See also – sich nicht fragte, ob sie ihn nicht fürchteten oder Angst hätten, dass er gleich wieder losstürmen könnte. Quere Gedanken, je sais, das versuchte ich mit dem Anfang zu vermitteln. Hat wohl nicht funktioniert, schade.
Danke für die Rückmeldung und ich werde versuchen, das nächste Mal etwas allgemeingültiger zu schreiben. Ich studiere auch schon an einem Reim für Stöcke herum ....
Liebe Grüsse über den Teich!
Margot
Hallo Marge,
mit den Reimen hast Du natürlich recht.
Was ich nur meinte, manchmal, und auch gerade bei Dir, ebenso wie bei Rilke, fällt es mir leicht den Text, die Geschichte zu lesen und die Reime klingen wie zufällig dazu wie die Melodie zum Lied und man summt beim Lesen freudig mit. Dieses Gefühl hatte ich bei diesem text nicht.
Aber wie Du ja schriebst ist dieser Text nicht assoziativ entstanden, sondern beruht, wie Du schriebst, auch einer Begebenheit. Daher trügt mich hier vielleicht auch mein subjektives Gefühl. Daher nicht gleich unter "hat nicht funktioniert" ablegen. Da würde ich doch vorher noch die eine oder andere Expertenmeinung einholen.
Viele Grüße,
GW
P.S.: Na gut. Neben Rilke lasse ich mal ein "nur die Baumann" so stehen. Aber sonst mal nicht so bescheiden sein.
mit den Reimen hast Du natürlich recht.
Was ich nur meinte, manchmal, und auch gerade bei Dir, ebenso wie bei Rilke, fällt es mir leicht den Text, die Geschichte zu lesen und die Reime klingen wie zufällig dazu wie die Melodie zum Lied und man summt beim Lesen freudig mit. Dieses Gefühl hatte ich bei diesem text nicht.
Aber wie Du ja schriebst ist dieser Text nicht assoziativ entstanden, sondern beruht, wie Du schriebst, auch einer Begebenheit. Daher trügt mich hier vielleicht auch mein subjektives Gefühl. Daher nicht gleich unter "hat nicht funktioniert" ablegen. Da würde ich doch vorher noch die eine oder andere Expertenmeinung einholen.
Viele Grüße,
GW
P.S.: Na gut. Neben Rilke lasse ich mal ein "nur die Baumann" so stehen. Aber sonst mal nicht so bescheiden sein.
_____________________________________
hi Marg,
nun der Text verdient eine Würdigung. Reim und Metrik, etwas ungewohnt zwar aber angenehm.
Morges, ja da kommen Bilder, Genfer See, dies herrliche Binnengewässer, das schon etwas von einem Meer hat. Boote, ja unzählige und sehr grosse auch. Ein Wasser, dass es in sich hat. Allein durch die Lage, zwischen den Bergen, ist es tückisch, gefährlicher als manches offene Gewässer.Warum hier die Boote westwärts fahren ist zwar nicht ganz klar, kommen doch hier Fallwinde extrem ins Spiel und nach einem Wettersturz fahren die Bootsführer wieder unbekümmert hinaus. Kinder mit Stangen, die nach Verlorenem im schlammigen Grund fische, Fischer deren Netze leer bleiben, Musik, französische Chansons, aus den unzähligen Bistros am modänen Seeufer. Klasse, ich kann sehr gut folgen. Dann das lyr.I. Es such, es fischt auch nach etwas Verlorenem.
Es erinnert sich an eine verlorene Beziehung, hier durch den Ring, dass Kettenglied der Bindung dargestellt. Es leidet noch, es hat Sehnsüchte, die unerfüllt blieben. Mir hat der Text gefallen. Das Bild kann ich nachvollziehen.
Gruss
Knud
nun der Text verdient eine Würdigung. Reim und Metrik, etwas ungewohnt zwar aber angenehm.
Morges, ja da kommen Bilder, Genfer See, dies herrliche Binnengewässer, das schon etwas von einem Meer hat. Boote, ja unzählige und sehr grosse auch. Ein Wasser, dass es in sich hat. Allein durch die Lage, zwischen den Bergen, ist es tückisch, gefährlicher als manches offene Gewässer.Warum hier die Boote westwärts fahren ist zwar nicht ganz klar, kommen doch hier Fallwinde extrem ins Spiel und nach einem Wettersturz fahren die Bootsführer wieder unbekümmert hinaus. Kinder mit Stangen, die nach Verlorenem im schlammigen Grund fische, Fischer deren Netze leer bleiben, Musik, französische Chansons, aus den unzähligen Bistros am modänen Seeufer. Klasse, ich kann sehr gut folgen. Dann das lyr.I. Es such, es fischt auch nach etwas Verlorenem.
Es erinnert sich an eine verlorene Beziehung, hier durch den Ring, dass Kettenglied der Bindung dargestellt. Es leidet noch, es hat Sehnsüchte, die unerfüllt blieben. Mir hat der Text gefallen. Das Bild kann ich nachvollziehen.
Gruss
Knud
Ha, da muss eben ein echter Seemann kommen, um es nachvollziehen zu können!
Danke für die lobenden Worte, Knud. Aber GWs Einwände sind sicher berechtigt. Trotzdem freut es mich natürlich, dass Du das Gedicht magst. Es kristallisiert sich eben immer wieder heraus, dass ich besser frei erfinden sollte und nicht immer wieder versuchen, Persönliches einzuflechten.
Besten Dank für den Kommentar.
Lieben Gruss
Margot
Danke für die lobenden Worte, Knud. Aber GWs Einwände sind sicher berechtigt. Trotzdem freut es mich natürlich, dass Du das Gedicht magst. Es kristallisiert sich eben immer wieder heraus, dass ich besser frei erfinden sollte und nicht immer wieder versuchen, Persönliches einzuflechten.
Besten Dank für den Kommentar.
Lieben Gruss
Margot
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