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#1
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Nacht in einer Rehaklinik
in Diverse 20.02.2007 21:20von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Nacht in einer Rehaklinik
Die frisch bezognen Betten riechen noch nach Chemikalien
und an der Zimmerdecke blinkt ein heller Autostrahl.
Der alte Mann von gegenüber schmiert mit Naturalien
ich fühl die Kälte und dass runde Pfannenedelstahl.
Dicht neben mir tropft leise Blut auf den Linoleumboden
der alte Mann von nebenan reißt sich die Nägel von den Zehen.
Ich kratze zur Beruhigung meine dicht behaarten Hoden
und würd am liebsten meine Sachen packen, durch die Türe gehen.
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, die junge Schwester Shiva
Und hoffe dass sie es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressiva.
Die frisch bezognen Betten riechen noch nach Chemikalien
und an der Zimmerdecke blinkt ein heller Autostrahl.
Der alte Mann von gegenüber schmiert mit Naturalien
ich fühl die Kälte und dass runde Pfannenedelstahl.
Dicht neben mir tropft leise Blut auf den Linoleumboden
der alte Mann von nebenan reißt sich die Nägel von den Zehen.
Ich kratze zur Beruhigung meine dicht behaarten Hoden
und würd am liebsten meine Sachen packen, durch die Türe gehen.
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, die junge Schwester Shiva
Und hoffe dass sie es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressiva.
#2
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Nacht in einer Rehaklinik
in Diverse 24.02.2007 10:54von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Nonverbal,
Deine dicht behaarten Hoden? Ich schau mir Dein Bild im Photothread doch noch mal ganz genau an !
Die frisch bezognen Betten riechen noch nach Chemikalien
und an der Zimmerdecke blinkt ein heller Autostrahl.
Der alte Mann von gegenüber schmiert mit Naturalien
ich fühl die Kälte und dass runde Pfannenedelstahl.
xXxXxXxXxXxXxXx (7)
xXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxX
7-hebige Jamben, da schlägst Du längenmäßig aber voll zu. Der Titel verheißt aber ja schon ein eher schweres Thema, da finde ich die Zeilenlänge aber (noch) durchaus pasend.
Der Autostrahl sagt mir aber nicht zu. Aus dem Zusammenhang wird klar, dass Du damit Scheinwerferlicht (wegen meiner auch "Autolichter") meinst, aber von einem Autostrahl spricht man da doch eher nicht, oder? Hm, eine vernünftige Alternative habe ich zwar nicht (nur und Autolicht blinkt an der Decke in dem Ruhesaal, was mich aber auch nicht recht überzeugt), aber da müsste sich doch etwas besseres finden können. Oder reibe nur ich mich an dem Autostrahl und die Bezeichnung ist üblich?
Die verschmierten Naturalien irritieren mich auch. Zuerst hatte ich verschmierte Exkrement vor Augen, bis mir auffiel, dass Du ja gar nicht von Fäkalien schriebst . Aber was für Naturalien verschmiert man denn? Ich habe jetzt gerade nochmal gegoogelt (da ich immer die juristische Naturalrestition vor Augen hatte): Wiki versteht unter Naturalien "landwirtschaftliche Naturerzeugnisse (Feldfrüchte, Vieh etc.)" oder allgemein "alles Natürliche (Tiere, Pflanzen, Mineralien etc.)". Schmiert der Mann nun eine Kuh oder Kieselsteine oder doch seinen Kot an die Wand? Hm...
Ach ja: in der letzten Zeile nur "das".
Dicht neben mir tropft leise Blut auf den Linoleumboden
der alte Mann von nebenan reißt sich die Nägel von den Zehen.
