#1

titellos [Teil 1/x] (Erz)

in Zwischenwelten 15.05.2007 20:13
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo lebenlos und willkommen in der Suppe.

Worum geht’s? Da ist einer der soll für den Anderen was aufschreiben. Weil er es versprochen hat und weil er gut schreiben kann. OK. Der, der berichten wird, ist schmächtig, guckt böse und macht einen scheuen Eindruck auf mich. Nicht Ängstlich. Aber auch nicht sehr bedrohlich. Bisschen verschroben. Das Zusammentreffen zwischen Schreiber und Erzähler steht im Präsens. Und dann berichtet aber wohl der Schreiber wie er den anderen getroffen hat und warum er nun von dem was aufschreiben muss. Die Nummer mit Eduard Zimmermann Aktenzeichen XY als Cliffhanger funktioniert, aber die Überleitung musste ich trotzdem mehrmals lesen. Die rumpelte in meinen Ohren.


Es beginnt mit einem Spaziergang der detailliert beschrieben wird. Wie ist das Wetter, wo wird langmarschiert. Das hat also Gewicht? Jedes einzelne Detail? Ich frage, weil es mich ein wenig langweilte beim Lesen. Ebenso wie es mich beim Anfang schon langweilte, wenn fast minutiös der Stecker in die Steckdose gesteckt wird. Ebenso die Eisenbahnschienen, die an der einen Seite liegen, aber wir laufen ja auf der anderen Seite lang. Aha. Die alte Dame in der Kapelle störte mich nicht, aber das zweimalige schön, wirklich schön gemacht über das Kapellchen das strapazierte mich mehr. Das hier auch Vorzeichen für kommendes Unheil zu erkennen sein könnten - Gotteshaus mit betendem Mütterlein nebst totem(?) Gleis und eingeschlagenen Weg zum Friedhof, macht es nicht unbedingt besser für mich. Wir erfahren z.B. mehr Details über das Esszimmer als über den Erzähler selbst. Aber ist das wichtig, dass das Zimmer weiß gestrichen ist? Die allzuvielen ach so unwichtigen oder doch wichtigen Beiläufigkeiten ermüden mich eher. Kurzum : mit großem Vergnügen konnte ich es nicht durchlesen.

Ich finde es auch nicht klug den zweiten Teil wieder im Präsens zu schreiben. Es ist doch eine Rückblende, oder? Ich weiß nicht ob da das Präsens noch seine unmittelbare Wirkung entfalten kann? Wenn es keine ist, dann ist Dir die Verwirrung gelungen, aber ich glaube das würde mich wohl negativ irritieren.

Alles etwas vorläufig, weil alles noch in der Schwebe. Für mein Gefühl etwas zu langatmig für einen Beginn. Vielleicht sollte dieser XY Abschnitt ganz an den Anfang? Na mal lesen wie das hier weitergeht.
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#2

titellos [Teil 1/x] (Erz)

in Zwischenwelten 17.05.2007 12:29
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte

Zitat:

Wie kommst Du darauf dass dann der Schreiber erzählt wie er den Anderen trifft und er für ihn was aufschreiben muss?



Weil Du das mindestens angedeutet hat. Wenn Du etwas anderes hättest folgen lassen, wäre ich wohl überrascht und verwirrt gewesen.


Zitat:

Meinst Du ich müsste den "Sprung" in einen anderen Geschichtsteil besser aufzeigen? Ich dachte mir es könnte dann zu plump wirken. Mit dem Sternchen ¤ wollte ich dies anzeigen.


Nö. Das Sternchen ist schon OK. Nun bin ich nicht gerade ein Genie was deutsche Grammatik und Rechtschreibung angeht, also bitte genieße die folgenden Hinweise mit äußerster Vorsicht. Die folgende Stelle:


Zitat:

Ich wollte immer wissen, wie in dieser Fernsehsendung Aktenzeichen XY, wo Spaziergänger plötzlich eine Leiche im Wald finden, wie das wohl sein würde, wenn ich mal bei meinem Spaziergang durch den Wald, auf solch einen grausigen Fund stossen würde.
Was ich immer wissen wollte, erfüllte sich. Doch auf eine ganz andere Art und Weise, als ich es jemals angenommen hätte. Ich fand auch etwas, in so einem Wald.
«Mild, normal oder stark?», ruf ich aus der Küche.
«Egal, mild oder normal.»
Schicksal. Wäre ich damals nicht durch den Wald, den Hofener Wald in Sonthofen, im bayrischen Deutschland hinaufspaziert, dann würde ich den Kaffee jetzt wohl allein Trinken.


klänge für mich so gefälliger und richtiger :

Ich wollte immer schon wissen was für ein Gefühl es wäre oder was mit mir passieren würde, wenn ich bei meinen Spaziergängen durch die Wälder plötzlich auf eine Leiche stieße. Wie in dieser Fernsehsendung Aktenzeichen XY wo unbeteiligte Wanderer inmitten der Idylle einen grausigen Fund machen und so jäh aus ihrem Alltag gerissen werden.

Alles was ich wissen wollte, hatte sich erfüllt. Doch auf eine ganz andere Art und Weise, als ich es jemals angenommen hatte. Auch ich habe etwas in den Wäldern gefunden.


Ich habe die Worte umgesetzt und mich am Konjunktiv und Plusquamperfekt versucht. Wenn wir Schwein haben, dann guckt sich das hier noch einer an, der sich damit besser auskennt. Aber da haben wir wieder mal einen Beleg dafür, dass sicherer Umgang mit Grammatik und Rechtschreibung eigentlich notwendiges Rüstzeug für literarische Ausflüge und auch nicht unwesentlich für Kommentierungen sind – schäm. Zum Glück ist es aber auch nicht alles .