Ich kratze zur Beruhigung meine dicht behaarten Hoden
und würd am liebsten meine Sachen packen, durch die Türe gehen.
xXxXxXxXxXxXxXx (7)
xXxXxXxXxXxXxXxXx (8)
xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxXxXx
Du verlangst zwar eine etwas "schnoddrige" Aussprache (Li-no-leum, Be-rui-gung, zuvor auch schon Che-mi-ka-lien und Na-tu-ra-lien), das liegt mir persönlich aber recht gut und ist in meinen Augen machbar, auch wenn vielleicht einige Leser damit Schwierigkeiten haben könnten. Hier in den Zeilen 2 und 4 allerdings noch jeweils einen Jambus draufzusatteln, empfinde ich dann doch als etwas zu viel. Auch wenn sich die Nacht für das lyrische Ich sehr zäh hinzieht, sagt mir diese Umsetzung dann eher nicht zu. Apropos lyrisches Ich: da Du meines Wissens doch in einem Pflegeberuf tätig bist, hatte ich bis zur Str. 2 Z. 3 irgendwie Dich bei der Nachtwache vor Augen - da haben mir die Hoden des lyrischen Ichs meine Erwartungshaltung aber gehörig und zu recht um die Ohren gehauen ! Auch wenn das nichts mit der Qualität des Gedichtes zu tun hat, ist diese Zeile für mich deshalb das Highlight .
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, die junge Schwester Shiva
Und hoffe dass sie es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressiva.
xXxXxXxXxXxXxXxXx (8)
xXxXxXxXxXxXxXxXxXx (9)
Okay, die Nacht und das Warten nehmen kein Ende, das habe ich begriffen, muss aber gestehen, dass mir inzwischen 9hebige Jamben einfach keinen Spaß mehr machen. Die Idee finde ich zwar gut, gefallen finde ich am Ergebnis diesbezüglich dennoch nicht. Was aber gar nicht geht, ist das lang ersehnte Antidepressiva, die Einzahl dieses Medikamententyps ist doch Antidepressivum.
Nach eingehenden Namensrecherchen ( ) habe ich den albanischen Namen Fatlum gefunden; Fatlum bedeutet wohl "glücklich, Glück habend" und passt doch dann zum Antidepressivum wie die Faust aufs Auge:
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, den jungen Pfleger Fatlum
Und hoffe, dass er es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressivum.
Pfleger Fatlum ist allerdings ein Zungenbrecher und auf -a endend klingen die langen Zeilen irgendwie besser.
Dann vielleicht doch:
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt: die junge Schwester Shiva
Und hoffe, dass sie sie mir bringt, die lang ersehnten Antidepressiva.
Insgesamt mag ich die Zeilen aber ganz gern, obwohl ich so viel daran herumgemäkelt habe und ich eine Überarbeitung für sinnvoll halte.
Grüße,
Don
Deine dicht behaarten Hoden? Ich schau mir Dein Bild im Photothread doch noch mal ganz genau an !
Die frisch bezognen Betten riechen noch nach Chemikalien
und an der Zimmerdecke blinkt ein heller Autostrahl.
Der alte Mann von gegenüber schmiert mit Naturalien
ich fühl die Kälte und dass runde Pfannenedelstahl.
xXxXxXxXxXxXxXx (7)
xXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxX
7-hebige Jamben, da schlägst Du längenmäßig aber voll zu. Der Titel verheißt aber ja schon ein eher schweres Thema, da finde ich die Zeilenlänge aber (noch) durchaus pasend.
Der Autostrahl sagt mir aber nicht zu. Aus dem Zusammenhang wird klar, dass Du damit Scheinwerferlicht (wegen meiner auch "Autolichter") meinst, aber von einem Autostrahl spricht man da doch eher nicht, oder? Hm, eine vernünftige Alternative habe ich zwar nicht (nur und Autolicht blinkt an der Decke in dem Ruhesaal, was mich aber auch nicht recht überzeugt), aber da müsste sich doch etwas besseres finden können. Oder reibe nur ich mich an dem Autostrahl und die Bezeichnung ist üblich?