Zitat:

Nein… Jedes Detail hat kein Gewicht. Die gemütliche, touristische Erzählung hat Gewicht. Es ist in der Tat ein langweiliger Spaziergang. In dem er erzählt was er sieht.
Es ist kein Krimi oder Actionroman. Es soll auch den Leser in eine zu gemütliche Sicherheit wiegen. Die das Leben uns eben gibt. Und dann soll der Leser aus der Lethargie herausgerissen werden und sehen, dass das Leben nicht selbstverständlich so weitergehen kann, wie man annimmt. Durch das was er dann erlebt hat.



Zunächst zu den Details. Jedes Detail das Dir nicht wichtig ist und der Geschichte auch nicht dient, würde bei mir auf der Streichliste ganz oben stehen. Denn es ist schlicht überflüssig. Warum belästigst Du Dich und vor allem den Leser mit Überflüssigen Worten? Klar macht auch jedes Wort irgendwo Spaß, aber dann ist der Spaß auch mal vorbei und man sollte sich vielleicht von der Steckdose und weiß gestrichenen Räumen verabschieden. Ja, vielleicht sich sogar fragen, warum die beiden nicht gleich da sitzen wo sie am Ende sitzen? Warum die Schreibmaschine nicht schon auf dem Tisch steht und der Schreiber vielleicht nur noch ein Papier einspannt?

Ich neige auch dazu zu schwätzen und unwichtiges Zeugs zu erzählen. Aber wer schwätzt, erzählt nicht. Meine Meinung. Ich stelle mal die Behauptung auf, dass der durchschnittliche Leser dankbar für jedes unwichtige Wort oder Szene ist, die er nicht lesen muss. Es kann natürlich wichtig sein und Hinweis auf den Charakter einer Figur sein, wenn ich z.B. lese der hat seine Wohnung im Country Stil eingerichtet und mit Hirschgeweihen gepflastert. Aber eine weiß gestrichene Essecke? Mag ja sein, dass es einen Clou gibt, aber wenn Du ihn auch noch nicht kennst, lass es weg.

Die Frage Krimi oder Action Roman ist eigentlich nicht entscheidend hier. Manch einer beschreibt vielleicht eine Teetasse gefüllt mit kaltem Kaffee genossen auf Wim Wenders Balkon über Manieriertesheim so hinreißend und spannend aber versagt andererseits total beim Versuch eine Verfolgungsjagd auf einen Sprengstoffattentäter im Searstower zu beschreiben. Kurzum: es ist nicht das Sujet, dass den Unterschied macht. Den Leser zu langweilen ist immer verboten. Mit Vorsatz zu langweilen, ist allerdings eine Frechheit.

Jetzt zu der Idee eine gemütliche, idyllische Atmosphäre zu verbreiten und dann hammerhart mit dem Axtmörder oder mit einem sonst wie gearteten Bruch dieser Atmosphäre aufzuwarten und den Leser zu schockieren. Das ist OK. Das machen sau viele. Stephen King ist ein Meister darin langweilige Vorstadtfürze auf Veranden hocken und Bier saufen zu lassen. Das liest sich meist komisch und interessant. Obwohl es an sich pissameisenlangweilig ist. Dann aber öffnen sich die Höllenschlünde und das Nest versinkt im Abgrund. Der Film Poltergeist verfährt so. Spielberg baut auch gerne seine Filme so auf. Wer macht es eigentlich nicht so? Ich vermag nicht zu erkennen, warum Du bei Deiner Idee besonders langweilig werden musst? Also s.o.

Zu den Dialogen, die mir auch immer wieder schwer fallen, gebe ich Dir den Tipp, den ich mir heute morgen auch gegeben habe. Frag nach beim Profi. Z.B. Elisabeth Georges: Wort für Wort. Da gibt es einige interessante Kapitel über Dialoge. Warum werden sie verwendet? Was kann ich durch sie vermitteln? Und warum schreiben wir Dialoge anders als wir tatsächlich reden. Der Abschnitt und ihr Beispiel mit den Watergate Abschriften ist wirklich lehrreich.

Was ich auch vermutet habe und zumindest auch dort bestätigt gefunden habe, ist der „Trick“ Figuren mit bestimmten Redefiguren zu versehen. Ob das ein „Menschenskind“ oder ein „Gut dem Dinge“ ist. Das erspart dann zu erklären, wer grad spricht. Dann habe ich mir mal den Tipp geben lassen, dass die Figuren sich während der Unterhaltung auch bewegen oder auffällige Gesten machen können, um den Leser die Verfolgung des Gespräches zu erleichtern. Ich habe aber auch von anderen gehört, dass ein ständiges – sagte er, erwiderte sie, fragte er ungläubig, entgegnete sie schnippisch, besoff er sich traurig - auch schnell nervt.

Dialoge sind m.E. schwer aber ein gut gemachter Dialog ist Gewähr für Spannung und Dramatik. Gute Dialoge sind – glaube ich – nur möglich wenn Du Deine Figuren sehr gut kennst. Ihre Biographie etc. Viel Arbeit. Da hat Ceren es gut, ihre Figuren kennt sie genau und kann eigentlich aus dem vollen schöpfen. Eigentlich.

Präsens oder Vergangenheit? Es verwirrt mich halt, dass ein Abschnitt, der eindeutig in der Vergangenheit liegt auch im Präsens erzählt wird. Das die Geschichte des Anderen auch in der Vergangenheitsform erzählt werden wird, stört mich da nicht. Das ist liegt in der Logik der Geschichte, die Du erzählst. Aber dieser neuerliche Präsens Abschnitt nicht.

Entschuldige die Langatmigkeit meiner Antwort.

Gruß

Brot
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