Die verschmierten Naturalien irritieren mich auch. Zuerst hatte ich verschmierte Exkrement vor Augen, bis mir auffiel, dass Du ja gar nicht von Fäkalien schriebst . Aber was für Naturalien verschmiert man denn? Ich habe jetzt gerade nochmal gegoogelt (da ich immer die juristische Naturalrestition vor Augen hatte): Wiki versteht unter Naturalien "landwirtschaftliche Naturerzeugnisse (Feldfrüchte, Vieh etc.)" oder allgemein "alles Natürliche (Tiere, Pflanzen, Mineralien etc.)". Schmiert der Mann nun eine Kuh oder Kieselsteine oder doch seinen Kot an die Wand? Hm...
Ach ja: in der letzten Zeile nur "das".
Dicht neben mir tropft leise Blut auf den Linoleumboden
der alte Mann von nebenan reißt sich die Nägel von den Zehen.
Ich kratze zur Beruhigung meine dicht behaarten Hoden
und würd am liebsten meine Sachen packen, durch die Türe gehen.
xXxXxXxXxXxXxXx (7)
xXxXxXxXxXxXxXxXx (8)
xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxXxXx
Du verlangst zwar eine etwas "schnoddrige" Aussprache (Li-no-leum, Be-rui-gung, zuvor auch schon Che-mi-ka-lien und Na-tu-ra-lien), das liegt mir persönlich aber recht gut und ist in meinen Augen machbar, auch wenn vielleicht einige Leser damit Schwierigkeiten haben könnten. Hier in den Zeilen 2 und 4 allerdings noch jeweils einen Jambus draufzusatteln, empfinde ich dann doch als etwas zu viel. Auch wenn sich die Nacht für das lyrische Ich sehr zäh hinzieht, sagt mir diese Umsetzung dann eher nicht zu. Apropos lyrisches Ich: da Du meines Wissens doch in einem Pflegeberuf tätig bist, hatte ich bis zur Str. 2 Z. 3 irgendwie Dich bei der Nachtwache vor Augen - da haben mir die Hoden des lyrischen Ichs meine Erwartungshaltung aber gehörig und zu recht um die Ohren gehauen ! Auch wenn das nichts mit der Qualität des Gedichtes zu tun hat, ist diese Zeile für mich deshalb das Highlight .
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, die junge Schwester Shiva
Und hoffe dass sie es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressiva.
xXxXxXxXxXxXxXxXx (8)
xXxXxXxXxXxXxXxXxXx (9)
Okay, die Nacht und das Warten nehmen kein Ende, das habe ich begriffen, muss aber gestehen, dass mir inzwischen 9hebige Jamben einfach keinen Spaß mehr machen. Die Idee finde ich zwar gut, gefallen finde ich am Ergebnis diesbezüglich dennoch nicht. Was aber gar nicht geht, ist das lang ersehnte Antidepressiva, die Einzahl dieses Medikamententyps ist doch Antidepressivum.
Nach eingehenden Namensrecherchen ( ) habe ich den albanischen Namen Fatlum gefunden; Fatlum bedeutet wohl "glücklich, Glück habend" und passt doch dann zum Antidepressivum wie die Faust aufs Auge:
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt, den jungen Pfleger Fatlum
Und hoffe, dass er es mir bringt, das lang ersehnte Antidepressivum.
Pfleger Fatlum ist allerdings ein Zungenbrecher und auf -a endend klingen die langen Zeilen irgendwie besser.
Dann vielleicht doch:
Ich höre auf den Fluren flinken Schritt: die junge Schwester Shiva
Und hoffe, dass sie sie mir bringt, die lang ersehnten Antidepressiva.
Insgesamt mag ich die Zeilen aber ganz gern, obwohl ich so viel daran herumgemäkelt habe und ich eine Überarbeitung für sinnvoll halte.
Grüße,
Don
finde ich ganz schön geschrieben, mit einigen plastischen Bildern. Den "Autostrahl" konnte ich gleich einordnen, hat mich nicht so gestört, obwohl don formal wohl Recht hat.
Heißt es nicht "DER Stahl"?
Finde ich nett zu lesen. Nichts Großes, aber unterhaltsam.
Gruß, Fabian
Heißt es nicht "DER Stahl"?
Finde ich nett zu lesen. Nichts Großes, aber unterhaltsam.
Gruß, Fabian
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